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Das Verbindende der Kulturen

SEKTION:

Der Berg als Weltachse in der vergleichenden Mythologie

Leitung der Sektion/Anmeldung von Referaten bei:
Email: Juri Mosidze (Tbilissi)

Der Mythos ist eine tiefliegende Realität, die niemals stirbt und fortwährend die geistige Wirklichkeit jeder Sprache und jeder Kultur vorbestimmt. Das ganze sakral-semantische Feld "des Berges" erscheint als ein sakrales Zentrum zwischen verschiedenen mythischen Schichten.

Bei den georgischen Stämmen gründete sich das mythische Modell des Weltaufbauprinzips noch seit dem Paläolithikums auf das Prinzip des Kreuzes. Nach diesem Modell befinden sich auf der vertikalen Achse des Kreuzes drei Welten (georg. "skneli", anord. ""): Die erste Welt "seskneli" - die Überwelt, d.h. der Himmel, der mit Gottheiten, Zauberwesen und Vögeln bewohnt war; die zweite Welt "skneli" - die irdische Welt, die Mitwelt (auf Georgisch "quekana" bedeutet wortwörtlich das untere Feld, que - bedeutet unter, kana - Feld), der menschliche Wohnraum, in dem auch Tiere und Pflanzen ihre eigene Stelle zugeteilt ist; die dritte Welt "queskneli"- die Unterwelt, die unterirdische Welt, die Welt der Verstorbenen und der Herrschaftsraum von dunklen und bösen Kräften. Jede dieser Welten besitzt in der georgischen Mythologie ihre eigene Farbe: Die Überwelt ist weiß, die Mitwelt - rot und die Unterwelt - schwarz. Auf der horizontalen Achse des Kreuzes liegen wiederum drei Welten. Im Zentrum des Kreuzes befindet sich wieder die Mitwelt, d.h. der menschliche Wohnraum, davor die Vorderwelt, die Welt des Wohlstandes, dahinter aber die Hinterwelt, die Welt der Not, eine finstere, geheime Welt. Dieses System ist mit ewiger Finsternis - mit der "Außenwelt" - umkreist. Die letzten drei Welten sind auch durch entsprechende Farben dargestellt: Die "Vorderwelt" ist gelb, die Hinterwelt dunkelblau, die "Außenwelt" rauchfarbig.

Auf den vertikalen Achsen des Kreuzes befinden sich das Gute (Überwelt) und das Böse (Unterwelt), die in der Welt unabhängig von Menschen existieren: Die sind durch Luft und Erde voneinander abgegrenzt, deren Überwindung der Mensch nicht vermag. Das kann nur durch den Willen der höchsten Kräfte, durch Verwandlung oder Sterben erreicht werden.
Die auf den horizontalen Achsen liegenden Welten - die "Vorderwelt" und die "Hinterwelt" - sind die Äußerung der Existenz vom Guten und Bösen auf der Erde. Deswegen grenzen sie sich durch Berge und Seen voneinander ab. Der Stoßpunkt von guten und bösen Kräften ist das Zentrum des Kreuzes, d.h. der menschliche Wohnraum.

Bei den germanischen Stämmen herrschte die Idee des ewigen Raumes, die Idee der Unendlichkeit. Hier ist die Bedeutung des Wortes "Welt" nicht ausgeprägt worden. "hwer", "wer" bedeutete "Mensch". Aber in dieser Unendlichkeit wird die WALHALLA einschließlich ihrer Bewohner konkretisiert. Das sind: Die Luft und das Feuer (Donar), die Erde (Fria), das Wasser (Rahana); das Gute (Froa), die Schönheit und die Trauer (Balder), das Schicksal/dasb Los (Freuwa), die Zerstörung und der Tod (Loki), der Wohlstand (Sippia) und der germanische Zeus - Wodan, der im Unterschied von dem Olympus-Berg, viel höher ist und in dunklen, unerreichbaren, faustischen Bereichen vertreten ist.

Das mythische Weltaufbaumodell ist bei den germanischen Stämmen durch verschiedenen "" dargestellt:

  1. - die obere Siedlung (Wohnsitz von "assen")
  2. - die mittlere Siedlung - (Wohnraum von Menschen)
  3. - die Unterwelt.

Der Mensch ist in diesem System ein vegetativer Bestandteil der Welt. Von seinen eigenen Körperteilen bezeichnet er den Kopf als Himmel, die Finger nennt er Äste, das Wasser heißt irdisches Blut, Steine und Felsen - Knochen, Gras und Wald sind irdische Haare usw. Dieses System wird auch durch die ewige Vereisung - "große Wüste" (Ginungagap) - vervollständigt, die das dargestellte Chaos mit der magischen Energie durchdringt, mit dem Ziel, eine neue Ordnung zu schaffen.

 

Wie wir sehen, sind die Weltmodelle bei den georgischen sowie den germanischen Stämmen ähnlich:

Die gemeinsame Ideenwelt, an der zusammen mit den Indoeuropäern auch die Vorfahren der Georgier waren, bedingt die mythologische Eigenart des gemeinsamen Kulturkreises.

"Der Berg" ist mit seiner sozial-kulturellen und symbolischen Bedeutung in diesem gemeinsamen Pantheon unausschöpfbar.

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