Das Verbindende der Kulturen

SEKTION:

Literatur versus Nation bei deutschsprachigen Künstlern des XIX. und XX. Jahrhunderts

Reinhold Bubser (University of Nothern Iowa)
Kulturelle Deplazierung und Identität in Herta Müllers Prosawerken

Wie andere rumänien-deutsche Schriftsteller der Nachkriegszeit und der sechziger Jahre, setzt sich auch Herta Müller durch den fiktionalen Raum ihrer Prosa immer wieder mit ihren eigenen Erfahrungen als kulturell Deplazierte auseinander: als Angehörige der deutschen Minderheit in Rumänien und als Rumäniendeutsche, die seit den frühen achtziger Jahren in Deutschland lebt. Dabei werden auch Fragen nach nationaler und ethnischer Zugehörigkeit sowie die Suche nach Identität(en) in den Vordergrund gerückt. Müllers Texte zeigen jedoch keine Überlagerung von den zwei Kulturbereichen mit statischen Identitätskonstituenten, sondern eine ständige Vermittlung bzw. ein Aushandeln von neuen, hybriden Identitäten, die sich im Dazwischen der Kulturen, im Sinne von Homi Bhabhas "dritten Raum", temporär einnisten. Diese Studie untersucht, welche Rolle der Sprache als potentiellen Ort der Vermittlung von Kulturräumen und Identitätsbildung in Müllers Texten zukommt. Wo und unter welchen Voraussetzungen ist es der Autorin möglich, noch mit (un)konventionellen sprachlichen Mitteln ihre kulturellen Erfahrungsmuster in literarische Texte umzusetzen? An welchen Textstellen hingegen entzieht sich die Sprache den traditionellen diskursiven Anwendungen? Mit welchen subversiven, diskursiven Strategien versucht Müller, einseitig kulturell geprägte, sprachliche Grenzbereiche aufzuheben, um Experimentierfelder für neue, multiple Identitätskonstitutionen zu schaffen?

DAS VERBINDENDE DER KULTUREN