TRANS Internet-Zeitschrift für Kulturwissenschaften 17. Nr. März 2010

Sektion 1.4. New Multi-society and Cultural Integration in Asia and Europe | Die neue multikulturelle Gesellschaften und die kulturelle Integration in Asien und Europa
Sektionsleiterin | Section Chair: Rhie Hae Za (Kunsan National University, Korea)

Dokumentation | Documentation | Documentation


Hallyu
Eine neue Form kultureller Diversität in Asien

Chung, Ch.S. Dury [BIO], Choi, Eun-Soon [BIO], Park, Sung-Soo [BIO] (Korea Maritime University)

 

Inhalt:

1. Begriff und Entwicklung
2. Erfolgsfaktoren
3. Kontroversen
4. Fallstudien: China, Japan
5. Von der kulturellen Diversität zur kulturellen Gemeinschaft?

 

Seit einigen Jahren ist in Asien ein Phänomen zu beobachten, das sich als Ausdruck für eine neue populärkulturelle Erscheinung in Ost- und Südostasien durchgesetzt hat. Gemeint ist damit Hallyu, die enorme Verbreitung und auch der kommerzielle Erfolg koreanischer Populärkultur mit ihren Filmen, Fernsehdramen und Musik in zahlreichen Ländern Asiens, teilweise auch schon in anderen Weltregionen.

Die Begeisterung für die koreanische Pop- und Fernsehkultur in den asiatischen Ländern ist so groß, dass in der Volksrepublik China, Taiwan und in Japan eigene Hallyu-Zeitschriften täglich über koreanische Schauspieler und Musiker berichten. Reisbüros verkaufen mit großem Erfolg Hallyu-Pauschalreisen zu allen möglichen Drehorten in Korea.

Wie kam es zu dem plötzlichen Hallyu-Fieber in Asien? Welche Gründe liegen vor, dass Leute aus den benachbarten asiatischen Ländern heute eine solche Begeisterung für die koreanische Kultur aufbringen?

Im Mittelpunkt dieser Arbeit steht die Frage, wie Hallyu sich zu einem bestimmenden Faktor der kulturellen Diversität in Asien entwickeln konnte, und was Hallyu für die weitere Entwicklung der Populärkultur in Asien bedeutet. Nach einigen theoretischen Überlegungen werden Fallstudien aus China und Japan in Bezug auf die globalen und lokalen Aspekte dargestellt. Berücksichtigt werden dabei sowohl die Darstellung der zeitlichen Entwicklung von Hallyu wie auch die Exemplifizierung der theoretisch erarbeiteten Spezifika.

 

1. Begriff und Entwicklung

1.1. Die Bedeutung und Entstehung von Hallyu

Hallyu ist das koreanische Wort für „Welle“, dessen Begriff nicht in Korea selbst, sondern Ende der 1990er Jahre zum ersten Mal in China auftauchte. Dieser Ausdruck ist eine Abkürzung von Hanguoliuxing(韓國流行) und lässt sich mit "kulturelle Strömung aus Korea" oder kurz „Koreanische Welle“ übersetzen.

Die Beliebtheit und Verbreitung zeitgenössischer koreanischer Unterhaltungskultur nahm ihren Anfang Ende der 1990er Jahre.

Am 24. Juni 2001 berichtete in der freiwirtschaftlichen Stadt Sim Tscheon das berühmte chinesische Magazin Achu-Chugan mit dem Titelbild der koreanischen Schauspielerin Kim, Hee-Sun über den vollkommen unerwarteten Erfolg von Kinofilmen, Fernsehserien und Popmusik aus Korea (Han, Hung- Sik, 2004).

Achu-Chugan benutzte zum ersten mal den Begriff “Hallyu” und beschrieb ein Phänomen, das mit der Popmusik, Kino und TV-Seifenopern in Ländern wie Japan, China, Taiwan und allmählich in ganz Ostasien reißenden Absatz findet.

Hallyu breitete sich aus, nachdem der chinesische Sender CCTV 1 begann, die koreanische Serie “Was ist Liebe?” auszustrahlen. Die Serie erreichte Zuschauerquoten von 43 Prozent und wurde von verschiedenen anderen chinesischen Sendern wiederholt. Auf die Erfolge der koreanischen Fernsehserien folgten koreanische Popgruppen wie Clon, NRG und H.O.T, die den Boom noch verstärkten(1). H.O.T. stand Anfang 2000 für mehr als fünf Monate auf Platz eins der Beliebtheitsskala des chinesischen Musikmagazins Dang Dai Ge Tan, das eine Auflage von über einer Million hat (Korea Heute 2002). Seither spricht man davon, dass in China die „Japan wave“ von der „Korean wave“ abgelöst worden sei.

Die koreanische Populärkultur hatte in Taiwan ihre ersten Erfolge im Ausland. Taiwan hatte bereits in den 1980er Jahren koreanische Fernsehprogramme importiert, die preislich viel günstiger waren als die japanischen. Seit Anfang des Jahres 2000 nahm die Popularität der koreanischen Serien besonders schnell zu, wobei das Videoland Television Network eine ganz wesentliche Rolle dabei spielte. Zwischen Frühjahr 2001 und Sommer 2003 wurden von diesem Sender 2.300 Stunden koreanischer Fernsehdramen erworben (Chong, Yun-Kyong 2003 zit. n. Lee, Eun -Jeung 2004)(2). Im März 2004 strahlten die taiwanesischen Fernsehanstalten in einer einzigen Woche 28 koreanische Fernsehdramen bzw. deren Folgen aus (Chugan Chosun 11.3. 2004)(3).

Die japanische Zeitung ”Asai“ hat das Wort ”Yon-sama“, das das höchste Honorativ in der japanischen Sprache ist, zum populärsten Wort Japans für das Jahr 2004 gekürt (Aikodojournal-Asieninfo 2005).

Hinter diesem Namen verbirgt sich die Popularität des Hauptdarstellers der berühmten Fernsehserie ”Winter Sonata“ Bae, Yong-Joon, ein inzwischen gesamtasiatischer Superstar. Im April 2004 begann die staatliche NHK Television die 20 Folgen von „Winter Sonata(4) “ noch einmal in ihrem ersten Programm auszustrahlen. Auch die koreanischen Filme ”JSA“, ”Swiri“ wurden in 359 japanischen Kinos gezeigt und erreichten in nur zwei Monaten Zuschauerrekorde von 800.000 Besuchern. Damit sei auch ”Japan von Hallyu erfasst“ schrieben sämtliche koreanische Medien (Seoul Sinmun 11.02.2004; Hankyureh Sinmun 05.06.2004).

Die Beliebtheit der koreanischen Populärkultur löste Ambitionen aus, Hallyu nicht nur in Ost- und Südostasien, sondern auch in der ganzen Welt zu verbreiten (Tong-A Ilbo 16. 03. 2004). Die Ursachen der plötzlichen Erfolge koreanischer Filme oder Fernsehserien in den benachbarten Ländern wurden in Korea jedoch kaum untersucht.

1.2. Der sozio-ökonomische Hintergrund

Der Durchbruch von Hallyu in den Nachbarländern Koreas, insbesondere in China und Japan, war anfangs weder beabsichtigt noch geplant. Der unerwartete Erfolg der koreanischen Populärkultur führte dazu, dass sich ein neues Selbstbewusstsein zu entwickeln begann. Das ambivalente Verhältnis der Koreaner sowohl zu den Nachbarländern wie China und Japan als auch zur eigenen Kultur scheint durch Hallyu allmählich sein Gleichgewicht gefunden zu haben(5).

Die Medien schrieben sowohl über die “neue Wende"  in der Geschichte des koreanisch-chinesischen Kulturaustausches” und als auch über “die Umkehrung der traditionellen Verhältnisse von Kulturimport und Kulturexport zwischen China und Korea” (Song, Mun-Hong 2001, zit. n. Lee, Eun-Jeung 2004).

Zahlreiche koreanische Presseorgane(6) sind sich einig, dass Hallyu unmittelbar mit dem wirtschaftlichen Profit in Verbindung zu bringen ist. Hallyu sei dabei, sich über den Export von Fernsehdramen und die Popularität von Pop- und Filmstars hinaus, auf unterschiedliche Bereiche – von Hightech-Produkten wie Handys, Notebooks und Computer, bis hin zu Nahrungsmitteln, Bekleidung und Spielzeuge – zu erweitern. Damit stelle Hallyu ein unschätzbares Kapital für die Zukunft dar. Deshalb sollte man kontinuierlich Mittel und Wege finden, dass dieser Boom möglichst lange anhält.

Die Sorgen über die Aufhebung des Importverbots für Produkte der japanischen Populärkultur und damit eines zu starken Einflusses der japanischen auf die koreanische Populärkultur wurden durch ein starkes Vertrauen in die Konkurrenzfähigkeit  der koreanischen Kulturindustrie ersetzt.

Auch die koreanische Regierung und der Tourismusverband nutzen den vorhandenen Nährboden, um im Ausland gezielt für Korea zu werben. Es wurden ein Hallyuwood-Vergnügungspark und ein Hallyu-Museum gebaut, eine Anzahl von Gruppen-Touren angeboten, um mehr ausländische Touristen nach Korea zu locken(7). Kulturelle sowie wirtschaftliche Veranstaltungen in Übersee werden finanziell unterstützt.

In Japan hat sich in der Folge ein vielversprechender Markt für koreanische Kulturprodukte eröffnet, wodurch sich die Wertschätzung koreanischer Kultur grundlegend verändert hat. Diese Veränderung ist insofern bemerkenswert, wenn man die durch die koloniale Vergangenheit belasteten schwierigen Beziehungen beider Ländern betrachtet.

Die Tendenz, die Verbreitung von Hallyu unmittelbar mit wirtschaftlichem Profit in Verbindung zu bringen, ist so stark, dass einige Kritiker davor warnen, Hallyu nur mit bloßem materiellen Gewinn zu verbinden (Chang, So-Young 2003; Chon, Chun-Youp 2004). Die Tatsache, dass die koreanische Populärkultur lange der japanischen und amerikanischen Kultur gefolgt ist und kaum eigenständige koreanische Elemente entwickelt hat, könnte langfristig die Hallyu-Welle abflauen lassen. Die koreanische Populärkultur müsse daher ständig versuchen, ein eigenständiges koreanisches Image zu schaffen, das sie von der Populärkultur anderer Länder abhebt (Chugan Tong- A 2003).

 

2. Erfolgsfaktoren

Die koreanische Populärkultur wurde bisher unter Kulturwissenschaftlern und renommierten Kommentatoren der Zeitungen als Kultur zweiter Klasse kaum beachtet.

Die meisten Artikel suchen die Gründe für den plötzlichen Erfolg koreanischer Filme, Popmusik und Fernsehdramen in der Region Ost- und Südostasiens in der besonderen Qualität der koreanischen Kultur. Es wird statt der Bezeichnung “Populärkultur” eher der Begriff “Koreanische Kultur” gebraucht. Hallyu in China und Japan werden gleichermaßen mit der besonderen Qualität der Kultur Koreas erklärt(8).

Im Jahr 2002 machte das “Korea Broadcasting Institute” zum ersten mal eine ausführliche Umfrage über die Gründe der hohen Attraktivität der koreanischen Filme und Fernsehdramen. Zuschauer in Ost- und Südostasien gaben dazu folgende Meinungen ab (Song, Kyong-Hee 2002, zit.n. Lee, Eun-Jeung 2004):

  1. Die Konstruktion der Serien gilt als gut gelungen. Dazu gehört der Aufbau der Drehbücher, die realistische Darstellung, das hohe Tempo der Entfaltung der Handlung, der Charakter der dargestellten Personen, die Begleitmusik, die Schönheit der Szenenaufnahmen;
  2. Koreanische Serien werden als romantisch, lustig und warmherzig wahrgenommen. Sie lassen die  Zuschauer entspannt genießen und geben ihnen emotionale Befriedigung;
  3. Die Darsteller gelten als gut aussehend und als ausgesprochen gute Schauspieler;
  4. Von den Ähnlichkeiten zur eigenen Kultur ist man z.T. überrascht; sie schaffen Nähe und Identifikationsmöglichkeiten;
  5. Die Filme vermitteln Lebensweisheiten;
  6. Da die Serien nicht all zu lang sind (meist 20 Folgen zu je einer Stunde), kann man sie genießen, ohne den Alltag allzu sehr zu belasten. Durch die Vorschau auf die nächste Folge erwecken sie auch Neugierde.

 2.1. Kulturelle Nähe (Cultural Proximity)

Um das fast gleichzeitige Erscheinen von Hallyu in asiatischen Ländern analysieren zu können, muss auch von der “kulturellen Globalisierung” die Rede sein.

Neue Informations- und Kommunikationstechnologien sowie die Zunahme und Verdichtung der weltweiten sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Beziehungen aller Länder haben die nationalen Grenzen durchlässiger gemacht. Nationale Technologien und Kulturinhalte werden miteinander verflochten sowie komplexe Beziehungen gegenseitiger Abhängigkeit geschaffen. Bei der Kulturverbreitung sind Ideen und Kulturprodukte überall zur selben Zeit verfügbar. Diese Globalisierung als ein komplexer multidimensionaler Prozess der Entgrenzung und Enträumlichung zum einen, der Verdichtung und Vernetzung zum anderen gab der koreanischen Populärkultur die Möglichkeit zur rasanten Verbreitung in den asiatischen Ländern.

Hierbei kommen Begriffe aus den Wirtschaftswissenschaften wie kulturelle Nähe und kulturbedingte Einschränkungen vor, die die Ströme von koreanischen Kulturgütern in den benachbarten asiatischen Länder besser erklären können.

Studien zeigen, dass Menschen aus lebensweltlicher Perspektive zuerst ihre persönliche, soziale Umgebung wahrnehmen. Das Bewusstsein der gemeinsamen Zugehörigkeit, oft auch als kollektive Identität bezeichnet, ist also bedeutsam für den Konsum der kulturellen Produkte. Die Menschen ziehen Kulturinhalte vor, die im Zusammenhang mit ihrer Lebenswelt produziert worden sind, mit denen sie sich besser identifizieren können. Das bedeutet, dass die koreanischen Kulturprodukte in China, Japan und anderen asiatischen Ländern aufgrund der ähnlichen Traditionen, Religionen, Kleidung, Musik, Kunst und Rasse auch gegen qualitativ sogar hochwertigere Kulturgüter aus den USA und Europa bessere Resultate erzielen.

Lisa Leung, Dozentin an der Hongkonger Lingnan-Universität, sieht den Grund für die Popularität der Produktionen darin, dass sie den asiatischen Zuschauern kulturell näher sind als westliche Produktionen (Korea Heute Oktober 2002) .

Die Zuschauer können sich nicht nur mit der Haut- und Haarfarbe und der Gesichtsform der Schauspieler und Schauspielerinnen identifizieren, sondern auch mit den gesellschaftlichen Werten und Normen in diesen Produktionen. Genauer gesagt ist es die Beschäftigung mit Familiennormen, Demut vor den Eltern, Geschwisterliebe und Freundschaft, welche die koreanischen TV-Serien in Asien so beliebt macht.

Das bedeute, dass die koreanische Populärkultur eine gute Mischung der westlichen, japanischen und ihrer eigenen Kultur darstelle, die eher der asiatischen Mentalität und Sensibilität entspricht als die zu sehr verwestlichte japanische Populärkultur.

In Japan ist durch die gemeinsam ausgetragene Fußball-Weltmeisterschaft 2002 eine bis dahin unbekannte emotionale Nähe zu Korea entstanden. Die “Winter Sonata" kam zu einer Zeit, in der sich seit den achtziger Jahren eine starke Tendenz zu einem individuellen Lebensstil amerikanischer Art durchgesetzt hat. Die Hinwendung zur Aufopferung für das Land in der schwierigen Phase hat nach dem zweiten Weltkrieg ihre Bedeutung verloren. Die japanischen Zuschauer, die an die permanente Präsenz der US-Produktionen, an den amerikanischen Geschmack und an die amerikanischen Stars gewöhnt sind, erlebten durch die koreanischen Produktionen völlig andere Dimensionen. Die traditionellen Familienformen, die Demonstration der Liebe rufen bei den Japanern mittleren Alters, die sowohl mit den asiatischen als auch den westlichen Kulturen vertraut sind, eine Nostalgie hervor. Die Japanerinnen entdecken in einem koreanischen Drama eine Projektionsfläche für Erinnerungen ihrer vorhandenen asiatischen Denk- und Lebensweisen.

2.2. Kulturbeschränkte Einschränkungen und Hybridität

Das Phänomen Hallyu lässt sich auch durch die kulturbedingte Einschränkung (cultural discount) erklären. Sind die Produkte erst einmal hergestellt, bieten sich Medieninhalte für eine möglichst umfassende Vermarktung an. Fast alle Inhalte stehen jedoch im kulturellen Kontext des Produktionslandes, welcher sich von dem anderer Länder unterscheidet. Je stärker dieser kulturelle Unterschied ist, desto stärker sind auch die Einschränkungen der kommerziellen Verwertbarkeit.

Bevor Hallyu auf den Markt kam, wurden fast nur Werte und Normen verankert, die mit den am Markt dominanten angloamerikanischen und europäischen Produktionen vermittelt wurden. Für das Publikum in diesen benachteiligten Kulturräumen führte dies dazu, dass sie Teile der importierten Inhalte zunächst gar nicht richtig verstehen konnten, weil ihnen der soziokulturelle Hintergrund fremd war.

Obwohl die Verbreitung der Kulturprodukte aus den USA in den asiatischen Gebieten groß bleiben wird, bleibt jedoch die Vermutung, dass die kulturbedingten Einschränkungen koreanischer Produktionen in Asien geringer sind als die für die in Asien angebotenen amerikanischen Produktionen. Denn mit Hallyu wird die kulturräumliche Identität bewahrt, die kulturbedingten Normen und Werte können angeglichen werden.

Bemerkenswert ist, dass die Hybridität als besondere Eigenschaft der koreanischen Kultur hervorgehoben wird. Das bedeutet, dass durch die Aufnahme und Transformationsleistung eine ganz neue Kultur geschaffen wird. Die Hallyu-begeisterten Asiaten empfinden die koreanischen Filme, Fernsehdramen sowie die Popmusik als einzigartig und erfrischend, obwohl sie eine Mischung aus japanischen und amerikanischen Elementen enthalten. Die dynamische und unkonventionelle koreanische Populärkultur mit ihrer spezifischen asiatischen Sensibilität würde den unterdrückten Wünschen einer neuen Generation von Chinesen entsprechen. Die gleiche Logik, dass durch die Aufnahme von Elementen anderer Kulturen durch die besonderen Transformationsleistungen der Kultur eine ganz neue Kultur geschaffen würde, kennt man schon von den japanischen Kulturdiskursen. Vielleicht braucht man solche Theorien in Ländern, die große Staaten wie China, die USA oder Japan als Nachbarn haben, um eigene kulturelle Identitäten zu konstruieren (vgl. Lee Eun-Jeung 2004).

 

3. Kontroversen

Auch in Zeiten der Globalisierung bleiben das Nationalbewusstsein und die Verbundenheit mit dem eigenen Land Faktoren, die das Konsumverhalten der Menschen maßgeblich bestimmen. So verwundert es nicht, dass der Boom der koreanischen Populärkultur in anderen Ländern auf Ablehnung stößt und bisweilen nationalistischen Furor provoziert.

Im Gegensatz zu Europa, wo hauptsächlich die benachteiligten Schichten einer Gesellschaft Antipathien gegen eine fremde Kultur entwickeln, sind es in Japan eher die Intellektuellen. Das Ken-Kanryu (Gegen die koreanische Welle) Comicbook "Hating the Korean Wave"(9) stand für mehr als 4 Monate als Bestseller auf dem japanischen Buchmarkt (New York Times 19. 11. 2005)(10).

Die nationalistisch motivierte Gegenbewegung ergießt sich in sarkastischen und kritischen Bemerkungen gegen die “naiven und unverbesserlichen Koreaner", die  auf ”Hallyu“ "stolz" sind. (11)

Die koreanischen Medien berichteten als Gegenreaktion auf die japanischen Hallyu-Gegner in Japan über die heftigen Proteste der Nachbarländer gegen den jährlichen Besuch des Yasukumi-Schreins des ehemaligen Ministerpräsidenten Koizumi.

Ein Interview des japanischen Fillmemachers Ayoma beim Cine Seoul rief auch in Deutschland sowohl unter den sowohl koreanisch-deutschen,  japanisch-deutschen als auch unter den Hallyu-interessierten deutschen Netizens eine heftige Diskussion hervor.

Ayoma machte folgende Bemerkung über den Schauspieler Bae, Yong-Joon und andere koreanische Stars in seinem Heimatland (Englishchosun 9.12.2005)(12):

I really want to say this, the director said, clearly exasperated. To me, Japanese women who flock to see Yonsama (Korean actor Bae Yong-joon) are repulsive. When I see something so repulsive, whoever they are carrying on about, it makes me feel profoundly sick.

Darauf sind folgende Reaktionen auf der Hompage ‘Hangaram' zu finden: (13)

 Zitat 1: . .. das sehe ich auch so.
Denn, wie der Filmememacher auch gesagt hat, "When I see something so repulsive, whoever they are carrying on about, it makes me feel profoundly sick. Er findet also die allgemeine Massenvermarktung und die abhängige Massen die diesen ‘Scheiss‘ konsumieren, ekelhaft. Ich stimme zu. Warum hier ständig auf Japan herumgepöbelt wird, verstehe ich nicht. Idiotischen Massenkonsum zu beurteilen hat weder mit Japan noch mit Korea etwas zu tun. Ausser das hier eben Kultur-Kitsch und solcher Kram aus Korea exportiert wird, genau so wie von alle anderen Ländern. Das ist wohl leider eine Folge der globale Massen- und Kulturvermarktung.“

Zitat 2: „Ich kann mir gut vorstellen, dass er ganz anders denken und sich freuen würde, wenn man seine Filme in Asien so vergöttern würde wie den netten Yonsama.
Das mit der "Vemarktung" eines Schauspielers oder Sängers ist doch eine uralte Masche. Die Amerikaner haben es mit Michael Jackson, Britney Spears & Co. vorgemacht. So ist der Kapitalismus mit seinen Methoden. Asien wird verwestlicht. Da ist es nicht verwunderlich, dass auch asiatische Künstler in dem gleichen Stil wie die amerikanischen Stars und Sternchen "verkauft" werden. Nun sind es eben nicht die japanischen Sternchen, die Popularität in Asien genießen, sondern die koreanischen Künstler. Entweder man regt sich darüber auf oder man freut sich wie es zB der größte Teil der weibliche Bevölkerung in Japan tut (außer der Frau des Filmemachers natürlich).“

Zitat 3: Dies ist lediglich ein kurzzeitiger Verkaufsboom. Yonsama-Bettwäsche, Yonsama-Lutscher, Yonsama-Bentou-Boxen, Yonsama, Yonsama Yonsama... Der "richtige" Name Bae Yong-joon wird schon gar nicht mehr genannt, wichtig ist nur die Verpackung von Yonsama: Brille, Mantel, Schal und Harry-Potter-Grinsen.

Zitat 4: Nun sind es eben nicht die japanischen Sternchen, die die Popularität in Asien genießen, sondern die koreanischen Künstler. Es gibt genügend Stars aus Japan, die in Asien beliebt sind, wie es eben auch erfolgreiche Chinesen und Koreaner gibt.
Und das ist auch gut so.

Zitat 5: 
Idiotischen Massenkonsum zu beurteilen, hat weder mit Japan noch mit Korea etwas zu tun, außer dass hier eben Kulturkitsch und Kram aus Korea exportiert wird, genauso wie aus allen anderen Ländern. Das ist wohl leider eine Folge der globalen Massen- und Kulturvermarktung.

Es gibt auch innerhalb Koreas starke Skepsis gegenüber der zu raschen Begeisterung der Koreaner für Hallyu. Einige Kulturwissenschaftler behaupten, dass Hallyu nur ein Nebenprodukt des zweitklassigen Kulturkapitals sei und deshalb nicht die eigentliche Qualität der koreanischen Kultur repräsentiere. Der Erfolg von Hallyu beruhe nicht auf dem koreanischen Gemüt, sondern habe als Folge der Logik des Turbokapitals die eigene Tradition und alles Koreanische aufgegeben (Cho-Han, Hye-Chong 2003: 29-39). Der Grund der Beliebtheit der koreanischen Kulturgüter in den zahlreichen asiatischen Ländern liege nicht auf den gemeinsamen traditionellen Werten der Asiaten, die man durch die Kulturtheorien des Konfuzianismus zu erklären versuche. „Was Korea jetzt verkauft, ist lediglich eine koreanische Version der amerikanischen kommerzialisierten Kultur“ (Cho-Han, Hye-Chong 2003: 39). Die Ausweitung von Hallyu stimme mit dem Prozess der Modernisierung der heutigen Konsumkultur überein, die gezielt den Geschmack der Masse bediene. Dies sei auch innerhalb der Herstellung und des Verbrauchs der Kulturprodukte sichtbar geworden. Diese Erscheinung der grenzüberschreitenden Distribution der Handelsprodukte sowie die Einführung des transnationalen Kapitals stimme mit denStrategien der Kulturindustrie Koreas überein. So wird häufig davor gewarnt, dass sich die anderen Länder wegen der rasch wachsenden Kulturindustrie Koreas bedroht fühlten. Je höher die Wellen von Hallyu schlügen, um so notwendiger sei eine Stärkung des gegenseitigen Kulturaustausches (Hong, Sa-Chong 2001). Die koreanische Populärkultur sollte ferner als Transportmittel für weiterreichende soziale, humanitäre und auch politische Interessen in allen asiatischen Staaten dienen.

 

4. Fallstudien (China, Japan)

Hallyu muss in der Lage sein, andere Wertsysteme und Kulturtraditionen sowie die kulturellen Diversitäten der jeweiligen Länder zu verstehen und kulturorientiert zu gestalten. Denn, obwohl das globale Bewusstsein wächst, verlieren das nationale, das regionale und das individuelle Bewusstsein nicht an Bedeutung.

Als Beispiel für die länderspezifische Rezeption sei die Liebeskomödie “Die groteske Sie" (Yopkicheokin Kunyo) zu nennen. Während sich das koreanische Publikum in erster Linie für die Rückkehr der Hauptdarstellerin zu einer konservativen Lebensweise interessierte, war den japanischen Zuschauern eher am liebenswerten und scheuen Hauptdarsteller sowie an der Inszenierung der „wahren Liebe“ gelegen. Die chinesischen Nachbarn dagegen waren vor allem vom Stadtbild begeistert, welches in ihrem Land seinesgleichen sucht. Außerdem kamen bei den chinesischen Zuschauern die amüsante Liebesgeschichte sowie Musik und Image gut an. Hier zeigen sich die länderspezifischen Aspekte der kulturellen Diversität von Hallyu.

4.1. China unter globalem Aspekt

Die Volksrepublik China wurde bis in die 1990er Jahre als Entwicklungsland eingestuft. Sie vertritt international die „Ein-China-Politik“, deren offizielle Anerkennung seit Anfang der 1970er Jahre auch im Westen durchgesetzt ist.

In den 1980er Jahren begann China, sich teilweise wieder kulturell und wirtschaftlich zu öffnen. Wirtschaftlich weist die Volksrepublik China derzeit eine hohe Dynamik auf. Sie verändert sich nach der „Kulturrevolution“ zunehmend zu einer Großmacht.

Die rasche Wirtschaftsentwicklung und die Einbindung in den Weltmarkt förderten zugleich die Entstehung einer Schicht von akademisch gebildeten Fachkräften und Wirtschaftsexperten und damit einer wichtigen Gruppe der städtischen Mittelschicht. Die Bedeutung von technisch und akademisch Gebildeten in Wirtschaft, Gesellschaft und Politik ist ebenfalls deutlich gestiegen. Diese Gruppe der städtischen Mittelschicht hat einen enormen Nachholbedarf an Kulturkonsum. Da die Regierung aber die Anforderungen der Verbraucher nicht erfüllen konnte, entstanden Formen der widerrechtlichen Übernahme von Produkten westlicher Kulturen (Raubkopien) auf dem Markt.

Die Voraussetzung für Hallyu in China war sicherlich die schon vorhandene Verbreitung der Kung-Fu-Filme der 1970er und 1980er Jahre aus Hongkong, welche sicherlich kapitalistische Züge und kapitalistischen Werte enthielten. Das Konsumverhalten der Chinesen wurde daher schon durch die Populärkultur aus Hongkong beeinflusst. Die Filme aus Hongkong gaben diskrete Hinweise auf die zukünftige kapitalistische Gesellschaft. Das kommunistische Wertesystem wurde gegen das Heldentum des Reichtums und die Romantik der kapitalistischen Gesellschaft ausgetauscht.

4.2. China unter lokalem Aspekt

Der chinesische Kulturwissenschaftler Chen Pengjun (2003) ist der Meinung, dass die Populärkultur Koreas in China deswegen so erfolgreich sei, weil sie einerseits der westlichen Kultur, für die die Chinesen Sympathie empfinden, ähnlich ist, aber auch zugleich Züge der ostasiatischen Kultur enthält. Dies würde den Chinesen das Gefühl der Nähe zur eigenen Kultur vermitteln. Korea habe schon über mehrere tausend Jahre die chinesische Kultur aufgenommen, diese aber so bearbeitet, dass daraus eine eigene Kultur entstanden sei. Auch durch die Aufnahme der japanischen Populärkultur und die Transformationsleistung habe Korea seine eigene Kultur geschaffen. Die Sorge über die Abhängigkeit von der japanischen Kultur sei unnötig geworden. Dies gelte auch für die Beziehung zu China. Diese Fähigkeit der koreanischen Kultur, fremde Kulturen in sich aufzunehmen und daraus Eigenes daraus zu entwickeln, sei der eigentliche Ursprung von Hallyu (Chen, Peng-Chun 2003, zit. n. Lee, Eun-Jeung 2004).

Somit bietet die koreanische Populärkultur den Menschen, die zur gleichen Zeit unter gleichen Bedingungen leben, eine gute Kombination zwischen Homogenität und Diversität an. Dies bedeutet auch, dass der Konsum der koreanischen Popkultur für die jungen Chinesen eine gute Vorbereitung auf die nahe Zukunft  ist.

4.3. Japan unter dem globalen Aspekt

In Japan interpretiert man das Wort “Globalisierung der Popkultur” bestimmt anders als in seinen Nachbarländern. Denn Japan gilt seit Jahrzehnten als führendes Land Asiens, sowohl politisch als auch wirtschaftlich und kulturell. Seit Anfang der 1980er Jahre beeinflusst die japanische Populärkultur die Populärkultur in ganz Asien (Japan wave). Junge Leute hören japanische Popmusik, während Kinder Manga lesen und folgen japanischen Zeichentrickfilmen im Fernsehen. Auch die japanische Mode und japanisches Design sind im Ausland  omnipräsent.

In den letzten Jahren haben auch koreanische Schauspieler und Künstler eine enorme Popularität in Japan erfahren. Das Beispiel von „.Kan-Ryu“ zeigt, dass auch Japan von seinen Nachbarn kulturell beeinflusst wird.

Man fragt sich, ob das anhaltende Interesse der japanischen Öffentlichkeit an koreanischen TV-Serien und sonstigen Kulturprodukten (DVD-Ausgaben, Pop-Musik, Sprachkursen) etwas zur Verbesserung der japanisch-koreanischen Beziehungen beitragen wird.

Der Medienkritiker Funabashi Yoichi ( 2004, zit.n. Lee, Eun-Jeung 2004) schreibt angesichts des Booms der koreanischen Dramen in Japan, dass sich mittels der Populärkultur, die das schwierige geschichtliche Erbe ignoriert, eine neue asiatische Gemeinschaft bildet.

Ähnliche Auffassungen sind auch in Korea seit 2001 häufig zu finden. So schreibt Hankyoreh, die bedeutendste progressive Tageszeitung in Korea, dass die koreanische Kultur bei der Überwindung der Vergangenheit und der Bildung einer neuen asiatischen Kulturgemeinschaft in Asien im 21. Jahrhundert eine wichtige Vermittlerrolle spiele (Hankyoreh 14.10.2003).

Der Trendforscher Kim Mu-Gon ist der Meinung, dass die asiatische Kulturgemeinschaft ihre besondere Bedeutung als ein gemeinsamer Markt erhalte (Seoul Sinmun 12.07.2004). Der erste Schritt sei die Bildung eines gemeinsamen Marktes zwischen Japan und Korea. Eine einzige „Winter Somata“ habe gezeigt, dass solche Barrieren „wie die Berliner Mauer fallen können“. Er sieht in der Begeisterung japanischer Frauen für Bae Yong-Joon, den Hauptdarsteller in diesem Drama, „eine Ouvertüre der Hoffnung für eine künftige Kulturgemeinschaft in Asien“ (zit. n. Lee, Eun-Jeung 2004).

4.4. Japan unter lokalem Aspekt

Die internationale Wirkung der koreanischen Fernsehdramen wurde der breiteren Öffentlichkeit erstmals anlässlich der Resonanz von "Winter Sonata" in Japan bewusst. Es waren vor allem die japanischen Frauen mittleren Alters, die zunächst bereit waren, diese koreanische Produktion überhaupt zur Kenntnis zu nehmen. Deren zunehmendes Interesse sorgte dann für eine regelrechte Sensation. Was ist der Grund für den Erfolg von "Winter Sonata" in Japan? In Medienberichten wird hervorgehoben, dass es vor allem die tiefen Beziehungen zwischen Männern und Frauen sind, die das japanische Publikum fesselten. Die unbedingte Fürsorge und Liebe, mit der Koreaner in Familie und Freundschaft füreinander da sind, war in Japan offenbar etwas völlig Neues. Ein anderer Grund für die Popularität der koreanischen Dramen ist, dass die japanische Populärkultur hauptsächlich für die Jugendlichen und für Männer konzipiert ist. Meistens sind die älteren Generationen von Frauen von dieser kulturellen Entwicklung  ausgeschlossen.

Während sich die Männer intensiv mit dem Heimatland und deren sozialen Status identifizieren, haben die japanischen Frauen ihren sozialen Status nicht richtig finden können. Dies, im Kontrast zu einer ansonsten stark konkurrenzorientierten und unterkühlten japanischen Gesellschaft, scheint "Winter Sonata" so einzigartig gemacht zu haben.

Auch reagieren die Japanerinnen toleranter auf den Konsum fremder Populärkultur als Männer. Dies zeigt sich daran, dass die Männer Hallyu skeptischer gegenüberstehen. Noch ein weiterer Grund dürfte in der Persönlichkeit und schauspielerischen Leistung des Hauptdarstellers Bae Yong-Joon (in Japan: "Yonsama") liegen. Sein Markenzeichen ist eine freundliche, warmherzige und überaus glückliche Ausstrahlung.

Die Popularität einer romantischen Komödie wie "My Sassy Girl" in Japan gibt außerdem noch Auskunft über die Entwicklungen in der asiatischen Gesellschaft der letzten Jahre. Die Protagonistin, die ihren Freund Kyun Woo herumkommandiert und sich regelmäßig bewusstlos trinkt, ist weit entfernt vom Klischee der devoten Asiatin und kann als Ausdruck der veränderten Rolle der Frau in der eher extrem konservativen und patriarchalischen asiatischen Gesellschaft betrachtet werden.

 

5. Von der kulturellen Diversität zur kulturellen Gemeinschaft?

Viele Kulturwissenschaftler sind der Meinung, dass die Bildung einer kulturellen Gemeinschaft in Asien eine sehr sinnvolle Sache sei, um die westliche und vor allem amerikanische Kultur aufzuhalten.

Diese Idee biete die Möglichkeit - wenn auch die asiatische Populärkulturgemeinschaft von einer starken Welle der Globalisierung überwältigt worden zu sein scheint - eine neue asiatische Identität zu schaffen.

Allerdings übersehen sie, dass kulturelle Diversitäten sowie Überlagerungen und Vermischungen weltweit  an der Tagesordnung sind.

Man kann nicht von einer ausschließlich asiatischen Kultur Asiens reden, da Hallyu eine Form des Kulturaustausches ist, bei dem weniger die politischen und intellektuellen Eliten als vielmehr die normale Masse eine entscheidende Rolle spielen.

Die Netizens auf den Hallyu-Sites beschäftigen sich meist mit der Frage, wie der plötzliche Boom der koreanischen Populärkultur in Asien zu verstehen ist und wie er am Leben erhalten werden kann. Weder der Stolz auf Hallyu und damit die übertriebene Hochachtung für die koreanische Kultur, noch die Erwartung wirtschaftlicher Vorteile für Korea treten in Erscheinung. Die Nationalität der Fans ist schon lange kein Thema mehr, und mit Hilfe von Echtzeit-Übersetzungsmaschinen werden Informationen und Meinungen über ihre Stars ausgetauscht.

Teilnehmer der Homepage der jeweiligen Hallyu-Stars, die aus allen Regionen Asiens kommen, geniessen die hohe Popularität ihrer Lieblingsstars. Auch im koreanischen Internet gibt es unzählige Fansites für Stars aus allen möglichen Ländern. Die Kommunikation der Fans überschreitet, auch mit Hilfe der Echtzeit-Übersetzungsprogrammen, mühelos nationale Grenzen.

Durch die Geschmacksgemeinschaft hat sich schon längst eine transnationale Gefühlsgemeinschaft herausgebildet. Die intellektuellen Diskurse über Hallyu scheinen in mancher Weise den Kontakt zu ihrem Gegenstand verloren zu haben, denn nationale Identifikationen sind, wie anhand der Fansites zu sehen ist, gegenüber den sich bildenden Gefühlsgemeinschaften eher bedeutungslos geworden. Ist es dann wirklich angemessen, weiterhin Diskussionen zu führen, in denen man zwischen Ost und West unterscheidet?

 

Literaturverzeichnis

 


Anmerkungen:

1 Das Jahr 2000 begann mit einem H.O.T.-Konzert in Peking, dem Konzerte von Ahn, Jae-Uk. Die anderen koreanischen Sängern und Gruppen wie NRG, Baby Vox, SES und Shinhwa folgten.
2 In den folgenden Jahren waren Fernsehdramen wie "Autumn Fairy Tale" mit den Schauspielern Song, Seung-Heon, Song, Hye-Gyo und Won Bin sowie "Winter Sonata" mit den Schauspielern Bae, Yong-Jun und Choi, Ji-woo in China und anderen asiatischen Ländern wie Singapur, Malaysia, Thailand und der Mongolei sehr erfolgreich. In Taiwan führten die koreanischen Fernsehdramen “Invitation” und “ Flame of Fire” mit dem Star Lee, Young-Ae zu einer großen Nachfrage koreanischer Mode und Kosmetika.
3 Besonders beliebt waren  „Pueui Modungut“ (Alles von Eva) , ”Hotelier“ und „Ino Agassi“ (Meerjungfrau).
4 Die «Winter Sonata» erzählt eine Dreiecksgeschichte von zwei Männern und einer Frau, mit den üblichen Ingredienzien wie erste Liebe, Trennung, Gedächtnisverlust, Familiengeheimnis. Die Demonstration des Familienzusammenhaltes formt letzten Endes ein typisch sentimentales koreanisches Melodrama. Die Gebirgslandschaft der Kangwon-Provinz, die den Schauplatz bildet, wird inzwischen von vielen japanischen Touristen besucht.
5 Man berücksichtige die historische Situation Koreas, das neben den beiden Großmächten China und Japan als kleines Land überleben musste und bis ins 10. Jahrhundert einseitig die chinesische Kultur importierte.
6 Chosun Ilbo, Tong A Ilbo, Cungang Ilbo, Hankyoreh und Oh my news, die sich in der politisch-ideologischen Positionen sehr unterscheiden, haben bezuelg. der Hallyu die gleichen Auffassungen.
7 Fans koreanischer Pop- und Unterhaltungskultur reisen scharenweise nach Korea, um die Locations von Fernsehserien und Filmen zu besuchen und um die Chance zu haben, ihre Lieblingsstars zu treffen. Zu diesen von Fans besuchten Orten gehören zum Beispiel die Insel Nami, Yongpyeong nördlich von Seoul sowie die Insel Jeju-do.
8 Durch die schwer belasteten Erfahrungen zwischen Japan und Korea, besonders im 20 Jahrundert, ist unter den Koreanern eine besonders nationalistisch geprägte Haltung gegenüber den Japanern zu beobachten. 
9 Kenkanryu (The Hate Korea Wave) By Sharin Yamano 289 Seiten, Tokyo: Shinyusha, 2005 (in Japaisch erschienen
10 A young Japanese woman in the comic book "Hating the Korean Wave" exclaims, "It's not an exaggeration to say that Japan built the South Korea of today!" In another passage the book states that "there is nothing at all in Korean culture to be proud of." ( TOKYO, 14.11.2005)
11 "I wonder why they haven't grown up at all," Mr. Nishio said. "They don't change. I wonder why China and Korea haven't learned anything (der Verfasser des Ken-Kanryu Comicbooks z.n. New York Times 19.11.2005))
12 http://english.chosun.com/w21data/html/news/200512/200512210008.html
13 Diese Diskussion von Pro-und Contra Hallyu ist mit dem Titel "Neid ist die höchste Anerkennung .... oder wie geht nochmal der Spruch“ auf der Homepage von Hangaram zu finden: http://www.hangaram.de/. (2005).

1.4. New Multi-society and Cultural Integration in Asia and Europe | Die neue multikulturelle Gesellschaften und die kulturelle Integration in Asien und Europa

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For quotation purposes:
Chung, Ch.S. Dury | Choi, Eun-Soon | Park, Sung-Soo: Hallyu – Eine neue Form kultureller Diversität in Asien - In: TRANS. Internet-Zeitschrift für Kulturwissenschaften. No. 17/2008. WWW: http://www.inst.at/trans/17Nr1-4/1-4_chung_choi_park17.htm

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