Trans Internet-Zeitschrift für Kulturwissenschaften 15. Nr. Mai 2004
 

3.1. Exil und Migration | Exile and Migration | Exil et migration
HerausgeberIn | Editor | Éditeur: Fawzi Boubia (Caen)

Buch: Das Verbindende der Kulturen | Book: The Unifying Aspects of Cultures | Livre: Les points communs des cultures


Bericht: Exil und Migration

Fawzi Boubia (Caen)
[BIO]

 

Die Sektion hatte das Glück, in Arno Böhler einen Philosophen als Teilnehmer zu haben, der in kritischer Auseinandersetzung mit Kants Idee des Ewigen Friedens die Möglichkeiten übernationaler Instanzen zur Diskussion stellte. In dem Beitrag, den Professor Eberhard Lämmert uns hat zukommen lassen, ist anhand der Weltliteratur die These entwickelt worden, dass die Exilierten eine Gemeinschaft jenseits der Sprachen und Kulturen bilden.

Wie sehr dies tatsächlich der Fall ist, wurde in den Beiträgen zur Exil- bzw. Migrationsliteratur deutlich. Hein Viljoen zeigte es am Beispiel der Problematik der Deterritorialisierung in den Werken dreier Dichter aus Südafrika, Sibel Vurgun untersuchte das Problem an einigen Beispielen der littérature beur in Frankreich, Yasemin Dayioglu-Yücel, indem sie jeweils einen Roman von Franz Werfel und Zafer Senocak im Vergleich analysierte, und Wafa Sourour beschäftigte sich mit der Diaspora-Thematik in den Werken von David Hare und Mourid Barghouti. Schweigers Beitrag problematisierte die Zuordnung Dimitré Dinevs zur Kategorie 'Literatur von MigrantInnen'. Ihm ging es auch darum, an dessen Texten sichtbar zu machen, was sich einer solchen Zuordnung entzieht.

Ganz deutlich kamen in den Beiträgen der dialektische Zusammenhang von Exil und Migration, den Fawzi Boubia in seiner Einführung thesenartig entwickelt hat, und der existentielle Charakter der Flucht, der u.a. in der Philosophie Böhlers eine grosse Rolle spielt, zum Vorschein. Eine sehr interessante und kontrovers geführte Diskussion entwickelte sich um den Begriff Integrität, der wegen seines emanzipatorischen Charakters den eher geschlossenen Begriff der Identität ersetzen sollte.

Auf eine humorvolle und erheiternde Art und Weise verarbeitete der Theaterschauspieler Massud Rahnama in der gespielten Szene von seiner Ankunft im Dallas-Airport die Problematik eines Individuums mit multikultureller Identität, wie es sich vor der Macht in Gestalt eines engstirnigen Zollbeamten behauptet.

© Fawzi Boubia (Caen)

3.1. Exil und Migration | Exile and Migration | Exil et migration

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For quotation purposes:
Fawzi Boubia (Caen): Bericht: Exil und Migration. In: TRANS. Internet-Zeitschrift für Kulturwissenschaften. No. 15/2003. WWW: http://www.inst.at/trans/15Nr/03_1/
boubia_report15.htm

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