Ehrenschutz: Bundespräsident Dr. Heinz Fischer

KCTOS: Wissen, Kreativität und
Transformationen von Gesellschaften

Wien, 6. bis 9. Dezember 2007

S E K T I O N E N

Prekäre Lebensbedingungen, unsichere Arbeitsverhältnisse – Expansion sozialer Ungleichheiten. Auf dem Weg von der Peripherie zum Zentrum?

 

Precarious living conditions, uncertain employer-employee relationships – expansion of social inequalities. On the way from the periphery to the centre?

 

Sektionsleiter/Vorschläge, Abstracts an:

Rolf-Dieter Hepp (FU Berlin) [BIO]

Email: kerghepp@gmx.de

 
ReferentInnen / Speakers   >>

ABSTRACT:

Umstrukturierungen des Arbeitsmarktes durch Abbau von Normalarbeitsverhältnissen und eine rasante Zunahme unsicherer Beschäftigungsverhältnisse tragen Prekarisierungstendenzen in die soziale Ordnung hinein. Qualitative Veränderungen treffen innerhalb des Arbeitsprozesses auf spezifische soziale Bedingungen, über die sich die Sozialsysteme in der europäischen Gesellschaft, insbesondere im 20. Jahrhundert, entwickeln konnten. Diese Gemengelage kennzeichnet die besondere Situation, unter der sich in den entwickelten Gesellschaften, und den mit ihnen einhergehenden sozialen und normativen Selbstverständigungsdimensionen, derartige Neu- und Umorientierungen durchsetzen konnten. Die stattfindenden qualitativen Verschiebungen betreffen die Sozialstruktur insgesamt, ordnen sie um und bewerten sie neu. In der Diskussion um Formen der Prekarisierung sollte es daher nicht darum gehen, die alten Arbeitsverhältnisse zu restaurieren, sondern soziale Komponenten des Zusammenhangs und der Errungenschaften der Gesellschaft als Erbe einer Zivilgesellschaft zu stärken. Die bisherigen sozialen Komponenten, wie sie sich unter den Konditionen der europäischen Entwicklung herausbildeten, stellen ein wesentliches Element des gesellschaftlichen Zusammenhangs dar.

Der momentane Wandlungsprozess, dem die europäischen Gesellschaften ausgesetzt sind, speist sich in erster Linie aus Umgestaltungen und Transformationen innerhalb der Ökonomie und des Arbeitsprozesses, so dass sich in dieser Entwicklung grundlegende Umstrukturierungen und Umstellungen innerhalb des Gesellschaftsgefüges Ausdruck verleihen. Während einerseits versucht wird mit althergebrachten Methoden und Rezepten auf dieses neue Anforderungspotential zu reagieren, bilden sich andererseits innerhalb der sozialen Zusammensetzungen weitgehende Umstrukturierungen und soziale Lageverschiebungen heraus, die die sozialstaatlichen Grundlagen herausfordern. So bilden die Verschiebungen und Ausdehnungsqualitäten sozialer Verunsicherungen und prekärer Lebensverhältnisse inzwischen einen relevanten Faktor innerhalb der gesellschaftlichen Realität.

Arbeit übernimmt in den modernen Gesellschaften eine herausragende Position, da über ihre Funktionszusammenhänge die Positionen der Individuen und deren Teilhabe an dem gesellschaftlichen Lebensprozess geregelt werden. Soziale Garantien sind über die Sozialversicherungen für den Großteil der Akteure sehr eng mit Normalarbeitsverhältnissen verbunden, so dass Sozial- und Schutzrechte unmittelbar an Arbeitsplätze gekoppelt sind. Robert Castel (2000) betrachtet die Trennung zwischen Arbeitsplatzbesitzern und Nichtarbeitsplatzbesitzern als eine Tendenz, die sich zu einer qualitativ neuen Barriere und Trennungslinie innerhalb der Gesellschaft entwickeln kann und somit neue Spaltungen und „Zonen“ mit ihnen inhärenten Effekten der Ausgrenzung und Abkopplung hervorbringt.

Solange die Umorientierungen unter den Gegensatzpaaren Vollbeschäftigung/ Anforderungen des Arbeitsmarktes und der neuen Ökonomie, Stillstand/ Flexibilisierung des Arbeitsmarktes, Beharrung/ Veränderung, altes/ neues Denken, Sicherheit/ Unsicherheit interpretiert werden, bei dem die Situation der sechziger Jahre entweder als wiederzugewinnender oder zu überwindender Referent dient, um alte Verhältnisse anzuprangern oder zu restaurieren, betrachtet wird, stagniert sowohl die Situation als auch die Analyse. Es geht darum, Instrumente durch Verobjektivierung zu gewinnen, die die Gemengelage und das Gefahren- und Konfliktpotential, das die momentane Situation in sich birgt, adäquat zu analysieren. Inwieweit Tendenzen sozialer Verunsicherung, unsicherer und atypischer Arbeitsverhältnisse und der mit ihnen einhergehenden Prekarisierung in den unterschiedlichen Ländern Europas gleichstimmige und vergleichbare wie auch verschiedenartige und unvergleichbare Formen und Bewältigungsmuster annehmen, soll akzentuiert innerhalb der Konferenz anhand der Situation in verschiedenen Ländern der Europäischen Gemeinschaft herausgearbeitet werden. Als ein wichtiges Verbindungsglied wird diskutiert, wie durch öffentliche Diskursformen Sachzwänge gesetzt werden und unzweifelhafte und definitive Vorgaben illuminiert werden, deren Beziehungen zur gesellschaftlichen Situation arbiträr bzw. zufällig bleiben, aber trotzdem als relevante Elemente einen manifesten Einfluss auf die weitere gesellschaftliche Entwicklung gewinnen.

 

 

Qualitative changes meet within the working process specific social conditions, over the social systems in the European society, in particular in 20 Century, to develop new. This intermixed fields mark the special situation, under which in the developed societies, and the social and normative self communication dimensions accompanying with them, such new and reorientations could become generally accepted. The taking place qualitative shifts concern the social structure altogether, rearrange them and evaluate them again. In the discussion around forms of the precarity it should concern not to restore the old employer-employee relationships to strengthen but social components of the connection and the achievements of the society as an inheritance of a civil society. The past social components, how they developed under the conditions of the European development, represent a substantial element of the social connection.

The momentary process of change, the European societies are exposed to which, feeds itself primarily from transformations and transformations within the economics and the working process. While on the one hand one tries to react with traditional methods and prescriptions to this new requirement potential on the other hand large restructuring and layer shifts develop within the social compositions, which provoke the social national bases. Thus new samples of social disconcerting and precarious living conditions form a relevant factor within the social reality.

Work transfers an outstanding position in the modern societies, since over its function connections the positions of the individuals and their sharing at the social process of living are regulated. Social warranties are very closely connected with normal employer-employee relationships by the social security for the majority of the participants, so that social and patent rights are directly coupled to jobs. Robert Castel (2000) regards the separation between job-holders and not job-holders as a tendency, which can develop to a qualitatively new barrier and boundary within the society and thus new splitting and „zones “with them brings out inherent effects of demarcation and the uncoupling from parts of the society.

As long as the reorientations under the pairs of opposites full employment requirements of the job market (and the new economics) are interpreted, stop making the job market, persistence flexible change, old new thinking, security uncertainty - whereby the situation of the sixties serves either as or an overcoming adviser who can be recovered, to restore in order old conditions top criticise or - both the situation and the analysis stagnate. It concerns to win instruments by objectification by means of those the risk and conflict potential, which carry the momentary situation in itself, to be able to analyze adequately.

The tendencies of social disconcertion, uncertain and atypical employer-employee relationships and the precarity in the different countries of Europe, accompanying with them, are examined in particular within the conference, in order to strengthen social process of inclusion. Comparable like also different and incomparable forms and mastering samples of the precarity on the basis the situation of different countries of the European community are worked out.


ReferentInnen / Speakers / Orateurs

  • Diskurse des Prekären. Metamorphosen einer mehrdeutigen Begriffswelt
    Rolf-Dieter Hepp (Freie Universität Berlin)
    ABSTRACT

  • Flexibility Divide an Empirical Approch to Labour Market Inequality
    Patrizio Di Nicola and Isabella Mingo (University of Rome "La Sapienza")
    ABSTRACT

  • Aspekte und Chancen des Konzeptes des bedingungslosen Grundeinkommens
    Andreas Hellmann
    ABSTRACT

  • Rethinking Precarity in a Global World
    Peter Herrmann
    ABSTRACT

  • Transformation of Work Conditions and its Implications for Employee-Employer Relations and Trade Unionism
    Sibel Kalaycıoğlu | Kezban Çelik (both: Middle East Technical University, Ankara, Turkey)
    ABSTRACT

  • Teilzeitarbeit ein weibliches Desiderat?
    Sabine Kergel (Berlin)
    ABSTRACT

  • Social Quality: A Step Forward for the European Social Model
    Pietro Merli-Brandini (Rome)
    ABSTRACT

  • Developing Management Models for Post-Modernity
    Hanne Nørreklit | Lennart Nørreklit
    ABSTRACT

  • Creativity, Change, and Repetition
    Tadeusz Rachwal (Warsaw School of Social Psychology)
    ABSTRACT

  • The building/reinforcing of the European Social Model as a concrete way to correct the phenomenon of the increasing social precarity and incertainity
    Marco Ricceri (Eurispes, General Secretary; Rome)
    ABSTRACT

  • Prekär, Prekarisierung, Prekarität. Beitrag zur Begriffsgeschichte
    Robert Riesinger (Graz)
    ABSTRACT

  • Formen sozialer Unsicherheit – Beispiele aus Berlin-Mitte
    Alexander Sieg (Freie Universität Berlin)
    ABSTRACT

  • Capital, Business and Society
    Patrik Telleus | Morten Jacobsen | Poul Israelsen | Lennart Nørreklit
    ABSTRACT

Patron: President of Austria, Dr. Heinz Fischer

KCTOS: Knowledge, Creativity and
Transformations of Societies

Vienna, 6 to 9 December 2007