Trans Internet-Zeitschrift für Kulturwissenschaften 15. Nr. März 2004
 

2.1. Kultur und Zivilisation
HerausgeberIn | Editor | Éditeur: Penka Angelova (Rousse)

Buch: Das Verbindende der Kulturen | Book: The Unifying Aspects of Cultures | Livre: Les points communs des cultures


Bericht: Kultur und Zivilisation

Penka Angelova (Rousse)
[BIO]

 

In der Sektion Kultur und Zivilisation wurden neun Vorträge gehalten, die sich in zwei Gruppen teilen lassen: in der einen wurde nach den traditionellen Quellen der europäischen Zivilisation gefragt, wurde Zivilisation als das Verbindende regionaler Kulturen eines Kontinentes verstanden, ein Begriff, der eine differenzierende, doch nicht ausgrenzende Bedeutung haben soll. Es wurde versucht, aus dem europäischen Erbe nach den Traditionen zu fragen, die verbindend und verbindlich sind, um daraus wissenschaftliche und bildungsorientierte Zielstellungen abzuleiten. So bezog sich der Vortrag von Eugen Maria Schulak (Wien) auf die metaphysischen Grundlagen der vorsokratischen Philosophie und die Wissenschaftlichkeit, die er als "die europäische Ideologie" bezeichnet. Unter den Bedingungen eines - die "europäische Ideologie" vorwegnehmenden - Wissenschafts- und Rationalitätsglaubens "gründete Platon die erste Universität und die Geschichte Europas (verbunden mit einer Blutspur) nahm ihren Lauf. Heute steht außer Zweifel, dass Europa (gemeinsam mit den Ablegern Amerika und Teilen Asiens) die Welt sowohl ökonomisch, politisch, wissenschaftlich, kulturell als auch hinsichtlich sozialer Standards dominiert. Schulaks Fragestellung läuft auf eine Antinomie des europäischen postmodernen Denkens zwischen der Suche nach brauchbaren alternativen Modellen und untergangsbereiter "political correctness" hinaus. Dimiter Angelov (Rousse) hat auf die Wichtigkeit gemeinsamer Parameter der politischen Kultur in Europa hingewiesen, wobei er auch auf Trennendes und Verbindendes in der Tradition und auf die Notwendigkeit eines Bildungsprojektes "Politische Kultur" hingewiesen hat. "Eine gemeinsame politische Sprache, gemeinsame Politiken und gemeinsame politische Kultur sind die Voraussetzungen für eine gemeinsame Zukunft. Zu erwarten ist eine neue ethische Formulierung der politischen Diskurse."

Eine zweite Gruppe von Vorträgen hat anhand von literarischen Beispielen und kulturwissenschaftliche Untersuchungen die zivilisationskritischen Ansätze bei Christoph Ransmayr (Vessela Beltscheva), Robert Musil (Vladimira Valkova), Erica Pedretti (Vesna Kondric-Horvat) und Max Nordau (Hedwig Ujvary) aufgedeckt. Auch dabei wurden einzelne Komponenten der europäischen Tradition - Masse, Wissenschaftlichkeit, wissenschaftlicher Paradigmenwechsel - in den Mittelpunkt gerückt. Es wurde auch ein Projekt der Internationalen Elias Canetti Gesellschaft für einen Begriffsregister von Elias Canettis Werk (Boyan Daskalov) vorgestellt. Als eine anregende Besonderheit dieser Arbeitsgruppe möchte ich hervorheben, dass im Anschluss an die Vorträge sehr ausführliche weiterführende Diskussionen geführt wurden, wofür allen Teilnehmern, den Vortragenden und den als Diskussionspartner Mitwirkenden Dank gebührt.

© Penka Angelova (Rousse)

2.1. Kultur und Zivilisation

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For quotation purposes:
Penka Angelova (Rousse): Bericht: Kultur und Zivilisation. In: TRANS. Internet-Zeitschrift für Kulturwissenschaften. No. 15/2003. WWW: http://www.inst.at/trans/15Nr/02_1/angelova_report15.htm

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