Ehrenschutz: Bundespräsident Dr. Heinz Fischer

KCTOS: Wissen, Kreativität und
Transformationen von Gesellschaften

Wien, 6. bis 9. Dezember 2007

S E K T I O N E N

 

Symbole des Wissens und der Macht
Der sogenannte Ringkrieg von Lessing bis Tolkien

Sektionsleiterin/Vorschläge, Abstracts an:

Gabriela Hima (Budapest) [BIO]

Email: himag@ludens.elte.hu und himag@nyf.hu

 
ReferentInnen / Speakers   >>
 

ABSTRACT:

John Ronald Reuel Tolkiens (1892–1973) Roman Der Herr der Ringe (The Lord of the Rings) ist ein Klassiker der Fantasy-Literatur geworden. Den Verdacht, dass die beiden Weltkriege, die der Autor miterlebt hatte, Grundlage für seine Trilogie gewesen sei, verneinte Tolkien kategorisch: „Was die tiefe Bedeutung oder 'Botschaft' des Buches angeht, so hat es nach Absicht des Autors keine. Es ist weder allegorisch, noch hat es irgendeinen aktuellen Bezug. […] Der wirkliche Krieg hat weder in seinem Verlauf noch in seinem Ausgang eine Ähnlichkeit mit dem Krieg der Sage (aus dem übersetzten Vorwort Tolkiens zur revidierten Ausgabe von 1966). Doch ist der Ring als Symbol der Macht und des Wissens, und als solcher ein symbolischer Auslöser von Kriegen, ein altes Motiv der Weltliteratur. Unter Tolkiens thematischen Vorgängern finden wir z.B. Giovanni Boccaccio (1313–1375) und Gotthold Efraim Lessing (1729–1781). Lessings Ringparabel, die uns heute vor allem als Dokument der Aufklärung bekannt ist, greift auf Boccaccios 3. Novelle im Dekameron zurück, die just an der Scheide zur Renaissance entstand. In Boccaccios Novellen wird schon der Weg zur Aufklärung vorbereitet: Einerseits durch die allmähliche Trennung der Menschen von der sakralen Sphäre, andererseits durch ihre in der Profanität wurzelnden Handlung. Weiterhin bildete sich im Laufe der Renaissance sukzessive eine Wissenschaft heraus, die auf Ratio und Empirie fußte. Boccaccio war aber keinesfalls der Erfinder der Ringparabel. Die in einigen literarischen Werken des Mittelalters auftauchende Ringparabel drückte damals noch nicht den Toleranzgedanken aus, sondern, im Gegenteil, sie wurde sogar zur Apologie für die 7 Kreuzzüge (1096–1292). Der Weg des mythischen Rings – ein so harmlos scheinendes Schmuckstück – in der Literatur von den Gesta Romanorum und den Cento Novelle Antiche (13. Jh.) – über Boccaccio und Lessing bis Tolkien symbolisiert die Verquickung von Wissen und Glaube, Wirklichkeit und Sage, realer und symbolischer Macht, realem und virtuellem Krieg.

In dieser „Ringsektion“ sind Beiträge willkommen, die anhand beliebiger in der Literatur verarbeiteter magischer Gegenstände den Zusammenhang zwischen Wissen und Glaube, Macht und Kampf bzw. den Weg vom Aberglaube bis zum Wissen und vom Wissen bis zu fantastischen Vorstellungen über Wissen und Glaube, Macht und Kampf aufzeigen können.

 

 

ReferentInnen / Speakers / Orateurs

  • Der Herr der Ringe und seine Erben
    (Lessing: Nathan der Weise)
    Gabriela Hima (Budapest)
    ABSTRACT

  • Das Ringen um die neue Macht und der Ring der Auslandsdeutschen
    László Barabás (Gesamthochschule Nyíregyháza)
    ABSTRACT

  • The „magical” Elf-women
    Gabriella Baráth (Karoli University of the Reformed Church, Budapest)
    ABSTRACT

  • Hand-made objects and supernatural power in the European tradition
    Krisztina Demes-Kőfalusi (Karoli University of the Reformed Church, Budapest)
    ABSTRACT

  • „Magische Elemente” in realistischen Ehebruchsromanen
    Márta Harmat (Universität Szeged)
    ABSTRACT

  • Magische Theologie und Anthropologie Jakob Böhmes
    Forgács Hajnalka (Pazmany University of the Catholic Church)
    ABSTRACT

  • Die Rolle der Frau im „Ringkrieg”
    Eine vergleichende Rezeption unter dem Aspekt der Weiblichkeitskonzepte
    Erika Kegyes (Universität Miskolc, Lehrstuhl für Deutsche Sprache und Literatur)
    ABSTRACT

  • Eine neue mediale zeichentragende Macht
    EDV-generierte dynamische Gedichte
    Erzsébet Kelemen (Universität Debrecen)
    ABSTRACT

  • Der RING als Symbol der Auserwähltheit im Intellektuellendiskurs der Weimarer Republik
    Claudia Kemper (Universität Hamburg, Historisches Seminar)
    ABSTRACT

  • Das Verhältnis von Macht und Individuum in Tibor Dérys Erzählungen
    Hermina Kiss (Universität Debrecen)
    ABSTRACT

  • Die Botschaft der Ringparabel. Das Gebot der Toleranz
    Júlia Kósa-Oláh (Gesamthochschule Nyíregyháza)
    ABSTRACT

  • Spiegel als Mittel der Identitätssuche
    Nikolett Kovács (Karoli Universität der Reformierten Kirche, Budapest)
    ABSTRACT

  • Female Sexuality and Power
    Zsuzsa Lukacs (Karoli University of the Reformed Church, Budapest)
    ABSTRACT

  • Intertextual and other literary allusions and references to be found in J. R. R. Tolkien’s ’The Lord of the Rings’, C. S. Lewis’s ’The Chronicles of Narnia’ and George MacDonald’s ’The Princess and the Goblin’ and ’The Princess and Curdie’
    Szidónia Majoros (Károli University of the Reformed Church, Budapest)
    ABSTRACT

  • Unbegrabene(?) Mythologie
    Diana Nemeh (Karoli Universitaet der Reformierten Kirche, Budapest)
    ABSTRACT

  • The Role of Reality and Mysticism in Sándor Márai’s Füves könyv (The Book of Common Wisdoms’)
    Attila István Pataki (Károli University of the Reformed Church, Budapest)
    ABSTRACT

  • Wissenschaft und Magie. Zur Romankonstruktion und Symbolik von Hermann Brochs Die Schuldlosen
    Gabriella Rácz (Veszprém)
    ABSTRACT

  • Die Macht der Musik ...
    Linda Sárai Szabó (Karoli Universität der Reformierten Kirche)
    ABSTRACT

  • Creative Avantgarde: the power of Pygmalion
    Kassák and the Surrealism
    Peter Suhajda (Karoli University of the Reformed Church, Budapest)
    ABSTRACT

  • Die Macht des Aberglaubens und des Glaubens
    Eszter Venásch (Karoli Universitaet der Reformierten Kirche, Budapest)
    ABSTRACT


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Wien, 6. bis 9. Dezember 2007