Trans Internet-Zeitschrift für Kulturwissenschaften 16. Nr. März 2006
 

5.4. OPEN AND CLOSED SYSTEMS: The Improbable Way towards an Equilibrium
Herausgeber | Editor | Éditeur: Manuel Durand-Barthez (Toulouse)

Dokumentation | Documentation | Documentation


Zerfall der rationalen Werte, Aufgaben des Irrationalen:
Brochs Dichtung als Versuch einer Sinngebung

Véronique Liard (UCO Angers, Frankreich)
[BIO]

 

Abstract:

Das geschlossene System der rationalen Wissenschaftlichkeit kann das Irrationale nicht auslöschen. Den Zusammenbruch der rationalen Wertsysteme betrachtet Hermann Broch als Katastrophe der Stummheit; die Sprache wird nur noch als Verständigungsmittel benutzt, das immer mehr vom Wort unabhängig ist. Das Dichterische ist herausgefordert. Es soll als Wegweiser, als positive Instanz wirken, um das immerwährende, schmerzliche Problem der Sinngebung zu lösen. Kann das Irrationale als offenes System betrachtet werden? Kann es das geschlossene System der rationalen Weltordnung aufsprengen? Kann es zu einem Gleichgewicht kommen und welches Wertsystem könnte dann entstehen? Die psychologischen und psychoanalytischen Erkenntnisse, die unter anderem in Brochs Roman Die Schlafwandler Widerhall finden, sollen dazu beitragen, Elemente einer Antwort herauszuarbeiten.

 

Broch wird 1886 geboren, am Ende eines vorwiegend materialistisch orientierten Jahrhunderts, in dem der Geist von der Materie verdrängt wurde, mit der man konkret experimentieren kann und die man versucht, sich untertan zu machen. Die Naturwissenschaften schaffen die Grundlage für alle Theorien zum Lauf der Welt. Sie sind überzeugt, unerschütterliche Wahrheiten in Erfahrung gebracht zu haben. Der Erste Weltkrieg bricht aus und zerstört plötzlich die Illusion einer beherrschten und beherrschbaren Welt. Der Versailler Vertrag hinterlässt Europa in einem chaotischen Zustand. Es verbreitet sich das Gefühl einer Dekadenz, eines gewaltigen Rückschritts, der schwer auf der Zukunft lastet. Um diesem verheerenden reißenden Strom widerstehen zu können, klammert sich sogar die Philosophie an der Wissenschaft. Wenn sie sich auch von dem Bild des materialistischen Menschen am Ende des 19. Jahrhunderts abwendet, so bleibt jedoch die neukantianische Philosophie, die sich mit den Fragen der Erkenntnistheorie und der Logik auseinandersetzt, im Bereich des Konkreten. Die Phänomenologie bemüht sich, eine reine Beschreibung des neutralen Erlebnisbereichs zu geben. Um das Phänomen zu erfassen, soll auf die Ebene zurückgegriffen werden, die dem Urteil vorangeht, auf die Ebene des reinen Erlebnisstroms, so wie er sich der Intuition bietet, der also weder physische bzw. psychische Realität noch spirituelle Substanz besitzt. Der Wertzerfall in der westlichen Welt, die Unfähigkeit der Wissenschaft und der Technik, die spirituellen Bedürfnisse des Menschen zu stillen, führen die Existentialisten zu der Behauptung, es sei die Zerstörung dessen notwendig, was bisher die Grundlage der westlichen Metaphysik darstellte: Geist, Logos, Vernunft. Adorno stellt eine Selbstzerstörung der Vernunft fest, die von ihren ursprünglichen Zielen abgeleitet und instrumentalisiert wurde, nachdem sie zum objektiven Kriterium einer herrschenden Klasse wurde, welche die soziale, politische und wirtschaftliche Wirklichkeit auf ihre eigenen Interesse münzt. Albert Schweitzer meint, die Philosophie sei eine Wissenschaft und gleichzeitig eine Geschichte der Philosophie geworden. Der schöpfende Geist habe sie verlassen. Karl Jaspers spricht von "Ohnmacht", Sigmund Freud vom "Unbehagen in der Kultur", Ernst Cassirer vom "Drama der Kultur", Georg Simmel von der "Tragödie der Kultur", Oswald Spengler vom "Untergang des Abendlandes", Leopold Ziegler von der "Verwissenschaftlichung und Entgöttlichung der Welt", Hermann Keyserling gar von der "Liquidierung des Abendlandes". In dieser Krisenzeit laufen die Gehirne heiß, die Intellektuellen führen einen erbitterten Kampf, um das eigene Banner zu verteidigen. Allen gemeinsam ist jedoch die Suche nach einem erlösenden Ausgang aus der Sackgasse, in welche sich der wissenschaftsbegeisterte Mensch, der Werte und Irrationales vergessen hat, hineinmanövrierte.

Mit seinem Roman Die Schlafwandler befasst sich Broch als Dichter ebenfalls mit dem Zusammenbruch der großen rationalen Wertsysteme, den Ausbrüchen des Irrationalen, dem Wunsch nach Totalität, sowie der Dichtung als Deutung ihrer Zeit und als Wegweiser zu einer neuen Sinngebung. Die jetzige Analyse konzentriert sich auf den dritten Teil des Romans "Huguenau oder die Sachlichkeit". Es soll zunächst gezeigt werden, wie Broch die Trennung zwischen Verstand und Gefühl, zwischen Rationalem und Irrationalem, und den daraus entstehenden Zerfall der Werte mit anschließendem seelischem Zusammenbruch am Beispiel verschiedener Figuren verdeutlicht.

Infolge seiner Einsamkeit, seiner Weltangst, seines Bedürfnisses nach Freiheit macht sich das Individuum auf die Suche nach einem neuen Wertzentrum, das dem Positivismus, dem rein gebietsbezogenen Denken, der Verachtung des Wortes, dem Zerfall der Ganzheit der Welt und des Menschen entgegenwirkt. Kann aber das Irrationale das geschlossene System der rationalen Weltordnung aufsprengen und die Totalität wieder herstellen? Kann der Mensch die Macht der konventionellen Fassade so weit durchbrechen, dass er zu sich selbst als denkendem und fühlendem, als rationalem und irrationalem Wesen wieder findet? Es soll am Ende versucht werden, auf diese Fragen Elemente einer Antwort zu geben.

 

Zerfall der Werte und seelischer Zusammenbruch

Alle Figuren des "Huguenau" sind leidende Gefangene eines Wertsystems. Der Staat und dessen Verteidigung sind in den Mittelpunkt von Jaretzkis Leben gerückt. Der Krieg erscheint ihm als der einzig übrig gebliebene Fixpunkt und ihm ist nicht klar, was werden soll, wenn ihm dieser Orientierungspunkt durch ein Ende des Krieges entzogen wird. So flüchtet er vorläufig in die beruhigende Vorstellung, dass der Krieg nie enden wird. Für ihn, ist es "die einzige Lösung", allerdings nicht für die Welt, sondern für sein Seelenheil, das von einer rationalen und dadurch scheinbar sicheren Lage abhängig ist. Gleichzeitig öffnet er sich eine zweite Tür, indem er sich zu überzeugen versucht, er könne ins Bürgerliche zurückfinden, obwohl er im tiefen Inneren nicht wirklich an die Erfüllbarkeit seiner Vorstellung glaubt.

Hannah Wendling ist eine Gefangene des bürgerlichen Wertsystems. Der Wohlstand, das architektonische Gleichgewicht, die scheinbar geordneten Verhältnisse entsprechen den Erwartungen, den herrschenden Konventionen ihres Milieus, wo ein Großteil des Eheglücks in der geheimen Harmonie und der "Kontrapunktik der Möbel- und Bilderanordnungen"(1) liegt. Ihr Leben richtet sich so sehr nach der Vernunft und dem für sie geltenden Wertsystem, dass kein Freiraum für ihre wahren Wünsche und Gefühle übrig bleibt. Die gelungene Innendekoration des Hauses versucht nur das innere Chaos, die tiefe Zerrüttung zu verdecken. Marie, Nuchem und Pasenow sind ihrerseits Gefangene eines religiösen Wertsystems, wobei Pasenow dieses noch mit den Vorschriften des militärischen Ehrenkodex verbindet. Allen Figuren sind Macht- und Hoffnungslosigkeit innerhalb des Käfigs ihres Wertsystems gemeinsam.

Was daraus resultiert, ist eine tiefe Einsamkeit; Pasenow erscheint nie im Kreise seiner Familie; Jaretzki wehrt sich gegen die Idee des Kriegsendes, "weil der Mensch draußen allein geworden ist [...], weil einer nach dem andern an die Reihe kommt, allein zu sein [...] und jeder, der allein ist, muss einen andern töten [...]"(2). Hannah Wendling hat schon während ihrer Hochzeitsreise etwas von der kommenden Abgeschlossenheit und Einsamkeit gespürt. Marguerite ist ein mit der Erbsünde behaftetes, in der Sünde allein gelassenes Kind.

Der Major sagte: "Wir haben ihn verlassen und er hat uns allein gelassen ... so allein, dass wir uns nicht mehr finden können."

Esch sagte: "In der Einsamkeit eingekerkert."

Das Kind sagte: "Man wird mich nicht finden können."(3)

Esch ist unfähig, aus seiner Einsamkeit heraus zu brechen "verdammt, Schauspieler seiner selbst, Stellvertreter des eigenen Wesens zu bleiben"(4). Huguenau, der zum Schluss tüchtige, im ökonomischen Wertsystem verankerte Geschäftsmann, liest jeden Morgen die Zeitung, gierig nach Fakten, die die Leere der stumm gewordenen Welt ausfüllen soll. Auch er hat Angst vor der aus der Stummheit und Taubheit hervorgehenden Einsamkeit.

Beim Zusammenbruch des Wert- und somit des Orientierungssystems beginnt stets eine Suche nach Ersatz, nach einem neuen Wertsystem, der diese Einsamkeit beseitigt. "Wer in Christum ist, ist nie einsam"(5), glauben Marie und Nuchem. Pasenow erkennt, dass der Krieg die Lebensgrundlagen erschüttert hat, und meint, dass die Kraft des Glaubens ermöglichen wird, einen neuen und besseren Weg einzuschlagen. Esch transponiert sein Bedürfnis nach Genauigkeit in die Welt des Religiösen und wird zum Fanatiker. Böse und gute Kräfte, Sünde und Sühne, Verderbnis und Erlösung, zum Schluss müssen für ihn immer schwarze Zahlen herauskommen. Die Eindeutigkeit des im Endeffekt doch rationalen Wertsystems des Religiösen wiegt seine Einsamkeit auf. Doch wird nur Betäubung erzielt:

"Wir wollen Tee kochen den Töchtern und Jünglingen Israels, wir wollen Rum in den Tee hineintun, Kriegsrum, Heldenrum, Ersatzrum, um unsere Einsamkeit zu betäuben, sei es nun in Zion oder in der heiligen Stadt Berlin."(6)

ruft der Erzähler der Geschichte des Heilsarmeemädchens aus.

Die Figuren, die kein neues Wertsystem finden oder noch nicht gefunden haben, gehen auf eine primitive Verhaltensweise zurück. Instinkt und Gefühl beherrschen ihr Leben und drücken sie noch tiefer in die Einsamkeit. Hannah wird einsilbig und menschenscheu; ihr Mann, ihr Sohn, ihr eigenes Gesicht werden ihr fremd. Sie wird immer mehr zu einem rein fühlenden, von Trieben beherrschten, fast animalischen Wesen. Sie empfindet nur eine anatomische Seligkeit, sieht in ihrem Mann nur den Geliebten; die zarten Gefühle der Liebe und Verbundenheit haben dem reinen Lustgewinn, der Befriedigung der Sinne Platz gemacht. Es hat ein "Einbruch von unten"(7) stattgefunden. Ludwig Gödicke wehrt sich seinerseits gegen die Rückkehr des alten Wertsystems in sein Leben. Er zerreißt den Brief seiner Frau und ist sich dessen bewusst, "den Eindringling abgewehrt zu haben"(8).

Es ist durchaus unentscheidbar, ob der Landwehrmann Gödicke eine engere oder weitere Wahl unter den Bestandstücken seiner Seele getroffen, wie viele er zum Neuaufbau seines Ichs zugelassen und wie viele er ausgeschlossen hat, es kann bloß gesagt werden, dass er mit dem Gefühl herumging, es fehle ihm etwas, das einstens zu ihm gehört hatte, etwas, das er zwar zu seinem neuen Leben nicht unbedingt brauchte, das er aber entbehren und dem er trotzdem den Eintritt verweigern musste, weil es ihn sonst getötet hätte.(9)

Nur Sambach akzeptiert er, weil er ihn nicht zwingt, sich zu erinnern. Marguerite will nur weg, weg vom bürgerlichen Leben, das ihm das Ehepaar Esch bietet, weg von der religiösen Moral (sie lügt bewusst und läuft weg, als Pasenow von Sünde spricht). Als sie in die Welt zieht, "mit ausserordentlichem, heroischem und letztem Aufgebot die eigene Einsamkeit zusammenzuraffen, in sich die Einsamkeit zu besiegen"(10), merkt sie, dass es kein Ziel gibt. Am Ende sitzt sie auf den Schultern eines Rebellen, passiv, mitgenommen, fort getragen zu einem neuen Wertsystem, das sie doch gefangen nehmen wird.

Die Einsamkeit all dieser Menschen geht zum Teil auf die Verdrängung des Irrationalen und die Entwicklung eines auf rationaler und materieller Basis aufgebauten Individualismus zurück. Sie kommen über diesen Individualismus nicht hinaus, der sich als Egozentrik (im Falle der totalen Verdrängung des Irrationalen) oder als Ich-Verlust (im Falle einer Überhandnahme des Irrationalen und einer Überschwemmung der Bewusstheit) manifestiert. Sie streben zu immer neuen Wertsystemen, denen sie sich anschließen können, ohne den Versuch einer Individuation, einer Integration des Irrationalen zu unternehmen. Diese würde nämlich die Kraft des Irrationalen abschwächen und ihre Seele zur Ganzheit zurückführen können. So bleiben sie aber im Chaos stecken, haben die Verbindung zu einem Teil ihres Selbst und zu den anderen Menschen verloren.

 

Zerfall der Ganzheit

Diese Verbindung bestand im Mittelalter noch, weil ein Wertzentrum vorhanden war: der Glaube an den christlichen Gott. Innerhalb dieses geschlossenen Systems war der Mensch als Teil jener Weltordnung aufgehoben. Seine durch die religiöse Hierarchie stabilisierte Welt gab ihm die notwendige Seelenruhe. Er war im Gegenwärtigen verankert und projizierte sich nicht in die Zukunft. Er hatte eine Aufgabe, einen Lebenssinn: das Reich Gottes zu schützen und die göttliche Ordnung zu respektieren. Er ordnete sich einer höheren Macht unter, die stärker war als alle irdischen Mächte zusammen. Rationales und Irrationales hatten in seinem Leben Platz. Bis das wissenschaftliche Denken die Existenz Gottes, die Schöpfung und somit alle religiösen Gebote in Frage stellte. Gott rückte in weite Ferne und wurde zum abstrakten Gottesbegriff. Die Ferne des bisherigen Referenzpunktes löste das Wertzentrum auf. Von da an schwebte der Mensch im Universum, der Unendlichkeit preisgegeben, seines Lebenssinns beraubt. Jeder war auf sich gestellt, allein in der Absolutheit des Abstraktums. Die Logik einer von der Religion abgegrenzten aber zusammengehaltenen Welt zersprang. Jedes Wertgebiet wurde autonom und baute seine eigene Logik auf. Was blieb dem Menschen anderes übrig, als sich einem dieser Wertgebiete zu verschreiben? Wo hätte er, der ein Plausibilitätsschema braucht, sonst einen Anschein von Halt und Festigkeit gefunden. Der Zerfall der Ganzheit leitete die Wendung "von der Sprache Gottes zu der Sprache der Dinge"(11) ein und führte zu einer "hypertrophischen Wirklichkeit"(12), die mit Leere, Stummheit und somit Einsamkeit verbunden ist. Denn die Sprache der Dinge, so Broch, sei eine stumme Sprache, weil nur Verständigungsmittel. Geyring spricht die Sprache einer politischen Doktrin, Hannah die des Bürgertums, Pasenow die des Militärs, Esch die der Bibel und Huguenau vor und nach seiner "Ferialzeit" die des Geschäfts. Aber keiner spricht mehr die gemeinsame Sprache der Menschen, die im Irrationalen und Unbewussten seinen Ursprung findet.

Auch die Ganzheit des Menschen zerfällt, seiner Vernunft Allmacht einräumend, seinem inneren Leben Einhalt gebietend. Hannah, Pasenow, Esch sind in Konventionen, in Modellen verstrickt, der Vernunft und der Rationalität verbunden. Daran gehen sie zugrunde, bereitwillige Opfer auf dem Altar eines überlebten Wertsystems. Auch für Huguenau steht "die Grenze zwischen Vernünftigem und Unvernünftigem, zwischen Wirklichkeit und Unwirklichkeit"(13) fest. Doch im Gegensatz zu den anderen Figuren macht sich Huguenau eine Zeit lang von jedem Wertsystem frei. Somit bestehen Rationales und Irrationales konfliktlos nebeneinander und wirken miteinander. Dieser "Träger des Individualwertes" ist ausgestoßen und kann, auch wenn er durch das Schaffen des Individuums als Wertzentrum zu einem vorläufigen Gleichgewicht kommt, nicht auf Dauer ausserhalb der Gemeinschaft leben, da der Mensch kollektiv eingebunden sein muss, um überleben zu können. Der Individualwert, die "Bösheit der Philistrosität"(14), die Huguenau charakterisiert, kann nur ausserhalb eines Wertsystems bestehen oder zum Totalsystem des Antichrist werden, das die Vernichtung nicht nur aller Wertsysteme sondern auch der ganzen Welt bedeuten würde. So ist es eines Logischen, wenn am Ende eine Revolte einsetzt, "denn Revolutionen sind Auflehnungen des Bösen gegen das Böse"(15), gegen die Entfesselung des Irrationalen, die durch den Zerfall der Werte und die Vernichtung der Wertsysteme in Huguenau personifiziert ist. Das Individualwertsystem, das letzte im Prozess der Atomisierung, tendiert zur absoluten Verworfenheit, zur Absolutisierung also. Wenn aber Huguenaus rationales Verhalten des Öfteren von irrationalen Handlungen durchkreuzt wird und ihm die notwendigen sichtbaren Symbole eines Wertsystems Unbehagen bereiten, ihn reizbar machen, so ist doch sein Zustand ein erster Schritt zur Ganzheit, die durch den erneuten Verbund von Rationalem und Irrationalem, den Ruhestand wieder herstellen wird, auch wenn dieser nicht von Dauer sein kann.

Diesem Streben nach Ganzheit liegt das allen Menschen gemeinsame Ziel der Freiheit zugrunde. Jeder ist der "Idee der Freiheit" verbunden; da sie aber im Irdischen unerreichbar ist, sucht er sie in einem Wertsystem, sei es kollektiv oder individual. Nur in der Empfindung der Freiheit ist die Gemeinsamkeit aller Menschen von allen Menschen spürbar. Demnach kann er also nicht auf Wertsysteme verzichten. Wenn alte Wertsysteme zusammenfallen, muss der "Übergang von einem Wertsystem zu einem neuen jenen Nullpunkt der Wertatomisierung passieren"(16), bar jeder Beziehung zum alten wie zu einem neuen System. Nur in dem übermächtigen "Pathos des absoluten Nullpunktes"(17) erwacht die Sehnsucht nach dem Sinn des Lebens. Diesen kann ein irdischer Führer nicht geben, denn das Absolute ist dem Irdischen unerreichbar. Das Ziel ist nur annäherbar, die Geburt des Wertes kehrt ewig wieder.

 

Ein neues Wertzentrum

Hoffnung scheint es für Broch nur in einem überindividuellen Wertzentrum zu geben, in der Abkehr vom egoistischen Individualismus, in der Anerkennung und Akzeptanz des Irrationalen. Hier trifft er sich teilweise mit der Psychoanalyse, noch mehr mit der analytischen Psychologie. Broch war mit Freuds Theorien vertraut. Er unternahm 1927 eine psychoanalytische Behandlung, die 1935 unterbrochen und später in der Emigration fortgeführt wurde. Hedwig Schaxel, seine erste Analytikerin, berichtet, dass 1927/1928 bei Broch die Analyse dominierte und er "ein Gutteil der nun freigesetzten dichterischen Kreativität der Analyse verdankte: die Muse als schweigsame, geduldig zuhörende Psychoanalytikerin"(18). Obwohl Broch bekennt, die Psychoanalyse habe ihm wenig geholfen und er habe sich mit seiner Neurose "eingerichtet", verdankt er ihr tiefe Einsichten in den Mechanismus der Seele, die ihn gleichzeitig durch ihre Einheitlichkeit und Komplexheit faszinierte. Die freudsche Anerkennung der irrationalen Kräfte, die nur durch eine Bewusstmachung des verdrängten Konfliktes zu neutralisieren sind, die Tyrannei des Über-Ich, die Gewalt des Es, das Leid des Ich sprachen ihn persönlich an und gaben für das "Unbehagen in der Kultur" seiner Zeit eine durchaus plausible Erklärung. Doch wirft Broch dem freudschen Seelenmodell vor, es sei unvollständig, da es wenigstens zwei Bewegungsprinzipien gibt und nichts getan wird, um die "beiden Urkräfte" auf eine gemeinsame Wurzel zurückzuführen.(19)

Auch C.G. Jungs Werk kannte Broch. Mit Jolande Jacobi, einer der engsten Mitarbeiterinnen Jungs blieb Broch von seiner Studienzeit an in regem Briefkontakt. Daniel Brody, sein Verleger, brachte die Eranos-Jahrbücher heraus, in denen jungsche Vorträge erschienen. Brody erwog, zusammen mit C.G. Jung die Gründung einer monatlich erscheinenden Zeitschrift mit dem Titel "Weltanschauung". Jung beabsichtigte, Broch die Redaktion des literarischen Teils zu übertragen. 1932 schickte Broch Jung ein Exemplar der Schlafwandler zu. Ob Jung den Roman gelesen hat, ist unsicher. Den Tod des Vergil hat er jedenfalls sehr geschätzt. Dass er dessen Lektüre lange hinausschob erklärt er so:

Ich war eifersüchtig auf Broch, nämlich darum, weil ihm das geglückt ist, was ich mir seinerzeit bei Todesstrafe verbieten musste. In denselben Unterweltsstrudeln mich drehend und bis zur Ekstase entzückt von der Vision abgründiger Bilder hörte ich eine Stimme, die mir einflüstern wollte, man könnte es sozusagen "ästhetisch" machen, wobei ich doch wusste, dass der dazu nötige Sprachkünstler in mir ein bloßer Embryo war, unfähig zu wirklicher Gestaltung.(20)

Broch schickte Jung auch seine Studie James Joyce und die Gegenwart mit der Widmung: "Prof. Dr. C.G. Jung/ in grosser und steter Verehrung". Beide fühlten scheinbar eine gewisse Gemeinsamkeit in ihrer Sicht der Welt. Und in der Tat sind viele ihrer Grundgedanken ähnlich: das Aufgehobensein des Menschen im religiösen Wertsystem des Mittelalters(21), die Idee der Reformation als "geistige Katastrophe"(22), die Übermacht der Vernunft infolge der Entwicklung der Wissenschaft und der Zerspaltung des Weltbildes(23), die Verderben bringende Über-Rationalität oder die Notwendigkeit einer Rückkehr zur Ganzheit, die beschreitbare Bahn der Vollendung, die jedoch für jeden unerreichbar bleibt. Die Aufzählung liesse sich leicht um einiges verlängern und Äquivalenzen zwischen Brochs Aussagen über das Rationale bzw. Irrationale und Jungs Theorien aufzeigen.

Jung sieht den Unterschied zu Broch so:

Erdrückt von der Numinosität des Geschauten hat der eine seine Vision in den undurchdringlichen (oder beinahe so!) Nebel von Bildern eingehüllt und der andere mit einem Berg von praktischen Erfahrungen und historischen Parallelen zugedeckt.(24)

Doch besteht der Unterschied nicht im "Nebel von Bildern", sondern viel mehr in der Absicht der Autoren. Jung versucht, als Psychologe den Mechanismus der Seele zu erfassen, die Strukturen des Unbewussten zu definieren, um das Irrationale teilweise beherrschen und den Patienten somit einen Weg aus der Neurose zeigen zu können. Broch aber schreibt:

Was ich anstrebe und was in den "Schlafwandlern" erst angedeutet ist, ist ja doch etwas, das nicht in der Richtung Joyce liegt [...] nämlich der "erkenntnistheoretische" Roman statt des psychologischen, d.h. der Roman, in dem hinter die psychologische Motivation auf erkenntnistheoretische Grundhaltungen und auf die eigentliche Wertlogik und Wertplausibilität zurückgegangen wird, genauso wie es die Aufgabe der Philosophie gewesen ist, sich vom Psychologismus frei zu machen.(25)

Ihm ist die Erkenntnistheorie wichtig, die hinter den psychologischen Funktionen liegt, behauptet er, wobei Jung eher über die psychologischen Funktionen geschrieben hat. Um seine Kunst vom Psychologismus zu befreien, trennt Broch "Irrationales" und "Unbewusstes"(26), im Gegensatz zu Jung(27). Aus dem "Huguenau" kann abgeleitet werden, dass für Broch Jungs rationale Methode der Annäherung an die Psyche das Irrationale wohl nie erreichen würde. Außerdem kann Jungs Modell als "geschlossenes System" und vor allem als "Partialsystem", das zum Absoluten strebt angesehen werden, was Broch ablehnte.(28) Von den Aussagen über das Wesen des Irrationalen heißt es bei Broch, die Bezeichnung "Kräfte" provoziere

eine mechanistische Auslegung, eine anthropomorphe und voluntaristische Metaphysik, kurzum eine Ausdeutung, der sich das Irrationale seiner Idee nach widersetzt, weil es das stumme und eben irrationale Leben ist, das wohl das Material für die rationale "Wertformung" abgibt, jedoch im Urzustand ungeformter Irrationalität bloß die Konstatierung seines anonymen Daseins und darüber hinaus keinerlei Theoretisierung gestattet.(29)

Dazu kommt, dass für Broch die Psychologie "wertfreie Naturwissenschaft" bleiben soll, denn hinter der "Spekulationsgrenze" beginnt das Gebiet der Philosophie, des Absoluten, also auch der "absoluten Werte", was Jung in der Tat des Öfteren vorgeworfen wurde. Die Psychoanalyse hat dagegen den Vorteil "dem Patienten gegenüber das Wertsystem, in dem er zu leben hat" zu akzeptieren und "beschränkt sich darauf, ihn von den Selbstschädigungstendenzen seines Es zu befreien"(30). Schließlich darf auch nicht übersehen werden, dass Jungs Individuationsprozess zu einem dauerhaften Gleichgewicht führen soll, während Broch das Gleichgewicht zwischen Rationalem und Irrationalem in einer provisorischen, unstabilen gegenseitigen Bändigung sieht. Wenn Brochs Aussage "der Geist der positivistischen Wertauflösung ist es, der sich über die ganze abendländische Welt erstreckt"(31) auch aus Jungs Feder stammen könnte, so laufen ihre Vorstellungen der Ganzheit auseinander. Jung interessiert die Wiederherstellung der psychischen Ganzheit, die zu einer Welt führt, in der die "Individuierten"(32) ein Wertsystem aufstellen, in die sich die "Nicht-Individuierten" einfügen müssen. "Das Fünklein im Seelengrund", die Einheit, wovon Broch spricht, könnte man dem allen Menschen gemeinsamen kollektiven Unbewussten von Jung gleichsetzen(33):

Einheit des Menschen, aufscheinend in allen Dingen, über Räume und Zeiten hinweg, Einheit, in der alles Licht anhebt und die Heiligung alles Lebendigen, -Symbol des Symbols, Spiegel des Spiegels, auftauchend aus dem in Finsternis versinkenden Dasein, aufquellend aus Wahnsinn und Traumlosigkeit wie ein geschenktes, dem Unbekannten abgerungenes und wiedergefundenes mütterliches Leben, Urbild des Sinnbildes, auslöschend das Ich und seine Grenzen durchbrechend, Zeit und Entfernung aufhebend [...](34)

Doch die Stimme, die ertönt, ist nicht die Stimme des Unbewussten, die nach Einheit und Eintracht strebt, sondern die Stimme des Menschen und der Völker, die Stimme eines kollektiven Gefühls, eines Gefühls der menschlichen Zusammengehörigkeit und nicht die Stimme des kollektiven Unbewussten. Jung geht vom Individuum aus, das zur Ganzheit des Selbst zurückfinden soll, um eine psychische und somit sozial ausgeglichene Welt aufzubauen; Broch dagegen geht von einem neuem Wertzentrum aus, das sowohl dem Rationalen als auch dem Irrationalen seinen Platz einräumt und somit dem Menschen psychische Ausgeglichenheit ermöglicht. Nicht vom Individuum aus kann die Erlösung kommen, sondern vom Überindividuellen, in das sich alle Individuen fügen. Sicher behauptet Broch, dass jedes Wertsystem aus dem Irrationalen hervorgeht, doch geht es hier vorerst nicht um ein System, sondern um ein Zentrum, um das herum erst dann ein System aufgebaut werden kann welches den Menschen Richtlinien vorgibt. Dieses Zentrum, die ethische Basis, ist für Broch die Wir-Ethik, die aus der Einsamkeit führen wird. Die Beziehung zu einem Menschen als Zentrum des Lebens, wie sie Jaretzki in der Ehe sucht, genügt nicht. Esch bleibt trotz Heirat einsam, ebenso Pasenow, auch Gödicke, der die Rückkehr zur Familie ablehnt. Pasenow ahnt, dass nur ein "Wir" noch helfen kann, als er aus dem Feuer der Apokalypse eine neue Brüderlichkeit und Gemeinschaft entstehen, eine Wiedererrichtung des Reiches Christi aufflackern sieht, "das alles in sich aufnimmt, was Menschenantlitz trägt"(35). Esch träumt von der Aufnahme in die Liebe, "die Gemeinde der Seelen schaffend, unantastbar und einsam sie alle und doch erkennend vereint"(36). Diese Umbruchperiode trägt das "Nicht-mehr" der Vergangenheit, das "Noch-nicht" der Zukunft und das "Doch-schon" der Gegenwart in sich. Wie das neue Wertsystem aussehen wird, weiß Broch nicht. Er macht lediglich "eine prognostische Aussage über die zukünftige Ethik in einem Weltbild von morgen"(37). Ob die Religion im Zentrum stehen wird, ob sie überhaupt noch eine Rolle spielen wird und welche, das ist ungewiss. Die "Idee des Menschen", die von jedem in sich getragene Würde des Menschen, die Broch erwähnt, ist durchaus sekulär, wie Paul Michael Lützeler anführt.(38)

 

Das Irrationale als offenes System?

Zweifellos hat das Irrationale das geschlossene System der rationalen Weltordnung aufgesprengt. Kann aber das Irrationale als offenes System betrachtet werden? Bei Jung wohl nicht, da es zu einem geschlossenen System mit erkennbaren Gesetzen reduziert wird. Bei Broch durchaus. Es soll keine subjektive Utopie aufgestellt werden, sondern die Realität und die Not der Zeit geschildert werden. Gerade das kann der Dichter, der das Irrationale seiner Zeit spürt, wie alle anderen Zeitgenossen auch, der es aber darzustellen vermag. Broch ist überzeugt, dass "das autonome und antastbare Reservatgebiet des Dichterischen in jener tiefsten irrationalen Schichte"(30) gegeben ist. Der irrationale Ausdruck, der über Symbole und Ungesagtes erfolgt, "war stets das Künstlerische, war stets das Dichterische"(40). Was als Irrationales bezeichnet wird, hängt jeweils vom gültigen Rationalen ab und ist wohl entwicklungsfähig, veränderbar. Dem Irrationalen kann man sich nur nähern, aber niemals wird man es wirklich erfassen. Was aus dem Irrationalen hervorgeht, welches System es schaffen wird, kann nicht von Broch vorausgesagt werden, der einen psychologischen logischen immerwährenden Mechanismus von Ursache und Wirkung ablehnt. In der Tat ändern sich die Bilder und Symbole, in die sich das Irrationale in der Kunst kleidet, je nach Künstler und Epoche. Auch wenn einige Bestand haben, ist man vor neuen Schöpfungen des Irrationalen nie sicher. Es scheint also, dass das Irrationale bei Broch wohl als offenes System bezeichnet werden kann. Auch wenn lediglich eine Prognose bzw. eine Utopie aufgestellt werden kann, so können durch den polyhistorischen Roman die Ganzheit des Menschen und sein Wunsch nach der Totalität seines Weltbildes bewahrt werden. Das Irrationale besteht aus den "tieferen Schichten des Gefühls und des Lebens", in welchen "man den Wegweiser finden [kann], der zu den neuen Werten zeigt"; so soll es "gehoben und zu Bewusstsein gebracht werden"(41), damit es nicht erneut vergessen wird. In einem in seiner Einheit den ganzen Menschen und die gesamte Welt erfassenden Dichtwerk, in einem Beitrag zur Bildung eines "Totalitätsbild der Erkenntnis" sieht Broch seine Aufgabe. Die Erfüllung sei zwar nur symbolhaft, meint er, doch nehme die Dichtung als Ungeduld der Erkenntnis die künftige große Kosmogonie voraus.(42) Broch zeigt in der Figur des Huguenau die Kombination der Erkenntnisakten des Denk-Ichs mit den Intuitiv-Akten des Fühl-Ichs und die daraus entstehende "stumme Rationalität", mit anderen Worten eine irrationale Rationalität, die manche Handlungen des in seiner Ganzheit wirkenden Menschen charakterisiert und ihn als offenes System entlarvt.

© Véronique Liard (UCO Angers, Frankreich)


ANMERKUNGEN

(1) Hermann Broch: Die Schlafwandler, Kommentierte Werkausgabe Bd. 1, Hrsg. P.M. Lützeler, Frankfurt/Main: Suhrkamp, 1994, S. 446

(2) Ibidem, S. 563

(3) Ibidem, S. 548

(4) Ibidem, S. 551

(5) Ibidem, S. 576

(6) Ibidem, S. 550

(7) Ibidem, S. 678

(8) Ibidem, S. 486

(9) Ibidem, S. 427

(10) Ibidem, S. 654

(11) Ibidem, S. 536

(12) Ibidem, S. 418

(13) Ibidem, S. 689

(14) Ibidem, S. 700

(15) Ibidem, S. 702

(16) Ibidem, S. 712

(17) Ibidem, S. 714

(18) Paul Michael Lützeler, Hermann Broch. Eine Biographie, Frankfurt/Main: Suhrkamp, 1988, S. 103

(19) Hermann Broch: Kommentierte Werkausgabe Bd. 10/2, Hrsg. Von P.M. Lützeler, Philosophische Schriften 2. Theorie. «Werttheoretische Bemerkungen zur Psychoanalyse», Frankfurt/Main: Suhrkamp, 1997, S. 177

(20) C.G. Jung: Briefe II. 1946-1965, Olten: Walter Verlag, 1972/1989, Brief vom 22.X.1954 an Aniela Jaffé/Zürich, S. 417

(21) C.G. Jung, C.G. Jung speaking. Interviews and Encounters, «The world on the Verge of Spiritual Rebirth», Edited by William McGuire and R.C.F. Hull, Princeton: Princeton University Press, 1993, S. 69-70

(22) C.G. Jung, Gesammelte Werke Band 8: Die Dynamik des Unbewussten, «Das Grundproblem der gegenwärtigen Psychologie», Solothurn und Düsseldorf: Walter Verlag, 1995, S. 373

(23) C. G. Jung, Gesammelte Werke Band 13: Studien über alchemistische Vorstellungen, «Kommentar zu Das Geheimnis der goldenen Blüte», Solothurn und Düsseldorf: Walter Verlag, 1995, S. 16

(24) Siehe Fußnote 20

(25) Hermann Broch, Gesammelte Werke Band 8. Briefe, Zürich, 1957, S. 23

(26) Hermann Broch: Kommentierte Werkausgabe Bd. 13/1. Briefe, Hrsg. von P.M. Lützeler, Brief an Daisy Brody vom 05. März 1931, Frankfurt/Main: Suhrkamp, 1997, S. 130f, siehe auch Hermann Broch: Kommentierte Werkausgabe Bd. 12. Massenwahntheorie. Beiträge zu einer Psychologie der Politik, Hrsg. von P.M. Lützeler, Frankfurt/Main: Suhrkamp, 1997

(27) C.G. Jung: Gesammelte Werke Band 7 : ZweiSchriften über analytische Psychologie, "Die Beziehungen zwischen dem Ich und dem Unbewussten, Teil II: Die Individuation", Olten: Walter Verlag, 1995, S. 130: "[Die Seele ist ein] irrational Gegebenes" und S. 246: "Mit der Empfindung des Selbst als etwas Irrationalem, indefinierbar Seiendem, dem das Ich nicht entgegensteht und nicht unterworfen ist, sondern anhängt, und um welches es gewissermassen rotiert, wie die Erde um die Sonne, ist das Ziel der Individuation erreicht."

(28) Hermann Broch, Kommentierte Werkausgabe Bd. 12, Fußnote 26, p. 253: «Sowohl das offene wie das geschlossene System streben nach Absolutheit, d.h. zur kompletten Bewältigung der Realität... Das Wahnhafte im geschlossenen System [...] liegt in dem Bestreben, diese Arbeit mit einmal festgestellten Axiomen bewältigen zu können.»

(29) Hermann Broch, Fußnote 1, S. 699

(30) Hermann Broch, Fußnote 19, S. 178

(31) Hermann Broch, Fußnote 1, S. 703

(32) C.G. Jung: Gesammelte Werke Band 7: ZweiSchriften über analytische Psychologie, "Die Beziehungen zwischen dem Ich und dem Unbewussten, Teil II: Die Individuation", Olten: Walter Verlag, 1995, S. 184: "Der Zweck der Individuation ist nun kein anderer, als das Selbst aus den falschen Hüllen der Persona einerseits und der Suggestivgewalt unbewusster Bilder andererseits zu befreien.", S. 106/183: Jung gibt als Synonyme für "Individuation": "Verselbstung", "Selbstverwirklichung".

(33) C.G. Jung, Gesammelte Werke Band 9: Die Archetypen und das kollektive Unbewusste, "Über die Archetypen des kollektiven Unbewussten", Solothurn und Düsseldorf: Walter Verlag, 1995, S. 13: "Ich habe den Ausdruck "kollektiv" gewählt, weil dieses Unbewusste nicht individueller, sondern allgemeiner Natur ist, das heisst, es hat im Gegensatz zur persönlichen Psyche Inhalte und Verhaltensweisen, welche überall und in allen Individuen cum grano salis die gleichen sind."

(34) Hermann Broch, Fußnote 1, S. 715-716

(35) Ibidem, S. 470

(36) Ibidem, S. 557

(37) Paul Michael Lützeler: Ethik und Politik.Studien zum Frühwerk und zur Romantrilogie "Die Schlafwandler", München: Winkler, 1973, S. 85

(38) Ibidem

(39) Hermann Broch, Fußnote 1, S. 723

(40) Ibidem, S. 731

(41) Ibidem, S. 733

(42) Hermann Broch: Kommentierte Werkausgabe Bd. 9/2. Schriften zur Literatur 2. Theorie, "Das Weltbild des Romans", Hrsg. von P.M. Lützeler, Frankfurt/Main: Suhrkamp, 1997


5.4. OPEN AND CLOSED SYSTEMS: The Improbable Way towards an Equilibrium

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For quotation purposes:
Véronique Liard (UCO Angers, Frankreich): Zerfall der rationalen Werte, Aufgaben des Irrationalen: Brochs Dichtung als Versuch einer Sinngebung. In: TRANS. Internet-Zeitschrift für Kulturwissenschaften. No. 16/2005. WWW: http://www.inst.at/trans/16Nr/05_4/liard16.htm

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