Das Verbindende der Kulturen

SEKTION:

Standardvariationen und Sprachauffassungen in verschiedenen Sprachkulturen

Manfred Sellner (Salzburg, Austria)
Die Sprachauffassung Japans im Kontext von Sprachreform und Sprachpolitik

In meinem Referat möchte ich die These aufstellen, dass die japanische Sprache integrierter sowie integrer Aspekt der japanischen Identität angesehen wird, welche es zu schützen und zu beschützen gilt. Daraus folgt, dass Veränderungen in Struktur und Verwendungsweise oft als "midare" (Verwilderung) oder "kuudoo" (Aushöhlung) betrachtet werden, die einem "utsukushii nihongo" (schönen Japanisch) oder einem "kimochi-no ii nihongo" (einem Japanisch, das ein gutes Gefühl ausdrückt) widersprechen. Aktuell in diesem Zusammenhang ist besonders die Diskussion über die Verwendung von Fremdwörtern vor allem aus der englischen Sprache wie auch der Bildung von "waeigo"-Ausdrücken (japanischem Englisch"), um die sich derzeit sogar eine eigene Kommission des staatlichen Forschungsinstituts für die Landessprache ("kokugokenkyuusho") mit dem Ziel kümmert, diesbezüglich Empfehlungen auszusprechen. Ein Dauerbrenner in diesem Zusammenhang ist auch die Veränderung in der Verwendung der traditionellen Respekt- und Höflichkeitssprache, die bis zur Nichtbeachtung bzw. Nichtbeherrschung bei vielen jungen Menschen reichen kann und als unliebsamer Reflex auf Gesellschaftsveränderungen interpretiert wird. Da die japanische Sprache als solch ein idealisiertes Objekt nur einen (fiktiven) Standard haben kann, sind Variation sowie lokale Dialekte vornehmlich als romantische Assoziationen zu einer fiktiven Heimat oder als oft negativ ausgelegter Lokalkolorit in den Medien zu akzeptieren.

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