Das Verbindende der Kulturen

SEKTION:

Exil und Literatur

Primus-Heinz Kucher (Klagenfurt)
Zu den frühen Exilromanen von H. Zur Mühlen

Seit ihrer Flucht aus dem nationalsozialistisch gewordenen DL 1933 (zuerst nach Österreich, dann 1938 über die Tschechoslowakei nach England) intensivierte HZM ihre literarisch-publizistische Auseinandersetzung mit dem NS und alsbald mit dem Exil als individuelle wie als typologische Erfahrung. In rascher Abfolge entstanden eine Reihe von Prosatexten (Erzählungen, Skizzen, Romane) und Essays, die nicht nur thematisch auf die veränderten bzw. sich stets verändernden politisch-existentiellen und kulturellen Bedingungen Bezug nahmen, sondern zugleich auf neue bzw. bisher von ihr nicht/kaum verwendete Formen der Komposition und Darstellung abzielten, wie z.B. dem Feuilleton-Fortsetzungsroman. Diese in den 20er Jahren durch J. Roth u.a. kurzfristig hoch im Kurs gestandene Form sah sich nun vor einer qualitativ neuen Herausforderung: einer Synthese aus literarischem Angebot und politischer Analyse für den zunächst von Österreich und vom Saarland aus, dann von Exilorten wie Paris (noch) erreichbaren deutschsprachigen interessierten Leserkreisen, aber auch für die sich ausbildenden Exil-Öffentlichkeit. Bereits 1933 verfaßte sie zwei Fortsetzungsromane für klar positionierte Wiener Zeitungen (wie z.B. die Arbeiter-Zeitung oder Die Stunde): Die Jagd nach Welle X bzw. Vierzehn Nothelfer, 1934 folgte einer der bedeutendsten, aufgrund der Publikationsumstände freilich fast folgenlos gebliebenen frühen Exilromane: Unsere Töchter die Nazinen (Buchfassung 1935). Am Beispiel dieser drei Texte sollen ästhetisch-kompositionelle Aspekte und Strategien sowie solche der politischen Kritik vor dem Hintergrund der frühen Exil-Diskussion und der späteren (tendenziell skeptischen) Literaturgeschichte aufgezeigt und gewürdigt werden.

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