Trans | Internet-Zeitschrift für Kulturwissenschaften | 15. Nr. | Mai 2004 | |
10.2. Cyberspace - die Verbundenheit
der Differenz: Kommunikation ohne Grenzen Buch: Das Verbindende der Kulturen | Book: The Unifying Aspects of Cultures | Livre: Les points communs des cultures |
Philipp Budka [BIO] / Elke Mader / Johann Stockinger
Neue Medien und Technologien erleichtern zunehmend die Kommunikation und Vernetzung zwischen Menschen, Institutionen und Organisationen. So auch auf der universitären Ebene. Kaum eine Studentin oder Wissenschaftlerin, die nicht über einen E-Mail Account verfügt oder Informationen aus dem World Wide Web bezieht. Dieser Aufsatz zeigt anhand des Lernsystems "Lateinamerika-Studien Online" (LASON, http://www.lateinamerika-studien.at), dass Neue Medien und Technologien mehr als nur Informationslieferanten und Kommunikationsmittel sein können. Sie können auch dazu genutzt werden, um interkulturelle und interdisziplinäre Netzwerke zu konstruieren.
Obwohl der Begriff "Globalisierung" durch seinen inflationären Gebrauch im öffentlichen Diskurs schon abgenutzt scheint, sind es doch diverse Prozesse dieser Globalisierung, die Menschen und ihre Kulturen in vermehrten Maße miteinander verbinden. Dabei spielt die globale Distribution von Neuen Medien und Technologien eine zunehmend bedeutendere Rolle.
Sooft der Begriff "Globalisierung" auch verwendet wird, so selten wird er auch definiert. Der deutsche Soziologe Ulrich Beck (1997) setzt diesem Umstand eine begriffliche Differenzierung in: (1) "Globalismus", (2) "Globalität" und (3) "Globalisierung" entgegen. Während "Globalismus" ökonomische Aspekte in den Vordergrund stellt (der Weltmarkt verdrängt politisches Handeln - Neoliberalismus) und "Globalität" die Vorstellung, dass wir in einer Weltgesellschaft leben beschreibt, meint "Globalisierung", Prozesse in deren Folge Nationalstaaten durch transnationale Akteure und ihre Netzwerke querverbunden und unterlaufen werden. Besonders um Prozesse der Globalität und Globalisierung verstehen zu können, ist die Einbeziehung der kulturellen Dimension von entscheidender Bedeutung. In diesem Sinne ist es auch erforderlich, die kulturellen Dimensionen und Aspekte der technologischen Vernetzung von Menschen durch Technologien und Medien wie Internet oder Fernsehen in Betracht zu ziehen. Ein solches Konzept wurde von dem, in den USA lehrenden und aus Indien stammenden, Kulturanthropologen Arjun Appadurai (1996) entwickelt. Er verwendet den Begriff "landscape" - Landschaft - um u.a. die komplexen "glokalen" Verhältnisse zwischen Menschen und Medien innerhalb dynamischer Globalisierungsprozesse zu beschreiben. So generieren sich etwa im Bereich der Computer-vermittelten Kommunikation "virtuelle Nachbarschaften und Gemeinschaften", die nach neuen Regeln und Gesetzen als noch im Territorialstaat organisiert sind. Ob das Lernsystem LASON Teil einer solchen "virtuellen Gemeinschaft" sein kann, wird im Folgenden analysiert.
An österreichischen Universitäten wird eine Vielfalt an Lehrveranstaltungen zu Lateinamerika angeboten; sie sind jedoch über verschiedene Studienrichtungen und Universitäten verstreut. Demgegenüber veranstaltet das Österreichische Lateinamerika-Institut (LAI) seit 1981 ein Programm von interdisziplinären Lehrgängen universitären Charakters zu Lateinamerika-Studien. Das LAI ist eine nicht-universitäre Institution, die dem Kulturtransfer zwischen Österreich und Lateinamerika verpflichtet ist. Trotz dieser Bemühungen mangelt es in Österreich an einem zentralen physischen Raum in welchem Lateinamerikanistik gelehrt wird. So wandten sich die Initiatoren von LASON im Rahmen eines Projektes, welches vom Österreichischen Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur gefördert wurde, den virtuellen Räumen des Cyberspace zu.
Das Online-Lernsystem stellt systematisch aufbereitete Lehr- und Lerninhalte zu Lateinamerika für Studierende verschiedener Studienrichtungen zur Verfügung. Im Lernsystem wurden unterschiedliche Bausteine gefertigt, die Problemlösungen für einzelne Bereiche der Lateinamerika-Studien darstellen:
1. Der Content Pool (CP) stellt eine multimediale Präsentation von Lehr- und Lerninhalten zu Lateinamerika dar und gliedert sich thematisch in vier Module zu den großen Rahmenthemen "Natur", "Kultur", "Geschichte/Politik" und "Wirtschaft", die jeweils mehrere Fachdisziplinen beinhalten. Weiters wurde für den Lehrgang am LAI das Modul "Interdisziplinärer Lehrgang für Höhere Lateinamerika-Studien" konzipiert. Für jedes Modul wurde ein inhaltliches Konzept erarbeitet, das thematische Felder, Begriffe und Methoden umfasst. Einen weiteren inhaltlichen Schwerpunkt bilden interdisziplinäre Methoden der Lateinamerikanistik. Für die Content-Entwicklung wurden neue Methoden entwickelt, um allen AutorInnen ohne besondere Vorkenntnisse die Möglichkeit zu bieten, rasch wiederverwendbare, vernetzte Inhalte zu erstellen.
2. Entwicklung einer Datenbank zu ForscherInnen, Lehrveranstaltungen und Studiengängen zu Lateinamerika in Österreich.
3. Für verschiedene Typen von Lehrveranstaltungen (Vorlesungen, Ringvorlesungen, Seminare, DiplomandInnen- und DissertantInnenseminare etc.) wurden Modelle für die Online-Durchführung, mit Hilfe des Learning Management Systems (LMS) "ILIAS", erarbeitet.
3.1 Die konsortiale Projektstruktur
Um ein Lernsystem zur Lateinamerikanistik zu erstellen, musste unbedingt der interdisziplinäre Charakter dieses Faches gewahrt werden. Aus diesem Grund war man von Anfang an bestrebt LASON auf eine möglichst breite Basis zu stellen. Schließlich konnten folgende universitäre Partner gewonnen werden:
3.2 Der Content Pool - Lerneinheiten und Lernpfade
Im Rahmen des Lernsystems wurde ein inhaltlich und didaktisch strukturierter Online-Content Pool entwickelt, der eine Reihe von interdisziplinär integrierten Inhaltselementen umfasst, die multimedial gestaltet sind.
Der Content Pool (CP) beruht auf dem Potential des Hypertexts zur multiplen Vernetzung und Kontextualisierung von Inhaltselementen. Dies ermöglicht einerseits eine innovative Gestaltung von Lernmaterialien mit Darstellung der komplexen Verflechtungen verschiedener Dimensionen des Lerngegenstandes, andererseits eröffnet sie den Lernenden neue Optionen für die Organisation des Lernprozesses und die Auswahl der Lerninhalte. Der CP bewegt sich also in einem Spannungsfeld zwischen wissenschaftlich fundierten Lernangeboten, mit einer in den Lernmaterialien inhärenten Systematisierung, und reichhaltigen Optionen zur Selbststeuerung der Lernenden. Die Lernenden haben die Möglichkeit im CP diversen Lernpfaden autonom zu folgen, Inhaltselemente ihren Interessen und Bedürfnissen entsprechend auszuwählen und zu kombinieren, sowie - ausgehend von verschiedenen Stimuli und Informationen - eine eigenständige, konstruktive Leistung zu erbringen. In diesem Sinne wurden zwar einige Elemente zur Wissensdiagnostik integriert (Multiple Choice DCbungen, Rollenspiele, etc.), diese sollen jedoch vor allem zu vernetztem Denken anregen und weniger dem Abfragen von Inhalten dienen.
Der CP bietet vielfältige Einsatzmöglichkeiten im Bildungssektor: Er kann als Ergänzung im Rahmen des konventionellen Lehrbetriebs genutzt werden, er kann als Baustein von blended learning Modellen (Kombination von Präsenzlehrveranstaltungen und Online-Phasen) dienen und in das Arbeiten mit einem Learning Management System integriert werden, oder er kann als offenes Informationssystem in verschiedenen Bereichen von lebenslangem Lernen und Selbststudium dienen. Primäre Zielgruppen sind Studierende verschiedener Fachrichtungen im tertiären Bildungssektor. Aber auch Personen im außer-universitären Bereich in einer Reihe von Berufssparten können den CP für eine gezielte Informationssuche oder zur Weiterbildung nutzten. Erwähnt seien hier neben dem Bildungssektor etwa die Bereiche Umweltschutz, interkulturelles Management, Tourismus, Entwicklungszusammenarbeit und Journalismus.
3.2.1 Technische Generierung des Content Pools
Ziel war es, eine Methode zu verwenden, die einerseits den AutorInnen eine rasche und intuitive Erzeugung der Inhalte ermöglicht. Andererseits sollten die Inhalte in modularisierter Form ablegt werden können. Die Online-Lerneinheiten werden dabei nicht mit einer "hard coding"-Technik erstellt, bei der Inhalte mit HTML-Editoren erzeugt werden, sondern mit einer "data driven"-Technik, bei welcher der Inhalt vom HTML-Code (bzw. XHTML-Code) getrennt ist und die Seiten bzw. die gesamten Lerneinheiten mittels Scripting automatisch generiert werden.
Ausgangspunkt war die DCberlegung, den AutorInnen gleich zu Beginn Werkzeuge zur Verfügung zu stellen, mit denen rasch und intuitiv stark vernetzte Inhalte geschrieben werden können. Mit Mindmanager 2002 Professional konnte ein geeignetes Werkzeug gefunden werden, das kreatives Schreiben ohne HTML-Kenntnisse ermöglicht. Nach Erstellung einer Lerneinheit, werden die gesamten Inhalte der Lerneinheit nach XML ("Extensible Markup Language") exportiert und in einer Datenbank abgelegt. Die XML-Dateien können jetzt direkt mittels XSLT ("Extensible Style Language Transformation") wieder in XHTML-Seiten zur Webpublikation umgewandelt werden. Die Generierung vernetzter Lerneinheiten erfolgt aus der Datenbank heraus. Die Darstellung, der aus der Datenbank generierten Webseiten, erfolgt dann in erster Linie mittels CSS ("Cascading Style Sheets").
3.2.2 Inhaltlicher Aufbau des Content Pools
Der Content Pool setzt sich einerseits aus Lerneinheiten zusammen, die in Modulen strukturiert sind. Andererseits besteht der CP aus "inter-modularen" Lernpfaden.
|
|||
|
|
|
|
Mais - Ernährung und Kolonialismus in Lateinamerika. | Martina Kaller-Dietrich | Geschichte / Politik | 79 |
Brasilien 1889 - 1985. Von der Ersten Republik bis zum Ende der Militärdiktatur. |
Ursula Prutsch | Geschichte / Politik | 93 |
Geschichte Lateinamerikas im 19. und 20. Jahrhundert. Ein historischer Überblick. |
Martina Kaller-Dietrich und David Mayer | Geschichte / Politik | 245 |
Länder Lateinamerikas und der Karibik. Geschichte und polititsche Systeme. | Daniela Ingruber | Geschichte / Politik | 131 |
"Tierra y Libertad" - Die Landfrage in Mexiko im 19. und 20. Jahrhundert. (Studienexkursion Mexiko WS 2002) |
ExkursionsteilnehmerInnen des Instituts für Geschichte der Universität Wien | Geschichte / Politik | 43 |
Mythen in Lateinamerika: Ethnologische Mythenforschung. | Elke Mader | Kultur | 253 |
Einführung in die Kultur- und Sozialanthropologie Lateinamerikas. | Elke Mader unter Mitarbeit von Eva Fischer | Kultur | 281 |
Interdisziplinärer Lehrgang für Höhere Lateinamerika-Studien: Unterrichtsbegleitende Materialien zum Einführungsseminar. | Wolfgang Dietrich | Interdisziplinärer Lehrgang für Höhere Lateinamerika-Studien | 79 |
Stadtentwicklung in Lateinamerika: Reader zum WS 2002/2003. (Themenschwerpunkt Politik) | Andreas Novy und Elisabeth Hammer | Interdisziplinärer Lehrgang für Höhere Lateinamerika-Studien | 141 |
Lateinamerika und Europa - Verflechtungen und Wechselwirkungen Jahrestagung der ARGE Österreichische Lateinamerika-Forschung 2002. |
Zusammengestellt von Philipp Budka | Interdisziplinärer Lehrgang für Höhere Lateinamerika-Studien | 118 |
Kultur, Raum, Landschaft: Zur Bedeutung des Raums in Zeiten der Globalisierung. | Elke Mader und TeilnehmerInnen des Interdisziplinären Lehrgangs für Höhere Lateinamerika-Studien | Interdisziplinärer Lehrgang für Höhere Lateinamerika-Studien | 502 |
Internet und Demokratie in Lateinamerika. | Cecile Balbous, Daniela Ingruber, Barbara Katschnig, Lisa Ringhofer, Birgit Rys | Interdisziplinärer Lehrgang für Höhere Lateinamerika-Studien | 61 |
Naturräume Lateinamerikas: Von Feuerland bis in die Karibik. | Axel Borsdorf und Hannes Hoffert | Natur | 443 |
Internationale Politische Ökonomie: Das Beispiel Lateinamerika. | Andreas Novy und Johannes Jäger | Wirtschaft | 380 |
Economía política internacional: El ejemplo de América Latina. |
Andreas Novy und Johannes Jäger | Wirtschaft | 380 |
In einem Lernpfad werden Seiten aus verschiedenen Lerneinheiten, die ein gemeinsames Thema behandeln, sequentiell angeordnet. Beispielsweise wird die Kubanische Revolution in den Lerneinheiten "Länder Lateinamerikas und der Karibik" (Modul Geschichte/Politik), "Geschichte Lateinamerikas" (Modul Geschichte/Politik) und "Ethnologische Mythenforschung" (Modul Kultur) jeweils unter einem anderen Blickwinkel behandelt. Im Lernpfad über die Kubanische Revolution finden sich nun themenspezifischen Auszüge aus den drei genannten Lerneinheiten. Ein Lernpfad ist im Unterschied zur Lerneinheit linear angeordnet. Es fehlen die Hyperlinks zu verknüpften Stellen sowie die externen Links ins World Wide Web. DCber den Button "Kontext" ist es jedoch möglich, in die Lerneinheit zu gelangen, aus welcher der Text ursprünglich stammt, und sich in dieser weiterzubewegen.
|
||
|
|
(Seiten) |
Die Kubanische Revolution: Einordnung, Geschichte, Mythos. | Zusammengestellt vom LASON-Redaktionsteam | 31 |
Gender | Zusammengestellt vom LASON-Redaktionsteam und Elke Mader | 18 |
Nahrungsmittel (Genussmittel) | Zusammengestellt vom LASON-Redaktionsteam | ca. 15 |
Interdisziplinärer Lernpfad zur Lerneinheit "Kultur, Raum, Landschaft". | Elke Mader | ca. 15 |
Module |
5 |
Lerneinheiten |
13 |
Lernpfade |
2 |
HTML-Seiten (Lerneinheiten) |
3.652 |
Hyperlinks (gesamt) |
4.064 |
Hyperlinks extern |
472 |
Bilder im Text |
892 |
3.3 Das Learning Management System ILIAS
ILIAS wurde an der Universität Köln als kostenlose Open Source Software entwickelt (http://www.ilias.uni-koeln.de/ios/index.html) und wird mittlerweile von der Universität Wien als erste elektronische Standard-Lernplattform zur Verfügung gestellt. Das Learning Management System wurde, im Rahmen von LASON, genutzt um einerseits die Präsenzlehre durch Online-Elemente zu bereichern, andererseits um Unterrichtsformen zu entwickeln, die es Studierenden ermöglichen, weitgehend ungebunden vom Standort Lehrveranstaltungen zu absolvieren.
3.4 Datenbank für ForscherInnen und Lehrveranstaltungen
Mit der Datenbank werden Informationen zu Personen und Lehrveranstaltungen mit Lateinamerika-Bezug in Österreich zusammengefasst und kostenlos über das World Wide Web zugänglich gemacht. Angestrebt wird dieses Service, in einem nächsten Schritt, von Österreich auf den gesamten deutschen Sprachraum auszuweiten. Die Datenbank umfasst Informationen zur Person, Kontakt- und Adreßdaten sowie zur wissenschaftlichen Tätigkeit von österreichischen LateinamerikaforscherInnen. Damit verknüpft sind Daten über lateinamerikabezogene Lehrveranstaltungen an österreichischen Universitäten und Hochschulen. Im Januar 2004 waren 237 ForscherInnen und 41 Lehrveranstaltungen in der Datenbank verzeichnet.
Eine der hervorstechendsten Eigenschaften des Lernsystems LASON ist die Einbindung und Vernetzung von mehreren universitären Institutionen. Sowohl auf der Ebene der Content-Produktion als auch auf der technologischen Ebene der Verlinkung zwischen Modulen und Lerneinheiten.
Betrachtet man akademische Disziplinen als kulturelle Einheiten oder Akteure innerhalb der Academia, mit eigener, fachspezifischer "Sprache", eigenen Methoden und eigenem Selbstverständnis (z.B. "Wir als Ethnologen, ..."), beginnen sich die Begriffe "interdisziplinär" und "interkulturell" zu überlappen.
Für die Produktion des Content Pools mussten WissenschaftlerInnen aus den unterschiedlichsten Disziplinen nicht nur den Umgang mit der benötigten Software erlernen, sie mussten sich auch mit Konzepten und Ideen anderer Disziplinen auseinander setzen. Denn um sinnvoll und konsistent interdisziplinär zu verlinken, muss Autor A den Inhalt der Lerneinheiten von Autorin B kennen.
Auf didaktischer Ebene wurden Lernpfade entwickelt, die es den Usern ermöglichen quer durch mehrere Disziplinen einem Pfad zu folgen. Beispielsweise führt der Lernpfad "Die Kubanische Revolution" von der Lerneinheit "Länder Lateinamerikas und der Karibik" über die Einheit "Geschichte Lateinamerikas im 19. und 20 Jahrhundert", beide aus dem Modul "Geschichte/Politik", schließlich zum Modul "Kultur" und dort zu der Lerneinheit "Ethnologische Mythenforschung". Von statistischen Daten zu Kuba über einen historischen Abriss der Revolution bis zu ihrer ethnologischen Analyse.
Neben den vorgefertigten Lernpfaden hat der User aber auch die Möglichkeit sich seinen eigenen Pfad zusammenzustellen. Einerseits ist dies über die Volltextsuche nach bestimmten Begriffen möglich, andererseits erlauben kostenlose Software-Tools, die im Rahmen des Lernsystems angeboten werden das selbstgesteuerte Durchqueren des Content Pools.
Um Lerninhalte interdisziplinär über Module hinweg zu vernetzten, wurde ein spezieller Hyperlink entwickelt, der als "Crosslink" bezeichnet wird. Um die inter-modulare von der intra-modularen Verlinkung zu unterscheiden, wurde neben der Bezeichnung "Crosslink" auch ein spezielles Symbol entwickelt. So ist der User immer darüber informiert, ob er das Modul verlassen hat oder nicht.
Neben der interdisziplären Vernetzung, die ja auch als interkulturelle Vernetzung gesehen werden kann, werden im Folgenden das Learning Management System ILIAS sowie die ForscherInnen-Datenbank als kulturelle Schnittstellen erläutert.
Im Winter Semester 2002/03 kam ILIAS bei zwei ausgewählten Lehrveranstaltungen in unterschiedlichen Kontexten zum Einsatz:
In beiden Lehrveranstaltungen stand der kommunikative Aspekt im Vordergrund. Die Möglichkeiten zur Darstellung von multimedialem Content auf ILIAS wurden aus didaktischen Gründen nur sehr begrenzt eingesetzt. Die meistgenutzten Features waren Diskussionsforen und Chat, der Austausch von Bildern und Dokumenten sowie das interne Mailsystem.
Während im Seminar am Ethnologie-Institut der Austausch zwischen österreichischen Studierenden in Themengruppen im Zentrum stand, wurden im Seminar des Lehrgangs nationale und kulturelle Grenzen überschritten, da es in Kooperation mit dem Masterprogramm für Lokale Entwicklung der Universidad de Centroamerica (UCA) in San Salvador durchgeführt wurde. In diesem Seminar wurden Fotos der Städte Wien und San Salvador ausgetauscht und analysiert. Die Ergebnisse dieser Analysen wurden dann von den Studierenden mittels Chat diskutiert.
Die Forscher- und Lehrveranstaltungs-Datenbank soll nicht zuletzt auch als Pool dienen, in den sich Personen eintragen könnnen, um so in Kontakt mit anderen Personen zu kommen, die beispielsweise in einem ähnlichen Forschungsfeld tätig sind. Weiters ermöglicht die Datenbank auch die relativ unkomplizierte Kontaktaufnahme von Studenten mit LateinamerikaforscherInnen. Neben deren Basisdaten sind auch die wissenschaftliche Tätigkeit, Bibliographien und Lehrveranstaltungen der ForscherInnen in der Datenbank verzeichnet. Mit Hilfe der Online-Datenbank sind Studenten in der Lage sich in ein kulturelles Netzwerk einzuklinken um so Teil dieses Netzwerks zu werden.
Das Medium Internet wird im Rahmen des Lernsystems "Lateinamerika-Studien Online" genutzt um multimediale Lehr- und Lerninhalte mit Lateinamerikabezug einer interessierten Öffentlichkeit näherzubringen. Dabei werden sowohl akademische Disziplinen als auch regionale und nationale Grenzen überschritten und so miteinander verbunden.
Der Einsatz von Neuen Medien hat auch zum Ziel, Studierende aus Österreich mit verschiedenen akademischen, kulturellen und sozialen Institutionen in Lateinamerika in Kontakt zu bringen bzw. bestehende Kontakte zu intensivieren; wie das Beispiel der Online-Kooperation zwischen Teilnehmern des Interdisziplinären Lehrgang am LAI und Studenten der Universidad de Centroamerica (UCA) in San Salvador zeigt. In diesem Sinne ist in einem zweiten Schritt geplant, die grundlegenden Lerneinheiten zweisprachig (deutsch und spanisch) zu konzipieren. Teilweise ist dies schon geschehen: So wurde die Lerneinheit "Internationale Politische Ökonomie" zur Gänze ins Spanische übersetzt (vgl. http://www.lateinamerika-studien.at/content/wirtschaft/ipoesp/ipoesp-titel.html).
Auf internationaler Ebene sind Projekte und Kooperationen in Planung, die auf den Ergebnissen und Erfahrungen von LASON aufbauen. So gab es bereits erste Gespräche mit den Verantwortlichen des Projekts "Virtuelle Fachbibliothek Lateinamerika". In Kooperation mit diversen deutschen Institutionen soll ein Portal geschaffen werden, das eine Recherche in den verschiedensten Fachdisziplinen zu Lateinamerika, Spanien und Portugal ohne Medienbrüche in den verteilten Ressourcen sowohl der universitären Zentren als auch außeruniversitärer Forschungseinrichtungen ermöglicht. Des Weiteren ist ein Projekt auf europäischer Ebene in Vorbereitung. Hier handelt es sich um eine Kooperation mit dem in Spanien initiierten Projekt "amelat XXI", das bereits seit dem Jahr 2000 läuft und im Rahmen des Socrates-Erasmus Programms der Europäischen Kommission realisiert wurde. Ziel dieses Projekts ist die Erstellung von virtuellen Post-Graduate-Kursen zu Lateinamerika-Studien unter der Beteiligung von verschiedenen europäischen Universitäten.
Im speziellen Fall des Lernsystems "Lateinamerika-Studien
Online" konnten Neue Medien als Motor und Triebfeder für
die Vernetzung von universitären Disziplinen und ihren Inhalten
auf der einen, sowie Personen unterschiedlichster Fachrichtungen
und Kulturen auf der anderen Seite genutzt werden. Und vielleicht
konnte LASON auch einen Anstoß zur Bildung einer inter/transkulturellen
"virtuellen Gemeinschaft" zur Lateinamerikanistik liefern.
© Philipp Budka / Elke Mader / Johann Stockinger
LITERATUR
Appadurai, Arjun (1996). Modernity at Large. Cultural Dimensions of Globalization. Minneapolis: University of Minnesota Press.
Beck, Ulrich (1997). Was ist Globalisierung? Irrtümer des Globalismus - Antworten auf Globalisierung. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
10.2. Cyberspace - die Verbundenheit der Differenz: Kommunikation ohne Grenzen
Sektionsgruppen | Section Groups | Groupes de sections
Inhalt | Table of Contents | Contenu 15 Nr.