Trans | Internet-Zeitschrift für Kulturwissenschaften | 15. Nr. | November 2003 | |
2.4. Nomadentum / Nomadism Buch: Das Verbindende der Kulturen | Book: The Unifying Aspects of Cultures | Livre: Les points communs des cultures |
Knut Ove Arntzen [BIO] (Bergen) / Ulf Birbaumer (Wien) [BIO]
Die Arbeit in der Sektion war überaus kreativ, mit untersuchenden und erhellenden Diskussionen.
Vorerst ging es darum, eine Begriffsklärung durchzuführen
und die Verbindung von Nomadismus und Kunst zu durchleuchten.
Es wurden zwei Richtungen angedeutet. Kunst und "Realnomadismus"
(freiwillig oder zwangsweise) und Nomadismus als metaphorischer
Begriff, mit Bezug auf Deleuze/Guattari u.a. Daraus resultierte
der Versuch der Erstellung eines Instrumentariums zur Beschreibung
und Analyse entsprechender Kunstpraxen.
Der erste Tag war dem theoretischen Diskurs gewidmet, der zweite
Tag der praktischen Umsetzung mit z. T. visuell dokumentierten
Beispielen aus Norwegen, Deutschland und Österreich.
Ein Resultat war das Erzielen von Verständnis darüber, wie bipolare und interrelationelle Zusammenhänge heute entstanden sind. Die alte Polarisierung zwischen dem Institutionellen und dem Nicht-Institutionellen (affirmativ versus subversiv, Victor Turner u.a.) ist langsam weggefallen; statt dessen erkennen wir, wie der Nomadismus als "kreative Maschine" (vgl. die "Kriegsmaschine" von Deleuze) sich in Richtung einer Semi-Institutionalisierung entwickelt. Die festen Häuser stehen bereit, die alten subversiven Kunststrategien zu beherbergen. Der Künstler gerät in ein Dilemma, und wir sehen eine neue Konfrontation voraus, die dazu führt, daß die Kreativität von Nomadismus neu gedacht werden muß.
In der Folge hat die Verbindung zwischen Nomadismus und Kunst innovative Strategien hervorgebracht, die jetzt als Kunsterfahrung weiter entwickelt werden können.
Dort, wo die Kunst als "Erlebnis-Ware" durchgesetzt worden ist, gerät sie in das Umfeld eines neuen Mainstreams und somit in die Gefahr der fallweisen Vereinnahmung. (Ähnliches geschah bereits zwischen den Siebziger- und Achtzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts.)
Die historischen und kontemporanen Beispiele nomadischer Kunst (dezentrales Volkstheater, Theaterformen von Immigranten, der politische Aktionismus der Volxtheaterkarawane / noborderlab, bestimmte Formen von site specific art) scheinen die eingangs entwickelten theoretischen Ansätze grossomodo zu verifizieren. Es war also ganz gut gelungen.
© Knut Ove Arntzen (Bergen) / Ulf Birbaumer (Wien)
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For quotation purposes:
Knut Ove Arntzen (Bergen) / Ulf Birbaumer (Wien): Bericht: Nomadentum
/ Nomadism. In: TRANS. Internet-Zeitschrift für Kulturwissenschaften.
No. 15/2003. WWW: http://www.inst.at/trans/15Nr/02_4/arntzen_report15.htm