ABSTRACT:
Umstrukturierungen des Arbeitsmarktes durch Abbau von Normalarbeitsverhältnissen
und eine rasante Zunahme unsicherer Beschäftigungsverhältnisse
tragen Prekarisierungstendenzen in die soziale Ordnung hinein. Qualitative
Veränderungen treffen innerhalb des Arbeitsprozesses auf spezifische
soziale Bedingungen, über die sich die Sozialsysteme in der europäischen
Gesellschaft, insbesondere im 20. Jahrhundert, entwickeln konnten. Diese
Gemengelage kennzeichnet die besondere Situation, unter der sich in
den entwickelten Gesellschaften, und den mit ihnen einhergehenden sozialen
und normativen Selbstverständigungsdimensionen, derartige Neu-
und Umorientierungen durchsetzen konnten. Die stattfindenden qualitativen
Verschiebungen betreffen die Sozialstruktur insgesamt, ordnen sie um
und bewerten sie neu. In der Diskussion um Formen der Prekarisierung
sollte es daher nicht darum gehen, die alten Arbeitsverhältnisse
zu restaurieren, sondern soziale Komponenten des Zusammenhangs und der
Errungenschaften der Gesellschaft als Erbe einer Zivilgesellschaft zu
stärken. Die bisherigen sozialen Komponenten, wie sie sich unter
den Konditionen der europäischen Entwicklung herausbildeten, stellen
ein wesentliches Element des gesellschaftlichen Zusammenhangs dar.
Der momentane Wandlungsprozess, dem die europäischen Gesellschaften
ausgesetzt sind, speist sich in erster Linie aus Umgestaltungen und
Transformationen innerhalb der Ökonomie und des Arbeitsprozesses,
so dass sich in dieser Entwicklung grundlegende Umstrukturierungen und
Umstellungen innerhalb des Gesellschaftsgefüges Ausdruck verleihen.
Während einerseits versucht wird mit althergebrachten Methoden
und Rezepten auf dieses neue Anforderungspotential zu reagieren, bilden
sich andererseits innerhalb der sozialen Zusammensetzungen weitgehende
Umstrukturierungen und soziale Lageverschiebungen heraus, die die sozialstaatlichen
Grundlagen herausfordern. So bilden die Verschiebungen und Ausdehnungsqualitäten
sozialer Verunsicherungen und prekärer Lebensverhältnisse
inzwischen einen relevanten Faktor innerhalb der gesellschaftlichen
Realität.
Arbeit übernimmt in den modernen Gesellschaften eine herausragende
Position, da über ihre Funktionszusammenhänge die Positionen
der Individuen und deren Teilhabe an dem gesellschaftlichen Lebensprozess
geregelt werden. Soziale Garantien sind über die Sozialversicherungen
für den Großteil der Akteure sehr eng mit Normalarbeitsverhältnissen
verbunden, so dass Sozial- und Schutzrechte unmittelbar an Arbeitsplätze
gekoppelt sind. Robert Castel (2000) betrachtet die Trennung zwischen
Arbeitsplatzbesitzern und Nichtarbeitsplatzbesitzern als eine Tendenz,
die sich zu einer qualitativ neuen Barriere und Trennungslinie innerhalb
der Gesellschaft entwickeln kann und somit neue Spaltungen und „Zonen“
mit ihnen inhärenten Effekten der Ausgrenzung und Abkopplung hervorbringt.
Solange die Umorientierungen unter den Gegensatzpaaren Vollbeschäftigung/
Anforderungen des Arbeitsmarktes und der neuen Ökonomie, Stillstand/
Flexibilisierung des Arbeitsmarktes, Beharrung/ Veränderung, altes/
neues Denken, Sicherheit/ Unsicherheit interpretiert werden, bei dem
die Situation der sechziger Jahre entweder als wiederzugewinnender oder
zu überwindender Referent dient, um alte Verhältnisse anzuprangern
oder zu restaurieren, betrachtet wird, stagniert sowohl die Situation
als auch die Analyse. Es geht darum, Instrumente durch Verobjektivierung
zu gewinnen, die die Gemengelage und das Gefahren- und Konfliktpotential,
das die momentane Situation in sich birgt, adäquat zu analysieren.
Inwieweit Tendenzen sozialer Verunsicherung, unsicherer und atypischer
Arbeitsverhältnisse und der mit ihnen einhergehenden Prekarisierung
in den unterschiedlichen Ländern Europas gleichstimmige und vergleichbare
wie auch verschiedenartige und unvergleichbare Formen und Bewältigungsmuster
annehmen, soll akzentuiert innerhalb der Konferenz anhand der Situation
in verschiedenen Ländern der Europäischen Gemeinschaft herausgearbeitet
werden. Als ein wichtiges Verbindungsglied wird diskutiert, wie durch
öffentliche Diskursformen Sachzwänge gesetzt werden und unzweifelhafte
und definitive Vorgaben illuminiert werden, deren Beziehungen zur gesellschaftlichen
Situation arbiträr bzw. zufällig bleiben, aber trotzdem als
relevante Elemente einen manifesten Einfluss auf die weitere gesellschaftliche
Entwicklung gewinnen.
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Qualitative changes meet within the working process specific social conditions,
over the social systems in the European society, in particular in 20 Century,
to develop new. This intermixed fields mark the special situation, under
which in the developed societies, and the social and normative self communication
dimensions accompanying with them, such new and reorientations could become
generally accepted. The taking place qualitative shifts concern the social
structure altogether, rearrange them and evaluate them again. In the discussion
around forms of the precarity it should concern not to restore the old
employer-employee relationships to strengthen but social components of
the connection and the achievements of the society as an inheritance of
a civil society. The past social components, how they developed under
the conditions of the European development, represent a substantial element
of the social connection.
The momentary process of change, the European societies are exposed
to which, feeds itself primarily from transformations and transformations
within the economics and the working process. While on the one hand one
tries to react with traditional methods and prescriptions to this new
requirement potential on the other hand large restructuring and layer
shifts develop within the social compositions, which provoke the social
national bases. Thus new samples of social disconcerting and precarious
living conditions form a relevant factor within the social reality.
Work transfers an outstanding position in the modern
societies, since over its function connections the positions of the individuals
and their sharing at the social process of living are regulated. Social
warranties are very closely connected with normal employer-employee relationships
by the social security for the majority of the participants, so that social
and patent rights are directly coupled to jobs. Robert Castel (2000) regards
the separation between job-holders and not job-holders as a tendency,
which can develop to a qualitatively new barrier and boundary within the
society and thus new splitting and „zones “with them brings
out inherent effects of demarcation and the uncoupling from parts of the
society.
As long as the reorientations under the pairs of
opposites full employment requirements of the job market (and the new
economics) are interpreted, stop making the job market, persistence flexible
change, old new thinking, security uncertainty - whereby the situation
of the sixties serves either as or an overcoming adviser who can be recovered,
to restore in order old conditions top criticise or - both the situation
and the analysis stagnate. It concerns to win instruments by objectification
by means of those the risk and conflict potential, which carry the momentary
situation in itself, to be able to analyze adequately.
The tendencies of social disconcertion, uncertain and atypical employer-employee
relationships and the precarity in the different countries of Europe,
accompanying with them, are examined in particular within the conference,
in order to strengthen social process of inclusion. Comparable like also
different and incomparable forms and mastering samples of the precarity
on the basis the situation of different countries of the European community
are worked out. |