Ehrenschutz: Bundespräsident Dr. Heinz Fischer

KCTOS: Wissen, Kreativität und
Transformationen von Gesellschaften

Wien, 6. bis 9. Dezember 2007

<<< Vom kreativen Denken zum kreativen Handeln. Kreativitätsprobleme in der Sprache, Ausbildung und Erziehung

 

Kongruente Lexikalisierungen im deutsch-englischen Sprachkontakt – ein Ausdruck interlingualer Kreativität?

Sebastian Knospe (Universität Greifswald) [BIO]

Email: sebastian_knospe@web.de

 


 

ABSTRACT:

Gerade mit Blick auf die Folgen der Globalisierung als dem bestimmenden makrosozioökonomischen Prozess unserer Zeit wie auch vor dem Hintergrund der noch nicht abgeschlossenen EU-isierung kommt der Untersuchung von Sprach- qua Kulturkontakten in der Linguistik generell eine wesentliche Rolle zu; denn im Grunde bedeuten diese, dass Sprecher linguale Grenzen überschreiten und damit potenziell auch ihre Erstsprache oder, wenn schon nicht diese selbst (auf der Ebene der langue), dann zumindest ihr eigenes Ausdrucksrepertoire kreativ erweitern können (vgl. hierzu auch das Konzept der Kontaktkreativität bei Földes (2005)). Lexikalische Transferprozesse, etwa zwischen dem Englischen und dem Deutschen, können insoweit in der Tat merklich über die Einspeisung etablierter Lehnwörter (sog. Anglizismen) hinausgehen, zumal wenn man annimmt, dass sich inzwischen vor allem bei urbanen deutschen Sprechern hinsichtlich des institutionell wie medial gut verankerten Englischen graduell bilinguale Kompetenzen entwickelt haben. Die gängige Fachliteratur für diese spezifische Kontaktkonstellation beschränkt sich – jedenfalls außerhalb von Theorien zum Zweit- oder Drittsprachenerwerb – indes weiterhin hauptsächlich auf die Untersuchung von Lehnprozessen oder puristischen Gegenbewegungen.

Im Unterschied dazu zielt dieser Beitrag darauf ab, kreative Ad hoc-Verschränkungen aus deutsch-englischem Sprachmaterial anhand von Beispielen aus journalistischen Texten zu beleuchten. Ein besonderes Augenmerk wird dabei auf die von Pieter Muysken (2000) in seiner einflussreichen Studie zum bilingualen Codemixing beschriebene Kategorie der kongruenten Lexikalisierungen gerichtet werden. Diese nehmen sich u. a. als interlinguale Homophone aus und ermöglichen dadurch, wohlgemerkt über Sprachgrenzen hinweg, kreative (oder um mit Robinson (2003) zu sprechen: linguistisch-anarchische) Sprachspiele (puns), die – unterhalb der sprachlichen Systemebene – die denkbare Intimität des zwischensprachlicher Zusammenspiels, hier insbesondere mit dem Englischen, aufzeigen. Es soll mithin – auch für das nicht fachwissenschaftliche Publikum nachvollziehbar – dargelegt wer­den, dass die Basis für Interaktionen mit einer vitalen Zweitsprache durchaus breiter be­schaffen ist als man annehmen könnte, wenn man vorwiegend langue-zentriert denkt und arbeitet.

Literatur


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