Das Verbindende der Kulturen

SEKTION:

Standardvariationen und Sprachauffassungen in verschiedenen Sprachkulturen

Werner Zillig (Univ. Innsbruck, A)
"Ehre" - Über die kulturspezfischen Hintergrundannahmen eines zentralen Begriffs

Die Ausgangsthese des Vortrags lautet: "Zu wissen, wie ein Wort ‚heißt' bzw. wie es zu übersetzen ist, sagt wenig bis nichts über die Hintergründe, die sich mit diesem Wort in unterschiedlichen Kulturen verbinden. Nur wenn man um diese kulturellen Hintergründe weiß, kann man die praktischen Implikationen im Leben von Menschen verstehen und Gemeinsames wie Unterschiedliches darstellen. Diese Art der Darstellung braucht eine neue, eine ‚kulturspezifische Semantik'."

Nehmen wir an, eine Person kommt aus einem anderen Land nach Österreich und lernt hier Deutsch. Dann geht es da traditionell um den Wortschatz und die Grammatik. Damit aber ist die reale Bedeutung, die ein Begriff wie ‚Ehre' im Leben der Menschen spielt, nicht erfaßt. Die Bedeutungsunterschiede werden in der Regel nur unter der Rubrik ‚Exotik' gefasst und als selbstverständlich hingenommen. Es gibt dann Zeitungsmeldungen wie diese: "Der Anfang waren Worte, war ein Streit zwischen Kindern der beiden Familien. Der Streit wurde hitzig, artete in einem Kampf aus. Der endete mit dem Tod zweier Mitglieder der El Hanashat-Familie. Ein Tod, der nicht vergessen wurde. Eine Frage der Ehre."

Erst eine wissenschaftliche Aufarbeitung der kulturspezifischen Hintergrundannahmen zentraler Begriffe kann Verständnis und Diskussion ermöglichen und also Verbindung zwischen Kulturen schaffen. Am Beispiel des Begriffs ‚Ehre' soll skizziert werden, wie ein Weg zu einer kulturspezifischen Semantik aussehen könnte.

DAS VERBINDENDE DER KULTUREN