Trans Internet-Zeitschrift für Kulturwissenschaften 15. Nr. August 2004
 

6.2. Der Einfluß der Medialität auf sprachliche Kommunikationsstrukturen und die Organisation des kulturellen Gedächtnisses
HerausgeberIn | Editor | Éditeur: Gisela Fehrmann und Erika Linz (Universität Köln)

Buch: Das Verbindende der Kulturen | Book: The Unifying Aspects of Cultures | Livre: Les points communs des cultures


Können Rituale gesammelt werden?
Vormoderne Aufschreibesysteme für symbolisches Handeln in außereuropäischen Gesellschaften

André Krischer (Graduiertenkolleg "Gesellschaftliche Symbolik im Mittelalter", Münster)

 

"To know what was generally believed in all ages the way is to consult the litturgies", resümierte John Selden zu Beginn des 17. Jahrhunderts in seinen Table Talks.(1) Scheinbar sind sich moderne Kulturwissenschaft und der englische Gentleman darin einig, Zeremonialwissenschaft als Gesellschaftsgeschichte schreiben zu können. Wenn sich menschliche Kommunikation durch Zeichen im allgemeinen vollzieht, dann dürften, so die vergleichbare Auffassung, elaborierte Zeichen einen besonderen Stellenwert besitzen.(2) Seit dem Aufkommen des Buchdrucks(3) im 16. Jahrhundert erschienen überall in Europa Zeremonienbücher, zuerst für den Gebrauch an den Höfen, als Repräsentationsmedien dynastischer Ereignisse, dann aber auch als akademische Lehrmittel an den Universitäten.(4) Unverkennbar ist in den großen Kompendien, etwa dem Theatrum Ceremoniale des Leipziger Polyhistors Johann Christian Lünig, die Tendenz, die gesamte politisch-soziale Welt der Zeit - betrachtet aus der Perspektive der ständischen Gesellschaft Europas - im Medium des "Ceremoniel" zu repräsentieren. Auch außereuropäische Gesellschaften, vom Osmanischen Reich über Arabien, Abessinien, Äthiopien, Persien, der Mongolei, Siam bis hin zu China und Japan gerieten in das Blickfeld dieser Gelehrten, freilich nicht durch Feldforschung vor Ort, sondern in Form von Berichten der Missionare, Militärs, Gesandten, Händler und Reisenden.(5) Für Lünig und andere Zeremonialwissenschaftler des 18. Jahrhunderts war dieses Material Ausgangspunkt zur Anlage von Ritualsammlungen, zur Kompilation solcher Texte, die beanspruchten, durch die Darstellung bestimmter Zeichen gleichsam das Wesen einer Gesellschaft zur Evidenz zu bringen. Als umfassender Begriff all dieser Zeichen fungierte "Ceremoniel", das mit seiner eng gefaßten Bedeutung von heute also noch wenig gemein hatte.(6) "Ceremonie", so definierte etwa Julius Bernhard von Rohr, sei "eine gewisse Handlung, dadurch, als ein Zeichen, etwas gewisses angedeutet wird "(7) - 'gewiss' hier verstanden im Sinne von Gewißheit, "certitudo", als Zuverlässigkeit der Sinnesinformationen im Strom empirischer und damit täuschungsanfälliger Daten.(8) Die aus europäischer Sicht eigentümlich emanzipierte Rolle einer Königin von Siam kam im "Ceremoniel" ebenso zum Ausdruck wie die ausufernde Langeweile und Stumpfsinnigkeit, die an den Höfen Arabiens herrschte. Die Konfuzianer in China waren als solche und in ihren verschiedenen Richtungen anhand ihrer rituellen Praktiken zu erkennen (Totenwache, Opferungen usf.), ebenso wie auf diese Weise in Europa die Jesuiten und Kapuziner unterschieden wurden.(9) Es war in diesem Wissenssystem keinesfalls geschmacklos, in allen Einzelheiten zu beschreiben, "mit was vor Ceremonien der Kayser von Marocco auf den Nach-Stuhl gehet". Zwar besäße, so bemerkte Lünig, der dafür zuständige Hofbedienstete in Europa kein sehr großes Ansehen, und dieses Ritual sei von dort aus besehen auch nur mehr lächerlich. Allein in Marokko sei dies eben eine der größten "Staats=Ceremonien", und europäische Aristokraten wie jene französische Prinzessin, die der marokkanische Kaiser ehelichen wollte, sollten in dem Angebot eine große Ehre erkennen, ebenfalls unter "Paucken= und Trompettenschall" zum Stuhle zu gehen und so einem der "allergrößten Merckmahle der kaiserlichen Würde teilhafftig zu" werden.(10)

Rituale wurden in der Vormoderne als jene Medien erachtet, aus deren Studium das entnommen werden konnte, was fremde Kulturen im innersten zusammenhielt. Das elaborierte Zeichen, das Symbol, das Ritual, die Zeremonie, waren im christlichen Europa seit Jahrhunderten als Medien zur sozio-kulturellen Kontinuierung und Traditionsbildung etabliert.(11) Verstärkt durch die theologischen Auseinadersetzungen der Reformation, die ja wesentlich auch existentielle Debatten um jene Zeichen waren, in denen sich das Heil und die göttliche Gnade den Menschen vermittelte(12), standen spätestens im 17. Jahrhundert ausgereifte Instrumentarien zur Verfügung, um sich die Welt in Form ihrer Zeichen anzueignen. Dieses Wissenssystem blieb keineswegs auf die Vormoderne beschränkt.(13) Auch die frühe Ethnologie versuchte fremde Kulturen anhand besonders herausgehobener - oder vielmehr dem Europäer besonders auffallender - Rituale zu deuten: Totem- und Tabukulte, Ahnenverehrung, Vermählungs- und Bestattungsriten usf.(14) Wenn auch immer wieder am Beispiel besonders prominenter Ethnologen wie etwa Malinowski Paradigmenwechsel diagnostiziert wurden, die von der Lehnstuhl-Ethnologie des 19. Jahrhunderts, als der Gelehrte von seinem Untersuchungsgegenstand nur aus zweiter, dritter Hand wußte, fortführten hin zu einer teilnehmenden Beobachtung vor Ort: Zentrale Probleme wurden offenbar nur auf andere Art mitgeschleppt und mündeten in dem, was die Ethnologie gegenwärtig als Krise der Repräsentation diskutiert.(15) Ich bin allerdings kein Ethnologe und kann zu dieser Debatte wenig beitragen. Dennoch sind diese Probleme von einem durchaus allgemeineren Interesse, gilt die Ethnologie doch als jene Disziplin, aus deren Potential die traditionellen geisteswissenschaftlichen Disziplinen auf ihrem Weg zur Kulturwissenschaft reich geschöpft haben.(16) Nachdrücklich wurde die Konzentration auf die Untersuchung gesellschaftlicher Rituale begrüßt(17) - wobei die kulturhistorische Forschung reiches Material ausgerechnet an jenen Texten der Zeremonialwissenschaft fand, die wiederum selbst zur Genealogie der Ethnologie gehören. Moderne Kulturgeschichte jedenfalls avancierte zur Anfertigung und Lektüre 'dichter Beschreibungen', und Kultur selbst wird mit Clifford Geertz als "eine Montage von Texten verstanden, jenem Ensemble von Texten, die ihrerseits wieder Ensembles sind, und der Ethnologe bemüht sich, sie über die Schultern derjenigen, für die sie eigentlich bestimmt sind, zu lesen".(18) Bevor diese Lektüre jedoch einsetzen kann, muß jemand für die ursprüngliche Inskription sorgen, müssen also die Zeichen der rituellen Sprache in die einer Schriftsprache übertragen werden. Wie aber funktioniert das Aufschreiben von Ritualen? Wenn üblicherweise angenommen wird, symbolisches Handeln sei eine Zeichensprache, die mehr besagen könne als tausend Worte - bleibt dann bei einem Prozeß des Dolmetschens möglicherweise etwas auf der Strecke? Gemäß meiner beschränkten Kompetenz kann ich diese Frage nur an den vormodernen Aufschreibetechniken für "Ceremoniel" als sozialem Zeichensystem auch für exotische Kulturen entfalten. Dennoch glaube ich, daß auch an dieser Skizze einige Einsichten zu dem Problem des Einflusses von Medialität auf die Konstitution sprachlicher Kommunikationsstrukturen zu gewinnen sind.

Medialität - das sollte vorausgeschickt werden - verstehe ich hier im Sinne der Konstitutionsbedingungen von Texten; Texte, die ihrem Selbstanspruch nach Rituale sammeln, jedoch als ein Aufschreibesystem für das Sammelgut nicht ohne bestimmte Konsequenzen bleiben. Dies ist es ja genau, was die Ethnographie als Krise der Repräsentation behandelt: Nämlich die Einsicht in die unvermeidliche Formung scheinbar ursprünglicher Inskriptionen durch die Macht rhetorischer Strukturen, Persuasionsstrategien als Teil eines Netzwerks "von Techniken und Institutionen (...), die einer gegebenen Kultur die Adressierung, Speicherung und Verarbeitung relevanter Daten erlauben".(19) Dies ist Friedrich Kittlers Umriß des Begriffs Aufschreibesystem, den ich für so interessant halte, weil er auf die 'Machart' der Texte abzielt, auf die Art und Weise wie sie technisch hergestellt wurden. Der Technik-Begriff bezieht sich hier auf Federkiel und Druckerpresse wie auch auf die immateriellen Regeln der Textproduktion, die Formung durch rhetorische Kalküle der Plausibilisierung - Techniken also, die eine differenziertere Beurteilung der Quellengattung Ritualtext nötig machen.

Gewöhnlich nutzen Historiker Ritualtexte, wie sie das 18. Jahrhundert unter dem Oberbegriff des "Ceremoniel" vereinigte, gleichsam destillierend und rekonstruierend. Durch Wendungen und Formulierungen hindurch versucht man den Ablauf symbolischer Praktiken nachzuvollziehen, die man im Rahmen seiner Fragestellung als wichtig erachtet.(20) Mit anderen Worten: Ritualtexte werden zumeist ähnlich wie Drehbücher behandelt, die zwar die relevanten Informationen bereithalten, die aber erst in einem zweiten Schritt, nämlich in der Deutungsarbeit des Historikers, in einen sinnhaften Kontext eingebettet und zum Baustein wissenschaftlicher Erkenntnisbildung erhoben werden können. So verständlich, forschungspragmatisch sinnvoll und vor dem Hintergrund der hermeneutischen Tradition der Geschichtswissenschaft folgrichtig diese Zugangsweise auch sein mag, so wenig adäquat ist sie, wenn die Medialität der Ritualtexte ernst genommen und nicht bloß als neutrales oder gar verwirrendes und störendes Beiwerk ignoriert wird. Inwiefern also sind Information in Ritualtexten abhängig von der Art ihrer medialen Vermittlung?

Ritualtexte sind so gut wie ausnahmslos Texte über performative Akte, die durch ihren Vollzug soziale Tatsachen schaffen.(21) Beschreibungen von Taufen und Vermählungen, Wahlen, Inaugurationen und Krönungen in der europäischen Adelsgesellschaft sind der häufigste Gegenstand dieses Genres.(22) Ihrem eigenen Anspruch nach verstehen sich die Ritualtexte als funktional äquivalent zur rituellen Praxis.(23) In den Zeichen des schriftlichen "Ceremoniel" - und die Zeitgenossen verstanden darunter sowohl Beschreibung als auch Durchführung symbolischen Handelns - ist der konkrete Akt vollständig inkorporiert. Alles das, was für Gelingensbedingungen einer zeremoniellen Handlung als performativem Akt notwendig war, wird genannt - nicht weniger, aber auch nicht mehr.(24) Zeremonialberichte versuchen nicht, die "sinnliche Evidenz" des Rituals zu reproduzieren, sondern dies auf seine Kernelemente zu reduzieren.(25) Mal sind dazu bloß wenige Sätze, Eintragungen in einem Protokoll nötig, mal aber auch Hunderte von Seiten, die dann in opulenten, reich verzierten, großformatigen Folianten in den Druck gingen.(26) In diesem Fall auf die Schreibwütigkeit des tintenklecksenden Säkulums zu verweisen, ist völlig verfehlt. "Ceremoniel"-Darstellungen verstehen sich als eine spezifisch "vollkommene" Inszenierung der konkreten Praxis in einem anderen Medium. Die Praxis wird durch den Text und seine Zeichen nicht bloß repräsentiert, sondern geradezu verdoppelt.(27) Der "Ceremoniel"-Text führt damit aber gleichsam eine unabhängige Existenz. Solche Texte wehren sich gegen einen deutenden Zugang, sie präsentieren in ihren Zeichen alle relevanten Daten, die auf keinen "dahinterliegenden" Geist oder Sinn verweisen, sie sperren sich gegen jede Art von Hermeneutik.(28) Diese Texte sind sich im Grunde selbst genug, sie sind nicht darauf angewiesen, einen Leser zu finden, der im übrigen wegen der reduzierten Repräsentation des ursprünglichen Geschehens auch nicht unbedingt in der Lage ist, die Schilderung angemessen zu verstehen. Zeremonialtexte benötigen eher einen Sammler oder einen Archivar, der das in den Schriftzeichen verdinglichte Ritual für eine spätere Benutzung, etwa im Kontext rechtlicher Beweisführung oder politischer Demonstration, bewahrt. Die Ritualsammlung, die collectio ceremonialis wird selbst nicht selten auch als collectio probationis et demonstrationis bezeichnet, womit dann eine Zusammenstellung von beweiskräftigen Tatsachen und nicht etwa subjektiven Meinungen vorliegt.(29) Zeremonialbeschreibungen besitzen eine auffällige Ähnlichkeit mit dem cartesianisch-rationalistischen Wissensmodell der klaren und distinkten Erkenntnis. Zeremonielle Zeichen in Praxis und Schrift scheinen sich an jenem von diesem Wissensmodell geforderten Ideal der "Klarheit und Bestimmtheit aller in Urteilen und Aussagen erfaßten Gegebenheiten zu orientieren. Diesem Ideal der vollen Vergegenständlichung entspricht die Vollendung der Terminologie, die die Präsenz und Präzision der Gegebenheit in definierten Begriffen auffängt".(30) Anders als uns bedeutete den Zeitgenossen "Ceremoniel" also gerade nicht ein symbolisches Handeln, ein System metaphorischer und daher interpretationsbedürftiger Zeichen, sondern vielmehr den Schlüssel zur unmittelbar evidenten, intuitiven Einsicht in die politisch-soziale Ordnung der Welt. Die Evidenz schaffenden Zeichen sind dabei durchaus erweiterbar. Ein Ritualtext kann tendenziell auch durch eine graphische Darstellung repräsentiert werden - zumindest wenn dieser eine Legende enthält, die den Icons oder Piktogrammen indexikalische Erklärungen (Namen, Rangstufen) zuordnet.(31) Ablauf, Logik und Struktur des Rituals sind demgegenüber im Bild vollständig eingefangen und bedürfen keiner weiteren Erläuterung.(32)

Wurden die Zeichen der Ritualtexte im Wissenssystem des 18. Jahrhunderts auch als vollkommene Repräsentation performativen Handelns im buchstäblichen Sinne wahrgenommen - zur konstitutiven, ja realitätsstiftenden Funktion der Medialität gehörte ebenso die Rhetorik der Ritualtexte. An diesem Medium entfaltete sich erst die diskursive Macht der "Ceremoniel"-Beschreibungen. Kein höfischer Zeremonienmeister, aber auch kein Chronist und Gelehrter hat Zeremoniell 'in seinen eigenen Worten' registriert und aufgeschrieben. Vielmehr gab es in der Frühen Neuzeit Schemata, die nicht nur die Verschriftlichung, sondern desgleichen auch die Wahrnehmung zeremoniellen Handels bis in die letzten Nuancen hinein beeinflußten und daher eine auffällige Gleichförmigkeit bei der Beschreibung zeremoniellen Handelns herbeiführten - eine Redundanz der Aussageweisen, durch die Chroniken, Reiseberichten, Diarien, Zeitungen und offiziell-amtliche Texte zum Substrat eines Diskurses über Zeremoniell avancierten. Man muß gar nicht lange graben, bis man auf die Dispositive, die bestimmenden Regeln dieses Diskurses, stößt. Zu nennen sind etwa die auf Universitäten und Ritterakademien gelehrte Verwaltungsrhetorik, oder die zahlreichen Kompendien, Titulatur- und Formularbücher, Briefsteller(33) oder Anleitungen "zum Geschickten Gebrauch der Acten, Worinn deutlich gezeigt wird, wie man Acta lesen [und] extrahieren soll(34), die den Autoren zur Verfügung standen - kurz: Regelwerke, die es ermöglichten, zeremonielle Praxis in sprachliche Formeln zu transformieren, die kaum noch Verständnisschwierigkeiten und Interpretationsmöglichkeiten offen ließen, die im Sinne politisch-sozialer Orientierung eindeutig anschlußfähig waren.(35) Zeremonielles Handeln aufzuschreiben bedeutete demnach, statt der sprachlichen Repräsentation konkreter Wirklichkeit, dieses Handeln sinnstiftend neu zu produzieren, sich buchstäblich anzueignen - auf der Grundlage formaler narrativer Rahmenmodelle, die als solche schon enorme Überzeugungskraft besaßen und gleichsam nur noch mit Orten, Zeiten und Personen gefüllt werden mußten. Legion sind die Beschreibungen der Audienzen von Gesandten, sowohl der Europäer im Orient als auch umgekehrt, die in der Regel auf die unterschiedlichen und zum Teil inkompatiblen Interaktionsrituale abheben - und dies freilich jeweils der minderen Zivilisationsstufe der Türken, Araber oder Siamesen anlasteten. "Ceremoniel" als allgemeine Gesellschaftsanalyse unterschied sehr genau zwischen adäquatem, zivilisiertem Verhalten und Barbarei und erhob dies durch seine Darstellung in Enzyklopädien zu allgemeinen Wissensbeständen. Nach einer kurzen Landesbeschreibung von "Siam [...] ein grosses Königreich auf der Indianischen Halbinsel" expliziert Zedlers Universallexikon etwa die Prinzipien der siamesischen Monarchie durch den Rückgriff auf bekannte Staatszeremonien: "Der König in Siam ist ein gantz absoluter und souverainer Monarch. Die Ehre, welche ihm seine Untertanen erweisen, ist fast nichts anderes als eine göttliche Anbetung, wie aus ihrer Pestitur zu sehen, wenn er zugegen ist, da sie nehmlich mit ihren Angesichtern auf der Erde liegen, welches auch seine Staats=Minister [...] thun müssen. Wenn er ausgeht, müssen sich alle Leute auf die Seite machen, so, daß sich niemand ohnen einen, von ihm habenden ausdrücklichen Befehl, in seiner Gegenwart blicken lassen darf. Alle Thüren und Fenster müssen allda, wo er vorbey gehet, zugemacht seyn, ausgenommen an besondern solennen Tagen, da er aus grosser Gnade sich seinem Volcke zeiget".(36) Auf diese Art der Herrschertabuisierung sollten auch europäische Gesandte Rücksicht nehmen und "nicht aus ihren Logementern gehen, wenn der König vorbey passiere "(37) - wobei eine solche quasi-religiöse Performance des Monarchen als befremdlich empfunden wurde. Demgegenüber rühmte sich ausgerechnet der römische Papsthof einer fortschrittlichen religiösen Toleranz, als man 1688 siamesischen Gesandten gestattete, die Reverenzen und Verbeugungen gemäß ihrer Hofetikette auszuführen.(38) Als "Götzendiener" und "Fremdlinge" hielt man sie zur Ausübung der üblichen Rituale letztlich ohnehin nicht fähig. Dem Papst leuchtete diese mangelnde Interaktionskompetenz um so mehr ein, als ihn ein Missionar über die eigentümlichen Zeremonien am Hof von Bangkok unterrichtet hatte, über dessen Umzüge mit 200 grauen und einem weißen Elefanten - Zeremonien, die ca. 200 Jahre später auch noch Anna Leonowens in ihren Aufzeichnungen erwähnte, nebenbei auch ihre Ablehnung der siamesischen Hofetikette und den Erfolg, König Mongkut von der Rückständigkeit siamesischer Zeremonien überhaupt zu überzeugen - ihre Aufzeichnung dienten als Vorlage verschiedener Verfilmungen von "Anna und der König", gegen deren angeblich wahren Kern noch heute die Thailänder in Hollywood heftig protestieren.(39) Bereits im Zedlerschen Lexikon aus dem 18. Jahrhundert jedenfalls wurde die Darstellung des Königstums von Siam mit dem Bericht fortgesetzt - zur Verdeutlichung des sozialanalytischen Genres "Ceremoniel" sei hier nur eine Passage aus einem weitaus umfangreicheren Abschnitt zitiert -, wie der Herrscher beim Umzug durch Bangkok "von 12 Dienern in einem goldenen Stuhle getragen [wurde], an ausserordentlich solennen Tagen aber reitet er auf einem Elephanten, und sitzet auf einem güldenen Throne. Wenn er sich auf dem Flusse ergötzen will, tritt er in ein kostbares Luft=Schiff, setzt sich auf demselbigen unter einem Vorhang von güldenem Zeuge, und hat einige von seinen vornehmen Minister bey sich, welche Mandarins genennet werden. Alle übrigen folgen ihm nach, ein ieglicher in einem besonderen Kahne, so daß deren Anzahl sich bisweilen auf 1000 beläufft. An den Fest=Tagen gehen die Mandarin in einem Zeuge von gleicher Farbe, die der König selbst ernennet, gekleidet, Er zeiget sich seinem Volcke alle Jahre 2 mahl öffentlich mit einer gantz ungemeinen Pracht und Herrlichkeit. Um solche Zeit hat er allemahl seine gantze Hoffstatt bey sich, und lässet allen seinen Reichtum und Pracht sehen. Wenn er sich das erstemahl öffentlich sehen lässet, werden 200 Elephanten vor ihm zum Staat hergeführet, unter welchen ein weisser Elephante ist, welchen der König so hoch hält, daß er unter andern seinen Titeln, die er führet, auch dieses vor einen sonderbahren Ruhm achtet, der König des weissen Elephanten genennet zu werden. Dieser Elephant bekommt allezeit aus goldenen Gefässen zufressen, und, wenn er stirbt, wird er mit eben so grosser Pracht und Solennität, als die grössten Fürsten dieses Reiches begraben".(40) "Wenn sich der König zum andernmahle auf dem Flusse sehen lässet, hat er 200 Galeeren bey sich, unter welchen iegliche 400 Ruderknechte hat. Weil nun dieses im November geschiehet, zu welcher Zeit der Fluß zu fallen anfänget, nehmen die Priester daher Gelegenheit, dem Volcke weiß zu machen, daß der König eine Macht habe, der Überschwemmung des Flusses zu steuern, und derselben ein Ende zu machen. Darum glaubt das einfältige Volck(41), daß der König um diese Zeit ausfahre, und das Wasser mit seinem Säbel schlage, wodurch es wieder zurück in die See zu gehen gezwungen werde"(42) .

Was in der Enzyklopädie als Kennzeichen des Königreichs von Siam genannt wurde, tauchte wiederum auf in Anna Leonowens Aufzeichnungen(43) sowie den Berichten englischer Botschafter aus dem Empire. Noch im 19. Jahrhundert rekurrierte man auf das traditionelle "Ceremoniel" des 18. Jahrhunderts mit seinen rhetorischen Standardformularen und narrativen Passepartouts, die für nahezu jeden erdenklichen Anlaß die rechte Einordnung der Zeichen gewährleisteten, Zeichen, die man sich vor diesem Akt der Verschriftlichung als zusammenhanglose Einzeldaten vorstellte, die aber im Rahmen der Beschreibung, etwa "wie die Gemahlin Kaiser Achmeds des I. Ao. 1680 stranguliret worden "(44), zu einer Tatsache verdinglicht wurden, die gewissermaßen schwarz auf weiß vorlag. "Ceremoniel" bedeutete daher nicht nur einen Text über performative Akte. Die standardisierten und rhetorisch reglementierten Aufschreibetechniken wurden vielmehr zu den Gelingensbedingungen des Textes selber, die unabhängig davon, ob es etwa den erwähnten weißen Elefanten nun gab oder nicht, über die formale Rechtmäßigkeit sozialer Repräsentationen im Medium elaborierter oder für elaboriert gehaltener Zeichen entschied. Auf der Stufe der medialen Evolution der Frühen Neuzeit war die Rhetorik als Persuasionstechnik der sicherste Garant für kommunikativen Erfolg.(45)

Das 'Orientbild', das ich ja nur deshalb so ausführlich erwähnt habe, weil es im besonderen für die Zeitgenossen der Vormoderne auf exotische Weise mit einem an bestimmte Zeichen orientierten Diskurs verbunden ist, das aber freilich auch zweifellos zu den nicht unwichtigen Bausteinen des kulturellen Gedächtnisses Europas gehört, durch das sich die europäische Gesellschaft ex negativo ihrer selbst versichert(46) ; schien mir besonders gut die Bedeutung der Medialität jener für dieses Bild bedeutsamen Quellen, der Zeremonialwissenschaft, zu erklären. Unmittelbare Evidenz des Zeichens als weitreichendes Erbe eines rationalistischen Wissenschaftsmodells, aber auch die schon a priori Glaubwürdigkeit einfordernden rhetorischen Formulare schufen eine institutionelle Absicherung der Gesellschaftsanalyse "Ceremoniel", die als gedruckte Ritualsammlungen für Zuwachs im kulturellen Wissensvorrat sorgte, der sich wie Edward Said und Maria Todorova gezeigt gaben, nicht zuletzt auch als Orientalismus oder Balkanismus darstellen konnte.

© André Krischer (Graduiertenkolleg "Gesellschaftliche Symbolik im Mittelalter", Münster)


ANMERKUNGEN

(1) Zit. nach Barbara Stollberg-Rilinger, Zeremoniell, Ritual, Symbol. Neue Forschungen zur symbolischen Kommunikation in Spätmittelalter und Früher Neuzeit, in: Zeitschrift für historische Forschung 27 (2000), 389-405, 405.

(2) Ebd.

(3) Essentiell dazu ist die Studie von Michael Giesecke, Der Buchdruck in der Frühen Neuzeit. Eine historische Fallstudie über die Durchsetzung neuer Informations- und Kommunikationstechnologien, Frankfurt a.M. 1998.

(4) Vgl. neben unzähligen Kurztraktaten Julius Bernhard von Rohr, Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschaft der Grossen Herren (...). Berlin 21733 (ND Weinheim 1990, hg. und kommentiert von Monika Schlechte), 387. Vgl. auch ders., Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschaft der Privat-Personen (...). Berlin 1728 (ND Weinheim 1990, hg. und kommentiert von Gotthard Frühsorge); Gottfried Stieve, Europäisches Hof-Ceremoniel (...). Leipzig 1723; Friedrich Wilhelm Winterfeld (Teutsche und Ceremonial-Politica, 2 Bde., 1700/1702), Zacharias Zwantzig (Theatrum Praecedentiae, 1706) oder Johann Christian Lünig, Theatrum Ceremoniale historico-politicum oder Historisch- und politischer Schau-Platz Aller Ceremonien (...). 2 Bde. Leipzig 1719/20; vgl. dazu Henning Eichberg, Fremd in der Moderne? Anmerkungen zur frühneuzeitlichen Zeremonialwissenschaft, in: Zeitschrift für historische Forschung 21 (1994), 522-528

(5) Vgl. z.B. Anonym, Kurtze Relation der gehabten Audienz bey der Königlich Kayserlichen Majesttät von dem Türkischen Bottschafter Mechmet Bassa (...), o.O. 1665; Anonym, Türckische Ankunnft, mit was für Ordnung der Primo Vezier den 8. Junii 1663 nicht weit von Griechisch Weisenburg (...) in das Lager seinen Einzug (...) gehalten, o.O. 1663.

(6) Vgl. zum modernen Verständnis Jürgen Hartmann, Staatszeremoniell, Köln (u.a.) 32000.

(7) Rohr, Ceremoniel-Wissenschaft der Privat-Personen (wie Anm. 4), 7. Zur zeitgenössischen Semantik und Selbstbeschreibung der Zeremonialwissenschaft vgl. Andreas Peèar, Die Ökonomie der Ehre. Höfischer Adel am Kaiserhof Karls VI., Darmstadt 2003, 146ff.

(8) Vgl. G. Rudolph/ W. Halbfass Art.: Gewißheit, in: Historisches Wörterbuch der Philosophie, Bd. 3, Darmstadt 1974, Spp. 592-597.

(9) Lünig, Theatrum Ceremoniale (wie Anm. 4), Bd. 2, 1461ff.

(10) Ebd., 1467f.

(11) Vgl. dazu demnächst André Krischer, Reichsstädte und Fürstengesellschaft. Eine Fallstudie zur politischen Semiotik in der Frühen Neuzeit, Diss. Münster 2005. Die wichtigsten neueren Arbeiten dazu stammen von Milos Vec, Zeremonialwissenschaft im Fürstenstaat. Studien zur juristischen und politischen Theorie absolutistischer Herrschaftsrepräsentation (= Ius Commune, Sonderheft 106), Frankfurt a.M. 1998; Jörg Jochen Berns/Thomas Rahn (Hg.), Zeremoniell als höfische Ästhetik in Spätmittelalter und Früher Neuzeit (= Frühe Neuzeit, 25), Tübingen 1995; vgl. ferner Gerd Althoff Art.,: Zeremoniell, in: Handwörterbuch zur deutschen Rechtsgeschichte. Bd. 5. Berlin 1998, Sp. 1677-1680; Hedda Ragotzky/Horst Wenzel (Hg.), Höfische Repräsentation. Das Zeremoniell und die Zeichen, Tübingen 1990.

(12) Vgl. Susan C. Karant-Nunn, The reformation of ritual. An interpretation of early modern Germany, London/New York 1997.

(13) Dies war bereits die These von Michel Foucault, Die Ordnung der Dinge. Eine Archäologie der Humanwissenschaften, Frankfurt a.M. 131995.

(14) Vgl. dazu Eberhard Berg/ Martin Fuchs, Kultur, soziale Praxis, Text. Die Krise der ethnographischen Repräsentation, Frankfurt a.M. 31999. Die wichtigsten Texte aus diesem Kontext sind Emile Durkheim, Die elementaren Formen des religiösen Lebens, Frankfurt a.M. 21998 (zum ersten Mal publiziert Paris 1968); Arnold van Gennep, Übergangsriten (Les rites de passage), Frankfurt a.M. 1999 (Originalausgabe Paris 1909).

(15) Vgl. Hans-Jürgen Hildebrandt, Rekonstruktionen. Zur Geschichte und Theorie der Ethnologie, Göttingen 1990.

(16) Vgl. Ute Daniel, Kompendium Kulturgeschichte. Theorien, Praxis, Schlüsselwörter, Frankfurt a.M. 2001, 233ff.

(17) Vgl. Roger Chartier, Kulturgeschichte zwischen Repräsentation und Praktiken, in: Ders., Die unvollendete Vergangenheit. Geschichte und die Macht der Weltauslegung, Berlin 1989, 7-20.

(18) Clifford Geertz, "Deep play": Bemerkungen zum balinesischen Hahnenkampf, in: Ders., Dichte Beschreibung. Beiträge zum Verstehen kultureller Systeme, Frankfurt a.M. 51997, 259. Vgl. dazu aus historischer Perspektive Roger Chartier, Text, Symbol und Frenchness: Der Historiker und die symbolische Anthropologie, in: Ders., Die unvollendete Vergangenheit (wie Anm. 10), 58-72.

(19) Friedrich Kittler, Aufschreibesysteme 1800-1900, München 21987, 370.

(20) Vgl. z.B. Vgl. Karin Plodeck, Hofstruktur und Hofzeremoniell in Brandenburg-Ansbach vom 16. bis zum 18. Jahrhundert. Zur Rolle des Herrschaftskultes im absolutistischen Gesellschafts- und Herrschaftssystem. Ansbach 1972; Jürgen Freiherr von Kruedener, Die Rolle des Hofes im Absolutismus (= Forschungen zur Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, 19). Stuttgart 1973; Hubert Christian Ehalt, Ausdrucksformen absolutistischer Herrschaft. Der Wiener Hof im 17. und 18. Jahrhundert (= Sozial- und Wirtschaftshistorische Studien, 14). München 1980.

(21) Vgl. Roy A. Rappaport, Ritual und performative Sprache, in: Andréa Belliger/David J. Krieger, Ritualtheorien. Ein einführendes Handbuch. Opladen/Wiesbaden 1998, 191-211 (mit weiterer Literatur).

(22) Vgl. Volker Bauer, Hofökonomie. Der Diskurs über den Fürstenhof in Zeremonialwissenschaft, Hausväterliteratur und Kameralismus (= Frühneuzeitstudien, N.F., 1). Wien/Köln/Weimar 1997.

(23) Vgl. Vec, Zeremonialwissenschaft (wie Anm. 11), 227f.

(24) Vgl. Thomas Rahn, Fortsetzung des Festes mit anderen Mitteln. Gattungsbeobachtungen zu hessischen Hochzeitsberichten, in: Jörg Jochen Berns/ Detlef Ignasiak, Frühneuzeitliche Hofkultur in Hessen und Thüringen, Erlangen/ Jena 1993.

(25) Ebd., 238.

(26) Helen Watanabe-O'Kelly, Festival Books in Europe form Renaissance to Rococo, in: The Seventeenth Century 31988, 181-201.

(27) Vgl. dazu etwa Markus Völkel, Gabriel Tzschimmers Durchlauchtigste Zusammenkunfft und die Überführung von höfischer Repräsentation in Gelehrsamkeit, in: Helmut Zedelmaier/ Martin Mulsow, Die Praktiken der Gelehrsamkeit in der Frühen Neuzeit (Frühe Neuzeit 64), Tübingen 2001, 221-248.

(28) Das Wissenssystem Ceremoniel liegt damit quer zu den von Foucault beschriebenen epistemologischen Strukturen der "prosaischen Welt" der Ähnlichkeiten in der Renaissance und dem "Repräsentieren" des klassischen Zeitalters im 17. und 18. Jahrhundert. In der "prosaischen Welt" war die Entdeckung der Zeichen zwar "die Rechtfertigung ihrer Präsenz". Dennoch hatten es die Zeichen, um als Zeichen zu existieren, nicht nötig, als solche erkannt zu werden: "falls sie schweigsam blieben und wenn niemals sie jemand bemerkte, verloren sie dennoch nichts von ihrer Konsistenz. Es war nicht die Erkenntnis, sondern die Sprache der Dinge selbst, die sie in ihrer Bedeutungsfunktion herstellte", Foucault, Ordnung der Dinge, 93. Für das klassische Zeitalter besteht Foucault jedoch darauf, daß das Zeichen nur dann erscheint, wenn "der Geist analysiert", ebd., 95. "Vom klassischen Zeitalter an ist das Zeichen die Repräsentativität der Repräsentation, insoweit sie repräsentierbar ist, ebd., 99. Zugleich aber wird behauptet, Ähnlichkeiten seien bloß eine Quelle der Konfusion (Descartes). Die klassische episteme verliert die Eintracht von Sprache und Welt, Sprache wird zu einem neutralen Hilfsmittel, Wahrheit zum Ergebnis einer evidenten, d.h. deutlichen Wahrnehmung - ganz im Sinne der Ceremoniel-Texte.

(29) Vgl. Stadtarchiv Schwäbisch Hall, 4/191.

(30) Hans Blumenberg, Paradigmen zu einer Metaphorologie, Frankfurt a.M. 1999

(31) Vgl. dazu etwa Michaela Völkel, Die öffentlichen Tafeln an den europäischen Höfen der frühen Neuzeit, in: Hans Ottomeyer/ Dies. (Hrsg.), Die öffentliche Tafel. Tafelzeremoniell in Europa 1300-1900, Wolfratshausen 2002 10-21, hier: 13f.

(32) Hier muß man aber deutlich zwischen sachdienlichen Veranschaulichung und einer künstlerischen Beschäftigung mit dem Thema Zeremoniell unterscheiden. Gerade in der Kunst des 18. Jahrhunderts wurde das Thema Zeremoniell, nicht selten wiederum als höfische Auftragskunst, aufgenommen, dennoch folgt dieses Sujet kategorial anderen Regeln als die Darstellung im Rahmen des Ritualtextes.

(33) Vgl. Reinhard M.G. Nickisch, Die Stilprinzipien in den deutschen Briefstellern des 17. und 18. Jahrhunderts (Palaestra 254), Göttingen 1969.

(34) Justus Henning Böhmer, Kurtze Anleitung zum Geschickten Gebrauch der Acten, Worinn deutlich gezeigt wird, wie man Acta lesen, extrahieren, referiren, beurtheilen, darüber decretiren, und davon iudiciren solle. Nebst einem vermehrten FORMULAR, wornach die gegebenen Regeln zu appliciren, Halle 1731.

(35) Vgl. Niklas Luhmann, Die Gesellschaft der Gesellschaft, Frankfurt a.M., 322f.

(36) Art. Siam, in: Johann Heinrich Zedler (Hrsg.), Grosses und vollständiges Universal-Lexikon (...), B d. 33, Leipzig/ Halle 1742, Spp. 831-842, 832f.

(37) Ebd., 833.

(38) Anonym, Sr. Heiligk. Babst Innocentii XI. Audientz/ so dem P. Tachard, Jesuiten, und andern Gesandten des Königs in Siam den 23. Decembr 1688 verstattet worden/ Nebst Erzehlung/ was bey deren Einholung in Rom fürgegangen/ Wobey die wahre Abbildung der Audientz in Kuppfer gestochen. Aus dem römischen Exemplar ins Hochteutsche übersetzet, Prag 1689.

(39) Vgl. URL: http/www.thaistudents.com/kingandi/owens.html [letzter Zugriff Oktober 2003]

(40) Zur Bedeutung des Staatsbegräbnisses im Kontext des europäischen Ceremoniel-Verständnisses vgl. Ralph E. Giesey, The Royal Funeral Ceremony in Renaissance France, Genf 1960.

(41) Eine besonders nachdrückliche Wirkung auf das "Volk", dem von der Zeremonialwissenschaft aufgrund seiner ständisch-sozialen Disposition ein nur eingeschränktes Erkenntnisvermögen attestiert wurde und das genau deswegen durch sinnliche Überwältigung im Zeremoniell zum Gehorsam gezwungen werden sollte vgl. Andreas Gestrich, Höfisches Zeremoniell und sinnliches Volk. Die Rechtfertigung des Hofzeremoniells im 17. und frühen 18. Jahrhundert, in: Berns/Rahn (Hg.), Zeremoniell als höfische Ästhetik (wie Anm. 11), 57-73.

(42) Zedlers Universallexikon, Art. Siam (wie Anm. 36), 833. Auch abgedruckt in Lünig, Theatrum Ceremoniale, Bd. 2, 1462.

(43) Anna Harriette Leonowens, Siamese harem life: The romance of the harem, London 1962 (Originalausgabe London 1873).

(44) Lünig, Theatrum Ceremoniale (wie Anm. 4), Bd. 2, 1455.

(45) Vgl. dazu Niklas Luhmann, Einführende Bemerkungen zu einer Theorie symbolisch generalisierter Kommunikationsmedien, in: Ders., Soziologische Aufklärungen 2, Opladen 41991, 170-192.

(46) Vgl. Edward Said, Orientalism, New York 1978; Maria Todorova, Imagining the Balkans, Oxford 1997.


LITERATUR

Assmann, A./Assmann, J. 1990: Einleituuy. Middlesex/Victoria


6.2. Der Einfluß der Medialität auf sprachliche Kommunikationsstrukturen und die Organisation des kulturellen Gedächtnisses

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For quotation purposes:
André Krischer (Münster): Können Rituale gesammelt werden? Vormoderne Aufschreibesysteme für symbolisches Handeln in außereuropäischen Gesellschaften. In: TRANS. Internet-Zeitschrift für Kulturwissenschaften. No. 15/2003. WWW: http://www.inst.at/trans/15Nr/06_2/krischer15.htm

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