Ehrenschutz: Bundespräsident Dr. Heinz Fischer

KCTOS: Wissen, Kreativität und
Transformationen von Gesellschaften

Wien, 6. bis 9. Dezember 2007

<<< European Identities, European Realities / Europäische Identitäten, Europäische Realitäten


 

Südosteuropäische „Europa“-Konstruktionen im Zeitalter der Globalisierung

Raluca Rădulescu (Bukarest) [BIO]

Email: ra_radulescu@yahoo.com

 


 

ABSTRACT:

Wenn man den griechischen Mythos von der von Zeus in der Erscheinung eines Stiers entführten Jungfrau Europa berücksichtigt, fällt die Tatsache auf, daß ihre Brüder sie nicht finden konnten, und stattdessen auf ihren Wanderungen Städte gründeten. „Ist diesem antiken Mythos nicht die Anspielung auf das Schicksal Europas inbegriffen, eines Europa, das die Gegenwartsleute sehnsuchtsvoll suchen, ohne es auch finden zu können, und welches scheint, schon da zu sein, wo es nicht gesucht wird?“(1) Deshalb neigen wir dazu, unter Europäität als „die Stimmung derer, die immer noch Europa suchen“(2) zu verstehen.

„Es existiert auch heute: das Europa des gesamteuropäischen Prozesses [...], das Europa der Europäischen Gemeinschaft, das Europa der Westeuropäischen Union, das Europa der NATO, das Europa des Nordatlantischen Rates für Zusammenarbeit, das Europa der neuen Demokratien und selbstverständlich das Europa der balkanisierten östlichen und südöstlichen Peripherie. Wie können wir aus allen diesen Europas ein Europa machen?“(3)

Gibt es eine europäische Identität, und wenn schon, worin bestehen dann die Quellen europäischer Identität? Manche gehen von den Werten der christlichen Tradition und der liberalen Demokratie aus.(4) Über exklusivistische Theorien hinaus, gilt das Augenmerk komplexen identitären Gebilden; auf die Region Europa bezogen, werden die von den regional-lokalen Dimensionen abgeleiteten „multiple territorial identities“ als „nested identities“ bevorzugt, die sich einer „over-arching European identity“(5) als Summum aller spezifischen Eigenartigkeiten subsumieren können. Dank der fortschrittlichen Errungenschaften der Technik und Globalisierung, wird ein Kommunikationsnetzwerk erzeugt, das Termini wie „interconnectness“, „interrelation“, „cross-cultural communication“ und „mutuality“ als Leitbegriffe im Vorgang der Identitätsbildung durchsetzt.(6) „Es ist nicht möglich, Europäer und soviel zu sein. Man ist Europäer eben deswegen, weil man (zuerst? dann? Nein. Gleichzeitig!) Rumäne, oder Franzose oder Deutscher, oder Italiener, Walache, aber auch Siebenbürger oder Moldawe [...]“ ist. (7)

 


1 Ştefan Augustin Doinaş: În căutarea Europei (Auf der Suche nach Europa). In: Secolul 20, „Europele din Europa” (Die Europas aus Europa), 10-12 / 1999; 1-3 / 2000, S. 14, meine Übers.
2 Eugen Vasiliu: Despre europeitate (Über Europäität). In: Secolul 20, S. 19, meine Übers.
3 Emil Mintschew: Europa, die Europäische Gemeinschaft und die Balkanhalbinsel – ein Plädoyer für eine neue integrative Strategie. In: Südosteuropa, 42. Jg., 7-8 / 1993, S. 412. Meine Herv.
4 Ebd., S. 410.
5 Jan Suchaček: European Identity: something new in the horizon? In: w www.kakanien.ac.at/beitr/theorie/Suchaček1.pdf
6 Jana Peterkova: European Cultural Identity. The Role of the Cultural Heritage in the Process of Mutual Communication and Creation of Consciousness of Common Cultural Identity. In: www.kakanien.ac.at/beitr/fallstudie/Peterkova1.pdf
7 Mihai Şora: “Unitas în pluralitate” sau Europa în întregul ei ( “Einheit in der Vielfalt” oder Europa in seiner Ganzheit). In: Revenirea în Europa. Idei şi controverse româneşti 1990-1995 (Die Wiederkehr nach Europa. Rumänische Gedanken und Debatten 1990-1995). Hg.v. Adrian Marino. Craiova 1996, S. 7, meine Übers.

 


 

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