Trans Internet-Zeitschrift für Kulturwissenschaften 16. Nr. Februar 2006
 

10.1. Innovationen in der Kinder- und Jugendliteratur (KJL)
Herausgeberin | Editor | Éditeur: Tamara Bučková (Prag)

Dokumentation | Documentation | Documentation


Betrachtungen zur Entwicklung der KJL-Forschung in der Slowakei und im deutschen Sprachraum

Andrea Mikulasova (Comenius- Universität Bratislava/Pressburg, Slowakei)
[BIO]

 

Das Hauptaugenmerk der folgenden Betrachtungen richtet sich, wie bereits der Titel anzeigt, auf die wesentlichen theoretischen Leistungen slowakischer und deutschsprachiger Literaturwissenschaft, welche das Denken über die KJL mitbeeinflusst und die wissenschaftliche Arbeit mit der KJL mitgeprägt haben. Es sei vorausgeschickt, dass wir nicht von Etappen oder gar von Entwicklungsstufen sprechen können. Stufenmodelle gehören in die positivistische Literaturgeschichtsschreibung, die auf Neuerungen ausgerichtet ist - hier handelt es sich eben um eine positive Entwicklung, die ins Gewicht fällt. Alle anderen Erscheinungen müssen daher naturgemäß rigoros ausgeschlossen oder aber ihre Rolle muss notwendig marginalisiert werden. Eine solche Praxis können wir jedoch auch in der gegenwärtigen Geschichtsschreibung beobachten, und um es noch genauer zu sagen, auch in der Auseinandersetzung mit den Theorien der KJL in der Slowakei.

  

Entwicklung der KJL-Forschung im slowakischen Kontext

Eine mehr oder weniger verstärkte Auseinandersetzung mit der KJL in der Slowakei setzt in den späteren 40. Jahren des 20. Jh. an. Wie J. Noge richtig bemerkt, handelt es sich beinahe ausschließlich um kürzere Überlegungen in Zeitschriften(1). Die Leistungen auf dem Gebiet der kritischen Reflexion der KJL zeichnen sich durch einen vereinfachenden Wesenszug aus. Dieser ist in der Betonung der pädagogischen Funktion wirksam und trägt dazu bei, dass andere Aspekte fast zur Gänze unberücksichtigt bleiben. Das betrifft klarerweise auch den Aspekt der ästhetischen Funktion, deren Standort unter den übrigen Funktionen J. Mukařovský bereits 1936 bzw. 1942 als soziale Fakten unmissverständlich geortet und im Zusammenhang mit der Kategorie der ästhetischen Norm und des ästhetischen Wertes erläutert hatte, und der in der Literaturwissenschaft der späteren 40er Jahre durchaus und trotz allem bekannt sein musste. Nach 1948 kommen noch ideologische Aspekte hinzu und so bleibt auch eine ernstzunehmende Auseinandersetzung mit der KJL bis Ende der 50. Jahre aus.

Von einer Systematik oder gar einer Tradition ist in diesen Jahren kaum zu sprechen. Die Beschäftigung mit der KJL ist erst im Anfangsstadium, es gibt gewisse Ansätze, sagen wir, einen guten Willen. Und wir müssen an dieser Stelle auf einige institutionelle Voraussetzungen hinweisen, die eine quasi systematische Auseinandersetzung mit der KJL überhaupt erst möglich machten. Es sind vor allem die tschechische Zeitschrift Štěpnice (1946-1952) und die slowakische Zeitschrift mit dem erschreckenden Namen Jednotná škola (die Einheitsschule). Darin finden wir Beiträge von Literaturhistorikern und Kritikern, die sich auf dem Gebiet der KJL einen Namen gemacht und auch später einigermaßen akzeptable Leistungen an den Tag gelegt haben. Es sind vor allem Z. Klátik, J. Poliak, R. Móric u. a. Bei den Beiträgen geht es in erster Linie um kritische Reflexionen. Literaturtheoretische oder literaturhistorische Bemühungen sind zu diesem Zeitpunkt einfach nicht vorhanden.

Einen wesentlichen Eckpfeiler stellt die Fachzeitschrift für KJL Zlatý máj dar, gegründet 1956. Zugleich erfährt die KJL-Forschung einen Schub, der auch darauf zurückzuführen ist, dass diesem Medium im wahrsten Sinne des Wortes eine Mittlerrolle zukam. Die hier stattgefundenen Debatten zeitigten eine ungeheuere Beschleunigung in der Klärung grundsätzlicher Fragen ästhetischer und poetischer Natur, der Literaturkritik und nicht zuletzt der Probleme der Literaturtheorie. Es melden sich Autoren, Literaturtheoretiker, Literaturkritiker, Herausgeber und Redakteure zu Wort und etwa ab Mitte der 50er Jahre werden in den Fachdiskussionen keine Rechfertigungsprobleme der KJL mehr angesprochen. An diesem quasi neuen Zustand haben Z. Klátik, S. Šmatlák, J. Poliak nicht unwesentlichen Anteil gehabt(2). J. Noge spricht hier bereits von einer kontinuierlichen Entwicklung, die in den 60er und 70er Jahren erste systematische Arbeiten hervorgebracht hatte(3). Sie haben dazu beigetragen, dass die KJL nicht mehr als Nische, sprich nicht mehr pragmatisch aufgefasst wird. Ein nicht zu vernachlässigender Grund dieser Entwicklung liegt in der Tatsache, dass anerkannte Literaturhistoriker (Milan Pišút, Michal Chorváth, Ivan Kusý, S. Šmatlák, Pavol Števček a i.) quasi zwangsweise zur KJL hingezogen worden sind, da in den späten 50er und den frühen 60er Jahren namhafte Autoren auch Bücher für Kinder schrieben.

Erste umfassendere Arbeiten erscheinen erst Anfang der 60er Jahre. Z. Klátik(4) bringt eine Monographie über Andersen heraus, J. Poliak(5) eine theoretische Schrift mit dem Titel Literatur, Jugend und Gegenwart(literatúra, mládež a súčasnosť), die bereits verstreut publizierte Standpunkte und Ansichten des Autors enthält, S. Šmatlák(6) systematisiert seine Forschungsansätze im Bereich der KJL in fünf Kapiteln seines Buches Der Dichter und das Kind (Básnik a dieťa, 1963). Es ist fast selbstverständlich, dass Šmatlák seine Reflexionen in einen Gesamtkontext der slowakischen Nationalliteratur setzt. Einen ähnlichen Versuch unternimmt B. Kováč(7) in seinem Buch Die Welt des Kindes und die künstlerische Phantasie (Svet dieťaťa a umelecká fantázia, 1964).

Für die weitere Entwicklung der KJL-Forschung waren die 60er Jahre institutionell einigermaßen günstig. Es finden sich Veröffentlichungen nicht nur in der regelmäßig erscheinenden Zeitschrift Zlatý máj, sondern auch in den renommierten Literaturzeitschriften Romboid, Slovenské pohľady, Kultúrny život, Slovenská literatúra usf. In der Edition Fragen der Kinderliteratur des Verlags Mladé letá erscheinen monographisch angelegte Arbeiten und auch literaturwissenschaftliche Institute der Slowakischen Akademie der Wissenschaften erschließen nach und nach dieses Gebiet. Es sei nur am Rande erwähnt, dass der Verlag Mladé letá die slowakische Redaktion von Zlatý máj auch finanziell unterstützt hatte. Dass Zlatý máj eines der wesentlichsten Foren auf dem Gebiet der KJL-Forschung war, ist unbestritten und hinlänglich bekannt. Dass jedoch die Redaktion mit der slowakischen Abteilung größte Schwierigkeiten hatte, dass es zu wenig Beiträge gab und dass man auf die Fertigstellung der Texte förmlich drängen musste, ist schon weniger bekannt(8).

Ein einschneidendes Ereignis, was die Theoriebildung der KJL anbelangt, stellt die Gründung des Kabinetts der literarischen Kommunikation und experimentellen Methodik an der Pädagogischen Fakultät in Nitra im Jahre 1968 dar. Zu ideellen und ästhetischen Aspekten der Betrachtung der KJL auf der Ebene der Nationalliteratur tritt die Frage nach der literarischen Kommunikation hinzu. J. Noge(9) weist darauf hin, dass namhafte Wissenschafter wie J. Kopál, E. Tučná und V. Obert längere Zeit schon im Sinne der Orientierung des Kabinetts geforscht haben. Dieses Institut ist durch seine Leistungen auf dem Gebiet der Anwendung der Informationstheorie und der Semiotik auf alle Schichten des literarischen Prozesses international bekannt. Es geht hier vornämlich um eine einheitliche und komplexe Methodik, die auf Literatur grundsätzlich als Ganzes angewandt werden kann und wird und daher eine universelle Gültigkeit aufweist. Als Folge dieser Entwicklung, die vor allem F. Miko und A. Popovič ins Rollen gebracht haben, erscheint eine Fülle von Studien, die den einzelnen Teilaspekten der literarischen Kommunikation Rechnung zu tragen versuchen.

F. Miko(10) präsentiert seine theoretischen Positionen vor allem in seinem Buch mit dem Titel Die Ästhetik des Ausdrucks(Estetika výrazu, 1969). Diese finden eine äußerst schlüssige Umsetzung in einer späteren Publikation aus dem Jahr 1980 mit dem Titel Spiel und Erkenntnis in der Kinderprosa (Hra a poznanie v detskej próze, 1980)(11). F. Miko betritt das Gebiet der KJL als Literaturwissenschaftler nicht erst mit diesem Buch. Es handelt sich nicht um eine, wie J. Noge schreibt, "Sammlung von Gelegenheitsstudien, sondern um eine systematische Aufbereitung der Problematik, wie sie im Titel angezeigt wird"(12). Mikos Schlussfolgerungen weisen einen hohen Grad an Allgemeingültigkeit auf und sie sind mittlerweile zu Gemeinplätzen mutiert. Er hat den sog. kindlichen Aspekt als den grundlegenden, maßgebenden Umstand, als das bestimmende Element in der Wertestruktur der KJL bezeichnet. Bei der Erläuterung dieses Aspekts greift Miko auf Erfahrungen aus den Bereichen der Psychologie, der Pädagogik, der Semiologie, der Informatik, der Kommunikationstheorie usf. zurück. Er spricht von einem Zusammenleben von Phantasie und Erkenntnis. J. Noge schreibt des weiteren von einer starken Innovationskraft, die dieses Werk im Kontext von Mikos Konzept wie auch im Kontext der slowakischen literaturtheoretischen Betrachtung der KJL aufweist(13).

Der Kommunikationsaspekt fand fast paradigmatisch in allen Bereichen der Literaturwissenschaft in der einen oder anderen Weise Berücksichtigung. So auch im Sammelband Kind, Literatur, Autor (Dieťa, literatúra, autor, 1971)(14) und im Buch mit dem Titel Literatur und der kindliche Aspekt (Literatúra a detský aspekt, 1970) von J. Kopál(15) aus dem Jahr 1970. Es handelt sich um Pionierarbeiten, die teilweise auf Mutmaßungen aufgebaut waren, so dass S. Šmatlák(16) richtigerweise von einer Notwendigkeit einer komplexen Sicht spricht, wenn es heißt, die Voraussetzungen der Perzeption und der Apperzeption der Literatur durch einen kindlichen Leser zu erfassen. Es sind dies psychische, soziale, kulturelle und ästhetische Voraussetzungen, die einer ernsthaften Forschung unterzogen werden sollen.

Ende der 80er Jahre stellt J. Noge(17) in seinem Buch "Literatur in der Literatur" eine Hinwendung zu Fragen der literarischen Kommunikation seit den 70er Jahren fest. Neben diesen Fragen werden auch genealogische und historiographische Sachverhalte einer systematischen Untersuchung unterzogen. Außerdem erscheinen monographische Arbeiten zu konkreten Autoren. Da ist vor allem Z. Klátik zu erwähnen, der eine ganze Reihe solcher Publikationen herausgab. Auch in diesen können wir eine Verschiebung hin zu einer detaillierteren Untersuchung kommunikativer Aspekte in der KJL feststellen, das trifft vornehmlich auf das Buch Ein Land voller Kindheit. Hronskýs Schaffen für Jugendliche (Krajina plná detstva. Hronského tvorba pre mládež, 1971)(18) zu.

Die 60er Jahre zeichnen sich außerdem dadurch aus, dass die Sprachwissenschaft und die Literaturwissenschaft viel mehr Berührungspunkte aufzuweisen schienen, als es heute der Fall ist. Das verbindende Element war unverkennbar der Strukturalismus, welcher auf beiden Seiten Früchte trug. In der Literaturwissenschaft beobachten wir eine Zunahme von stilistischen Analysen. Einige zweifelsohne wertvolle Beispiele liefert der Sammelband zum Schwerpunkt Sprache und Stil mit dem Titel Die Sprache und das Kunstwerk (Jazyk a umelecké dielo, 1966)(19).

Auf dem Gebiet der Erforschung der Gattungen und Genres, so schreibt J. Noge(20), kommt es zu einer Synthese erst Anfang der 70er Jahre. J. Sedlák(21) erörtert in seinem Buch Epische Genres in der Jugendliteratur (Epické žánre v literatúre pre mládež, 1972) anhand einer Fülle von nationalen und internationalen literarischen Beispielen Typen von epischen Gattungen und ihre Transformationen nach Prinzipien einer historischen Poetik. J. Noge bemerkt, dass es sich hier nicht um eine theoretische Auseinandersetzung mit den Fragen der literarischen Gattungen in der Sparte der KJL handelt, sondern um "ihre praktische Demonstration an den repräsentativsten Werken der Literatur aus der Slowakei, aus Tschechien und an Beispielen aus der intentionalen und nicht-intentionalen Weltliteratur für Kinder und Jugendliche von der Klassik bis zur Gegenwart"(22).

Eine beträchtliche Dynamik in der Typologie der Gattungen setzte um die Mitte der 70er Jahre ein. Von großer Bedeutung auf dem Gebiet der Erforschung der Gattungstransformationen in der KJL ist die Publikation mit dem Titel Das Wort, ein Schlüssel zur Kindheit(Slovo, kľúč k detstvu, 1975)(23) von Zlatko Klátik aus dem Jahr 1975. Eine von vielen Publikationen zu diesem Thema stellt das Buch mit dem Titel Reflexionen über Jugendliteratur(Reflexie o literatúre pre mládež)(24) von E. Tučná aus dem Jahr 1993 dar. Ihr Hauptaugenmerk richtet sich vordergründig auf Transformationen der Gattungen in den Umbruchsjahren 1980 - 1990. Literaturhistorisch fundierte Arbeiten zur slowakischen KJL liefert bereits seit den 60er Jahren O. Sliacky. Sliacky gibt in drei Bänden in der Zeit von 1965 bis 1977 eine umfassende Bibliographie der slowakischen KJL (Bibliografia slovenskej literatúry pre deti a mládež, 1965, Bibliografia slovenskej literatúry pre deti a mládež 1918-1944, 1970, Bibliografia slovenskej literatüry pre deti a ml ádež 1778-1917)(25) heraus, im Jahr 1970 ist es ein Lexikon der slowakischen Dichter für Kinder und Jugendliche (Slovník slovenských spisovateľov pre deti a mládež, 1970)(26), 1990 die Geschichte der slowakischen KJL bis 1945 (Dejiny slovenskej literatúry pre deti a mládež do roku 1945, 1990)(27) und 2000 schließlich Konturen der slowakischen Kinder-und Jugendliteratur 1945-1997 (Kontúry slovenskej literatúry pre deti a mládež v rokoch 1945-1997, 1999)(28) zusammen mit Zuzana Stanislavová.

Eine weitere nennenswerte Arbeit ist aus der Zusammenarbeit von H. Pifko, O. Sliacky, J. Noge und L. Kyseľová hervorgegangen und trägt den Titel 30 Jahre der slowakischen sozialistischen KJL 1945-1975 (Tridsať rokov slovenskej socialistickej literatúry pre deti a mládež, 1977)(29). Ein eigenes Kapitel zur slowakischen KJL finden wir in der akademischen Geschichte der slowakischen Literatur (SAW, 1984). Eine neuere Arbeit aus dem Jahr 1997 hat J. Kopál vorgelegt, sie trägt den Titel Slowakische KJL 1945-1990 (Slovenská literatúra pre deti a mládež 1945-1990, 1997)(30). Zu seinen früheren Publikationen zählen analytische Studien im Band Literatur und der kindliche Aspekt (Literatúra a detský aspekt, 1970)(31) und Aus der Theorie der Literatur für Jugendliche (Z teórie literatúry pre mládež, 1985)(32). Die Mehrheit von Kopáls Publikationen entstand jedoch in den 90ern. So etwa Die rezeptions-interpretierende Erkenntnis der Texte für Kinder (Recepčno-interpretačné poznanie textov pre deti, 1990)(33), Poesie für Kinder (in der Interpretation und Rezeption)(Poézia pre deti (v interpretácii a recepcii), 1995)(34), Prosa und Poesie für Kinder und Jugendliche - Theorie und Poetologie(Próza a poézia pre mládež. Teória/poetológia, 1997).(35)

In den 90er Jahren hat sich Z. Stanislavová um eine systematische Bestandsaufnahme der KJL-Forschung und eine kritische Auseinandersetzung mit ihr verdient gemacht. Einen ersten Höhepunkt ihrer Arbeit stellt die Monographie mit dem Titel Durch die Bereiche der Gesellschaftsprosa für Kinder und Jugendliche (Priestorom spoločenskej prózy pre deti a mládež, 1995)(36). In ihrer zweiten Buchpublikation mit dem Titel Kontexte der modernen slowakischen KJL (Kontexty modernej slovenskej literatúry pre deti a mládež, 1998)(37) finden wir einen komplexen Zugriff auf das Phänomen der KJL. Es kommen hier drei wesentliche Kontexte zum Tragen - der Kontext der Entwicklung (literarhistorischer Kontext), der Kontext der Genres und drittens der Kontext der Rezeption. Im selben Jahr gab sie zusammen mit O. Sliacky das Buch Konturen der slowakischen KJL in den Jahren 1945-1997 (Kontúry slovenskej literatúry pre deti a mládež v rokoch 1945-1997, 1999) heraus.

In der zweiten Hälfte der 90er Jahre sind mehrere monographische Arbeiten entstanden, die vor allem genealogischen Schwerpunkten gewidmet sind. Eine synthetische Monographie über das slowakische Märchen des 20.Jhs. Genre in Bewegung. Reflexionen über das Märchen (Žáner v pohybe. Reflexie o rozprávke, 1994)(38) hat Brigita Šimonová vorgelegt. Die Veränderungen der Gattung Märchen (vor allem in den 90er Jahren), sowie die Spezifik der Autorenpoetik verfolgt Viera Žemberová im Buch Das Kunstmärchen in den 90er Jahren. Miniaturen und Reflexionen (Autorská rozprávka v deväťdesiatych rokoch. Miniatúry a reflexie, 2000 (39)). Die Ergebnisse jahrelanger Untersuchungen der Gattung Sachbuch veröffentlichte 2000 Milan Jurčo in der Arbeit Die paradoxe Welt des Sachbuchs (Paradoxný svet literatúry faktu, 2000 (40)). Marta Žilková konzentriert sich in ihren Büchern in Das Drama im audialen Schaffen (Dráma v audi álnej tvorbe, 1995) (41) und Das Kind im Kontext der Postmoderne (Dieťa v kontexte postmoderny, 1999) (42) unter anderem auf das Hörspiel und Kindertheater.

Seit der Wende verläuft die Erforschung der Kinder- und Jugendliteratur vor allem an Pädagogischen Fakultäten in Bratislava (O. Sliacky), Banská Bystrica (B. Šimonová, M. Jurčo), Nitra (E.Tučná, J. Nemcová, T. Žilka, M. Žilková, P. Liba), Prešov (Z.Stanislavová, V. Žemberová). Außer monographischen Arbeiten ist in den 90er Jahren eine Reihe von Sammelbänden erschienen: in Nitra sind es Die Wertigkeit der Genres der KJL II, III, IV (Žánrové hodnoty literatúry pre deti a mládež. II., 1995, Žánrové hodnoty literatúry pre deti a mládež III, 1996, Žánrové hodnoty literatúry pre deti a mládež IV, 1997), in Prešov Die Wertigkeit des Volks- und Kunstmärchens (Žánrové hodnoty ľudovej a autorskej rozprávky,1998), Gattungs- und Genrekontext in der Epik der KJL (Druhový a žánrový kontext v epike pre deti a mládež, 1999), Entwicklungs- und Gattungsgesetzmäßigkeiten der Literatur in der Literatur (Vývinové a druhové zákonitosti literatúry v literatúre, 2000),Textimmanente Bereiche der KJL (Vnútrotextové priestory textu v literatúre pre deti a mládež, 2001).

Während ich bis jetzt vordergründig auf einige, ich nehme an, charakteristische Merkmale von publizierten, also allgemein zugänglichen Leistungen eingegangen bin, so möchte ich nun eine andere, nicht erfolgte Entwicklung beleuchten, sozusagen eine negative Variante der Konstituierung der KJL-Forschung. Was ich oben als meinen Ansatz vorgestellt habe, nämlich die positive Entwicklung zu relativieren und somit in Zweifel zu ziehen bzw. in Frage zu stellen, soll nun anhand eines kritischen Textes eine festere Grundlage erhalten. Die Vorgangsweise ist einfach. Man stelle sich vor, dass jeder positive, also jeder vorhandene Sachverhalt einen negativen, sprich einen nicht vorhandenen einschließt, oder noch besser, alle nicht vorhandenen. Die Abwesenheit ist in diesem Sinne eine Variante der Existenz. Und so kann man auch einen Text lesen, der im Jahre 1970 in Zlatý máj erschienen ist unter dem Titel Die Theorie sucht sich ein Zuhause (teória si hľadá domov, 1970)(43).

Der Autor Jan Poliak wurde bereits mehrfach erwähnt. In seinem Beitrag formuliert er ein Bedürfnis nach einem KJL-Forschungszentrum. Vor diesem Hintergrund spricht er ausführlich, zum Teil aber auch mit einem gewissen Pathos, über Vor- und Nachteile der bestehenden institutionellen Einrichtungen. Der eigentliche Reiz dieses Artikels besteht jedoch darin, dass er über Sachverhalte spricht, die nicht gegeben sind, also über vernachlässigte Bereiche, über das, was man versäumt, was man nicht genügend beachtet oder gar was man einfach stiefmütterlich behandelt hatte. Er spricht darüber, was anders geworden wäre, wenn die Entwicklung in der KJL-Forschung anders verlaufen wäre. Die vom Autor erwähnten Versäumnisse, auf die ich unten noch kurz eingehen möchte, müssten grundsätzlich als Vorteil gewertet werden, und zwar in dem Sinne, dass sie eben eine günstige Voraussetzung zur Gründung eines KJL-Forschungszentrums schaffen. Der Autor stellt eingangs bloß eine Behauptung in den Raum, die besagt, dass die Umstände, die auf dem Gebiet der KJL-Forschung herrschen, allgemein bekannt seien. Das hindert ihn aber nicht daran, diese ausführlich zu kommentieren. Zuerst nennt er die zwei Institute der Slowakischen Akademie der Wissenschaften, die der Literaturforschung verpflichtet sind, Das Institut für slowakische und das für Weltliteratur. Dem Autor scheint es gar unvorstellbar, dass es am Institut für slowakische Literatur, das damals knapp fünfzig Mitarbeiter zählte, bis zum Zeitpunkt der Niederschrift des Artikels niemand für notwendig gehalten hatte, eine, sagen wir, Nische für die KJL-Forschung zu gründen. Auch wenn hin und wieder jemand aus der Belegschaft Interesse zeigte an Büchern für Kinder und eine Rezension schrieb, oder gar, wie in Šmatláks Fall, einen Essayband, so handelte es sich nicht um eine Initiative des Instituts selbst, sondern eine, die aus anderen Institutionen hervorging. Hier wäre zu nennen der slowakische Schriftstellerverband, der Verlag Mladé letá oder die Zeitschrift Zlatý máj.

Überdies möchte ich auf eine symptomatisch wichtige Stelle aus dem Artikel von Poliak eingehen. Der Autor äußert das Bedürfnis, das Kinderbuch müsse in einem größeren Umfang, sprich komplex erforscht werden. Dies betrifft gleichermaßen die Illustrationen wie das weitere Leben der Bücher in den Händen der Leser. Die Forschung sei "existentiell angewiesen auf eine Zusammenarbeit mit der Ästhetik der bildenden Künste und der Kunstgeschichte, mit der Psychologie, der Pädagogik und der Soziologie. Damit will ich nicht sagen, dass der literaturwissenschaftliche Aspekt in der KJL-Forschung nur einer von vielen, gleich wichtigen Aspekten wird [...] Die literaturwissenschaftlichen Kriterien sind auch bei einem Kinderbuch primär und entscheidend und sie werden nur mehr oder weniger modifiziert."(44) Ohne auf diese offensichtlich entscheidenden und primären Gesichtspunkte näher einzugehen, erwähnt Poliak die Kategorie des "ästhetischen Aspekts", die, so glaube ich zumindest, in direktem Zusammenhang mit den entscheidenden, also literaturwissenschaftlichen Gesichtspunkten zu stehen scheint.

Da nämlich, wo die Literaturwissenschaft Anfang der 70er Jahre sich in einer Sinnkrise wähnt und neue Ansätze probt, werden der Gegenstand und die Gesichtspunkte der KJL-Forschung in der Slowakei für eine Selbstverständlichkeit ausgegeben, für etwas, was doch unbestritten und offensichtlich und naheliegend ist und was einfach nicht in Abrede gestellt werden kann. Der Autor beklagt eine mangelnde Aktivität an pädagogischen Fakultäten. Eine Ausnahme bestätigt nun aber die von ihm aufgestellten Regeln. Es ist die pädagogische Fakultät in Nitra, wo das Institut für literarische Kommunikation am Werk ist.

Die eigentliche Leistung, die von einem KJL-Institut zu erhoffen wäre, also wenn schon nicht ein wissenschaftliches Programm, so doch wenigstens Förderung von diesbezüglichen wissenschaftlichen Aktivitäten, wurde vom Slowakischen literarischen Fonds erbracht. Es gab bis 1970 sage und schreibe zwei solche Fälle, wo Publikationen direkt als Folge einer Förderung entstanden sind (Poliak, Sliacky etc.).

Poliaks kritische Bestandsaufnahme der Leistungen im Bereich der KJL-Forschung resümiert mit der Feststellung, dass es niemand gibt, von dem etwa ein richtungweisender Anstoß oder auch nur eine Art Koordination ausgegangen wäre. Die Summe der von ihm sorgfältig aufgelisteten Umstände bringt ihn zur Erkenntnis, dass wohl die Matica slovenská über die günstigsten Voraussetzungen verfüge, um ein KJL-Forschungszentrum zu beherbergen.

  

Entwicklung im deutschsprachigen Raum

Nach dem 2. Weltkrieg kam es im deutschen Sprachraum zu einer Dämpfung der Aktivitäten und des wissenschaftlichen Umgangs mit psychologischen Fragestellungen im Bereich der Literaturwissenschaft. Diese Zeit steht wieder voll im Zeichen der Vermittlung sozial-konformer Normen und gefälliger Verhaltens- und Denkmuster. Wieder wird eine didaktische Literatur mit idealen Helden und Handlung nach Maß vorgezogen. Texte von klassischem Charakter werden neu aufgelegt (Tom Sawyer, Robinson Crusoe, Märchen der Gebrüder Grimm), es wurden Märchensammlungen aufgelegt und mehrere Autoren widmeten sich dem Nacherzählen mittelalterlicher Epen. Erst im Zuge des fortschreitenden Generationswechsels, hauptsächlich Ende der 60er Jahre, werden neue Ansätze gesucht.

Seit den 50er Jahren gibt es in der Bundesrepublik Deutschland und in Österreich eine quasi stetige Entwicklung in der Theoriebildung auf dem Gebiet der KJL-Forschung, die in den 60er Jahren ihren ersten Zenit erreicht.

Diese erste gewichtige Theorie kennt man unter dem Etikett Theorie des guten Jugendbuches. Ende der 60er Jahre werden die ersten Gegenpositionen bezogen und die Theorie wird immer deutlicher von einer Seite angegriffen, die man metaphorisch als Altersschwäche bezeichnen könnte. Diese neue Position hat in die Geschichte als die kritische Theorie Eingang gefunden. Was die Theorie des guten Jugendbuches angeht, so haben wir es mit einer Fülle von verschiedenen Tendenzen zu tun, die jeweils von namhaften Forschern vertreten werden. So tauchen Namen auf wie Anna Krüger, Richard Bamberger, Walter Scherf, Malte Dahrendorf u. a., die doch deutlich ausgeprägte Standpunkte vertreten, die vieles aber gemeinsam haben. Es handelt sich um Grundannahmen, um Invarianzen innerhalb einer Vielfalt von Varianten. Wenden wir uns also diesen gemeinsamen Berührungspunkten zu.

Ein erster gemeinsamer Nenner ist, dass sie die Herausforderung verweigern, sich der Aufarbeitung der KJL im Dritten Reich anzunehmen. Diese setzt erst 1966 (Germanistentagung - kritische Aufbereitung der Geschichte des Faches) an, und zwar unter ganz anderen Voraussetzungen. Die Aufgabe der Theorie des guten Jugendbuches versteht Anna Krüger im Aufbau eines Damms gegen "diese Wirklichkeit, die wir nicht abändern können."(45)

Eine zweite Berührungsfläche ergibt sich aus der gemeinsamen Beschäftigung mit Ergebnissen der Entwicklungspsychologie. Fritz Pfeffer, Elisabeth Schliebe-Lippert, die bereits genannte Anna Krüger u. a. gehen von einer Eigenwertigkeit, von einer Spezifik der Sichtweisen, die sich aus den einzelnen Entwicklungsstufen ergeben aus. Die Implementierung der Ergebnisse der Entwicklungspsychologie führt zu einer Grundannahme, dass eine "gute" Kinderliteratur kindergemäß sein muss. Die Forcierung der Aspekte der Entwicklungspsychologie bei der Beurteilung der KJL löst zwangsläufig einen Zwiespalt aus.

Die andere Sicht der Dinge, also das Problem der Beschaffenheit wird und kann nicht ausgeschlossen werden. In diesem Bereich implementiert die Theorie des guten Jugendbuches Ergebnisse der allgemeinen Literaturtheorie und fragt nach dem Wesen der KJL unter allgemeinen literaturtheoretischen Gesichtspunkten. Zum damaligen Programm der Literaturwissenschaft gehörten strukturanalytische Ansätze, vertreten von Wolfgang Kaiser, Eberhard Lämmert, Käthe Hamburger u. a. In der KJL-Forschung werden diese formal-ästhetischen Ansätze vordergründig von Anna Krüger entwickelt.

Während wir die negative Existenz der Reflexion der sozialen Wirklichkeit im guten Jugendbuch diagnostizieren können, so sind die entwicklungspsychologisch und formal-ästhetisch motivierten Kriterien positiv existent und also einer differenzierteren Untersuchung zugänglich. Hier muss die Theorie standhalten und wie Hans Heino Ewers schreibt, "dartun, dass die Wohlgeformtheit eines Textes seiner Kindergemäßheit nicht abträglich ist"(46).

In diesem binär-opositionellen Spannungsfeld können selbstverständlich keine Übereinkünfte erreicht werden. Das kann keine Theorie gewährleisten. Es handelt sich um zwei grundsätzlich verschiedene Beweisführungsstrategien, wo jedoch nicht ausgeschlossen werden kann, dass sie sich in einzelnen Punkten ergänzen. Während für F. Pfeffer(47) der entwicklungspsychologische Gesichtspunkt entscheidend erscheint, ist es für Dahrendorf(48) eben der formale Aspekt, obwohl er klar einräumt, dass das jeweilige Werk eben von einem Kind konkretisiert wird.

Unterm Strich kann man vulgär festhalten, dem Kind muss die Form eben gefallen. Anna Krüger empfiehlt hier einen Blick "vom Kinde auf das Erzählte"(49) zu prüfen. Sie räumt klarerweise wie Dahrendorf ein, dass auch Kinderbücher sprachliche Kunstwerke seien und darum "Maßstäbe der literarischen Wertung in irgendeiner Weise auch für sie gelten"(50). Krüger ringt förmlich mit diesem doppelten Wesen, das die Theorie des guten Jugendbuches in die Bewertung der KJL hineininterpretieren möchte. Die Herausforderung bestehe nun darin, "die Begriffe, die aus der Poetik geläufig sind, im Hinblick auf die geistige Reife jeder Entwicklungsphase durchzuprüfen und gegebenenfalls abzuwandeln oder fallen zu lassen."(51) Im Grunde genommen handelt es sich immer nur um die Frage, inwiefern Formen und Inhalte kindergemäß, sprich "gut" sind.

In der zweiten Hälfte der 60er Jahre wächst nach Klaus Doderer "ein Unbehagen an dem Begriff des Guten Jugendbuches"(52). Doderer war nur bemüht, in Worte zu fassen, was sich ohnehin bereits deutlich angekündigt hatte, also eine kritische und äußerst angespannte Auseinandersetzung mit einer tonangebenden und auf Konsens (oben erwähnte Eckpunkte) ausgerichtete Strömung in der KJL-Forschung. Doderer greift die Theorie im Ansatz an, also als Idee. Doderers Mitstreiter legen eine ähnliche Argumentation an den Tag (Anneliese Hölders, Theodor Brüggemann, Charlotte Oberfeld, Karl Christoph Lingelbach). Somit orientiert sich die KJL-Kritik neu.

Wir können in Bezug auf diese "neue" Orientierung von einer Entwicklung mit Nachhaltigkeit sprechen, denn auch die folgenden zwei Jahrzehnte wird sie manchenorts durchaus noch vertreten. Die wichtigsten Anregungen bei der Bewertung kamen von den Soziologen, den Kommunikationstheoretikern und den Sozialpsychologen. Diese Wissenschaftszweige sind schwerpunktmäßig die wichtigsten, die das intellektuelle Leben im deutschsprachigen Raum prägten. Das Nachdenken über Literatur als soziales System, also soziale Kommunikation erlebte in den 70er Jahren einen überraschenden Aufschwung und regte ein starkes öffentliches Interesse an. Die Rezeptionsästhetik hat sich erneuert oder gar neu gestaltet, die Wirkung von literarischen Texten auf den Leser oder auf soziale Systeme oder Gruppen wurde untersucht usf. Es ist keine Rede mehr von guter oder schlechter Literatur, das Werte - Paradigma wurde abgelöst durch andere unbelastete Programme, neue Forschungsinteressen, durch eine neue Weltanschauung.

Seit Ende der 60er Jahre beobachten wir ein wachsendes Interesse der Wissenschaft für die sog. Trivial- bzw. Massenliteratur, es werden Prinzipien der Wirksamkeit dieser Literatur auf breite Massen untersucht, es wird die Geschmacksbildung und Geschmacksgeschichte erforscht usf. Der literarische Kanon, an dem ganze Erziehungsanstalten geschult wurden, war auch dem deutschen Theoretiker Malte Dahrendorf ein Ärgernis(53). Dieser Zustand erreichte den Scheitelpunkt in der Herausgabe von Anthologien etablierter Autoren mit Texten für Kinder, bspw. in der Sammlung "Dichter Europas erzählen Kindern" von Gertraud Middelhauve(54). In den 70er Jahren wird allmählich deutlich, dass der Funktionalismus auch in die Gefilde der Literaturwissenschaft durchgedrungen ist. Unterm Strich wird also pluralistisch aus verschiedenen Blickwinkeln und anhand unterschiedlicher Kriterien bewertet.

In der unmittelbaren Nachkriegszeit waren pädagogischen Kriterien das Rückgrat des guten Kinderbuches. Die 50er Jahre trieben die pädagogischen Kriterien auf die Spitze. Die 60er Jahre brachten eine erste Entspannung. Diese Umwälzung des Systems von Beurteilungskriterien ist in dieser Zeit deshalb interessant, weil hier gegensätzliche Auffassungen aufeinanderprallen. Einerseits haben wir schon eine ziemlich klar formulierte Theorie, andererseits eine ziemlich langjährige Praxis.

Neue Kinderliteratur und neue Kinderliteraturkritik entstehen nicht gleichzeitig, aber beide entspringen einer gemeinsamen theoretischen Grundlage. Ein Zeugnis legen diverse Artikel ab, stellvertretend für alle nenne ich den von Karl Christoph Lingelbach und Charlotte Oberfeld aus dem Jahr 1969, in dem sie der Literaturkritik ihre Überheblichkeit und eine stolz - ablehnende Haltung gegenüber der bereits existierenden Wertungstheorie der KJL vorwerfen(55). In diese Zeit fallen auch Vorbereitungen für die Eingliederung der KJL in den Literaturunterricht an pädagogischen Hochschulen. Aufschluss darüber bietet der Artikel von Günther Schoenitz "Jugendliteratur und Pädagogische Hochschule" aus dem Jahr 1967(56).

Es handelte sich um Versuche, der Fetischisierung von Kulturgütern und ihrer Entwertung entgegenzuwirken. Zeitgleich entwickelte sich eine scheinbar häretische, soziologisch argumentierende und sozialkritische Praxis. Später hat sich dafür die Bezeichnung der linken Kritik durchgesetzt, was das Gegenstück zur bürgerlichen rechten Kritik darstellen sollte. Nicht einmal das wurde zum Anlass, diese Kontroverse, die sich schließlich auch in der KJL abzeichnete, wissenschaftlich zu untersuchen und akzeptable Lösungen für die öffentliche Diskussion beizusteuern.

In den 70er Jahren werden bei der Urteilsfindung auch politische, soziologische Beweisgründe angeführt.

In der Pädagogik setzt unter dem Einfluss von reformträchtigen Bestrebungen u. a. auch eine Debatte um einen Schwerpunkt KJL ein, da diese herkömmlich zum Grundbestand des Faches gezählt wird.

Anfang der 70er Jahre verändert sich die literaturwissenschaftliche Germanistik grundlegend. Eine der Neuerungen ist die Herausbildung des ideologiekritischen Ansatzes. Dieser kommt in erster Linie in der Auseinandersetzung mit der sog. Heile-Welt-Literatur zum Einsatz, wo Strategien der Verhüllung und der Bildung von falschem Bewusstsein aufgedeckt werden sollen. Anfang der 70er Jahre gab es noch keine eigene Theorie der KJL im eigentlichen Sinne, höchstens Konzepte, Vorschläge, teilweise thematische Studien.

Signifikant sind allein schon die Überschriften einzelner kritischer Artikel. Auch hier zeichnet sich eine klare Polarisierung linksengagierter und bürgerlicher Kritik ab.

Titel wie Die heile Welt des fröhlichen Klassenkampfes(57) markieren ganz offenkundig diese allgemein gegenwärtige Schizophrenie der Literaturkritik.

Die jeweils andere Seite einer Medaille der Literaturkritik entspricht der Zweiteilung der Literatur nach den Kategorien "affirmativ" oder "kritisch" bzw. "realistisch" und "illusorisch" (fiktional, idealistisch, phantastisch usw.). Literarisch wird dann eine von diesen Seiten ausgeblendet, doch dies muss nicht unbedingt für die KJL gelten, was im folgenden auch nachgewiesen wird.

Im Zuge des Strukturalismus und der Neuorientierung der Hermeneutik entwickelt sich die Wirkungsästhetik bzw. Rezeptionstheorie. Die KJL-Forschung bleibt von diesen Entwicklungen selbstverständlich nicht unbeeindruckt. Den deutlichsten Veränderungsschub erfährt der KJLiteraturbegriff durch die Implementierung des sozialpolitischen Aspekts. Es ist vor diesem Hintergrund schwierig von einer neuen Theorie zu sprechen, denn die Absetzung einer Theorie, wie in diesem Falle, geht nicht über die Einsetzung einer neuen Theorie an ihrer Stelle. Es haben sich Grundannahmen verändert, der Gegenstand der KJL-Forschung erfährt eine neue Substanz. In diesem Umfeld sind nun Ansichten, Probleme und Ideen der Theorie des guten Kinderbuches einfach obsolet geworden und daher vehement angegriffen worden. Neue Begriffsgattungen setzen sich durch und erfahren eine hypertrophe Wachstumsbeschleunigung. So das Beispiel des antiautoritären Kinderbuches bzw. der Emanzipation des Kindes. Aus heutiger Sicht wirkt einiges überspannt, vieles, und das betrifft vor allem die Konzeption des "antiautoritären" in seiner radikal-konsequenten Ausführung, wurde bald als Fehlentwicklung erkannt und seitdem immer in der Begriffsbestimmung auf ein annehmbares Maß geeicht, bis sie teilweise in der Bedeutung "repressionsfrei" bis heute überdauerte.

Die Konzeption der Emanzipation des Kindes geht mit der Zurückdrängung der Repression in allen Lebensbereichen einher und in der KJL kommt es zum Abbau von bis dahin tabuisierten Themen (es fallen soziale u. kulturelle Schranken(58)).

Die kritische KJL-Theorie, ein meines Erachtens nebuloser Begriff, der in verschiedenen Spielarten in das fachkollektive Bewusstsein eingegangen ist, wirkt sich als Geisteshaltung auch auf das heutige Geschehen in der KJL-Forschung aus. Sie lebt und schöpft aus ihrer kritischen Tradition. Der emanzipatorische Ansatz in der Literaturkritik wirkt nunmehr als Forderung, als Anspruch, aber nicht als Modalität der literaturwissenschaftlichen Handlung.

 

Kinderliteraturkritischer Diskurs in Deutschland und in Österreich

Der österreichische Literaturtheoretiker Richard Bamberger stand in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts an der Wiege einer der wichtigsten Theorien der Bewertung der KJL, der sog. "Theorie des guten Jugendbuchs". Er selbst behauptet von sich, er würde den Gedanken Wolgasts(59) fortführen, indem er "die Voranstellung des ästhetischen Gesichtspunktes in der Beurteilung"(60) akzeptiert, er verkennt jedoch die Wichtigkeit der beiden anderen Kriterien nicht.

Der deutsche Literaturwissenschaftler Hans-Heino Ewers(61) beobachtete, dass Bamberger zwar den literaturästhetischen Grundsatz voranstellt, es sei jedoch im Grunde der entwicklungspsychologische Aspekt, der in seinen Abhandlungen dominiert. Unter den vielen Aussagen ist folgende für diese Behauptung charakteristisch:

"Gute Jugendlektüre entspricht den seelisch-geistigen Bedürfnissen des Kindes."(62)

Die Jugendlektüre soll demnach den jeweiligen Entwicklungsstufen eines jeden Kindes entsprechen. Dieser Grundsatz ist äußerst komplex, denn es ist nicht eindeutig festgelegt, was an einem Werk angemessen sein sollte. Im Einzelnen bedeutet dies zu untersuchen, welche Merkmale den Begriff der Kindergemäßheit ausmachen. Bamberger erörtert den entwicklungspsychologischen Grundsatz in Anlehnung an Kompositionsformen, er untersucht diesbezüglich den Stil. Außerdem bestimmt er die Kindergemäßheit auch anhand der Auswahl der behandelten Stoffe und verwendeten Motive und darüber hinaus versucht er zu klären, welche Themen dem jungen Leser zugemutet werden können.

Die Kritik an dieser Theorie ließ nicht lange auf sich warten. Bereits Ende der 60er Jahre kann diese als eine tragfähige theoretische Basis in der Kinderliteraturforschung zumindest in Deutschland dem Druck der Kritik kaum mehr standhalten(63). Wenn man die KJL nicht als eine Altersstufenliteratur betrachten will, wird von dieser Theorie ganz abgesehen. Trotz Kritik vernimmt man aber auch positive Reaktionen(64), selbst in Österreich noch in den 90er Jahren. Bamberger wird hoch angerechnet, dass er sich von der Diktion der Pädagogisierung der Jugendschriften löste und diese hinter den literarisch-ästhetischen Aspekt stellte. Des weiteren ist anzumerken, dass er den zuletzt genannten Aspekt nicht außer Acht lässt:

"Der eigentliche Bildungswert der Lektüre liegt in der Entwicklungshilfe, in der Entfaltung, im Training der positiven Anlagen. Darüber hinaus soll das Jugendbuch das geben, was die große Literatur gibt. Erzieherisch könne Jugendliteratur nur in dem Maße und nur auf eine solche Weise sein, wie es sich aus dem Wesen des literarischen Kunstwerkes ergebe (...) das Belehrende und Erzieherische im Jugendbuch muß sich der künstlerischen Gesamtwirkung unterordnen bzw. mit ihr in Einklang stehen." (65)

Letzten Endes ist Bambergers Hauptleistung darin zu sehen, dass er eine Diskussion auf akademischem Boden entfachte und eine breit angelegte Motiv- und Gattungsforschung anregte. Er beeinflusste nachhaltig die spätere literaturkritische Auseinandersetzung mit den Fragen der Beurteilung der Jugendlektüre.

Der Ausklang des Jahrzehnts bedeutet aber auch eine Absage an die Theorie des guten Jugendbuches. Es häufen sich Zweifel an ihrer Berechtigung. Dies geschah nicht ohne Grund auch in Folge der 68er-Bewegung. Das Signalwort dieser Zeit war Umdenken: in den Bereichen der Germanistik, der Erziehung, der Gesellschaftsordnung u.a. Man begann die Wahrheiten, die seitens der Literaturkritik geboten und von Rezipienten hingenommen wurden, in Frage zu stellen. Es zeigt sich eine aufmerksame Hinwendung zum Text, die kinderliterarischen Traditionen werden einer scharfen Kritik unterzogen, festgeprägte Grundsätze, wie der der Darstellung einer heilen Welt, werden abgelehnt. Diese sog. "kritische Kinder- und Jugendliteraturtheorie"(66) wirkt auch heute noch. Sie ist nicht auf Grundsätze angelegt, sie ist im Sinne der Auslegung des Begriffs KJL nicht an strenge Regeln gebunden und so kann sie eine vielseitige Anwendung finden auch über mehrere Jahrzehnte hinweg. Natürlich ist keine Theorie sozialer Systeme makellos, auch diese nicht.

Die Erweiterung des Literaturbegriffes hatte das Verhältnis zwischen dem Text und dem Rezipienten korrigiert und zwar dahingehend, dass nun nicht nur der Text, sondern die dialektische Wechselwirkung von Werk und Leser als Literatur verstanden wird. Die Rolle des Aspekts des Lesers wird in der literaturkritischen Diskussion von nun an als ein wichtiges Kriterium der Beurteilung der Literatur mitberücksichtigt.

Die Theorie des guten Jugendbuches betrachtet den Leser als Objekt der Literatur durch den Lesebezug eines Textes. In der kritischen Theorie tritt der Rezipient als Subjekt der Literatur auf.

Als einer der ersten wies der deutsche Literaturtheoretiker Malte Dahrendorf(67) auf die Vernachlässigung des kommunikativen Charakters der Literatur hin. Er nahm den Aspekt der Textqualität ins Visier. Er machte auf die Wichtigkeit der Fragestellung aufmerksam, bei der es um das spezifische Problem der Ausdrucksweise eines gestaltenden Subjekts geht. Es ist daher verständlich, dass in diesem Zusammenhang die Sprache eine besondere Rolle spielt, da sie das umfassendste Kommunikationsmittel darstellt. Vorrangig ist hier eine Auseinandersetzung mit Fragen des wirkungsvollen Sprachgebrauchs gemeint. Der Aspekt der Sprachwirkung richtet sich ja auf den Rezipienten. Ein wirkungsvoller Sprachgebrauch macht die Qualität des Mediums, durch welches Inhalte übertragen werden, aus.

Bernd Dolle Weinkauff fasste die wichtigsten Problembereiche der kritischen Kinder- und Jugendliteraturtheorie zusammen:

Selbstverständlich kann der oder jener Gesichtspunkt überbewertet hatten. Es handelte sich hauptsächlich um den sozio-psychischen Standpunkt, den man vertrat, und es war die gesamtgesellschaftliche Funktion, die man über die anderen zu stellen mehr als bereit war.(69)

Kritik wurde schon in den 70er Jahren geübt, auch von Richard Bamberger :

"In den letzten Jahren kam wieder ein Vorstoß gegen die - mit Recht abzulehnende - lebensfremde spezifische Jugendliteratur. Er ging jedoch weniger auf die Auseinandersetzung mit den Jugendbüchern selbst als auf eine theoretische Bewegung, die von der Soziologie und von der Politologie getragen wurde, zurück. Nicht die Analyse des bestehenden Literaturgutes war die Grundlage der extremen theoretischen Auffassungen, sondern Postulate, die sich aus der Auseinandersetzung mit der Lebenssituation überhaupt ergaben." (70)

Die sog. kritische Theorie sah im Bereich der KJL eine Lücke, die sich mit der fortschreitenden Entwicklung der Gesellschaft rapide in eine Kluft zu verwandeln drohte. Sie sah sie als unzureichend an, als mangelhaft im Sinne der kaum mehr adäquaten Problemstellungen und Leitmotive, die den neuen gesellschaftlichen Anforderungen nicht entsprachen und die vermeintlichen Bedürfnisse der Leser nicht befriedigen konnte. In Deutschland gab es nur wenige Texte, die die gesellschaftliche Wirklichkeit nicht ausgrenzten, in denen die Realität nicht vorsätzlich verzerrt dargeboten worden wäre.

Auf dem österreichischen Büchermarkt zeichnete sich eine andere Entwicklung ab. Im Österreich der späten 60er Jahre gab es mittlerweile Bücher mit gesellschaftskritischen Inhalten. Die Literaturkritik jedoch beharrte in Österreich auf der traditionsreichen Theorie des guten Jugendbuches. Bamberger sagt bezüglich dieser ein wenig ungewöhnlichen Situation:

"Österreich ist hier in einer etwas günstigeren Lage als Deutschland. Wir haben durch einzelne Bücher von Karl Bruckner, durch den Hauptteil des literarischen Schaffens von Winfried Bruckner, durch einige Bücher von Ferra-Mikura und Mira Lobe der Jugend eine Reihe von Problembüchern anbieten können, bevor es noch zu lautstarken theoretischen Diskussionen kam."(71)

Die theoretische Diskussion über die Bedeutung der KJL im Kontext der österreichischen Nationalliteratur hat in Österreich die Entwicklung auf dem Buchmarkt bei weitem nicht überholt. Auf diesen Umstand weisen Hans-Heino Ewers und Ernst Seibert in ihrer "Geschichte der österreichischen Kinder- und Jugendliteratur"(72) hin:

"Kennzeichnend für Österreich ist die im Vergleich zu Deutschland und der Schweiz noch wenig entwickelte Bereitschaft, die KJL und deren geschichtliche Entwicklung als literaturwissenschaftliches Forschungsfeld aufzugreifen."(73)

Es ist aber ihre Aufgabe, die Werte der literarischen Werke aufzuzeigen. Die Kinderliteraturkritik bleibt aber nicht stehen. Sie schafft Hand in Hand mit der literarischen Produktion ein schöpferisches und ästhetisches Klima.

Wir haben bereits angedeutet, dass in den Rezensionen der Kinderliteratur in den meisten Fällen eine allgemeinliterarische Grundhaltung fehlt. Es ist bekannt, dass sich Kritiker unter einem öffentlichen Zwang wähnen oder sich einer "Idee" verpflichtet fühlen, wenn sie den oder jenen Aspekt in den Vordergrund stellen, was naturgemäß zur Folge hat, dass die Bewertungen viel zu einseitig ausfallen.

Gibt es also eine spezifisch österreichische Idee? Es gibt diese sogar in zweifacher Ausführung. Die eine Idee geht auf das Bedürfnis zurück, der Entwicklung der Jugendkultur in Österreich einen nationalen Stempel aufzuprägen, die andere auf die Unvereinbarkeit historisch zurückliegender Entwicklungsstufen mit aktueller Produktion(74). Ernst Seibert schreibt von der Ahistoriziät und einem "Mißverständnis, demzufolge aktuelle und historische KJL (...) nichts miteinander zu tun hätten."(75)

In seinem knappen, aber sehr pointierten Aufsatz führt er aus, wie groß Wolgasts und Bambergers Einfluss auf die Entwicklung der Jugendkultur in Österreich bis in die 60er Jahre war. Darüber hinaus stellt er fest:

"[...] die österreichische Jugendbuchdebatte (befindet sich) in einem anhaltend theoriefreien Raum, in dem sie fallweise Anleihen nimmt am bundesdeutschen Diskurs [...]"(76)

Woran die österreichische Kinder- und Jugendbuchkritik krankt, lässt sich an einer Reihe von Büchern skizzieren, die jeweils wie ein Stich ins Wespennest ein unliebsames Aufsehen in Österreichs "pädagogisch restriktivem Klima"(77) erregten. Seibert spricht weiter von einem "Profil der Gegenmoderne"(78), das die Jugendbuchsituation aufweise. Diese kann jedoch auch ihren janusköpfigen Charakter zeitigen und durchaus avantgardistische Züge zum Vorschein bringen, wenn wir sie aus einem anderen Aspekt beobachten. Es gibt eine Reihe von Büchern, die den anerkannten Kanon unterlaufen, die aus der Reihe tanzen, und seien es derer mehr, so bilden diese Werke einen Schattenkanon, sozusagen jenseits formeller Theorien. Selbstverständlich ist der Kanon immer eine Kompromisslösung. Das gilt auch für Bambergers Jugendlektüre(79). Welchen Umweg manche Bücher nehmen müssen, ist immer durch viele Faktoren bedingt und nur eins von diesen ist dann letztendlich eine Theorie, die immer mitgedacht wird oder werden muss, weil allein sie die Quelle für Argumente ist. Wie diese Argumente mit den Bedingungen und Modalitäten der Rezeption der Literatur wirklich zusammenhängen, steht auf einem anderen Blatt und wird die Forschung noch lange beschäftigen.

© Andrea Mikulasova (Comenius- Universität Bratislava/Pressburg, Slowakei)


ANMERKUNGEN

(1) Noge, J. (1988): Literatúra v literatúre. Bratislava: Mladé letá, 356-357

(2) Vgl. Stanislavová, Z.(1998): Kontexty modernej slovenskej literatúry pre deti a mládež. Prešov: Náuka, s. 133

(3) Noge, J. (1988), 357

(4) Klátik, Z. (1962): Veľký rozprávkar. Príspevok k problematike Andersenovej rozprávky. Bratislava: Mladé letá

(5) Poliak, J. (1963): literatúra, mládež a súčasnosť. Bratislava: Mladé letá

(6) Šmatlák, S. (1963): Básnik a dieťa. Bratislava: Mladé letá, 2. Auflage, 1976

(7) Kováč, B. (1964): Svet dieťaťa a umelecká fantázia. Bratislava: Mladé letá

(8) Vgl. Poliak, J. (1970): Teória si hľadá domov. In: Zlatý máj 14.

(9) Noge, J.(1988), 357-358

(10) Miko, F.(1969): Estetika výrazu. Bratislava: SPN

(11) Miko, F. (1980): Hra a poznanie v detskej próze. Bratislava: Mladé letá

(12) Noge, J. (1988), 369

(13) Noge, J. (1988), 369

(14) Dieťa, literatúra, autor. Interpretácie. (1971). Bratislava: Mladé letá

(15) Kopál, J. (1970): Literatúra a detský aspekt. Bratislava: Slovenské pedagogické nakladateľstvo

(16) Poliak, J. (1975): Sklíčko z rozprávky alebo so Stanislavom Šmatlákom o literatúre pre deti a mládež. In: Zlatý máj 19, 593

(17) Noge, J. (1988), 375

(18) Klátik, Z.(1971): Krajina plná detstva. Hronského tvorba pre mládež. Bratislava: Mladé letá

(19) Jazyk a umelecké dielo (1966). Bratislava: Mladé letá

(20) Noge, J. (1988), 359

(21) Sedlák, J. (1972): Epické žánre v literatúre pre mládež. Bratislava: Slovenské pedagogické nakladateľstvo

(22) Noge, J. (1988), 359

(23) Klátik, Z. (1975): Slovo, kľúč k detstvu. Bratislava: Mladé letá

(24) Tučná, E. (1993): Reflexie o literatúre pre mládež. Nitra: Pedagogická fakulta

(25) Sliacky, O. (1965): Bibliografia slovenskej literatúry pre deti a mládež. Bratislava: Mladé letá, Sliacky, O. (1970): Bibliografia slovenskej literatúry pre deti a mládež 1918-1944. Bratislava: Mladé letá, Siacky, O. (1977): Bibliografia slovenskej literatúry pre deti a mládež 1778-1917)

(26) Sliacky, O. (1970): Slovník slovenských spisovateľov pre deti a mládež. Bratislava: Mladé letá, 2. erweiterte Auflage 1978

(27) Sliacky, O. (1990): Dejiny slovenskej literatúry pre deti a mládež do roku 1945. Bratislava: Mladé letá

(28) Sliacky, O., Stanislavová, Z. (1999): Kontúry slovenskej literatúry pre deti a mládež v rokoch 1945-1997. Prešov: Náuka

(29) Tridsať rokov slovenskej socialistickej literatúry pre deti a mládež (1977). Bratislava: Mladé letá

(30) Kopál, J. (1997): Slovenská literatúra pre deti a mládež 1945-1990. Dolný Kubín: Peter Huba

(31) Kopál, J. (1970): Literatúra a detský aspekt. Bratislava: Slovenské pedagogické nakladateľstvo

(32) Kopál, J. (1985): Z teórie literatúry pre mládež. Nitra: Pedagogická fakulta

(33) Kopál, J. (1990): Recepčno-interpretačné poznanie textov pre deti. Výskumné materiály. Nitra: Pedagogická fakulta

(34) Kopál, J. (1995): Poézia pre deti (v interpretácii a recepcii). Výskumné materiály. Nitra: Pedagogická fakulta

(35) Kopál, J. (1997): Próza a poézia pre mládež. Teória/poetológia. Nitra: Enigma

(36) Stanislavová, Z. (1995): Priestorom spoločenskej prózy pre deti a mládež. Interpretačné štúdie. Prešov: Univerzita Pavla Jozefa Šafárika. Pedagogická fakulta

(37) Stanislavová, Z. (1998): Kontexty modernej slovenskej literatúry pre deti a mládež. Prešov: Náuka

(38) Šimonová, B. (1994): Žáner v pohybe. Reflexie o rozprávke. Banská Bystrica: Univerzita Mateja Bela

(39) Žemberová, V. (2000): Autorská rozprávka v deväťdesiatych rokoch. Miniatúry a reflexie. Prešov: Náuka

(40) Jurčo, M. (2000): Paradoxný svet literatúry faktu. Banská Bystrica: Univerzita Mateja Bela

(41) Žilková, M. (1995): Dráma v audiálnej tvorbe. Bratislava: Enigma.

(42) Žilková, M. (1999): Dieťa v kontexte postmoderny. Nitra: Univerzita Konštantína Filozofa

(43) Poliak, J. (1970): Teória si hľadá domov. In: Zlatý máj 14, 361-370

(44) Poliak, J. (1970), 362

(45) Krüger, A. (1962): Die Bewertung von Jugendschriften. Neue Einsichten. In: Lebendige Schule 17, 570

(46) Ewers, H.H. (1996): Kinderliteraturtheorie der Nachkriegszeit. Progressive Aspekte der Theorie des "guten Jugendbuchs" der 50er und 60er Jahre. In: Dolle Weinkauff, B., Ewers, H.H. [Hrsg.] (1996): Theorien der Jugendlektüre. Beiträge zur Kinder- und Jugendliteraturkritik seit H. Wolgast. Weinheim&München, 169

(47) Pfeffer, F. (1956): Gesichtspunkte für die Beurteilung und Bewertung des Jugendbuches. In: Probleme der Jugendliteratur. Ratingen, 111-129

(48) Dahrendorf, M. (1967): Dichtung und Jugendliteratur. Didaktischer Versuch einer Wesensbestimmung. In: Zeitschrift für Jugendliteratur, H.7, 393

(49) Krüger, A. (1962), 574

(50) Ebd., 574

(51) Krüger, A. (1967): In welcher Form und zu welchem Zweck rezensieren wir die Jugendliteratur ? In: Bertelsmann Briefe, H.49, 32

(52) Doderer, K. (1967): Bemerkungen zum gesellschaftlichen Ansehen der Jugendliteratur. In: Bertelsmann Briefe, H. 49, 28

(53) Dahrendorf, M. (1975): Zum Problem der Wirkungen der Kinderliteratur und ihrer Untersuchung. In: Drews, J. [Hg.] (1975): Zum Kinderbuch. Betrachtungen. Kritisches. Praktisches. Frankfurt am Main

(54) Middelhauve, G./Chotiewitz, P.O. (1972): Dichter Europas erzählen Kindern. Köln

(55) Lingelbach, K.Ch./Oberfeld, Ch. (1969): Jugendbuchforschung im Studium künftiger Lehrer. In: Börsenblatt für den deutschen Buchhandel 25, H.62, 1891-1899

(56) Schoenitz, G. (1967): Jugendliteratur und Pädagogische Hochschule. In: Bertelsmann Briefe, H.49, 63-66

(57) Wippersberg, W.J.M. (1971): Die heile Welt des fröhlichen Klassenkampfes. Marginalien zur so genannten antiautoritären Kinderliteratur. In: Jugend und Buch 4/1971, Jahrgang 20

(58) Vgl. Dolle-Weinkauff, B. (1996): Studentenbewegung, Germanistik und Kinderliteratur. Neue Positionen der Kritik nach 1968. In: Dolle-Weinkauff, B., Ewers, H.-H. [Hg.] (1996), 218

(59) Das Jahr 1896 war für die Beurteilung der KJL ein Umbruchsjahr. Heinrich Wolgast sprach von der Jugendlektüre, die in erster Linie ein Kunstwerk ist, womit er den literarisch-ästhetischen Aspekt begründete. In seiner kritischen Abhandlung über die KJL Das Elend unserer Jugendliteratur schreibt er: "Die Jugendschrift in dichterischer Form muß ein Kunstwerk sein" [Wolgast, H. (1910): Das Elend unserer Jugendliteratur. Ein Beitrag zur künstlerischen Erziehung der Jugend. Vierte Auflage. Hamburg und Leipzig, S.24 (1. Auflage 1896)]. Heinrich Wolgast versammelte um sich eine Gruppe von Künstlern, die sog. Jugendschriftenbewegung, die sich zur Aufgabe machten, das ästhetische Kriterium durchzusetzen und die es darauf anlegten, die Pädagogisierung der Jugendschriften zurückzudrängen. Es ging ihnen vordergründig um eine allgemeine Aufwertung der KJL, der in den vorangegangenen Epochen der Rang strittig gemacht wurde. Es handelte sich an und für sich um einen Versuch, diese Literatur in ihrer Eigensetzlichkeit in Frage zu stellen und sie ebenbürtig neben die Literatur für Erwachsene zu stellen. Dies geschah gewissermaßen durch Missachtung ihrer Spezifik. Aus solchen Überlegungen heraus sind Grundsätze entstanden, die zwar der allgemeinen Bedeutung dieser Werke zuträglich waren, die jedoch in der Praxis keine richtige Nutzanwendung finden konnten.

(60) Bamberger, R. (1965b): Jugendlektüre. Jugendschriftenkunde, Leseunterricht, Literaturerziehung. Wien: Jugend und Volk, 56

(61) Ewers H.- H. (1996), 165ff.

(62) Bamberger, R. (1965b), 21

(63) Vgl. Doderer (1976).

(64) Vgl. Ewers, H.-H. (1997a): Der österreichische Beitrag zur Theorie des "guten Jugendbuchs". Anmerkungen zur Kinderliteraturtheorie Richard Bambergers. In: Ewers, H.-H., Seibert, E. [Hrsg.] (1997): Geschichte der österreichischen Kinder - und Jugendliteratur. Wien.

(65) Bamberger, R. (1965b), 63

(66) Vgl. Dolle-Weinkauff, B. (1996): Studentenbewegung, Germanistik und Kinderliteratur. Neue Positionen der Kritik nach 1968. In: Dolle-Weinkauff, B., Ewers, H.-H. [Hg.] (1996).

(67) Dahrendorf, M. (1972): Zur Situation der Jugendbuchkritik heute. In: Westermanns Pädagogische Beiträge 24, H.7

(68) Dolle-Weinkauff, B. (1996), 222

(69) Vgl. dazu Boehlich, W. (1970): Autodafé. Kursbogen zu Kursbuch 20, der die gesellschaftliche Funktion der Literatur als entscheidendes Kriterium f ür die Bewertung der KJL wählte.

(70) Bamberger, R. (1976): Neue Formen der Jugendliteratur und ihre Aufnahme durch die Jugend. In: Ders. Hrsg. von Lucia Binder. Schriften zur Jugendlektüre. Band 25. Salzburg, 6

(71) Ebd., 10

(72) Ewers, H.- H., Seibert, E. (1997)

(73) Ebd., 8

(74) Vgl. Seibert, E. (1998): Jugendliteratur als Neuland der österreichischen Literaturwissenschaft. In: Ein - Satz. Jugend in Literatur für Jugendliche (1998). Linz: Stifter Haus, 33

(75) Ebd., 33

(76) Ebd., 34

(77) Ebd., 36

(78) Ebd., 36

(79) Bamberger, R. (1965b)


10.1. Innovationen in der Kinder- und Jugendliteratur (KJL)

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For quotation purposes:
Andrea Mikulasova (Comenius- Universität Bratislava/Pressburg, Slowakei): Betrachtungen zur Entwicklung der KJL-Forschung in der Slowakei und im deutschen Sprachraum. In: TRANS. Internet-Zeitschrift für Kulturwissenschaften. No. 16/2005. WWW: ../../../index.htmtrans/16Nr/10_1/mikulasova16.htm

Webmeister: Peter R. Horn     last change: 21.3.2006     INST