Ehrenschutz: Bundespräsident Dr. Heinz Fischer

KCTOS: Wissen, Kreativität und
Transformationen von Gesellschaften

Wien, 6. bis 9. Dezember 2007

<<< Tourismusprospekte in Europa – Herstellung und Übersetzung im Zeitalter der Globalisierung


 

In »fremdem Gewand«. Anmerkungen zum Problem der visuellen Gestaltung von Touristik-Prospekten

Jürgen F. Schopp (Universität Tampere/Finnland) [BIO]

Email: jurgen.schopp@uta.fi


 

ABSTRACT:

Die Textsorte Reise-/Touristikprospekt ist aus translatorischer Sicht nicht unproblematisch. Zum einen stellt sie die Übersetzerin vor die Aufgabe, verbale und nonverbale Inhalte des Ausgangstexts bzw. ausgangskulturellen Mediums für völlig unterschiedliche Adressaten zu konzipieren und zu formulieren, zum andern werden die zielkulturellen, in der Regel multimodalen Medien („Textverbunde") häufig in der Ausgangskultur hergestellt. Letzteres führt dazu, dass nicht selten Gestaltungskonventionen der Ausgangskultur unreflektiert auf das zielkulturelle Medium übertragen werden, was sich sowohl im Bereich der Orthotypografie (dem zielkulturell korrekten Zeichengebrauch), dem typografischen Qualitätsniveau (z.B. durch Verstöße gegen typografische Gestaltungsmaximen) wie auch im Gesamtlayout (z.B. durch Auswahl und Qualität von Bildern) nachweisen lässt. Ein anderer Aspekt ist der Einsatz „visueller Kulturspezifik" als Mittel der Aufmerksamkeitserregung und Werbeelement. Dabei kann es sich sowohl um sprachspezifische typografische Zeichen handeln als auch um die „Translation" peripherer grafischer Merkmale eines Schriftsystems auf ein anderes sowie die Verwendung kulturspezifischer (lokaler) Bildmotive. Auch hier ist der bewusste Einsatz solcher Mittel, die geeignet sind Signalwirkung auszuüben,  von der unreflektierten Anwendung abzugrenzen, die u. U. die Rezeption des Textes erschweren kann.

Der translatorische Umgang mit Reiseprospekten sollte sich daher nicht auf die Analyse des ausgangssprachlichen Materials und die Formulierung des Zieltextes beschränken, sondern den gesamten Herstellungsprozess des zielkulturellen Mediums umfassen, sei es,dass die Übersetzerin selbst die visuelle Gestaltung (z.B. durch Überschreiben der layoutformatierten Ausgangsdokument-Datei und deren Abstimmung auf die zielkulturelle Orthotypografie) vornimmt, sei es, dass sie zumindest bei der Konzeption des touristischen Werbeträgers und später noch in der Produktionsphase „Kundenkorrektur" als Expertin für zielkulturelle visuelle Gestaltungskonventionen beteiligt wird.

Die aufgeführte Problematik wird anhand von Beispielen aus einem Korpus in Finnland hergestellter deutschsprachiger Reiseprospekte diskutiert.

 


 

Ehrenschutz: Bundespräsident Dr. Heinz Fischer

KCTOS: Wissen, Kreativität und
Transformationen von Gesellschaften

Wien, 6. bis 9. Dezember 2007