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Das Verbindende der Kulturen

SEKTION:

Zwei- und Mehrsprachigkeit

Leitung der Sektion/Anmeldung von Referaten bei:
Email: Swantje Ehlers (Gießen)

Die Förderung von Mehrsprachigkeit und Aufgabenstellungen, die mit dem Leben in zwei Kulturen vor Ort befasst sind, gehören z. Z. zu den prominenten Themen der Sprach- und Bildungspolitik. Die öffentliche und den Fachdiskurs bestimmende Debatte verdeckt jedoch fundamentale Differenzen bezüglich der Kontexte und Ziele, die sich hinter dem Label Mehrsprachigkeit verstecken. Auf der einen Seite steht die Förderung von Mehrsprachigkeit innerhalb der Europäischen Union und auf der anderen Seite haben wir es mit einem durch Migrationsbewegung entstandenen gesellschaftlichen Bilingualismus zu tun. Im europäischen Kontext sind eine Reihe von Konzepten zur Entwicklung und Förderung von Mehrsprachigkeit entwickelt worden. Es handelt sich dabei jedoch um die Vermittlung von Fremdsprachen. Die Situation von Sprachminderheiten innerhalb einer Gesellschaft ist hingegen eine völlig andere und bedarf anderer schulorganisatorischer und bildungspolitischer Maßnahmen. Das Zusammenleben von verschiedenen Sprachgruppen innerhalb einer Sprachgemeinschaft ist durch verschiedene Faktoren bestimmt, wie Dominanz zwischen den Sprachgruppen und soziales Prestige. Die Stabilität der Situation von Zweisprachigkeit innerhalb einer Gesellschaft hängt unter anderem von einer sozial akzeptierten funktionalen Differenzierung der Sprachen ab - im Sinne einer diglossischen Situation (Fishman 1987). Ein weiterer Faktor der das Überleben von Sprachen ausmacht, ist der Erwerb von Literalität bei autochthonen und allochthonen Gruppen. In diesen Kontext stellen sich der Forschung wie auch der aktuellen Sprach- und Bildungspolitik eine Reihe von Aufgaben. Die Sektion könnte nach solchen Forschungs- und Aufgabenfeldern zum Thema Zwei-/Mehrsprachigkeit, insbesondere von Sprachminderheiten, gegliedert werden:

  1. Stand der internationalen Forschung zum Spracherwerb zweisprachig aufwachsender Kinder und Jugendlicher. Hierbei sind unterschiedliche Spracherwerbssituationen in Rechnung zu stellen.
  2. Die bestehenden Modelle für eine zwei- und mehrsprachige Erziehung in verschiedenen Gesellschaften / Kulturen. Unter diesen Label ist sowohl die Förderung von Mehrsprachigkeit im europäischen Kontext gefasst mit ihren schulorganisatorischen Konzepten, wie bilinguale Züge, bilingualer Unterricht und Europaschulen, als auch die Situation von Sprachminderheiten innerhalb der Gesellschaft.
  3. Das Verhältnis von Mündlichkeit und Schriftlichkeit in Bezug auf zwei- und mehrsprachige Situationen.
  4. Die Diskursstrukturen, die im schulischen Kontext gehandhabt werden bzw. erforderlich wären, um eine Partizipation von Sprachminderheiten an der Unterrichtskommunikation im Regelunterricht zu gewährleisten, machen es dringlich, die kulturellen Diskursstrukturen der Familie mit dem schulischen Umfeld zu integrieren.
  5. Der bildungspolitische Aspekt der Verbreitung und künftigen Entwicklung von Zwei- und Mehrsprachigkeit.
  6. Die derzeitigen schulorganisatorischen Modelle im internationalen Vergleich.
  7. Stand der internationalen Schulforschung bzw. Zweisprachigkeit als Gegenstand von Schulprofilbildung und Schulentwicklung.
  8. Derzeitiger Stand der Bilingualismusforschung, insbesondere das Verhältnis von Erst- und Zweitsprache im natürlichen Zweitsprachenerwerb und in gesteuerten Spracherwerbssituationen.
  9. Sprachkontaktphänomene (Sprachmischung, Sprachenwechsel, Sprachfusion).
  10. Erwerb einer funktionalen Biliteralität als Voraussetzung für eine Vielsprachigkeit und für die Existenz mehrerer Kulturen und Sprachen / Koordination von Spracherwerbsprozessen (L1 + L2).
  11. Sprachenkontakte - Mündlichkeit und die Einstellung zur Umgebungskultur sowie zur Herkunftskultur. Es stellt sich die Frage, wie weit die kulturelle Orientierung von Kindern/Jugendlichen und Erwachsenen Sprachkontakte und damit verbunden die Entwicklung von Mündlichkeit in der Zweitsprache positiv wie negativ beeinflusst.

DAS VERBINDENDE DER KULTUREN