In der Forschung des Widerstandes galten bis jetzt zwei grundlegende Zugänge:
1. ein rein ethisch-moralische, vor allem unter Dissidenten verbreiteter
a) ein rein ästhetisch-künstlerisch-literarischer, der die Entwicklung neuer Politik untersucht
b) Der Widerstand als Kulturstrategie ist ein immer vermiedenes Thema.
2. In meiner Dissertation widme ich mich vor allem den Strategien in der Kultur der sechziger und siebziger Jahre in der Sowjetunion, sowohl vom Standpunkt der offiziellen Kultur als auch vom Standpunkt der "inoffiziellen", "anderen", der Literatur des "Untergrundes". Ich sehe beide Komponenten der russischen Kultur (auch die Grauzone zwischen beiden) als ein Ganzes. In dem die Kommunikation erschwert oder sogar unmöglich gemacht wurde, was zu einem Aufeinanderprallen und zu Konflikten als Ausdruck der eigenen Standpunkte und Bedürfnisse führte. Der Konflikt ist also eine zugespitzte und spezifische Art der Kommunikation.
2. Wenn wir das Prinzip, das Ethik und Ästhetik zusammenfasst, die offiziellen und nichtoffiziellen Schichten der russischen Kultur der sechziger und siebziger Jahre, suchen, müssen wir in den archaischen Evoluzionsphänomenen nachforschen:
a) in der Psychoanalyse: vor allem im Ödipuskomplex, wo nach der Phase der Imitation (des Vaters durch den Sohn) es zu Ablehnung und Strafe (des Sohnes durch den Vater) kommt.
b) In der Mimesis der Kultur (R. Girard): jede Kultur ist auf Wiederholung, Imitation und zugleich Ablehnung, Innovation und neuem Ausholen gegründet.
Darum ist in jeder Kultur der Konflikt dieser Spannung angelegt.
