Patron: President of Austria, Dr. Heinz Fischer

KCTOS: Knowledge, Creativity and
Transformations of Societies

Vienna, 6 to 9 December 2007

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Die menschliche Güte und das unmenschliche "Gute" bei Lev Sestov und Vassilij Grossman

Alexei Rybakov (Alexei Makushinsky) (Eichstädt)

Email: Alexei.Rybakov@ku-eichstaett.de

 


 

ABSTRACT:

Im Vortrag wird ein Vergleich zwischen dem Begriff des "Guten" bei Lev Sestov, wie er insbesondere in seinem Werk "Das Gute in der Lehre des Grafen Tolstoj und F. Nietzsches. Philosophie und Predigt" (1900) entwickelt wird, und dem "Guten" im Roman von Vassilij Grossman "Leben und Schicksal" (speziell in der kleinen Abhandlung, die einer der handelnden Personen, Ikonnikov, zugeschrieben wird) gemacht. In beiden Fällen, obwohl mit unterschiedlicher Argumentation und auf ganz unterschiedlichem intellektuellem Hintergrund, wird das "Gute" als ein "Götze" entlarvt, dem u.U. auch Menschenopfer gebracht werden können. Zwar bleibt Sestov im Unterschied zu Ikonnikov-Grossman unpolitisch, aber politische Implikationen seiner Gedankengänge werden bereits aus der von ihm gewählten Sprache ersichtlich. Diesem "falschen Gott" des Guten wird in beiden Fällen eine irrationale Größe entgegengesetzt, die bei Grossman die "Güte" heißt und ein uneigennütziges, "vom Herzen kommendes" menschliches Handeln bedeutet, das sich in keinem moralischen oder politischen System, in keiner Predigt des Guten einfangen läßt - genausowenig wie die von Sestov in fast allen seinen Schriften gesuchte irrationale Größe (ob nun als Gott oder Glaube bezeichnet oder ohne jegliche Bezeichnung auskommend) sich in keinem rationalen System, keinem Vernunftgebäude einfangen läßt. In beiden Fällen handelt es somit um einen "Sprung", um den Durchbruch von etwas ganz "Anderem", mit unseren rationalen, sowohl ethischen als auch erkenntnistheoretischen Vorstellungen Inkommensurablem.

 


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