Ehrenschutz: Bundespräsident Dr. Heinz Fischer

KCTOS: Wissen, Kreativität und
Transformationen von Gesellschaften

Wien, 6. bis 9. Dezember 2007

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Doderer auf dem Weg zu Fichtes "schwulem Erfolg": Baustein oder Stolperstein?

Robert Gillett (Queen Mary College, University of London) [BIO]

Email: r.m.gillett@qmul.ac.uk

 


 

ABSTRACT:

Autoren, die in ihren Autobiografien über bis dahin unbekannte Plagiatsvorwürfe berichten, dürften wohl eher selten sein. Der immer noch viel zu wenig beachtete Hubert Fichte ist ein solcher Autor. In dem 2. Band seines autobiografischen Großprojektes Die Geschichte der Empfindlichkeit kommt er auf die ersten Kurzgeschichten zu sprechen, die er in deutschen Tageszeitungen veröffentlicht hat. Eine davon, „Devotionalien und Paramente“, habe zu einem Brief Anlass gegeben, in dem eine Germanistin den Feuilletonredakteur auf die Ähnlichkeiten zwischen Fichtes Text und einer Kurzgeschichte von Heimito von Doderer aufmerksam gemacht habe. Diese Kurzgeschichte hat die Fichte-Forschung bisher nur wenig beschäftigt. In einschlägigen Bibliografien erscheint sie unter falschem Titel und einem fiktiven Datum. Dabei lädt gerade die Textstelle aus Der kleine Hauptbahnhof zur eingehenderen Betrachtung ein. In meinem Beitrag werde ich Fichtes Einladung folgen und die beiden Texte – den von Fichte und den von Doderer – miteinander vergleichen. Sinn des Vergleiches wird sein, festzustellen, inwieweit Fichtes Text tatsächlich als Plagiat zu bezeichnen ist. Da es sich in beiden Fällen um eine Anekdote handelt, grob vergleichbar etwa mit jener, die sowohl Johann Peter Hebel als auch Heinrich von Kleist benutzt haben, ohne des Diebstahls bezichtigt worden zu sein, wird es notwendig sein, sehr ins Detail zu gehen, um den Vorwurf entweder zu bekräftigen oder zu entkräften. Insbesondere werde ich die „Situationen, Gesten, Adjektive“ unter die Lupe nehmen müssen, die bei Fichte mit einem bezeichnenden ambivalenten „bis auf“ versehen werden. („Es stimmte. / Bis auf die Situationen, Gesten, Adjektive.“) Mit diesem „bis auf“ zeigt Fichte, dass er sehr genau über das Plagiat als solches nachgedacht hat. Und so soll in einem dritten Schritt dargelegt werden, wie Fichtes autobiografischer Text als Beitrag zur Plagiatsdiskussion überhaupt aufgefasst werden kann. Ob viertens die biografische Spur verfolgt werden kann, die Fichte in seiner Autobiografie gelegt hat, wird sich in der Zwischenzeit zeigen.

 


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