nnovationen und Reproduktionen in Kulturen und Gesellschaften (IRICS) Wien, 9. bis 11. Dezember 2005

 
<< Instabilität und Zerfallsformen gesellschaftlicher Zusammenhänge / Instability and forms of deterioration in society

Behinderung im Spiegel von Inclusion und Exklusion

Kerstin Ziemen (Halle)

 

ABSTRACT:

Der Begriff Behinderung gilt in der Fachdebatte der Sonder-, Heil-, Rehabilitations-, Behinderten- aber auch integrativen Pädagogik als zentraler und gleichzeitig umstrittener.

Gelten behinderte Menschen nicht erst seit Neuerem als gesellschaftliche "Randgruppe", so zeigt sich an dieser die auf Differenzierung und Trennung ausgerichtete Gesellschaft, ebenso die soziale Ungleichheit und Prekarisierung. Wurde die Idee der Inclusion seit der UNESCO-Erklärung von Salamanca 1994 weltweit mit Bezug auf die Bildungssituation der von Behinderung betroffenen Kinder und Jugendlichen formuliert, gewinnt sie seit den späten 1990er Jahren auch im deutschsprachigen Raum Bedeutung. Die entscheidende und grundlegende Wende in Richtung "inclusive education" ist jedoch auch seit der Forderung von Salamanca bzw. der Diskussion im deutschsprachigen Raum nicht zu konstatieren. Inclusion zu favorisieren ohne die soziale Situation von behinderten Menschen zu berücksichtigen, die von Exklusion gekennzeichnet ist, verstellt den Blick für Entwicklungen.

Mögliche (Hinter)Gründe:

Behinderung ist nicht als etwas Persönliches, Individuelles zu entschlüsseln, sondern als Kollektives, Soziales und Gesellschaftliches. Dazu gilt es die Verhältnisse zwischen biologischer, psychischer, sozialer und gesellschaftlicher Ebene zu analysieren. Kernproblematik stellt die Isolation (Jantzen) dar und damit den Ausschluss aus gesellschaftlich anerkannten Feldern.

"Bilder", Vorstellungen und Konstruktionen um Behinderung erscheinen nach wie vor als negativ konnotiert. Behinderung gilt als Produkt der unaufhörlich in den Individualgeschichten reproduzierten Geschichte, die in den Denk-, Wahrnehmungs- und Handlungsschemata, d.h. dem Habitus (Bourdieu), eingeschrieben ist und den Anschein der Selbstverständlichkeit und Natürlichkeit hat.

Die Konstruktion von Behinderung hat die Verhältnisse zu berücksichtigen und die Zusammenhänge, die hinter der Erscheinungsweise sich im Verborgenen zeigen.

Tendenzen von Exklusion sind bis in das wissenschaftliche Feld (Integrationspädagogik) hinein zu konstatieren.

Innovations and Reproductions in Cultures and Societies
(IRICS) Vienna, 9 - 11 december 2005

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