Trans Internet-Zeitschrift für Kulturwissenschaften 15. Nr. September 2004
 

2.6. Post-industrial Civilization and Culture
HerausgeberIn | Editor | Éditeur: Gennady Uzilevsky (Orel, Russia)

Buch: Das Verbindende der Kulturen | Book: The Unifying Aspects of Cultures | Livre: Les points communs des cultures


Postindustrielle Zivilisation und Toleranz

Walerij Amelin (Orel, Russland)
[BIO]

 

1. Einleitung

Unter postindustrieller Zivilisation verstehen wir die Epoche der Oberhoheit von Humanfaktor und Natur. Eine ihrer Aufgaben besteht in der Einigung von Ethnien, Völkern, Gesellschaften, Staaten in eine einheitliche Weltgemeinschaft, deren Werte zur sozialen Eintracht und Toleranz, zur Beseitigung der verwüstenden Konflikte, Kriege, des internationalen Terrorismus u.ä.m. beitragen sollen.

Im Zusammenhang damit muss unterstrichen werden, dass sich die heutige Stufe der Globalisierung, die auf dem Primat der wirtschaftlichen und politischen zum Nachteil der geistigen, sozialen und humanen Interessen beruht, gerade durch Ignoranz der sozialen Eintracht und Toleranz auszeichnet. Dieser Beitrag zielt darauf ab, den Begriff Toleranz zu bestimmen, einen Überblick über die Entwicklungsgeschichte dieses Begriffs zu schaffen, die verborgenen Wechselbeziehungen der Toleranz mit den geistigen und ideellen metaphysischen Wesen, mit dem Prinzip von Eintracht und mit dem Mehrebenensystem der ethischen Werte sowie mit den Inhalten des föderalen Programms zur Förderung der Toleranz in Russland herzustellen.

 

2. Zum Wesen des Toleranzbegriffs und zu seiner Entwicklungsgeschichte

Die Entwicklung der theoretischen Physik in den letzten Jahrzehnten des XX. Jahrhunderts veranlasst ihre Forscher zur Erneuerung ihrer metaphysischen Auffassungen. Es wurden die auf den theoretischen und experimentellen Forschungen beruhenden materiellen, ideellen und geistigen Grundlagen der Metaphysik der Physik erläutert [1-2], diese Forschungsergebnisse dienten als Vergleichsbasis der Eigenschaften und Eigenarten des Menschen als symbolischen Gentilwesens(1) mit den geistigen Phänomenen des semantischen Universums und der Entstehung eines neuen Fachbereichs - "der semiotischen Metaphysik" [3; 4].

Im Zusammenhang mit dem Vorangehenden wenden wir uns dem Schaffen der russischen Philosophen S. N. Bulgakow, N. A. Berdjajew, W .S. Solowjew zu, die den Versuch unternommen haben, von den Traditionen des russischen Kosmismus ausgehend in das Wesen des Geistes und einige geistige Substanzen einzudringen. So kommt S. N. Bulgakow zur Schlussfolgerung, dass die Freiheit von Anfang an im Nichts (im semantischen Weltall - W. A.) steckt, dann ins Absolute (Gott-Schöpfer - W. A.) übergeht und davon in den Menschen [7]. Diese Auffassung des russischen Philosophen entspricht den modernen Auffassungen der Metaphysik der Physik [1] und den Vorstellungen über geistige Wesen(2), die aus dem Kontext der semiotischen Metaphysik ergeben. Nach N A. Berdjajew wurzelt die Freiheit im Nichts, Abgrund, und geht der Schöpfung voraus. Deshalb hat Gott, der Schöpfer Macht über das Sein und keine Macht über die nicht geschaffene Freiheit (wir bezeichnen sie als Programm - W. A.) [8]. Es ist ersichtlich, dass die Auffassungen der russischen Denker in mehreren Punkten übereinstimmen.

Betrachten wir jetzt die Auffassungen von W. S. Solowjew. Nach W. S. Solowjew ist das Geistige "die reine Potenz der ideellen All-Einheit", es wird zur Eigenschaft des Individuums und verkörpert sich in seinem Gewissen. Es sei bemerkt, dass das Geistige im Menschen in Sittlichkeit verschmilzt und damit als Grundlage zur Bildung des sittlichen Kosmos dient, in dem sie als Idee des Guten alle Sphären der menschlichen und gesellschaftlichen Tätigkeit durchdringt und zur "Ethik der All-Einheit" wird [9].

Vergleicht man die Ansichten von drei Philosophen, so wird die tief greifende geistige Wirkung des semantischen Universums (des sittlichen Kosmos), des kosmischen Verstandes (des Absoluten, des Gottes-Schöpfers) auf den Menschen und durch ihn auf die Gesellschaft leicht ersichtlich. Es ist völlig natürlich, dass die Entwicklung der Wissenschaft Ende des XIX. Anfang des XX. Jahrhunderts diesen Denkern keine Grundlagen zur Unterscheidung des symbolischen Menschen von dem sozialen zur Verfügung stellte (eine dieser Grundlagen ist das kollektive Unbewusste - W. A.), diese Grundlagen wurden zum Untersuchungsgegenstand der anthropologischen Semiotik [5].

Es lässt sich hier sagen, dass kosmische geistige Wesen, die als metaphysische bezeichnet werden und als Programme, Sprachen und Codes auftreten, die Eigenschaften des symbolischen Menschen bilden, die als sittliche Imperative bei der Umwandlung des symbolischen Menschen in den sozialen erscheinen. Im Zusammenhang damit tritt die enge Gesamtheit dieser Eigenschaften, die sich ihrerseits in einem konkreten Menschen und einer konkreten Gesellschaft realisieren, als System "der Ethik der All-Einheit" auf. Aus dem oben Gesagten folgt, das die Aussonderung einer dieser geistigen Substanzen als Dominante, die die Sittlichkeit im Kosmos und auf der Erde bestimmen soll, nicht produktiv ist.

Es liegt die Vermutung nah, dass bei der Erforschung von Toleranz und ihrer Erscheinungsformen im praktischen Leben das System der geistigen Wesen unbedingt berücksichtigt werden soll.

Die Betrachtung der Eigenschaften des symbolischen Menschen als a priori vorgegebenen geistigen Wesen ermöglicht uns auf den Begriff Toleranz einzugehen. Heute gibt es viele Definitionen der Toleranz. Aufgrund der Analyse dieser Definitionen und unter Berücksichtigung der Entstehung der postindustriellen Zivilisation haben wir unsere eigene Definition ausgearbeitet: "die Toleranz ist ein dynamisch entwickelndes System der ethischen Werte, das Verständnis, Respekt und Duldung gegen abweichende Eigenarten und Verhaltensweisen der Menschen, Sozialschichten, Ethnien, Nationen, Länder, Staaten, verschiedener Gemeinschaften, sowie gegen fremde Ansichten, Glaubensanschauungen und Kommunikationsformen u.ä.m. vorgibt".

Aus der Untersuchung der Toleranz als System der ethischen Werte ergibt sich die Frage: Soll dieses System als metaphysisches oder phänomenologisches ausgelegt werden? Nimmt man Rücksicht auf das kollektive Unbewusste [11-12], so kommt man zum Schluss: Die Toleranz ist eine wechselseitige Gesamtheit metaphysischer und phänomenologischer Werte. Die phänomenologischen Werte sollen nicht nur die Evolution, sondern auch die Involution der Menschheit, Entwicklungsbesonderheiten der Nationen, Ethnien, Sozialgruppen, des Menschen als Stammvertreters bedingen.

Betrachten wir jetzt die Entwicklung der Toleranzvorstellungen. B. F. Porschnjew verwies auf die Relevanz des Charakters der Stammesbindungen und Beziehungen für die Entstehung und Entwicklung der menschlichen Gemeinschaften. Unter anderem entdeckte er die für die Erkenntnis der Ursachen von Toleranz ausschlaggebende Faktoren wie:

1) historisch-genetischer Primärschritt des Gruppenbewusstseins und seiner Archetypen über das Individuelle;

2) Selbstbestimmung der Gemeinschaft in "Wir" durch das Bewusstsein der Existenz von "Sie";

3) Kategorie "Wir" als universelle Form des Selbstbewusstseins jeder Gemeinschaft;

4) Das Verständnis der Menschheit als all-weltlicher menschlicher Gemeinheit [13, S. 93-111].

Außerordentlich interessant ist für die Entstehung der postindustriellen Gesellschaft der vierte Faktor: bereits zu der Zeit der Gentilbindungen und Beziehungen strebten die Menschen die Gemeinschaft an. Darin sehen wir die Wirkung der metaphysischen und geistigen Substanzen. Nun betrachten wir den zweiten und dritten Faktor genauer . Im Laufe der widerspruchsvollen und leiderfüllten Evolution und Involution der Menschheit verwandelten sich die im Grunde genommen positiven Faktoren in ihr Gegenteil. Die Entgegensetzung von "Wir" und "Sie", die auf die Erkenntnis und Selbstbestimmung jeder Gesellschaft gezielt ist, transformierte sich ins Unverständnis, Ablehnung und Feindschaft unter den Menschen, Stämmen, Ethnien, Nationen, zwischen den Sozialgruppen, Bevölkerungsschichten, Konfessionen u a.m. Es ist bemerkenswert, dass jede Absolutierung der Kategorie "Wir" zu ähnlichen Ergebnissen führte.

Nach unserer Meinung waren es gerade die in der Ontogenese und Phylogenese entstandenen negativen Erfahrungen (Widerspiegelung im kollektiven Unbewussten!), die das Phänomen der Toleranz herbeiführen ließen, das auch von der ewigen menschlichen Sehnsucht nach gegenseitigem Verständnis zeugen soll. Diese Tatsache zeigt uns auch die unaufhörliche Wirkung der metaphysischen geistigen Wesen auf den Menschen und durch ihn auf die Gesellschaft. Es ist bemerkenswert, dass die Charakterzüge der humanen gegenseitigen Beziehungen von der Antike her herausgebildet wurden, darunter waren auch solche Züge wie Toleranz, Loyalität, Respekt vor dem Glauben und Ansichten anderer Menschen und Völker.

Es sei unterstrichen, dass jede neue sozialkulturelle Epoche ihren positiven und negativen Beitrag zur Phylogenese und Ontogenese der Evolution und Involution von Toleranzvorstellungen in der entwickelnden Gemeinschaft leistete. Die Änderung der Toleranzvorstellungen konnten die Regierungsform, politische, wirtschaftliche, konfessionelle und andere Beziehungen bestimmen. Im Zusammenhang mit dem Vorangehenden sind die fünf Modelle "der Toleranzregimes"(3) von M. Walzer beachtenswert:

1) multinationales Imperium;

2) internationale Gemeinschaft;

3) konsoziative Bildung;

4) nationale Staaten;

5) Auswanderergesellschaft [14].

Es sei darauf hingewiesen, dass der Verfasser dieser Monographie komplizierte Mischmodelle aufzuzeigen versucht, was zweifelsohne zur Erfassung der Problematik über die Entstehung der Toleranz in der postindustriellen Zivilisation als Epoche der Ablehnung der Intoleranz beitragen sollte. Betonen wir, dass sich heute der offenkundige Trend zeigt, transnationale Staaten zu bilden. Ein Beispiel dafür ist die Bildung und Existenz der Europäischen Union, die auf föderalen Prinzipien der Solidarität und Subsidiarität gegründet wurde.

Bevor wir zur Erscheinungsspezifik der Toleranz in der modernen Epoche übergehen, ist es nützlich auf einzelne konzeptuelle Probleme dieses Phänomens einzugehen. Beginnen wir bei der Untersuchung des Toleranzbegriffs mit der Anwendung der philosophischen Triade "Allgemeines - Besonderes - Einzelnes ". Nach dem Verfasser von [3; 6] weisen wir darauf wir hin, dass das Allgemeine Einheit und Zusammenwirken des Metaphysischen Materiellen, Ideellen(4) und Geistigen einschließt, die Homo mit dem physischen und semantischen Universum und dem kosmischen Verstand (Gott-Schöpfer) verbinden. Anders gesagt: schließt das Allgemeine sowohl materielle Gesetzmäßigkeiten der Kosmosentwicklung als auch Entwicklungsgesetzmäßigkeiten des Ideellen und Geistigen im Kosmos ein. Das Besondere enthält Gesetzmäßigkeiten in der Entwicklung der Geo- und Biosphäre auf unserem Planeten. Auf das Einzelne kommt die Eigenart in der Entwicklung der Anthropo- Semio- und Noosphäre auf der Erde. Bemerkenswert, dass Besonderes und Einzelnes Homo als irdisches Wesen kennzeichnen. Hier lässt sich darauf hinweisen, dass Kulturologie, Politologie und Soziologie die Anwendbarkeit des Allgemeinen an den Gentilmenschen und die Gesellschaft bis in die jüngste Zeit außer Acht gelassen haben.

Befassen wir uns jetzt mit der Anwendung dieser Triade zu der Vorgegebenheit des Menschen als Wesens, das auf der Erde lebt und zugleich eng mit dem Kosmos verbunden ist. Hier verstehen wir unter Allgemeinem die a priori vorgegebenen Programme, Sprachen und Codes der biologischen, symbolischen und kulturellen (geistigen) Dimensionen, die das menschliche Leben auf der Erde bedingen. Alle diese Programme. Sprachen und Codes sind dem Menschen als Vertreter seiner Art eigen.

Unter Besonderem verstehen wir jene a priori vorgegebenen Programme, Sprachen und Codes, die das Funktionieren der sozialen, konfessionellen Gemeinschaften, Ethnien und Nationen sichern, die sich unter bestimmten natürlichen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Voraussetzungen herausgebildet haben und jetzt herausbilden. Es ist angebracht zu unterstreichen, dass Besonderes stabile Traditionen der Ethnien, Nationen, Länder entstehen lässt, die unbedingt zu berücksichtigen sind, wenn diese oder jene Politik im einzelnen Land oder in der Weltgemeinschaft ausgearbeitet wird.

Unter Einzelnem werden die a priori vorgegebenen Programme, Sprachen und Codes aufgefasst, die die innere Formung und Entwicklung des Menschen als sozialen Wesens bedingen sollen [5; 6]. Es sei betont, dass Kulturologie, Politologie, Soziologie und Ökonomie in ihren Untersuchungen die Anwendbarkeit der analysierten Triade zur der Vorgegebenheit des Menschen nicht beachtet haben, obwohl dieser Aspekt ganz untrivial ist und über weites Potenzial verfügt.

Betrachten wir Toleranz im Kontext der Anwendbarkeit der philosophischen Triade an den Menschen und seine Vorgegebenheit. In der Erklärung der Prinzipien von Toleranz, die die Generalkonferenz der UNESCO am 16. November 1995 angenommen hat, wird darauf hingewiesen, dass Toleranz sowohl "die Einheit in Mannigfaltigkeit" ist als auch "Respekt, Akzeptanz und Anerkennung der Kulturen unserer Welt, der Ausdrucksformen und Gestaltungsweisen unseres Menschseins in all ihrem Reichtum und ihrer Vielfalt". Es ist leicht, daraus zu folgern, dass das Eindringen ins Wesen der Einheit in Mannigfaltigkeit durch Allgemeines bedingt, die reiche kulturelle Vielfalt unserer Welt durch Besonderes, und die Ausdrucks- und Erscheinungsformen der menschlichen Individualität durch Einzelnes gesichert werden.

Die Anwendung der philosophischen Triade zu dem Menschen und seiner Vorgegebenheit ist nützlich bei der Untersuchung der Wechselbeziehungen der Toleranz mit dem Zusammenwirken einzusetzen. Da die Menschen als soziale Wesen auf unterschiedlichen Ebenen des staatlichen, öffentlichen, wirtschaftlichen Lebens, in verschiedenen Lebenssphären zusammenwirken, könnte das Wissen über Allgemeines, Besonderes und Einzelnes zur besseren Erkenntnis der ganzen Palette von Toleranz-abarten beitragen (politische, wirtschaftliche, nationale, ethnische, konfessionelle, Gender - und Berufstoleranz u.a.m.)

 

3. Toleranz, Demokratie und postindustrielle Zivilisation

In der Welt der Moderne zeigen sich widersprüchliche Prozesse. Einerseits sind in den entwickelten Ländern die Merkmale der postindustriellen Zivilisation erkennbar, in einer ganzen Reihe der Länder, die in der industriellen Zivilisation leben, laufen Demokratisierungsprozesse u.ä.m., andererseits wird das totalitäre Wesen der terroristischen Internationale einleuchtender. Im Zusammenhang damit ist es sehr wichtig, Kategorien wie soziale Eintracht und Toleranz abzugrenzen. Befassen wir uns mit diesem Problem detaillierter.

Die Bildung und Tätigkeit der Zivilgesellschaft in einem demokratischen Rechtsstaat wird dadurch erschwert, dass sie (die Gesellschaft) gespalten ist und als solche von dem Volk empfunden wird. Im Zusammenhang damit betrachten die Verfasser des Beitrags [15] das Prinzip der bestandfähigen Entwicklung der Bürgergesellschaft und das Prinzip der sozialen Eintracht. Es sei betont, dass das Prinzip der sozialen Eintracht, das durch grundlegende ethnische und sittliche Kriterien bedingt ist, auf die Einigung aller Bevölkerungsschichten aufgrund der Oberhoheit des menschlichen Faktors in allen Sphären des wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und staatlichen Lebens abzielt.

Es stellt sich die Frage, worin sich dann der Unterschied zwischen Eintracht und Toleranz manifestiert. Soziale Eintracht ist ein Kompromiss oder die Gesamtheit der zusammenhängenden Kompromisse auf dem Suchwege nach einer für alle Bevölkerungsschichten annehmbaren Lösung hinsichtlich der Entwicklung der Gesellschaft, des Staates und Landes im Ganzen, mit dem Ziel, entsprechende Lebensqualität sicherzustellen. Soziale Eintracht soll auch unter den Völkern verschiedener Länder, ihren Regierungen und in der internationalen Gemeinschaft herrschen. Toleranz ist aber nach unserer Definition ein System der ethischen Werte, die Verständnis, Respekt und Akzeptanz von Besonderheiten und Verhaltensweisen der Menschen, Sozialschichten, Ethnien, Nationen, Staaten, verschiedener Gemeinschaften, sowie fremder Ansichten, Glaubensbekenntnissen und Kommunikationsformen usw. vorgibt.

Es ist einleuchtend, dass zwischen sozialer Eintracht und Toleranz ein großer konzeptueller Unterschied besteht, der bei der Bildung der gesellschaftlichen Eintracht zu beachten ist. Das letzte zielt auf den Verzicht auf Konfrontation und Übergang zum Einvernehmen und Einverständnis in allen Bereichen des menschlichen Lebens und zur aktiven und konstruktiven Zusammenarbeit unterschiedlicher sozialer Gruppen und gesellschaftlicher und öffentlicher Organisationen und politischer Kräfte innerhalb eines Landes, einzelner Länder und innerhalb der Weltgemeinschaft ab. Es ist leicht ersichtlich, dass die gesellschaftliche Eintracht innerhalb eines Landes und der Weltgemeinschaft zur nachhaltigen Entwicklung beitragen soll.

Wir wollen uns diesen Aspekt näher anschauen. N. L. Mußchelischwili, W. M. Sergejew, J. A. Schreider haben ihrerseits ein folgendes Dreiebenensystem der ethischen Werte vorgeschlagen:

1) die unmittelbar empfundenen Werte in Form bestimmter Primärwerte, deren Erreichung von einer Sozialgruppe als etwas Offensichtliches beurteilt wird;

2) Reflexionswerte (soziale Gerechtigkeit, soziale Freiheit, die durch sie bedingte Solidarität);

3) Ethische Werte (Willensfreiheit, das Prinzip des vernünftigen Egoismus, das Prinzip des Mitgefühls) [16, S. 10-16].

Vergleichen wir diese Ebenen. Bei der Betrachtung der ersten Ebene beginnen wir mit den soziologischen Untersuchungen, aus denen sich ergibt, dass "soziale Unzufriedenheit, das Gefühl der verletzten sozialen Würde, Verwirrung unmittelbare Ursachen für Intoleranz und Aggression seien" [17, S. 164].

Im Grunde genommen zeugen diese Ergebnisse über die untrennbare Verbindung der ethischen Werte der ersten Gruppe mit der wirtschaftlichen und politischen Situation in jedem Land. Es sei betont, dass der positive Ausdruck dieser Werte soziale Eintracht und Toleranz unter den Menschen, Sozialgruppen und Gemeinschaften und damit gesellschaftliche Eintracht fördern wird.

Bei der Betrachtung der Werte der zweiten Ebene weisen die Verfasser darauf hin, dass die Ungerechtigkeit in dem Zugang zu Produktionsmitteln in einer offenen demokratischen Gesellschaft als soziale Ungerechtigkeit interpretiert wird. Im Zusammenhang damit bedeutet die Gerechtigkeit nicht die Gleichheit in der Ressourcenerhaltung, sondern Gleichheit vor dem Prinzip der Aufteilung. In diesem Fall wird die Erhaltung des Güteranteils durch den Status des Empfängers bedingt, und nicht durch seine Beziehungen zu den Menschen, die diese Güter aufteilen. Der Antipode der sozialen Gerechtigkeit ist Willkür, und nicht die soziale Ungerechtigkeit. Daraus folgt, dass die entwickelte geteilte Gesellschaft an der Schaffung des Systems interessiert ist, dass Gerechtigkeit sichert, weil jegliche Verletzung der Rechte soziale Spannungen heraufbeschwört.

Ein weiterer Wert der zweiten Ebene ist soziale Freiheit, unter der die durch die Gesellschaft gesicherte Freiheit der Wahl aus einer Fülle der Alternativen verstanden wird, das sind Alternativen in Bildungs- Lohn und Ressourcenauswahl usw., die jeder für seine Leistung erwerben darf.

Die erste Abart der Freiheit ist eng mit der Gerechtigkeit verbunden und zielt auf die Sicherung bestimmter Zahl von Alternativen ab, mit denen die Gesellschaft ihre Bürger versorgt. Solidarität als Kategorie, die die Interessengemeinschaft und gemeinsame Verantwortung ausdrücken soll, hat gerade solche Freiheit in Sicht.

Es ist viel schwieriger, im Kontext der sozialen Eintracht in der geteilten Gesellschaft die Freiheit der zweiten Abart zu erlangen, weil "sich die Solidarität nicht so weit erstreckt, dass sie diese Möglichkeit für die anderen behaupten wolle" [16, S. 9].

Aus dem bisher Gesagten folgt, dass die Reflexionen der Gerechtigkeit, Freiheit und Solidarität, die zur zweiten Wertebene gehören, Bildung, Funktionierung und Erhaltung sozialer Eintracht direkt beeinflussen und die Toleranz indirekt bestimmen.

Es lässt sich hinzufügen, dass die Werte der ersten und zweiten Ebenen eng miteinander verbunden sind, das beweisen die von uns zitierten Untersuchungsergebnisse von P. M. Kosyrewa. Eine verschlechterte wirtschaftliche und politische Situation in Russland wirkte sich negativ nicht nur auf die Werte der ersten, sondern auch auf die der zweiten Ebene des zu analysierenden Systems aus. Es erwies sich, dass auch das Fehlen der optimistischen Lebensaussichten die Entstehung der Intoleranz und Aggression verursachen können, und die Instabilität und Veränderlichkeit der sozialen Befindens, die Suche nach Eintracht erschweren" [17, S. 164]. In diesem Fall ist die Bildung der sozialen Eintracht und Toleranz kaum erreichbar.

Die Verfasser haben gezeigt, dass der Mensch und die Gruppe der Menschen, die nur für eigene Freiheit und Gerechtigkeit eintreten, sie aus zwei Gründen verlieren werden:

Es ist einleuchtend, dass es sich negativ nicht nur auf die soziale Eintracht, sondern auch auf die Toleranz auswirken soll. Wir sind der Ansicht, dass eine wahre Demokratisierung der gesellschaftlichen Prozesse in Russland und anderen Ländern zur Erkenntnis dessen führen müsste, dass reale Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität erst dort und dann erscheinen, wo und wann sie auf alle Menschen, auf die ganze Gesellschaft ausgebreitet werden und nicht auf einzelne Bevölkerungsschichten. Letzten Endes soll es soziale Stabilität fördern. Aber die Erreichung dieses dynamischen Zustandes in der Gesellschaft ist nur dann möglich, wenn die ersten zwei Ebenen und die dritte Ebene mit höheren ethischen Werten verbunden werden.

Kommen wir nun zu der Untersuchung der ethischen Werte der dritten Ebene. Wollen wir mit der Willensfreiheit anfangen. Die Verfasser des Beitrags meinen das sie :

Sie behaupten, die Willensfreiheit sei die Grundlage der persönlichen Freiheit als Grundwert. Die Analyse zeigt, dass sie nicht den symbolischen, sondern den sozialen Menschen mit allen daraus ergebenden falschen Folgen untersucht haben.

Von den Grundlagen der semiotischen Metaphysik und der anthropologischen Semiotik [3; 5] ausgehend kann man vermuten, dass die Existenz des "Ichs" im Menschen durch das System der metaphysischen geistigen Wesen, über die wir im Vorangehenden geschrieben haben, bedingt ist, sowie durch das System der metaphysischen ideellen Wesen, die die Mentalität des symbolischen Menschen und dadurch den Intellekt des sozialen Menschen prägen. [5]. Es muss darauf hingewiesen werden, dass das System der metaphysischen geistigen Wesen nicht nur die Grundlage der moralischen Normen jeglicher Gesellschaft werden kann, sondern sie kann auch das Verhalten des Menschen bestimmen. Unserer Meinung nach bedingt das Gewissen als metaphysisches geistiges Wesen die Richtung der Willensfreiheit und lässt den Menschen seine Taten vor Gesetz und Moral verantworten. Was die persönliche Freiheit des sozialen Menschen betrifft, so erscheint sie als eine der vorgegebenen metaphysischen Wesen, und zwar als Veranlagung des symbolischen Menschen zur Freiheit, erst dank dieser Veranlagung kann die Willensfreiheit funktionieren.

Unser Meinung nach ist von großem Interesse die von den Verfassern durchgeführte Gegenüberstellung des bekannten "Prinzips des vernünftigen Egoismus" (es wurde von N. G. Tschernyschewski in seinem Roman "Was tun?" beschrieben) und des "Prinzips des Mitgefühls", das von dem berühmten russischen Wissenschaftler S. W. Meien als Grundlage für die Schlichtung der Konfliktsituationen vorgeschlagen wurde [18].

Man könnte behaupten, dass das Prinzip des vernünftigen Egoismus als moralische Grundlage den vernünftig aufgefassten Nutzen haben kann, es bildet ethische Konstruktionen auf dem Fundament der praktischen Berechnung und entspricht der humanen Aufklärungsideologie, weil es die Interessen des Menschen als sozialen Wesens über alles stellt. Im Gegensatz zu diesem ethischen Wert tritt das Prinzip des Mitgefühls als Grundlage der Erreichung der Nützlichkeit und es stellt das Ethische des symbolischen Menschen über die Interessen "des sozialen Menschen, damit Homo als solcher Mensch zunimmt, der befähigt ist, die scheinbar unlösbaren Situationen von gegenseitigen Missverständnissen und Entfremdungserscheinungen zu bewältigen" [16, S. 13].

G. Ja. Usilewski, der in [6] soziale Eintracht und Toleranz in ihrer Wechselwirkung untersuchte, kam nach R. G. Baranzew [19, S. 48] zum Schluss, dass es wichtig ist, von dem Prinzip des Mitgefühls zum Prinzip der Akzeptanz überzugehen, das in der Triade "Akzeptanz - Mitgefühl - Vertrauen" seinen Ausdruck findet. Wir halten diesen Übergang für angemessen und nutzbringend.

Es muss bemerkt werden, dass das Prinzip der Akzeptanz auch bei dem sozialen Menschen auftreten kann, aber erst wenn der solche Eigenschaften des symbolischen Menschen besitzt wie Liebe und Güte. Wir glauben, dass die Erziehung zur Akzeptanz am wirksamsten zur Toleranzäußerung in allen Sphären des menschlichen Lebens beitragen soll.

Zur dritten Ebene gehört unseres Erachtens auch Konvivialität(5) (eng. conviviality), diesen Begriff hat der kanadische Gelehrte I. Illich eingeführt [20].

Wollen wir uns nun dem ethischen Wert zuwenden, den I. Illich vorgeschlagen hat und den wir als Konvivialität bezeichnen, weil wir in der wissenschaftlichen Literatur Russlands kein terminologisches Äquivalent finden konnten.

Dieses Phänomen wird von I. Illich als "autonomer und kreativer Umgang der Menschen miteinander verstanden, als ihre Kommunikation mit der Umwelt". Der Begriff bedeutet auch "individuelle Freiheit, die in Gemeinschaft der Persönlichkeiten verwirklicht wird und zu einem wesentlichen inneren ethischen Wert wird, und als globale Zusammengehörigkeit oder globales Zusammensein (global togetherness) auftritt.

Wir schließen uns dem Verfasser der Monographie [6] an, der meint, dass es hilfreich wäre, den Begriff "Konvivialität" in der Triade "Kreative Kommunikation unter den Menschen und der Umwelt, - individuelle Freiheit, die sich in der Gemeinschaft realisiert, - Streben nach dem globalen Zusammensein" auszudrücken.

I. Illich behauptete, "sobald dieses soziale Phänomen unter ein bestimmtes Niveau sinke, so könne kein wirtschaftliches Wachstum mehr den Bedarf der Menschen an ihm ersetzen". Es ist leicht ersichtlich, dass dieser ethische Wert außerordentliche Bedeutung für die Erfassung von Toleranz und für deren Verbreitung unter den Menschen habe, sowie für das Überleben und Blühen der Gesellschaft. Wir sind der Meinung, dass die Konzeption von I. Illich und die All-Einheitstheorie von W. Solowjew verglichen werden müssen.

Wollen wir den Zusammenhang dieses ethischen Wertes mit den Eigenschaften des symbolischen Menschen betrachten. Es muss bemerkt werden, dass solche a priori vorgegebenen Eigenschaften wie Veranlagung zur Freiheit, Kommunikation, Soziabilität bei der unbedingten Erscheinung anderer Eigenschaften den notwendigen inneren Faktor zur Entfaltung von Konvivialität in der Ontogenese bilden.

Die Untersuchung der Werte der dritten Ebene zeugt davon, dass das Prinzip des vernünftigen Egoismus an dem moralischen Potenzial dem Prinzip des Mitgefühls nachsteht, das letzte ist aber dem Prinzip der Akzeptanz unterlegen. Demzufolge soll man dieses Prinzip aus dem Wertbestand der dritten Ebene ausschließen. Wenden wir uns der Willensfreiheit zu, die eine Eigenschaft der Mentalität des symbolischen Menschen ist und als seine ideelle Substanz auftritt. Deshalb kann sie aus dem Wertbestand der dritten Ebene ausgeschlossen werden. Es ist leicht ersichtlich, dass auf der dritten Ebene der ethischen Werte die Prinzipien von Akzeptanz und Konvivialität bleiben, die dank ihrer Komplementarität zur Bildung der Toleranz unter den Menschen, Sozialgruppen, Völkern und Ländern beitragen sollen.

Im Zusammenhang mit dem Vorangehenden wenden wir uns I. Kant zu, der seinem ethischen System zufolge von dem Menschen verlangt hat, sein Verhalten den absoluten moralischen Werten zu unterwerfen. Vom Standpunkt der semiotischen Metaphysik treten als solche absoluten Normen Eigenschaften des symbolischen Menschen auf, die metaphysische geistige Wesen sind, dazu gehören auch Willensfreiheit, Freiheit und andere Eigenschaften der Mentalität von Homo [5-6], die als ideelle Wesen erscheinen. Die Untersuchung der ethischen Werte der dritten Ebene zeugt nicht nur von ihrer Verbindung mit geistigen und ideellen Wesen, sondern auch von der Notwendigkeit, sie als ethische Werte der vierten Ebene zu interpretieren. In diesem Fall haben wir die Synthese der Werte phänomenologischen Charakters von der ersten und zweiten Ebene mit den metaphysischen und positiven phänomenologischen Werten von der dritten und vierten Ebene.

Es ist leicht zu schlussfolgern, dass solche ethischen Verhaltensweisen die weitblickendsten, vorteilhaftesten und vernünftigsten sind, weil:

In [15] wurden innere und äußere Faktoren der Entwicklung von sozialer Eintracht als eines der Prinzipien der Formung der persönlich orientierten Gesellschaft vorgestellt. Zu den inneren Faktoren, die sich auf den Eigenschaften und Eigenarten des symbolischen Menschen beruhen, gehören folgende Faktoren:

1. Sicherung der Selbstentwicklung, -erneuerung und -aktualisierung des Menschen.

2. Förderung des Menschen in seinem Streben die Grenzen seines Ichs zu überschreiten, Vereinigung des Persönlichen und Gesellschaftlichen, des Irdischen und Kosmischen.

3. Befähigung des Menschen zur Bildung eines mehrdimensionalen sozialen Wesens.

4. Förderung des menschlichen Intellekts zur Entfaltung seines Potenzials.

5. Sicherung der Aktualisierung von Potenzial der genetisch vorgegebenen Mentalität jeder Ethnie oder jedes Volkes.

6. Maximal mögliche Förderung der harmonischen Wechselbeziehung zwischen Frauen und Männern in verschiedenen Strukturen der Staatsmacht, der Bürgergesellschaft, Wirtschaft, Kultur usw.

7. Maximale Sicherung der optimalen Äußerung von dem im Menschen a priori vorgegebenen Programmen im Laufe seines ganzen Lebens.

Die Untersuchung der inneren Faktoren, die als Mechanismen der Entwicklung der sozialen Eintracht auftreten, zeugt auch davon, dass sie auch zur Bildung und Entwicklung von Toleranz anwendbar sind.

Wollen wir uns nun den äußeren Faktoren zuwenden, zu denen zählt man:

1. Optimale Machtaufteilung zwischen den Machtorganen mit dem Ziel, effektiv ihre gegenseitigen Beziehungen unter Berücksichtigung der Traditionen und Mentalität des Volkes (der Völker) in jedem Land zur Entfaltung zu bringen.

2. Hoheit des menschlichen Faktors bei der Bildung der sozial orientierten Marktwirtschaft.

3. Anwendung der Herangehensweisen "von oben nach unten" und "von unten nach oben" auf allen Ebenen des staatlichen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens.

4. Einbeziehung breiter Bevölkerungsmassen in die staatlichen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Aktivitäten auf regionaler und lokaler Ebene .

5. Ausarbeitung und Anwendung der Mechanismen der institutionellen Schlichtung der Sozialkonflikte, sowie ihre Regelung und Kompromissvereinbarung.

6. Formung von gegenseitiger Verantwortung der Parteien und Bewegungen, gesellschaftlicher Organisationen, die systemhaft Interessen unterschiedlicher Bevölkerungsschichten vertreten und beachten.

7. Herausbildung des Vertrauens der Menschen zueinander, zu Gesellschaft und Staat.

Die Analyse der äußeren Faktoren, die als Mechanismen der Entwicklung der sozialen Eintracht auftreten, zeugt auch davon, dass sie auch zur Bildung und Entwicklung von Toleranz anwendbar sind. Gehen wir auf den fünften Faktor ein. Um die Schlichtung der Sozialkonflikte zu erlangen, braucht man neben der Herausbildung der entsprechenden institutionellen Mechanismen auch die Anwendung der Ideen von Toleranz als gesellschaftliches Wertsystem; das ermöglicht die Konfliktbeziehungen auf eine andere nämlich gegenseitig annehmbare Ebene zu bringen. Es ist leicht ersichtlich, dass Toleranz ein sicheres demokratisches Instrument ist, weil es das innere Streben der menschlichen Gemeinschaft widerspiegelt.

Das Vorangehende weist darauf hin, dass jedes Land spezielle Mechanismen zur Entfaltung von Toleranz sowohl auf der Ebene staatlichen als auch auf der Ebene gesellschaftlichen Handels braucht. Im ersten Fall geht es um rechtliche Sicherstellung von Toleranz, im zweiten Fall handelt es sich um den Einsatz von Toleranzideen für Abschaffung bestimmter Barrieren zwischen den Menschen, Berufsgruppen, Konfessionen, Ländern u. ä. m. Hier erscheint Toleranz auch als Bereitschaft, die anderen so anzunehmen, wie sie sind, und mit ihnen in Einvernehmen zusammenarbeiten zu können. [21, S. 31]. Anders gesagt ist nicht nur die Ausarbeitung der Staatspolitik nötig, sondern auch die einheitliche Politik der Gesellschaft und der Weltgemeinschaft, die zur Entstehung des Gefühls der All-Einheit unter den Menschen und Völkern unseres Planeten Erde führt.

Aus dem Vorangehenden folgt, dass das Verständnis von Toleranz als außerordentlich wichtigem Normensystem nicht nur auf der Ebene eines Landes, sondern auch auf der Ebene der Weltgemeinschaft sie in eines der wichtigsten Prinzipien der Gestaltung sowohl der persönlich orientierten Bürgergesellschaft als auch der Herausbildung und Entwicklung der postindustriellen Zivilisation verwandelt. In diesem Fall zeigt sich Toleranz in Einheit der Bewegungen, Völker, Kultur, Konfessionen und im Engagement des Menschen. Wir sind der Meinung, dass das Prinzip von Toleranz in diesem Fall dazu beiträgt, dass den moralischen Begriffen eigenes Ansehen und innere Kraft verliehen wird (vgl. dazu die Ansichten des französischen Denkers A. Berson, [22 S. 86])

Betrachtend am Anfang dieses Abschnitts den konzeptuellen Unterschied zwischen sozialer Eintracht und Toleranz sind wir zum Schluss gekommen, dass sie beide für die Bildung der gesellschaftlichen Eintracht in einem Land und in der Weltgemeinschaft anwendbar sind und dass es unseres Erachtens zu ihrer nachhaltigen Entwicklung beitragen soll. Die Aufdeckung der inneren und äußeren Faktoren zur Bildung sozialer Eintracht und Toleranz ermöglicht uns das Prinzip von Toleranz zu formulieren. Die Toleranzformel lautet: Prinzip der sozialen Eintracht + Prinzip von Toleranz --> Prinzip der gesellschaftlichen Eintracht --> Prinzip der nachhaltigen Entwicklung.

Bei der Umsetzung dieser Formel soll die philosophische Triade "Allgemeines -Besonderes - Einzelnes" Beachtung finden. Nehmen wir die Kategorie "Allgemeines", sie führt uns zum Begriff "Liberalismus". In den letzten Jahren wird behauptet, dass der Haupttrend in der Entwicklung der Weltgemeinschaft in dem Übergang vom Radikalismus zum Liberalismus besteht, der auch Verwirklichung der Freiheit des Einzelnen und Beseitigung von allem bedeutet, was die individuelle Freiheit bedroht oder deren Entfaltung verhindert (vgl. z.B. [23, S. 1-22]). P. M. Kosyrewa weist darauf hin, dass "der Liberalismus das individualistische System sei, die der menschlichen Persönlichkeit und ihren Rechten über alles Vorzug gewährt". Dabei bemerkt sie auch, dass unter bestimmten durch von einem Rechtsstaat auferlegten Beschränkungen, die die Entstehung der autoritären Willkür verhindern sollen, die "liberale Gesinnung eine im Grunde genommen tolerante sei" [17, S. 22].

Von Eigenschaften und Eigenarten des symbolischen Menschen, dem Gehalt des Vierebenensystems, sowie den inneren und äußeren Faktoren der Entwicklung von Prinzipien der sozialen Eintracht und Toleranz ausgehend kommen wir nach den Verfassern von [6] zum folgenden Schluss: Liberalismus berücksichtigt nicht im vollen Maße Potenzen des Menschen als mehrdimensionalen Wesens, das zugleich in der realen und kosmischen Welt lebt, das nicht nur Selbständerung, Selbsterneuerung und Selbstverwirklichung anstrebt, sondern auch das Über-Sich-Selbst-Hinwegkommen, Vereinigung des Persönlichen und Gesellschaftlichen, des Irdischen und Kosmischen. Wenn wir diesen Gedanken weiter entwickeln, dann kann man behaupten, dass moderne politische Parteien keinen Erfolg bei den Wahlen erwarten können, wenn sie nur auf den liberalen Positionen stehen bleiben. Das bestätigen die Wahlergebnisse vom 7. Dezember 2003 in die Duma hinsichtlich der Parteien "Union der rechten Kräfte" und "Apfel".

Bei der Betrachtung der Kategorie "Einzelnes" im zweiten Abschnitt unseres Beitrags haben wir bemerkt, dass sie stabile Traditionen von Ethnie, Volk und Land formt. Leider muss anerkannt werden, dass dieser Bestandteil des politischen Erfolgs bei Liberalen sowie bei vielen anderen politischen Bewegungen wenig Beachtung findet.

Die Kategorie "Einzelnes" führt uns zur Ausbildung und Entwicklung des Menschen als sozialen Wesens, das von Geburt an völlig mit genetisch vorgegebenen Programmen, Sprachen und Codes ausgerüstet ist, die seine soziale Anpassungsmöglichkeit und Zusammenwirken mit der Umwelt bedingen. [5-6]. Man kann behaupten, dass dieser wichtige Aspekt von vielen Bewegungen und Parteien nicht berücksichtigt wird, einschließlich erstaunlicherweise dem Liberalismus.

Also, nachdem wir die Anwendbarkeit der philosophischen Triade zur politischen Doktrin des Liberalismus betrachtet haben, können wir die Schlussfolgerung ziehen, dass die Prinzipien sozialer Eintracht, Toleranz und nachhaltiger und stabiler Entwicklung, von denen in unterschiedlichen politischen Doktrinen viel geredet wird, erst dank der Anwendbarkeit der erwähnten philosophischen Triade zum Menschen als mehrdimensionalen Wesen realisierbar sind.

Toleranz wurde oben als System moralischer Werte und als Prinzip betrachtet. Wollen wir uns nun für die Untersuchung von Toleranz als Prozess den Begriffen "Bestandteile des Prozesses und Bedingungen des Prozesses" zuwenden. Es ist bemerkenswert, dass für die Aufdeckung der Bestandteile des Prozesses der Ausgangs- und Endpunkt untersucht werden, während für die Bedingungen des Prozesses solche Mechanismen von Bedeutung sind, dank denen die Umwandlung des Ausgangspunktes in den Endpunkt erfolgt [24].(6)

Das ermöglicht uns, das Eindringen von Toleranz ins Bewusste und Unbewusste des Menschen, in Doktrinen politischer Bewegungen und Parteien, Staatspolitik, Politik der Weltgemeinschaft, Konzeptionen der postindustriellen Zivilisation u.ä.m. zu erforschen.

In Anbetracht des Vorangehenden analysieren wir die Typologie von Toleranz als Wertsystem, die in [17, S. 15] vorgeschlagen wurde:

absolute Toleranz als bestimmte Idee, höchstes Ziel;

relative Toleranz als optimales Modell, die konkrete Bedingungen und gesellschaftliche Interessen in Betracht zieht und die im Rahmen einer Entwicklungsstufe potentiell Mögliche ist;

Reale Toleranz als konkret historische Norm ihrer Existenz in einer konkreten Gesellschaft.

Wird reale Toleranz als Ausgangspunkt des Prozesses betrachtet, so muss eine Korrektur in der Definition der relativen Toleranz vorgenommen werden, die unter Berücksichtigung konkreter Bedingungen und gesellschaftlicher Interessen eine mögliche Evolution von Toleranz für kurz- und langfristige Abschnitte festlegt. In diesem Fall tritt absolute Toleranz als konzeptuelles Modell, die auf der Anwendung der Triade "Allgemeines-Besonderes-Einzelnes" zum Wertsystem beruht. Es ist bemerkenswert, dass dieses Modell als Orientierung bei der Ausarbeitung relativer Toleranz unter Beachtung der Grundlagen absoluter Toleranz dienen kann. Wir sind der Meinung, dass Toleranz als Prozess besondere Beachtung finden soll.

Das Bedürfnis nach kreativen Menschen ist eine Kennzeichnung der postindustriellen Zivilisation. Deshalb gewinnt das Problem der Moral eine besondere Bedeutung, weil der kreative Mensch ohne Grundlagen von Toleranz einen beträchtlichen Schaden der Gesellschaft zufügen kann. Wenn aber die Gesellschaft als eine persönlich orientierte betrachtet wird, so rückt dieser Umstand dieses Problem in den Vordergrund der gesellschaftlichen Einsicht.

Die Untersuchungen der Aggressivitätsursachen und Aggression zeigen, dass solche Faktoren wie negatives Verhältnis der Eltern zum Embryo während der Schwangerschaft, schlechter Zustand der zukünftigen Mutter sowie schwere Entbindung oft anstatt geistiger Substanzen die Erscheinung negativer Archetypen in dem Kind fördern. Es muss auch darauf hingewiesen werden, dass Fehlen von Elternliebe zum Kind in der frühesten Periode seiner Entwicklung, Ignoranz oder Unverständnis von Eigenarten seiner intellektuellen, emotionellen, ethischen Entwicklung, wenn unbedingt Toleranz gefragt wird, Aggressivität und Aggression, und später Ausbildung solcher Charakterzüge des Menschen verursachen, die ihn zu rechtswidrigen Taten anreizen [12].

Das Vorangehende bringt uns auf den Gedanken, dass in der Vorgegebenheit des Menschen ein Widerspruch verborgen ist zwischen den positiven metaphysischen Wesen (Archetypen) und negativen Wesen (Archetypen), die in Ontogenese gebildet und in Phylogenese (kollektives Unbewusstes) gefestigt wurden. Der tiefe Sinn der Toleranz als Prinzip besteht in der Minimalisierung der Wirkung von negativen Archetypen, um den Menschen zu einem kreativen, ethisch und ästhetisch orientierten sozialen Wesen zu erziehen. Wollen wir das näher erläutern:

Die Verfasser von [12] haben gezeigt, dass solche Eigenschaften des symbolischen Menschen wie seine Fähigkeit zur Selbständerung, -erneuerung, -verwirklichung, Spontaneität als Fähigkeit zum Über-Sich-Selbst- Hinwegkommen, wobei das Persönliche und Gesellschaftliche, Irdische und Kosmische vereinigt werden, Fähigkeit zur Gestaltung seiner Mehrdimensionalität, die sich im Menschen als sozialem Wesen offenbart, Aggression minimalisieren, und damit zur Bildung der Mechanismen von Toleranz in der sozialen Persönlichkeit Homo beitragen können.

Es muss darauf hingewiesen werden, dass die Erscheinung dieser Eigenarten im Leben des sozialen Wesens erst dann möglich wird, wenn alle Eigenschaften des symbolischen Menschen realisiert werden. Gehen wir auf grundlegende Fähigkeiten des Menschen zum Lernen und Schaffen, auf die als erster der russische Wissenschaftler W. P. Efroimson [26] hinwies, und die später amerikanische Wissenschaftler einer gründlichen Studie unterzogen und in die Praxis umsetzten [27]. Es wurde herausgestellt, das Säuglinge schon in dem ersten Lebensjahr eine hohe Neigung zum Lernen zeigen und man kann sie leicht lesen, rechnen usw. lehren. Es wurde festgestellt, dass es nicht nötig ist, ihnen Regeln beizubringen, man muss nur richtig Fakten vermitteln, und dank den a priori vorgegebenen Programmen können sie selbst diese Fakten einordnen.

Wenn die Bildungsfähigkeit entwickelt wird, so werden im Menschen Suchaktivität, seine Veranlagung zur Kreativität und zur Erlangung der Wahrheit in Gang gebracht, die das Kreative in dem Menschen erwecken sollen, das den Ausdruck von Neid, Aggressivität und anderer ähnlicher negativer Erscheinungen der Archetypen des individuellen und kollektiven Unbewussten ablehnen. Man kann behaupten, dass die Entwicklung dieser Fähigkeiten im Kind dem Ausdruck seiner hohen Vergeistigung und als Folge der Toleranz dient.

Aus dem Vorangehenden geht hervor, dass metaphysische und positive phänomenologische Vorgegebenheiten des Menschen, die im zweiten Abschnitt im Kontext der philosophischen Triade "Allgemeines - Besonderes - Einzelnes" analysiert wurden, sind systembildende Faktoren in Bezug auf die Menschen. Gerade dank ihrer Äußerung ist es möglich, nach den Worten von E. Durkheim "in sich Moral zu schaffen" [28, S. 379-380]. Aber um dies u erreichen, müssen Gesellschaft, Staat und Weltgemeinschaft dieses Phänomen gründlich erkennen. Deshalb schließen wir uns der Meinung des Verfassers [6] an, dass die Erkenntnis der oben erwähnten und für Gesellschaft, Staat und Weltgemeinschaft systembestimmenden Vorgegebenheiten nicht nur zur Ausarbeitung handlungsfähiger Politik, sondern auch zur Bildung von Toleranz beitragen soll.

Man kann behaupten, dass bei dem zukünftigen sozialen Wesen die Grundlagen der Vergeistigseins und als Folge auch der Toleranz in den ersten drei Lebensjahren gebildet werden. Demzufolge besteht die Aufgabe der persönlich orientierten Gesellschaft und des Staates in der Ausarbeitung einer wirksamen komplexen demographischen Politik, die die Probleme der Mutterschaft und Kindheit einbeziehen sollen und vor allem Fragen der moralischen, familiären Erziehung zukünftiger Mütter und Väter unter Berücksichtigung der neuesten wissenschaftlichen Vorstellungen und bester alter Traditionen.

 

4. Föderales Programm zur Entwicklung von Toleranz in Russland

Nachdem wir die Natur von Toleranz, ihre enge Beziehungen mit geistigen und ideellen metaphysischen Wesen und sozialer Eintracht, sowie das Mehrebenensystem der ethischen Werte als ihre systembildende Grundlage betrachtet haben, gehen wir auf das vom russischen Präsidenten gebilligten föderalen Programm "Ausbildung des toleranten Bewusstseins und Vorbeugung des Extremismus in Russland" ein [29]. Das Ziel des Programms besteht in der "Ausbildung des toleranten Bewusstseins, das in der Gesellschaft für stabile Verhaltensweisen der einzelnen Personen und Sozialgruppen als Grundlage der bürgerlichen Eintracht in einem demokratischen Staat sorgt". Das Programm sieht drei Etappen vor (2001-2005). Die Aufgabe der ersten Etappe besteht in der Ausarbeitung der methodologischen und wissenschaftlichen Verfahren zur Prävention des Extremismus und zur Bildung des toleranten Bewusstseins. Die Aufgabe der zweiten Etappe (2002-2003) ist die Schaffung der Präventionsmechanismen gegen Extremismus, ihr experimenteller Einsatz und Ausbildung des toleranten Bewusstseins. Die Aufgabe der dritten Etappe (2004-2005) besteht im aktiven Einsatz der Präventionsmechanismen gegen Extremismus und Bildung des toleranten Bewusstseins.

Das Programm besteht aus fünf Teilen:

Das Vorangehende zeugt nicht nur von der Aktualität des Programms, sondern auch von seiner großen wissenschaftlichen und praktischen Bedeutung. Es ist bemerkenswert, dass das Programm 43 Maßnahmen enthält, deren größter Teil (33!) die Durchführung wissenschaftlicher Konferenzen vorsieht. Die Kontext-Analyse zeigt, dass die Thematik der wissenschaftlichen Forschungsarbeiten Fachbereiche wie Informatik, Geschichte, Psycholinguistik, psychologische und soziale Pädagogik, soziale Psychologie und Ökonomie, Soziologie usw. einschließen.

Es muss jedoch unterstrichen werden, dass die Untersuchung des Wesens der Toleranz und der Mechanismen ethischer Werte in diesen Erforschungen zu kurz kommt. Wir sind der Meinung, dass die Ausbildung der Toleranz unter den Menschen, Gesellschaften, Ländern, Staaten und in der Weltgemeinschaft ein ständiger Prozess darstellt.. Wir hoffen deshalb, dass zum besseren Verständnis von Toleranz als metaphysischer und zugleich phänomenologischer Substanz unser Beitrag von Nutzen sei.

 

5. Schlussbemerkungen

Im Beitrag wurde Toleranz als System moralischer Werte aufgefasst, die sowohl durch metaphysische geistige und ideelle Wesen als auch phänomenologische positive und negative Archetypen bedingt sind, sie entstehen in der Phylogenese des Menschen, widerspiegeln Evolution und Involution der Gesellschaft und sind im kollektiven und individuellen Unbewussten vertreten.

Die Toleranz wurde als dynamisches System moralischer Werte aufgefasst, die Normen vorgibt wie Verständnis, Respekt und Akzeptanz gegen Eigenarten der Menschen, ihre abweichenden Verhaltensweisen, sowie gegen Eigenarten von Sozialgruppen, Ethnien, Nationen, Ländern, Staaten, verschiedenen Gemeinschaften sowie gegen fremde Ansichten, Glaubensbekenntnisse und Kommunikationsformen.

Es wurden Faktoren aufgedeckt, die die Entstehungsgründe von Toleranz besser erfassen helfen, sowie die Gründe zu ihrer Entwicklung unter konkreten historischen Umständen. Es wurde eine detaillierte Analyse von Toleranz im Kontext der Anwendung der philosophischen Triade "Allgemeines-Besonderes-Einzelnes" zum Menschen und seiner Vorgegebenheit durchgeführt.

Es wurde auch ein konzeptueller Unterschied zwischen sozialer Eintracht und Toleranz festgestellt. Das erlaubte uns diese Begriffe bei der Untersuchung der gesellschaftlichen Eintracht anzuwenden, deren Ziel der Verzicht auf Konfrontation und Übergang zum Zusammenwirken und gegenseitigen Verständnis in allen Sphären des menschlichen Lebens, aktive und konstruktive Zusammenarbeit verschiedener sozialer Gruppen, gesellschaftlicher Einrichtungen und politischer Kräfte in einem Land, zwischen einigen Ländern und innerhalb der Weltgemeinschaft, darstellt.

Es wurde gezeigt, dass als Grundlage zur Ausbildung von Toleranz als System moralischer Werte der Gesellschaft, Staaten und Weltgemeinschaft das Vierebenensystem moralischer Werte dienen kann. Diese Ebenen sind:

1) die unmittelbar empfundenen Werte in Form bestimmter Primärwerte, deren Erreichung von einer Sozialgruppe als etwas Offensichtliches beurteilt wird;

2) Reflexionswerte (soziale Gerechtigkeit, soziale Freiheit, die durch sie bedingte Solidarität);

3) Ethische Werte (Prinzip der Akzeptanz und Mentalität);

4) Eigenschaften des symbolischen Menschen, die als ideelle geistige Substanzen als tief liegende menschliche Werte erscheinen.

Es wurden innere und äußere Faktoren zur Bildung und Entwicklung von Toleranz aufgedeckt, es erlaubte uns Toleranz als ein wichtiges und sicheres Instrument in der Demokratie zu bewerten, dessen Funktionen sind:

Das Verständnis von Toleranz als eines außerordentlich wichtigen Wertsystems, nicht nur im Rahmen eines Landes, sondern auch in der Weltgemeinschaft erlaubte uns sie als eines der wichtigsten Prinzipien für die Bildung der persönlich orientierten Bürgergesellschaft sowie für die Entstehung und Entwicklung der postindustriellen Zivilisation zu betrachten.

Es wurde folgende Formel vorgeschlagen:

Prinzip der sozialen Eintracht + Prinzip von Toleranz --> Prinzip der gesellschaftlichen Eintracht --> Prinzip der nachhaltigen Entwicklung.

Sie weist auf eine der wichtigsten Tendenzen in der Entwicklung der Gesellschaften, Länder und Weltgemeinschaft hin.

Es stellte sich heraus, dass Liberalismus und viele andere politische Richtungen, Bewegungen und Parteien die Potenzen des Menschen als eines mehrdimensionalen Wesens, das nicht nur zum Individualismus, sondern auch zur All-Einheit neigt, unterschätzen, sowie langjährige Traditionen der Ethnien, Nationen, Länder, Weltgemeinschaft.

Für die Untersuchung des Eindringens von Toleranz ins Bewusste und Unbewusste von einzelnen Menschen, in Doktrinen politischer Bewegungen und Parteien, in Staatspolitik und Politik der Weltgemeinschaft in Konzeptionen der postindustriellen Zivilisation wurde die Nützlichkeit derartiger Begriffe wie "Bestandteile des Prozesses und Bedingungen des Prozesses" konstatiert. Es wurde auch die Nützlichkeit der Anwendung dieses Ansatzes zur Re-Interpretation von Toleranztypologie (absolute, relative und reale Toleranz-Abarten) gezeigt, mit dem Ziel solche Modelle zu bilden, in denen das Entwicklungsniveau eines Landes, der Weltgemeinschaft, Sozialschichten, Mentalität der Ethnien und Völker Beachtung finden.

Es wurde festgestellt, dass sich in der menschlichen Vorgegebenheit der Widerspruch zwischen den positiven metaphysischen und negativen Wesen (Archetypen) verbirgt, diese Substanzen wurden in der Ontogenese ausgebildet und in der Phylogenese als kollektives Unbewusstes gefestigt. Der grundlegende Zweck von Toleranz besteht in der Minimalisierung der Äußerung von negativen Archetypen und in der Unterstützung des kreativen, ethisch und ästhetisch orientierten sozialen Menschen, den die postindustrielle Zivilisation dringend braucht.

Es wurde gezeigt, dass metaphysische und positive phänomenologische Vorgegebenheiten des Menschen systembildende Faktoren sind in Bezug auf die Menschen und systembestimmende Faktoren in Bezug auf die Gesellschaft und Weltgemeinschaft; das soll nicht nur Ausarbeitung handlungsfähiger Politik, sondern Toleranz fördern.

Betrachtet wurden auch Ziele, Etappen, Teile, Inhalte, die theoretische und praktische Bedeutung des föderalen Programms "Ausbildung des toleranten Bewusstseins und Vorbeugung des Extremismus in Russland". Es wurde die Notwendigkeit unterstrichen, weitere Untersuchungen der inneren Mechanismen der Bildung von ethischen Werten in der persönlich orientierten Bürgergesellschaft durchzuführen.

© Walerij Amelin (Orel, Russland)


ANMERKUNGEN

(1) Zu den Eigenschaften des symbolischen Wesens zählen wir Einzigartigkeit, Einheitlichkeit, Unerschöpflichkeit und Unvollendetheit, Streben nach Freiheit, Verantwortungsbewusstsein, Veranlagung zu Güte, Offenheit, unermüdliches Engagement, Veranlagung zu Kreativität und Wahrheitserwerb, Lebensfreude, Liebesgefühl und engagierte Einstellung zur Welt, Veranlagung zu Schönheit, Ordnung und Vervollkommnung, Veranlagung zu Gemeinschaft, Soziabilität, Veranlagung zum sehr frühen Wissenserwerb, Selbstbewusstsein, Befähigung zur Zusammenwirkung mit der Umwelt, Gewissen und Pflichtgefühl als Veranlagung zur Kontrolle über die eigenen Verhaltensweisen usw. Zu den Eigenarten des symbolischen Wesens gehören Vorgegebenheit, die durch das Zusammenwirken der DNK- und Feldgenoms bedingt ist, enges Zusammenwirken und Wechselbeziehung zwischen der Mentalität und strukturiertem Substrat des Menschen, Befähigung zu Wandel, Erneuerung und Selbstaktualisierung, Spontaneität als Befähigung die Grenzen des eigenen Ichs zu überschreiten, Einigung des Persönlichen und Öffentlichen, des Irdischen und Kosmischen, Befähigung zu Mehrdimensionalität [5-6].

(2) Nach dem Verfasser des Beitrags [10] betrachten wir das Wesen als ein kompliziertes ideelles System, das über ein ihr eigenes Programm, Sprachen und Codes, sowie über eine bestimmte Struktur verfügt, die nicht nur Selbstentwicklung und Selbstformung des jeweiligen Objekts oder Subjekts vorgeben, sondern auch Einfluss auf Objekte und Subjekte ausübt.

(3) Zu den intoleranten Regimes zählen wir autoritäre, totalitäre Regierungsformen.

(4) Das Ideelle schließt in sich sowohl Programme, Sprachen und Codes der Erkenntnis der kosmischen Welt einschließlich der Erde ein, als auch Programme, Sprachen und Codes, in denen die Kenntnisse über die Funktionierung dieser Welt fixiert sind.

(5) Wir verwenden diesen Neologismus, weil es in der russischen wissenschaftlichen Literatur keinen Fachbegriff für dieses Phänomen gibt. Der Untersuchung des sozialen Phänomens Konvivialität wurden Diskussionen im Rahmen der Internationalen Konferenz "Das Verbindende der Kulturen" (The Unifying Aspects of Cultures) gewidmet. Wien, 7. - 9. November 2003.

(6) Über den Einsatz dieses Verfahrens in Linguistik, Semiotik, Geschichte, Politologie und Jurisprudenz vgl. auch [25].


ZITIERTE UND AUSGEWÄHLTE LITERATUR

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29. Föderales Zielprogramm "Ausbildung des toleranten Bewusstseins und Vorbeugung des Extremismus in Russland"//www. tolerance.ru. (Im Russischen).



2.6. Post-industrial Civilization and Culture

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For quotation purposes:
Walerij Amelin (Orel, Russland): Postindustrielle Zivilisation und Toleranz. In: TRANS. Internet-Zeitschrift für Kulturwissenschaften. No. 15/2003. WWW: http://www.inst.at/trans/15Nr/02_6/amelin15.htm

Webmeister: Peter R. Horn     last change: 3.9.2004    INST