Innovationen und Reproduktionen in Kulturen und Gesellschaften (IRICS) Wien, 9. bis 11. Dezember 2005

 
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Beruf, Karriere, Wissenschaft und Gender. Ein Beziehungsgeflecht.

Brigitte Lichtenberger-Fenz (Wien) / Doris Ingrisch (Wien)

 

ABSTRACT:

Die nachhaltige männerlastige Einseitigkeit des Wissenschaftsbetriebes trotz formaler Gleichberechtigung und trotz Antidiskriminierungs- und Frauenförderprogrammen wirft die Frage nach den zugrunde liegenden Denk- und Vorstellungsmustern, nach den subjektiven Bedeutungen, Wertigkeiten, Identitäten und Lebensmodellen auf. Welche Bedeutung haben Beruf, Karriere und Wissenschaft für Frauen, welche für Männer? In einer qualitativen Studie konnten wir herausarbeiten, dass sich alle diese Faktoren im Berufsleben einer/s WissenschafterIn nicht voneinander trennen lassen. Sie stellen vielmehr ein interdependentes Beziehungsgeflecht dar, in dem der Beruf und die Berufsidentität die Grundlage bilden, die Wissenschaft jedoch das Ziel ist. Ernsthaftigkeit, Notwendigkeit und Unverhandelbarkeit des Berufes stellen die Basis für eine erfolgreiche Berufslaufbahn dar und schaffen damit zugleich die Voraussetzungen für eine Karriere, während der Bezugspunkt Wissenschaft die Legitimationsgrundlage dafür bietet. Karriere definiert sich somit durch die Bedeutungskoordinaten von Beruf und Wissenschaft.

Im Vortrag sollen diese Interdependezen näher ausgeleuchtet werden, wobei besonders darauf eingegangen wird, dass die Bedeutungsinhalte von Beruf – Karriere – Wissenschaft infolge unterschiedlicher historischer sowie soziokultureller Kontexte geschlechtsspezifisch konnotiert sind. In diesem Kontext werden die Unterschiede in den historischen und soziokulturellen Kontexten auszuführen sein, die unterschiedliche Wahrnehmungen und Sichtweisen erzeugen, welche sich in der Folge wiederum als handlungsrelevant erweisen (können). Beispiel Berufsidentität: Während die existenzsichernde Erwerbstätigkeit im männlichen Lebensmodell seit Jahrtausenden der Nabel aller Identität ist, eine Selbstverständlichkeit, die unhinterfragt das Rückgrat jeder männlichen Existenz darstellt, ist es im weiblichen Lebensmodell nach wie vor eine Option, die in einer bewussten und klaren Entscheidung gewählt werden muss, was nach wie vor den Berufsidentitäten von Frauen und Männern anders kontextualisiert.

Innovations and Reproductions in Cultures and Societies
(IRICS) Vienna, 9 - 11 december 2005

H O M E
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