Das Verbindende der Kulturen

SEKTION:

Narrationen in Literatur und Geschichtsschreibung

Gábor Szlávik (Károli Reformierte Universität Budapest)
Griechenstädte im römischen West-Kleinasien

Das auch die Landstaße der Völker genannte Anatolien galt jederzeit als ein eminenter Schauplatz der Mischung der Kulturen. Die reiche, abwechslungsreiche Landschaften umschließende, ausgedehnte Halbinsel wurde schon früh zum Vermittler der verschiedenen kulturellen Einwirkungen. Im Laufe der Jahrtausende, bis 1922 n. Chr., hat die eine nahezu ausbalancierte Dichotomie der Absonderung und der Mischung das alltägliche Leben der hier ansässigen Bevölkerung charakterisiert. So war es auch zur Zeit des römischen Kaiserreiches, während des Prinzipats. Das westliche Drittel der Halbinsel, das eines der entwickeltsten Gebiete des ganzen Imperiums einschließende West-Kleinasien, soll das nähere Thema unserer Untersuchung sein. Zwischen den in demselben staatlichen Rahmen lebenden ethnischen Gruppen hatten, während der 1.-3. Jahrhunderte n. Chr., neben dem Griechischen, der Sprache der Verwaltung, die verschiedenen religiösen Kulten die primäre Vermittlerrolle hier gespielt. Als ein eklatanter Beispiel dafür kann das mittlere bzw. obere Mäandertal erwähnt werden. Ferner sind auch die von einigen Städten gestifteten agonen (die jährlich oder fast jährlich veranstalteten Festspiele), wie die mannigfaltigen Erscheinungen des städtisches Lebens griechischer Art, bemerkenswert. Auch der Feigen- und Olivenölsexport von dem ägeischen Küstenland in Richtung des kleinasiatischen Binnenland, des wenig fruchtbaren zentralen Plateaus, wo es keine fruchtbringenden Ölbäume gab, ist von großer Bedeutung.

DAS VERBINDENDE DER KULTUREN