Das Verbindende der Kulturen

SEKTION:

Minderheitenkulturen, Nationalkulturen und die Administration von Kultur

Magdalena Marsovszky (München and Frankfurt/Oder, Germany)
Kultureller Ethnozentrismus in Ungarn

Infolge der Globalisierung, die vorhandene Traditionen und vertraute Lebensumstande radikal verandern kann, ist in Ungarn als Reaktion ein ideologischer Nationalismus entstanden. Seit der Wende 1989-90, doch besonders zwischen 1998 und 2002, in der Zeit der nationalkonservativen Regierungskoalition Viktor Orbans waren wir Zeugen einer Tendenz, in der ungarische nationale Kultur (vermeintlich) ethnisch, bzw. volkisch gedeutet wurde. Dies ging auch mit der Ausgrenzung kulturell missliebigen Gruppen einher, und der Antisemitismus flammte auf. Zeitgleich erfuhr die Ideologisierung eine Verscharfung: Noch nie vorher wurde politischem Marketing als Strategie im Transformationsprozess des Landes ein ahnlich hoher Stellenwert beigemessen und noch nie wurden die Medien, vor allem die offentlich-rechtlichen fur die operative Kommunikation der Regierung so unmittelbar instrumentalisiert, wie im untersuchten Zeitraum. Obwohl ein kultureller Ethnozentrismus zum Paternalismus, zu kulturellen Sauberungen, zur Ausgrenzung und letztlich zum Kulturkampf fuhrt und deshalb mit dem Grundgedanken der EU, einer politisch-kulturell-wirtschaftlichen Gemeinschaft mit gleichem ethischem Konzept, nicht vereinbar ist, bleibt die Kulturpolitik im Prozess der Integration unangetastet, da sie eine nationale Angelegenheit ist. In meinem Beitrag untersuche ich exemplarisch das staatliche Zeremoniell und die propagandistischen Masseninszenierungen als Visualisierung staatlicher Macht in Sendungen des offentlich-rechtlichen Fernsehens und stelle die staatliche ethnozentrische Kulturkonzeption in einen europaischen Kontext (Konzeption der Diversitat, Charta der Grundrechte).

DAS VERBINDENDE DER KULTUREN