Ehrenschutz: Bundespräsident Dr. Heinz Fischer

KCTOS: Wissen, Kreativität und
Transformationen von Gesellschaften

Wien, 6. bis 9. Dezember 2007

S E K T I O N E N

 

Ordnung im Übergang. Das Farbwort Blau im modernen Gedicht

Sektionsleiter/Vorschläge, Abstracts an:

Hartmut Cellbrot (Herford) [BIO]

Email: Hartmut.Cellbrot@gmx.de

 
ReferentInnen / Speakers   >>
 

ABSTRACT:

Die Geschichte der besonderen Symbolik der Farbe Blau reicht bis in die Anfänge der Weltkulturen zurück. Die Konjunktion von Blau und Transzendenz in der Tradition der religiösen europäischen Malerei erscheint bereits in der Spätantike. Die Karriere des Farbwortes in der neueren deutschsprachigen Literatur beginnt um 1800 und ist dort vor allem mit dem Namen Novalis, aber auch Goethe und Schiller verknüpft. Es wird Gegenstand ästhetischer Reflexion wie Medium der „Potenzierung“. Im 20. Jahrhundert gewinnt der Gebrauch des Farbwortes in der Lyrik eine eigene textkonstituierende Dynamik, wodurch es - nach dem "Tod Gottes" - zum multiplen Zeichen wie Anzeichen purer Grenzphänomene wird. Diese Funktion erhält Blau aber nicht durch einen ihm anhängenden semantischen Wert - eher figuriert es als semantische Kategorie, unter der etwas fraglich wird -, sondern primär aufgrund der Verwendung im dichterischen Feld. Dies führt zum Begriff der Topographie, der hier besagen soll, dass alles, was ist, nicht von seiner Gegebenheits- und Zugangsweise, mithin seiner Örtlichkeit zu trennen ist. Die Frage nach der Topographie des Farbwortes Blau im modernen Gedicht fragt daher nach der spezifischen Situierung im Textzusammenhang. Verbunden mit der jeweiligen topographischen Verwendung wiederum ist die Realisierung von Ordnungszusammenhängen wie deren Überschreitung. Dem Farbwert Blau eignete dann die Funktion einer Schwelle, Grenze oder Passage. So gesehen wäre das Augenmerk darauf zu richten, inwieweit sich an den unterschiedlichen Verwendungen des Farbwortes Blau kulturgeschichtlich bedeutsame Phänomene wie das Verhältnis von Natur und Kultur, von Sinnlichem und Nichtsinnlichem, Eigenem und Fremdem, überhaupt von Ordnungen und deren Überschreitung verdichten. Untersucht werden soll, wie sich in - auch nicht deutschsprachiger - moderner Dichtung ein solcher durch das Farbwort Blau in Gang gesetzter Grenzverkehr der Überschreitung im Einzelnen zu gestalten vermag und welche Ordnungszusammenhänge dabei jeweils der Fraglichkeit überantwortet werden. Es sollen somit Ansätze einer kulturübergreifenden Topographie des Farbwortes Blau erkundet werden.

 

 

ReferentInnen / Speakers / Orateurs

  • Die Farbe Blau im lyrischen Werk Else Lasker-Schülers
    Doris McGonagill (Dalhousie University, Halifax, Canada)
    ABSTRACT

  • “wie ein enzianblaues kleid”: Das Farbwort Blau in H. C. Artmanns Lyrik
    Marc-Oliver Schuster (Universität Wien)
    ABSTRACT


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