Ehrenschutz: Bundespräsident Dr. Heinz Fischer

KCTOS: Wissen, Kreativität und
Transformationen von Gesellschaften

Wien, 6. bis 9. Dezember 2007

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Amazonien im Werk von Robert Musil

Stefan Kutzenberger (Universität Wien)

Email: stefan.kutzenberger@univie.ac.at


 

ABSTRACT:

Martha Musil schreibt im August 1939 an einen gewissen Herrn Hiller: „Mein Mann dankt Ihnen sehr für Ihr Interesse und freut sich, in Brasilien einen Leser gefunden zu haben.“ Zumindest einen brasilianischen Leser hatte Robert Musil also schon zu Lebzeiten, umgekehrt ist das Interesse an Brasilien bei Robert Musil sogar noch stärker.

Musil setzte sich intensiv mit Lévy-Bruhls Buch „Das Denken der Naturvölker“ (1910) auseinander, wobei besonders die Darstellung der brasilianischen Bororós entscheidenden Einfluss auf seine Ansätze zu einer neuen Ästhetik und auf die Kapitel über Gefühlspsychologie im Mann ohne Eigenschaften genommen hat. Er selbst deutet auf die Verwandtschaft des lévy-bruhlschen Konzepts der "Partizipation" mit seinem eigenen Konzept des "Andren Zustands" hin, der als sein eigentliches Lebensthema zu sehen ist. In ähnlicher Weise wie Lévy-Bruhl dürfte auch Robert Müllers Roman „Tropen“ (1915) für seine Faszination für mystische Entgrenzungserlebnisse und eidetische "Anschauungsbilder" von entscheidendem Einfluss gewesen sein. Müller schreibt: „…ich hatte nicht Brasilien, auch nicht den brasilianischen Kaiser entdeckt, sondern die brasilianische Seele des Planeten.“ Musil nannte diesen im Quellgebiet des Rio Taquado, an der Grenze zwischen Brasilien und Venezuela spielenden Roman, einen „der besten der neuen Literatur überhaupt“.

Amazonisches Denken im untergehenden Kakanien ist es wert, genauer untersucht zu werden.

 


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