Innovationen und Reproduktionen in Kulturen und Gesellschaften (IRICS) Wien, 9. bis 11. Dezember 2005

 
<< Die inter- und transdisziplinären Verhältnisse kultureller Vermittlung

Die aktuellen Fragen der (internationalen) Lukács-Forschung

Zoltán Zsávolya (Budapest, Győr)

 

ABSTRACT:

Der weltweit bekannteste, viel diskutierte und auch viel bestrittene ungarische Wissenschaftler (Philosoph und Ästhet) scheint trotz aller Unverhältnismäßigkeit seiner Leistung eigentlich fortdauernd und immer “aktuell“ zu sein. 2004 war er seit 33 Jahren tot und in diesem Jahr war die erste ungarischsprachige Publizierung seines historisch-philosophischen Pamflets “Die Zerstörung der Vernunft“ genau 5 Dezennien vorbei, 2005 feierte man aber seinen 120. Geburtstag, während die ungarische Übersetzung seines Hauptwerks “Die Eigenart des Ästhetischen“ eben zu dieser Zeit 40 Jahre alt war... Die Erforschung seines vielschichtigen und nicht in aller Hinsicht konsequenten oder koheränter Lebenswerkes zeigte im Laufe der Zeit selbst viele Strömungen, Gesichtspunkte und Vorurteile auf. Obwohl diese unterschiedlichen Interpretationen heute noch an und für sich von gewisser Interesse sei, erzielt mein Vortrag die Aktualität des Denkgutes von Georg Lukács eher von der Seite der inhaltlich-methodischen Problemstellungen der zeitgenössischen Philosophie-Discoursen in Ungarn zu fassen. Auf diesem Gebiet spielte sich als ein der interessantesten Geschehnisse seit der Wende im Jahre 1990 die Rezeption des angelsächsischen Pragmatismus und der analythischen Ansätze ab. Neben diesen Richtungen, die auch selbst gewisse ästhetische Affinität aufzeigen und an gewissen Stellen auf das Lukács-Œvre reflektieren, bestimmen literarische Hermeneutik und Dekonstruktion heute die einheimische Praxis der Textinterpretation. All diese Methoden diskutieren bereits seit Jahren und immer heftiger die Problematik der Repräsentation. Etliche von ihnen (namens die Hermeneutik) stellen ihrer eigenen “Rezeptionsästhetik“ eine angeblich total überholte “Repräsentationsästhetik“ gegenüber, derer Hauptvertreter (un)ausgesprochen Georg Lukács sein sollte. Weil die auf dieser bipolar-antipodischen Basis wirkenden Methoden mit einem emblematischen Zurgeltungkommen von gewissen internationalen Bestrebungen in der philosophisch fundoierten ungarischen Kultur- und Literaturwissenschaft gleichgesetzt werden können, scheint auch ihre Untersuchung nicht nur ein Teil der von Haus aus internationalen Lukács-Forschung zu sein, sondern sie stellt auch eine Beschäftigung dar, die Wert und Gewicht zeitgenössischer ungarischer Wissenschaft in internationalem Kontext im allgemeinen erwägt. - So etwas versucht nun der vorliegende Vortragstext.


Innovations and Reproductions in Cultures and Societies
(IRICS) Vienna, 9 - 11 december 2005

H O M E
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