Trans Internet-Zeitschrift für Kulturwissenschaften 16. Nr. Februar 2006
 

8.2. Weltbürgertum und Globalisierung
Herausgeberin | Editor | Éditeur: Anette Horn (Johannesburg)

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Bericht: Weltbürgertum und Globalisierung

Anette Horn (Johannesburg)
[BIO]

 

Die Aufklärung und die Französische Revolution sind die Epoche, in der viele neue Auffassungen zu den Begriffen Nation und Fremder (Ausländer, Barbar, Primitiver), Menschheit und Massen, regionale Kultur und Weltbürgertum entstanden. Menschenrechte als universale Rechte aller Menschen sind nur ein Begriffsfeld, das die Diskussion heute noch im Zuge der Globalisierung beschäftigt. Das 19. Jahrhundert ist auch die Epoche, in der der Welthandel stark zunahm, und in der die Begriffe eines liberalen, globalen Handels formuliert wurden. Aber schon damals war der Prozess der Globalisierung durchaus zweideutig. Nicht nur in den Kolonien, sondern auch in Europa erfuhren die meisten Menschen diese Globalisierung als destruktiv: ihre Traditionen und ihr Lebensstil geriet dadurch in Gefahr. Die Universalität, die die Philosophen postulierten, und die eine Begleiterscheinung dieser Globalisierung war, drohte die Vielfalt der Kulturen unter einem europäischen Modell zu subsumieren.

Anette Horn (Johannesburg, University of the Witwatersrand) referierte über Die Problematik von Herders Humanitätsbegriff zwischen Partikularismus und Universalismus. Herder gilt im Allgemeinen als Gegner des Kosmopolitismus, den er als Ausdruck einer einheitlichen Staatsmaschine wertet, die im Gegensatz zu seinem organologischen Denken steht. So verbindet er einen Partikularismus, der auf die regionalen kulturellen Unterschiede abzielt, mit dem Universalismus seines Humanitätsideals. Die Frage ist nun, wie sich diese Gegensätze vereinbaren lassen und ob sie angesichts der Globalisierung, die eher ein kosmopolitisches Ideal erfordert, das mit der zunehmenden Verstädterung zusammenhängt, noch haltbar sind. Welchen Wert hat der Humanismus demnach im gegenwärtigen Kontext?

Konrad Gunesch (The Hong Kong Polytechnic University, China) sprach über Kulturelles Weltbűrgertum für das 21. Jahrhundert: Vielsprachigkeit als Schlűssel zu vertiefter individueller Auseinandersetzung und Bereicherung mit kultureller Vielfalt im Zeitalter der Globalisierung. Dieser Beitrag präsentierte zeitgenössisches Weltbürgertum sowohl auf einer konzeptionellen als auch auf einer empirischen Ebene und präsentiert Vielsprachigkeit als einen Schlüssel zu seiner tieferen Bedeutung und Verwendung. Konzeptionell definiert der Beitrag zuerst Weltbürgertum mittels einer literaturgestűtzten Matrix mehrerer Aspekte, die einen Weltbürger, oder individuelles Weltbürgertum, ausmachen. Im weiteren Sinne ist dies eine Form persönlicher kultureller Identität, welche das Globale und das Lokale mit sich selbst vereinbart sowie in der eigenen Person vereint, und zwar mittels eines Verständnisses von und einer Auseinandersetzung mit fremder lokaler kultureller Vielfalt. Die Matrix konzentriert sich verstärkt auf die Beziehung zwischen Weltbűrgertum und dem Nationalstaat vom Gesichtspunkt persönlicher kultureller Identitat sowie auf Differenzierungen zwischen Weltbűrgertum, Internationalismus und Globalisierung. Auf empirischer Ebene verbindet der Beitrag Weltbűrgertum und Vielsprachigkeit, indem er darlegt, wie eine Gruppe internationaler vielsprachiger Studenten sich im Verlaufe von individuellen qualitativen Interviews im Sinne einer Weltbűrger-Identität offenbarten. Die Studenten offenbarten sich als Weltbürger zu verschiedenen Graden, für welche die folgenden Kategoriebezeichnungen aufgestellt wurden: ‘Fortgeschrittener Tourist’, ‘Übergangsweltbürger’, und ‘Interaktiver Weltbürger’. Der Beitrag erweitert den Forschungshorizont in zwei Richtungen: zum einen im Sinne einer verbesserten theoretischen Durchdringung des Begriffs Weltbűrgertum, zum anderen im Sinne seines verbesserten praktischen Zugangs und Gebrauchs mittels des Schlűssels der Vielsprachigkeit.

Presley Ifukor (Institute of Cognitive Science, University of Osnabrück) presented a paper on: Globalisation and Text Technology in African Languages. The field of Natural Language Processing (NLP) is one of the areas of technological advancement that demonstrates man’s ability to engineer artificial intelligent systems to codify, analyze, transform and process human languages creatively and dynamically. NLP represents the attempts of modern man to universalize the ideals of the western world in creating a ‘global language’, at least from the utility point of view. To what extent are African languages already affected by joining the global digital village? Are the African socio-cultural ideals reflected in this globalisation drive? In this paper, we assess the innovative ideas in African languages’ text technology, and the global impacts on the African culture and linguistic consciousness.

© Anette Horn (Johannesburg)


8.2. Weltbürgertum und Globalisierung

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For quotation purposes:
TRANS Nr. 16: Anette Horn (Johannesburg): Bericht: Weltbürgertum und Globalisierung. In: TRANS. Internet-Zeitschrift für Kulturwissenschaften. No. 16/2005. WWW: http://www.inst.at/trans/16Nr/08_2/horn_bericht16.htm

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