Innovationen und Reproduktionen in Kulturen und Gesellschaften (IRICS) Wien, 9. bis 11. Dezember 2005

   
S E K T I O N E N
S E C T I O N S

Das Open Source Dorf

Leitung der Sektion/Anmeldung von Referaten bei:

Franz Nahrada (Wien)

The Open Source Village

Chair of the section/Suggestions, Abstracts, Contributions to:

Franz Nahrada (Wien)

Jedleseer Salon, Hotel Karolinenhof, Jedleseerstraße 75, 1210 Wien

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ABSTRACT:

Ziel dieser Sektion ist es, eine Fülle von transkulturellen Kooperationsprozessen sichtbar zu machen, die über die elektronischen Medien möglich und teilweise auch schon wirklich geworden sind - aber in Zukunft sicher überragende Bedeutung gewinnen werden. Es geht um solche Kooperationsformen, in denen der Austausch und das Zusammentragen von Know How, Modellen und Algorithmen für autonome und dezentrale Produktionsprozesse im Mittelpunkt steht. Wir laden dazu vor allem Menschen aus peripheren, isolierten und ländlichen Gebieten ein, damit sie thematisieren, was durch das Teilen des Wissens mit Menschen in ähnlichen Umständen erzielt werden kann oder erzielt werden sollte. Dabei stehen zunächst 2 vorbereitende Fragen im Raum:

  • Wie kann die Entwicklung des elektronischen Raumes der Materialisierung von solchen positiven Innovationen und der Fähigkeit zur freien und ungehinderten Reproduktion derselben dienlich gemacht werden? Wie sehr gibt uns das sehr erfolgreiche Modell der quelloffenen und freien Software ("Open Source") ein Paradigma dafür, das an die Stelle des patentierten und proprietären Wissens einen Allgemeinbesitz an Wissen herstellt?
  • Wie kann man sich den Prozeß der gemeinsamen Konstruktion und Innovation konkret vorstellen, wenn etwa von synchroner Telekooperation die Rede ist? Und wie materialisieren wir die Produkte unserer geistigen Arbeit über die flexible dezentrale Automation? Haben wir einerseits die überhaupt Entwurfssprachen für solche kooperativen Prozesse, und haben wir andererseits tatsächlich eine Technologieentwicklung und Produktpolitik, die die technologisch längst möglich gewordenen kleinen flexiblen Fabrikationseinheiten realisiert?

Und wenn wir eine positive Antwort auf die ersten beiden Fragen finden: Ist die auf dieser Basis erwachsende kooperative Kraft stark genug, der derzeit dominierenden neofeudalen Muster-Monopol-Industrie, die ihren Reichtum zunehmend nicht mehr aus direkter Produktion, sondern aus der rechtlich abgesicherten Kontrolle über die Reproduktion der "Kopiervorlagen" bezieht, ein alternatives Modell entgegenzusetzen?

Wir müssen also einen Blick auf den Stand einer Bewegung werfen, welche als "Creative Commons" von sich reden macht.

Dann können wir vielleicht auch daran denken, uns mit Regierungen und Industrien zusammenzutun, die an die Grenzen des herrschenden ökonomischen Systems und an seine fundamentale Nichtnachhaltigkeit gestoßen sind. Dann kann vielleicht auch ein neuer Sozialvertrag entstehen, dessen Ausprägung im einzelnen Gegenstand der Fragestellung ist. Dann kann auch die Nützlichkeit und Relevanz der Behauptung geprüft werden, daß das Dorf als Lebensform durch die Kombination lokalen Ressourcenreichtums und globalen Supports eine Renaissance vor sich hat. Und wenn diese Frage mit ja beantwortet wird, wäre es natürlich höchst reizvoll, sich diese Globalen Dörfer des 21. Jahrhunderts genauer vorzustellen. Und zuletzt zu entdecken daß es einige davon schon gibt.

ABSTRACT:

The goal of this section is to give room to a lot of transcultural processes of cooperation - namely, with the means of electronic media that enable people all over the world to improve and strengthen their local circumstance and duality of life by pooling know how, models, algorithms for autonomous use. We invite especially people from peripheral, isolated and rural areas to show what they could achieve or would like to achieve by sharing knowledge with people in similar circumstances.

  • How do we combine the development of cyberspace with the materialization of positive innovation and with the ability of free and unhindered reproduction? How do we link up as communities locally and globally? How much does the very successful Open Source Model of software development help?
  • How do we construct and innovate together with synchronous telecooperation, and how do we materialize the products of our mental work as endlessly reproducible products of decentralized flexible automation? Design languages are equally needed as small, decentralized fabrication units, but do we really possess these tools?

If we find an answer to the first two questions: Will the force emerging on this base be strong enough to challenge the current dominant neo-feudalist economy, which derives its wealth from its ever increasing control of global property reproduction rights of any kind? A look at the state of the creative commons as a sphere of free innovation and reproduction will be needed.

Can we even team up with governments and industries, when we realize that the current economic system is highly unsustainable? And if so - what will be the new social covenant?

Is it useful and helpful to say that the village faces unexpected retrieval and renaissance as a place of local cooperation with global support? And if yes: what will those Global Villages of the 21st century look like? Are there possibly some already in existence?


ReferentInnen / Speakers

Freitag, 9.12.2005

  • 14:00 – 14: 45 Franz Nahrada (GIVE Forschungsgesellschaft, Wien, Österreich)
    GIVE us more future. Subsistencia neolítica oder Subsistencia telemática: Die Produktionsrevolution aus dem www und das Missverständnis der isolierten Subsistenz

  • 14:45 - 15:15
    Uwe Christian Plachetka (Wien, KONAK)
    The Indian Summer of ‘69. Open-source - food systems für Inkastädte unter chaotischen Klimabedingungen als "revolutionäre Errungenschaft"
    [ABSTRACT]

  • 15:15 – 15:30 Kaffeepause

  • 15:30: 16:00
    Wilfried Hartl (Bioforschung Austria, Wien, Österreich)
    Moray. Der Biocomputer und das landwirtschaftliche Informationssystem des Inkareiches. [ABSTRACT]

  • 16:00 – 17:00 Diskussion

  • 17:00 – 17:30
    Wolfgang Kromp (Institut für Risikoforschung, Wien, Österreich)
    Entwicklungshilfe einmal umgedreht: Oil Peak und die Sicherheitsumgebung Österreichs.Risikoszenarien durch die Abhängigkeit der Landwirtschaft vom Erdöl

  • 17:30 – 18:00 Helmut Lukas (Österreichische Akademie der Wissenschaften, Wien, Österreich)
    Global Information flows for coping Disasters in Southeast Asian: An Anthroplogical Perspective for the Global/Local Information Interface.

  • 18:00 – 18:30
    Werner Stenzel (Institut für Amerikanologie, Wien, Österreich)
    Kulturelle Kreativität versus essentialistische Kulturkonzepte. Das Phänomen des epimesoamerikanischen "Horizons“ als indigene Reaktion auf die spanischen Einmischer und Putschisten im alten Mexiko (vulgo "Conquistadores“)

  • 18.30 – 19:00
    John Earls (Pontificia Universidad Católica del Peru) (Vorlesung eines unveröffentlichten Manuskripts)
    Rotative Hierarchien und Riten als "social software“.Die Quellcodes der INCMAS- Technologie

  • 19:00 – 19:45 Kaffee- und Essenspause

  • 19:45 – 20:15
    Filmvorführung: Proyecto McKnight
    Dezentrale bäuerliche Einheiten und ihre Produktions- und Vermarktungsstrategien zwecks Erhalts eines Zentrums originärer Biodiversität.

  • 20:15 – 21:00
    Schlussdiskussion: Fragestellung laut Zielvorgabe auf die Show-cases herunter gebrochen


Innovations and Reproductions in Cultures and Societies
(IRICS) Vienna, 9. - 11. december 2005

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WEBDESIGN: Peter R. Horn 2005-11-22