Trans | Internet-Zeitschrift für Kulturwissenschaften | 15. Nr. | August 2004 | |
10.3. Kunst und neue Medien Buch: Das Verbindende der Kulturen | Book: The Unifying Aspects of Cultures | Livre: Les points communs des cultures |
Jana Wisniewski (Wien)
[BIO]
Wir alle wissen, dass Kunst nur ein Teil des Begriffes Kultur ist, der elitärste Teil im Rahmen der vielen Praktiken, Gewohnheiten, Entwicklungen und Strategien, die den Begriff Kultur ausmachen. Kunst zeigte immer die Tendenz sich international zu vernetzen und pflegt den Praktiken, die man dann Kultur nennt vorauszueilen in ihrer Auffassung von Welt. Kunst mit neuen Medien ist sogar für Kunstliebhaber zum Teil gewöhnungsbedürftig, die Codes scheinen zu fehlen, mit denen man gewohnt ist an Kunst heranzugehen. Umgekehrt hat aber die breite Akzeptanz neuer Technologien dazu geführt, dass sich Kunst mit neuen Medien oft in einem Feld zwischen Kunst und Kultur ansiedelt. Die Grenzen sind fließend, mitunter haben Technikfreaks mehr Spaß an der Medienkunst als altgediente Kunstkritiker, aber auch als frisch ausgebildete Kunsthistoriker, die nach wie vor dazu neigen, manch intelligentes Kunstprodukt als technische Spielerei abzutun. Nun äußern sich Künstler ja derzeit auch oft fern von Kunst, die man kaufen und nach Hause tragen kann, in Museen und Galerien ausstellen kann. Von der politischen Aktion bis zum Computerspiel ist alles möglich, die Vermittlung von Ideen nützt alle verfügbaren Räume und schreckt auch vor illegalen Aktivitäten nicht zurück. Dem Anspruch von Kunst, der wohl immer Grenzüberschreitung meint, werden Künstler auf unterschiedliche Weise gerecht.
Mit Fotos aus aller Welt, die Kunst in öffentlichen Räumen zeigt, die ich von einer CD abrufen werde, auf der die temporäre Webseite gespeichert ist, versuche ich nun das Modell Vortrag zu erneuern.
Zu Kunst im öffentlichen Raum rechne ich nicht nur Projekte von Künstlern außerhalb von Museen und Galerien, sondern auch Architektur, Design, Werbung und illegale Praktiken, wie Graffiti, oder Schaustellungen für die Personen/Künstler Geld erwarten. Als öffentlichen Raum sehe ich nun auch das Netz, also Webseiten und Netzstrategien.
Das Verbindende oder Nicht-Verbindende von Kulturen besteht in den unterschiedlichen Bewertungsmustern. Das Gleiche kann aufgrund unterschiedlicher Ausbildung und unterschiedlichem Kulturkreis sehr verschieden aufgefasst werden. Qualitätskriterien sind auch in der Kunst eine Frage des Standortes und der Bildung. So international, wie man auf internationalen Kunstbiennalen urteilt, kann schon bei Randbereichen wie Design oder Werbung kaum mehr argumentiert werden, und die illegalen Praxen werden meist ohnehin nur ignoriert, obwohl sie zumindest im Kontext von Kultur doch ein sehr starkes Zeichen sind. Das wirklich Fragile an der Beurteilung von Qualität ist der Faktor Zeit, denn mit den Kunstmoden verändert sich auch die fachspezifische Reflektion, die Kunstkritik, oder wie immer man die fachlich fundierten Besprechungen benennen will.
Ich habe je 7 Bilder zu einer Bilderkette montiert, die ich den Bereichen Kunst, Architektur, Werbung, Graffiti, Design zugeordnet habe. Aus meiner Sicht haben alle vorgestellten kreativen Äußerungen einen gewissen Kunstwert. Wir können nun den Versuch machen, darüber zu sprechen, ob sie das auch so sehen, ob sie gewisse Bilder einem anderen Fach zuordnen würden oder ob sie meinen, dass Werbung im Kunstkontext nichts verloren hat.
Im Beirat Kunst und Bau vertrat ich den Standpunkt: Kunst dient nicht! um damit Kunst und Design auseinander zu halten. Es sollte meiner Ansicht nach nicht um Ausstattung gehen, die statt vom Architekten von einem Künstler gemacht wird, sondern um Zeichen in Räumen mit denen nicht unbedingt zu rechnen ist, die das Bauwerk erweitern. Im Rahmen von Kunstmuseen, Ausstellungen, Kunstmessen ist der Standpunkt einfach, Kunst wird von Museumsdirektoren, Galeristen, Kunstkritikern festgestellt und bewertet. Bei der Ausstattung von Lokalen z.B. gelten andere Bewertungsmuster. Die Architekturszene ist sich keineswegs einig darüber, was sie als Kunst sehen will und ob das überhaupt der essentielle Anspruch ist. Die neue Kunst im öffentlichen Raum ist für mich die Webkunst. Mit Webkunst sind Seiten von Künstlern gemeint, die nicht der Eigenwerbung dienen, sondern andere Inhalte vermitteln. Die Wahrnehmung dieser Seiten benötigt die Mitarbeit der Betrachter, sie ist interaktiv. Netzkunst geht noch einen Schritt weiter, hier werden Kommunikationssysteme hinterfragt und neu bewertet.
Die (temporäre) Webseite: www.e-motion-artspace.com/signs.htm
© Jana Wisniewski (Wien)
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