TRANS Internet-Zeitschrift für Kulturwissenschaften 17. Nr. März 2010

Sektion 3.11. Das Künstlerbild und das Künstlerproblem in der Ost-West-Literatur / The Idea of the Artist and the Problem of the Artist in Literature, East and West
Sektionsleiterin | Section Chair: Pornsan Watanangura (Chulalongkorn Universität, Bangkok, Thailand)

Dokumentation | Documentation | Documentation


Branko Andric –

Einblick in das Leben und Schaffen eines Künstlers und Schriftstellers

Branko Andric jun. (Wien) [BIO]

© Bilder: Andjelija Terzic, Branko Andric jun.

Email: b.andric@gmx.net

 

 

Inhaltsverzeichnis:

  1. Einleitung
  2. Biografie
  3. Kulturelle Bedingungen in den 60er und 70er Jahren in Novi Sad.
  4. Das Verhältnis von Branko Andric zu den Gruppen Konzeptueller Künstler in Novi Sad.
  5. Dimensionen künstlerischer Praxis
  6. Kulturelles Engagement in Novi Sad und Wien.
  7. Rückschluss auf allgemeine Interessen zeitgenössischer Künstler und deren Funktion und der Status in der Wissensproduktion
  8. Projekte des „Archiv Branko Andric“ von 2005-2008
  9. Literaturnachweis

 

Einleitung

In Novi Sad, der Hauptstadt der nordserbischen Provinz Vojvodina wie auch in Wien kennt man einen Künstler namens Branko Andric (1942–2005). In Novi Sad, wo er geboren wurde, wird er als urbane Legende bezeichnet. In Wien war er als Graphiker und Schriftsteller geschätzt, und wird er heute nach seinem Tod und einer retrospektiven Ausstellung an der Akademie der Bildenden Künste Wien,  als eine für die Kunst- und Kulturgeschichte signifikante Künstlerpersönlichkeit, insbesondere jener des ehemaligen Jugoslawiens und der Wiener Kunst- und Kulturszene, betrachtet.

Geht man den Tätigkeiten dieses Künstlers nach, stößt man zuerst auf zahlreiche Formate und Techniken, die von der Literatur und einzelnen Bereichen der Bildenden Kunst bis zur Musik reichen.

Seine künstlerische Laufbahn begann in seiner Geburtsstadt Novi Sad, wo er zuerst mit literarischen Werken an die Öffentlichkeit trat und diese gleich faszinierte und zugleich prägte.  Zur selben Zeit, gemeint sind die späten 60er und frühen 70er Jahre, gründete Branko Andric zusammen mit weiteren jungen Künstlern aus der Vojvodina die Künstlergruppe KOD, welche in den folgenden Jahren transformiert und bald aufgelöst wurde. Die Gruppe KOD ist jedoch in die Kunstgeschichte Serbiens bzw. Jugoslawiens als die Novosader Neo-Avandgarde eingegangen. Es handelte sich  um eine sehr engagierte, kreative und produktive Bewegung, welche Paradigmen hervorgebracht hat, die das Verständnis von Kunst erweitert haben bzw. aus ihren veralteten Definitionen befreien wollte. Da Branko Andric mit der Gruppe in enger Beziehung stand, gehe ich auf die Kunst der 60er und 70er Jahre und deren kulturellen Bedingungen genauer ein.

 

1. Biografie

Ich und die Wand

Ich beobachte eine Wand
Die Wand ist groß
Und solide gebaut
Etwa zwei Meter hoch
Aus roten
Mit grauem Mörtel verklebten
Ziegel
Teilweise durch Regentropfen nass
Und teilweise durch den Wind getrocknet
Das Foto ist technisch gut
Gelungen und sehr farbenecht
Und scharf
Das ist eines meiner schönsten
Portraits.

Branko Andric 17.08.2005

Branko Andric wurde am 09. April 1942 im Laufe des 2. Weltkrieges in Novi Sad der Hauptstadt der multiethnischen Provinz Vojvodina geboren. Sein Vater Branko Andric wurde kurz bevor Branko geboren wurde, von den ungarischen Nazis im Zuge einer Razzia, in der Juden verhaftet, verschleppt und unter das Eis der Donau geworfen wurden, ebenfalls mitgenommen und hingerichtet. Das geschah kurz bevor Branko geboren wurde.

..

Abb.1: Kindheit

Brankos Mutter, Branislava Vitjuk, heiratete bald einen neuen Mann, mit dem sie einen weiteren Sohn in die Welt setzte und übersiedelte nach Belgrad. Branko blieb in Novi Sad und wurde von der Ärztin Dr. Milena Stefanovic, Branislavas Mutter, großgezogen.

.

Abb.2: Branko mit einer Rodel

Branko wächst in einem im Zentrum der Stadt liegenden Haus auf. Seine Sozialisation verläuft ihm Rahmen eines bürgerlichen Mileus. Gegen Ende des Gymnasiums entwickelt er ein Interesse für Physik und verfasst eine Maturaarbeit zum Thema Transmutationen der Elemente. Nach Abschluss des Studiums der Politikwissenschaften absolviert er auch die höhere Pädagogische Schule, Abteilung Bildende Kunst.

Im Laufe der 50er und 60er Jahre erreichen die ersten Jeanshosen, Rock’n Roll, Vinyl-Platten Novi Sad, und in der Jugendtribüne beginnt ein Kulturprogramm, dass sowohl regionalen als auch internationalen Film, Musik, Literatur und Bildende Kunst präsentiert.

.

Abb 3: Branko Andric  "Andrla"  mit Schallplatten, Während seiner Schulzeit bekommt er den Spitznahmen „Andrla“

Branko wird zu einem der ersten, der diese Kulturelemente einbaut und der beginnt, die jeweiligen Techniken, bzw. Medien, vor dem Hintergrund der künstlerischen Freiheit und Unabhängigkeit, gestalterisch zu nützen.

Zur selben Zeit bildete sich in Novi Sad ein Kollektiv mehr oder weniger gleichaltriger Studenten, welche das selbe wie Branko wollen und mit denen er das Interesse an Kunst und Literatur teilt.

..

Abb 4: Branko Andric (links) und junge Schriftsteller aus der Vojvodina

Nach einigen erfolgreichen Lesungen, Drehbüchern und Filmen wie z.B: Zdravi ljudi za razonudu, welcher den 1. Preis beim Kurzfilmfestival in Oberhausen bekommen hat, war Branko Andric auch beteiligt am Entstehen des Filmes Mysterien des Organismus von Dusan Makavejev.

Nach der Veröffentlichung des Offenen Briefes an die Jugoslawische Öffentlichkeit, in dem die vorherrschenden ungünstigen Bedingungen für eine freie Kunst- und Kulturproduktion formuliert wurden, bekamen diejenigen die ihn unterzeichnet haben, so auch Branko Andric, Probleme seitens des Staatsapparates und ihre Tätigkeiten als Künstler wurden illegalisiert.

.

Abb.5: Branko Andric – "Andrla" und Djorjde Sudarski-Red im Donaupark von Novi Sad, sie waschen eine Skulptur von Jovan Soldatovic und üben Kritik an der  bürokratischen und politisch „korrekten“ Kunst.

Unmittelbar nach diesem Vorfall anfang der siebziger Jahre zog Branko nach Wien, wo er in Folge einige bedeutende österreichische Kunstpreise für Graphik bekommen hatte und im Gegensatz zu Novi Sad, als Künstler anerkannt und geschätzt war.

Abb.6: Branko Andric als serbischer Graphiker in Österreich

In Wien war er bei der Besetzung und Gründung der Wiener Arena beteilig, welches zuvor ein verlassener Schlachthof war. Aus ihm sollte ein Kulturzentrum werden, das heute weltweit bekannt ist und während seines 30jährigen Bestehens unzählige Bands und Musiker präsentiert hat.

.

Abb.7: Branko Andric an der Bar in der Wiener Arena

Zu Novi Sad bricht er die Verbindung nicht vollkommen ab, sondern es beginnt eine Zeit des Pendelns zwischen diesen zwei Städten.

Sobald sich das gesellschaftspolitische Klima verbessert hatte,  veranstaltetete er wieder Lesungen und gründete in  Novi Sad die Musikband Imperivm of Jazz, die sowohl für die Stadt, als auch für Branko eine wichtige Plattform werden sollte.

In Wien kommt er durch seine zeichnerischen und malerischen Tätigkeiten und durch seine Gastarbeitergedichte zu Bekanntheit.  Diese Gedichte sind in einem gebrochenen Deutsch geschrieben und reflektieren aus seiner Perspektive auf eine groteske und humorvolle Weise verschiedene Facetten der Realität in Wien, die aber auch politischen wie gesellschaftskritischen Inhalts sind.

Zu den zahlreichen literarischen und künstlerischen Genres,  welche die Produktivität Branko Andrics ausmachen, gehören auch Drehbücher und ein unerfüllter Wunsch Filme zu drehen.

Sein Leben im Privaten ist sowohl in Wien als auch in Novi Sad durch große Armut und Mittellosigkeit gekennzeichnet, die ihn jedoch nicht davon abgehalten hat, reich an Wärme, Güte und Humor zu sein.

1980 lernt er Andjelija Terzic seine zweite Frau kennen, einen Künstlerin und Kunsthistorikerin, welche ebenfalls aus dem Kreis der Neo-Avantgarde und Konzept-KünstleInnen der 60er und 70er Jahre im ehemaligen Jugoslawien kam.

.

Abb.8: Andjelija Terzic, Branko Andic und Branko Andric – "Andrla"

Bis zu seinem tödlichen Unfall am 20.10.2005 auf einer ungarischen Landstraße in der Nähe von Donauujvaros, verursacht durch einen Geisterfahrer, erschienen zahlreiche Romane, Drehbücher, Kurzgeschichten und Übersetzungen. Ausserdem hinterließ es eine große Zahl an Graphiken und Ölbildern, stundenlange Audio- sowie Videoaufnahmen der Gruppe „Imperivm of Jazz“. Über ihn kursieren in Wien und vor allem in Novi Sad, unzählige Anekdoten, die mündlich wie Legenden erzählt werden.

Branko Andric wird in den Kreisen der Schriftsteller und Literaturwissenschaftler in der Vojvodina als  Reformator der serbischen Prosa bezeichnet, dessen Werke von großer Bedeutung und noch zu erforschen sind.

Kunst- und kulturgeschichtlich stellt er unter anderem auch eine eine Figur der 1968er Bewegung dar. Zugleich hat er jedoch eine eigene Position in diesem Kontext eingenommen und hat dadurch einen besonderen Wert wegen ihrer Einzigartigkeit für einen politischen sowie künstlerischen Diskurs.

 

2.  Kulturelle Bedigungen in den 60er und 70er Jahren in Novi Sad

Die Zeit zwischen 1964 und 1973 ist für die Evolution der Bereiche Kunst- und Kultur im Raum Novi Sad und der Region Vojvodina eine Epoche hoher Produktivität, einer kulturgeschichtlich signifikanten, kunstgeschichtlich lebhaften kulturellen Aktivität einer Gesellschaft. Dieser "Vulkanausbruch", welchen Branko Andric in einer 1991 gedrehten Videodokumentation, als „Energie-Entleerung“ beschreibt, ist durch drei wesentliche Faktoren ausgelöst worden, die wir als kulturelle Bedingungen auffassen und gliedern können.

Die materielle Infrastruktur

Architektur: Im Jahr 1954 wurde in Novi Sad die „Tribina mladih“ (Jugendtribüne), heute das Kulturzentrum von Novi Sad, gegründet. Das Gebäude ist ein dreistöckiges Haus im Zentrum der Stadt, welches ein Theater bzw. Kinosaal, ein Salon für Bildende Kunst und einen Saal für das literarische Programm integriert. Ohne dieses Haus wäre der Beitrag der Künstler, die Konzentration, Veranschaulichung und Gliederung der Kultur und die Agregation von Wissen in der uns bekannten Form, nicht möglich gewesen. Die Existenz der Tribina mladih ist für die Kunst der 60/70 Jahre konstituierend, vor allem weil die Gruppe Konzeptueller Künstler  sich nicht nur der Infrastruktur bedient haben, sondern die Infrastruktur  selbst zum Gegenstand künstlerischer Praxis machten, deren Bedingungen sie erforschten und deren Grenzen sie durch künstlerische Experimente, wie z.B. die Paratheatralische Perfomances, ausgelotet haben.

Technologie: Die breitere Verfügbarkeit von Medien (Film, Fotografie, Printmedien, Tontechnik) war für die Künstler nichts anderes als eine Einladung, diese zum Zweck der Vermittlung ihrer Kunst zu verwenden. Ihr Gebrauch wurde sowohl zur Dokumentation, als auch zur Produktion ihrer Arbeiten eingesetzt.. Ähnlich wie in der Architektur haben die Konzeptuellen Künstler den primären Gebrauch der Medien überschritten, indem sie die Bedingungen der Technologien selbst thematisierten.

Mobilität: Autos, Züge und Busse und der Flugverkehr ermöglichte den Kulturtourismus. Neben dem Kulturtourismus haben sich Künstler selbst auch auf kunsttouristische Reisen begeben, wie zur Documenta nach Kassel. Die Folge war ein Import von Wissen und eine starke Motivation an neuen künstlerischen Tendenzen, die innerhalb der Kunst in Deutschland, Frankreich und den USA stattgefunden haben, teilzunehmen und die zugrunde liegenden Überlegungen im eigenen Kontext umzusetzen.

Die virtuelle Infrastruktur

In Bezug auf die virtuelle Infrastruktur und insbesonders im Hinblick auf den staatsverwalten  Kontext schreibt Misko Schuvakovic;

„In Jugoslawien haben weder eine dominante kulturelle Konzeption noch ein bedeutender Rahmen eines kohärenten theoretischen und ästhetischen Denkens existiert..... Am Übergang von den sechziger zu den siebziger Jahren war der Marxismus (Realsozialismus und selbstverwaltender Sozialismus) der Außenrahmen der Kultur, wobei er mehr einen staatlichen Mechanismus der Herrschaft als ein geistiger Rahmen dargestellt hat.“ (Misko Suvakovic, frei übersetzt vom Autor)

Bei weiterer Annäherung muss die sprachliche und ethnische, die nationale und kulturelle Vielfalt, welche die Region Vojvodina und die Stadt Novi Sad prägt, erwähnt werden. Die Matica Srpska, das älteste Verlagshaus in Serbien, sowie ein entwickeltes Bildungssystem und ein großes Universitätsgelände mit zahlreichen Fakultäten, eine Akademie der Wissenschaften wie auch eine Akademie der Künste, konstitutieren ebenfalls einen Rahmen, der im weiteren Kontext  für die damalige Kunst eine Rolle spielte.

Die gesellschaftliche Infrastruktur

In der Zeit der 60er und 70er Jahre herrschte in Novi Sad eine hohe Dichte an Experten in den verschieden wissenschaftlichen Disziplinen. In Hinblick auf die Bereiche der Kultur waren, Bildende Künstler, Literaten, Musiker, Schauspieler etc. auf engem Raum versammelt und führten Diskussionen interdisziplinärer Art, geleitet von aktuellen  Fragestellungen aus ihren jeweiligen Expertisen.

2.1 Künstlergruppen und Konzeptuelle Kunst in Novi Sad

In diesem Kapitel sollen Künstler und Künstlergruppen, welche von den Interessen und künstlerischen Praxis her Branko Andric am nächsten standen, vorgestellt werden. Das sind die Gruppen KOD, (E und (E-KOD. Branko Andric war einer der Mitbegründer der Gruppe KOD, hat sie jedoch am nächsten Tag wieder verlassen.

Generell haben diese Künstler und Künstlergruppen das kollektive Verständnis, was Kunst ist und wer ein Künstler ist, erweitern wollen. Ihre erweiterte Definition der Kunst, welche bald als die Konzeptuelle Kunst bezeichnet wurde, eröffnete zugleich ein Spannungsfeld. „Eklektizismus und radikales Untersuchen realistischer künstlerischer, existentieller und politischer Inhalte und Forschungsmethoden, Methoden der Darstellung und des Benehmens, haben wie eine Provokation („Schocktherapie“) im Umfeld einer sehr bürokratisch realsozialistischen Organisation gewirkt, welche die Kunst als „gemäßigt modernistisch“ und  gekennzeichnet durch parteiliche und gesellschaftliche Interessen verstand. Die Gruppe KOD i (E hat explizite Zweifel (1) an "gemäßigt modernistischen Werten" künstlerischer Produktion, sowohl auf theoretischer wie auch auf der Produktionsebene, geäußert. (2) Bürokratisch befestigte Grenzen der  Kunst, der Kultur und Politik wurden durch Intermedialität und Intertextualität in Frage gestellt. (3) Die Künstlerbürokraten wurden delegitimiert, indem ein Spektrum von Künstlern als Kunsttheoretiker, über Künstler-Schamanen bis hin zu Anarchisten, ein neues Künstlerbild definiert haben, welches gesellschaftliche Werte zerstört. (Familien-Kommunen, rationale Bewusstsein-Droge, Parteipolitik, individuelle ideologische und mythische Welten, Institutionelles–Außerinstitutionelles, der Künstler als Individuum – das künstlerische Kollektiv, ästhetische Werte – existentielle Werte.)“ (Misko Suvakovic, frei übersetzt vom Autor aus dem Serbischen).

 

3. Das Verhältnis von Branko Andric
zu den Gruppen Konzeptueller Künstler in Novi Sad

Die Gruppe KOD wurde am 8. April 1970 in Novi Sad gegründet. Mitglieder der Gruppe waren Slavko Bogdanovic, Miroslav Mandic, Mirko Radojicic, Slobodan Tisma, Janez Kocijancic und Branko Andric. Am Tag darauf  verlässt Branko Andric die Gruppe. Der Grund für den Austritt von Branko Andric könnte, wie aus einem Interview im Artmagazin aus dem Jahr 1998 zu entnehmen ist, sein, dass er mehr ein Praktiker war, sich von den Naturwissenschaften (Physik etc.) inspirieren ließ und nicht vor dem Hintergrund komplexer philosophischer und kuntstheoretischer Systeme arbeiten wollte. Sein damaliges Interesse war in der Literatur, der visuellen und konkreten Poesie verankert. Dieser Austritt entspricht auch der Persönlichkeit von Branko Andric, der stets und in jeder Gesellschaftsstruktur (Familie, Arbeit Freundeskreise etc.  mit einem Fuss drinnen und mit dem anderen Fuss draußen war. Ein fester Halt in einer Gesellschaft (Verein etc..) und somit eine fixe Zuordnung schien Branko Andric ein unerträglicher Zustand zu sein. Man kann auch sagen, dass er die Idee des künstlerischen Kollektivs nicht gegen das Individuelle austauschen wollte oder konnte.

Die Novisader Konzeptkünstler (KOD, (E und (E-KOD haben durch eigens verfasste Axiome ein System aufgebaut,  an welche sie sich auch relativ strikt halten wollten. Diese Axiome beschrieben hauptsächlich die Wechselwirkungen zwischen dem Denken und der Handlung, zwischen der Idee und dem Kunstwerk,  wo die Kunst neu verorten werden kann. Sie entnahmen dem  Kunst-Objekt den Präfix Kunst, und machten es zum bloßen Objekt, welches höchstens die Kunst beschreibt – auf sie verweist. Auf eine Kunst, die vielleicht wie das implizite Wissen gar nicht ohne Verlust bzw. essentieller Transformation in ein Medium übersetzt werden kann. Zudem wurde dem (künstlerischen) Prozess mehr Bedeutung zugewiesen als dem Endprodukt.

 

4. Dimensionen künstlerischer Praxis:

4.1 Außergewöhnliche Lesungen, außergewöhnliche Literatur und eine außergewöhnliche Band

Branko Andric künstlerische Praxis hat sich zu dieser Zeit in der Öffentlichkeit in authentischen Lesungen manifestiert. Mit authentisch ist gemeint, dass er die gängigen Formen und Prozeduren einer Lesung bewusst transformiert hat. Dies galt sowohl für die Leseabende, als auch für die literarischen Genres in denen er arbeitete. Zeitzeugen berichten, dass Branko Andric im Morgenmantel, oder einer Pilotenhaube zu seinen Lesungen gekommen ist und so gekleidet seine Texte von überwältigendem Humor gelesen hat – einmal sogar von einer Leiter  herab, auf die er zuvor geklettert ist. Er wollte nie, dass seine Lesungen einen gewöhnlichen Verlauf nehmen. Und eine Person, meistens Vladimir Kopicl, die an solchen Leseabenden und Buchpräsentationen allerlei Ernstes, Analytisches, und Lobendes über das Werk von Branko vermittelte und dadurch mit Branko als Galionsfigur, den Raum in große Spannung versetzte, musste oft erleben, wie Branko im Anschluss der Einleitung die Meldung „... Ach das Werk sei eigentlich nicht so gut....“ oder Ähnliches von sich gab und die angestaute Spannung wieder aus dem Raum entwich. Im Hinblick auf seine Romane ist für Branko charakteristisch und das war für die serbische Literatur und Prosa neu, dass das Hauptelement eines Romans, nämlich die Hauptfigur, fehlt. Dabei fällt das Schlagwort „Presents by absence“, welches  in den  Texten über die Raumtheorie zu finden ist. Auch eine Handlung ist substantiell nicht präsent. Als einen Roman den „...man liest und liest, dabei auch seine Mühen hat, auf eine Handlung wartet und ans Ende des Romans kommt, ohne jener begegnet zu sein.“, beschreiben mehrere Literaturwissenschaftler das Werk Sanatorium.  Die fehlende Hauptfigur, die fehlende Handlung und auch andere Kennzeichen, weisen auf die Transformationen sprachlicher Strukturen hin, die von einer metasprachlichen Positionen aus vorgenommen werden. Die Schlagworte Hypertext, sprachliche mentale Pantomime, sind ebenfalls in den Kritiken zu finden.  (Vgl. Vujica Resin Tucic, Vreme Fantoma).

Lesungen Lesungen 2
Abb 9: Lesungen 1
Abb.10: Lesung 2

Die frühen Lesungen Branko Andrics, die auch als Performances verstanden werden können, haben einen starken Bezug zur Tradition des Fluxus und des Happenings. Er entwickelte aus diesen Urmodellen ein natürliches Konzept, welches sehr stark durch Ironie geprägt war.

 

4.1.1 Von der Lesung zum Konzert

Zeitzeugen berichten von einem Konzertabend, an dem ein bekannter Sänger hätte singen sollen. Die Musik begann schon mit dem Intro und gerade als der Sänger zum Mikrofon greifen wollte, erschien eine Gestalt auf der Bühne, welche just das Mikrofon ergriff und anstatt des Sängers das Lied zu singen begann. Es war Branko Andric, den der Sänger noch eine Weile auf der Bühne verfolgte und vergeblich versuchte, ihm das Mikrofon aus der Hand zu nehmen. Das Publikum war davon nicht gestört, im Gegenteil, es lachte herzhaft.

.

Abb. 11: Auf einem großen Musikfestival „YU-ROCK“, liest Branko Andric Gedichte während seine Band „Imperivm of Jazz“ sich vorbereitet.– ca. 1981

4.1.2  Von der Vojvodiner Blues Band und Imperivm of Jazz.

Branko Andric hat nicht nur 1980 Imperium of Jazz gegründet, er gilt auch als der Erfinder der Vojvodiner Blues Band. Sie ist nämlich an einem seiner Leseabende entstanden. Dieser Leseabend hat Ende der 70er Jahre in einem Lokal stattgefunden, wo sonst eine Band für die musikalische Untermalung gespielt hat. Auch an diesem Abend haben sich die Musiker versammelt, nur hatte Branko verkündet, hinter ihm spiele die Vojvodiner Blues Band. Ab diesem Zeitpunkt war die genannte Band ins Leben gerufen und Branko begleitete sie bei einigen Konzerten in Belgrad und Wien, bis er sie verlassen hat, um Imperivm of Jazz zu gründen. Die Vojvodiner Blues Band bestand bis zum Jahr 2005 parallel zu Imperium of Jazz, bis ein wichtiges Mitglied wie Branko, die Welt verlassen hat.

.

Abb.12: Imperivm  of Jazz, darunter  auch Boris Kovac

4.1.3 Die Charakteristika von Imperivm of Jazz

Imperium of Jazz bestand von 1980 bis 2005 und ist in vieler Hinsicht außergewöhnlich. Man kann sie durchaus als Art-Band bezeichnen und mit Andy Warhols Velvet Underground vergleichen.  Die Außergewöhnlichkeit beginnt damit, dass Branko weder ein Sänger war, noch ein Musikinstrument beherrschte und eigentlich unmusikalisch war, die Musiker der ersten Besetzungen hingegen, zu den Besten der Stadt zählten, und bis heute namhaft sind: z.B. Boris Kovac, Jovan Torbica, Zoran Mrakovic. Die ersten Konzerte Anfang der 80er waren noch als Jazz wiederzuerkennen. Ab Mitte der 80er und im Zuge der sich von Konzert zu Konzert verändernden Musikerbesetzung, haben zunehmend Rock und Punk Branko Andric begleitet und Imperivm of Jazz gekennzeichnet.

.

Abb. 13: Branko Andric - "Andrla", im Hintergrund Zoran Bulatovic – "Bale"

Musiker die in den ersten Punk und New-Wave Bands Jugoslawiens gespielt haben wie z.B. Zoran Bulatovic – "Bale" aus der Band Pekinska Patka und Luna, schlossen sich Imperivm of Jazz an und brachten Elemente des Punks in die Konzerte ein. Dadurch dass keine fixen Vorgaben vorgelegt wurden, hatten sie auch sehr viel Raum für Spontaneität und Improvisation. Branko hat dabei einerseits aktuelle Lieder gecovert,  andererseits seine im Textband Ja sam mamin mali seksualac veröffentlichten Gedichte gesungen und hat auch neue Lieder geschrieben.

. .
Abb.14: Branko Andric in der „Zuta Kuca“ (Gelbes Haus) in Novi Sad ca. 1984 Abb.15: "Imperivm of Jazz" in der „Zuta Kuca“, ca. 1984

Die Songs fühlten sich nicht einer speziellen Musikrichtung verpflichtet, sondern trugen Kennzeichen verschiedener Genres (z.B.: Blues, Reggae, Jazz, Rock´n Roll...). Ab Mitte der 90er stellte Branko Andric zusammen mit Zoran Mrakovic auch interessante Versuche mit digitaler Musik an.  Das letzte Konzert fand auf dem größten Südosteuropäischen Musikfestival EXIT 2005 statt. Die geschätzte Teilnehmerzahl an Musikern, welche mit Imperium of Jazz aufgetreten sind, liegt bei ca. 100. Die letzte große Außergewöhnlichkeit ist, dass auch nach 25 Jahren und einer riesigen Menge an Konzerten und Konzertaufnahmen, kein einziges offizielles Album erschienen ist.

.

Abb.16:  Einziges inoffizielles Album von "Imperivm of Jazz",  erschienen im Eigenverlag 1992

Das was Imperivm of Jazz struktuell ausmachte, war die Offenheit. Man könnte auch sagen, Imperivm of Jazz ist ein Paradigma für eine demokratisierte Bühne.  Die Lücke zwischen dem Publikum und den Performern wurde durch Branko Andric als Sänger und Conférencier geschlossen. Das Ziel keinem konstruiertem Idealbild zu entsprechen bzw. dieses zu imitieren, sondern nur zitierend und ironisierend auf es zu verweisen, brachte eine große Originalität hervor. Wie auch jede andere als „Kult“ zu bezeichnende Formation, trägt auch Imperium of Jazz den Code eines lokalen Raumes und einer bestimmten Zeit in sich. Dieser Code, welcher dem Publikum in seiner rohen Form aus dem Alltag vertraut war, kam auch auf der Bühne zur Sprache, etwa in Form einer durch Kunst bearbeiteten Sprache.

.

Abb. 17."Imperivm of Jazz" im Club „Studio 24“ in Novi Sad

 

4.2 Konkrete und Visuelle Poesie

Zu den literarisch-künstlerischen Genres, welche Branko Andric mit Beispielen bereichert hat, gehört auch der Bereich der Konkreten und Visuellen Poesie.  Das in Abb. 18 gezeigte Werk ist in der von von Milroljub Todorovic herausgegebenen Anthologie für konkrete, visuelle und signalistische Poesie  „Delo“ im Jahr 1975 in Belgrad erschienen. 

.

Abb.18: Branko Andric visuelle Posie  in der Publikation „Delo“

Ende der sechziger Jahre entstehen auch Kollagen, die zu Comics komponiert wurden. (Abb. 19) Diese Arbeiten  entstehen parallel zur amerikanischen Pop Art und sind  Beispiele der Pop Art in Serbien bzw. Novi Sad.

.

Abb. 19: Comic

4.4 Projekte im öffentlichen Raum

Die Durchführung künstlerischer Projekte im öffentlichen Raum entspricht der neuen Kunstauffassung und der neuen Kunstpraxis, die in der Position der Konzeptkünstler in Novi Sad verankert ist. Branko, der ohnehin schon im öffentlichen Raum von Novi Sad eine auratische Erscheinung war, beteiligte sich wie in diesem Zeitungsausschnitt (Abb.20) dokumentiert, an dem 6. April Meeting,  an dem auch Joseph Beuys teilgenommen hat. „Male nach Wunsch“ lautet der Titel der Aktion und lud Passanten ein, ein Bild zu malen. Diese Aktion entsprach der Vorstellung, Kunst solle an ein breiteres Kollektiv adressiert sein und dieses solle an der Rezeption der Kunst und ihrer Botschaften aktiv teilnehmen.

.

Abb. 20:  Branko Andric am sechsten "April meeting" in Novi Sad

Auch in Wien hat Branko Andric ein Kunstprojekt im öffentlichem Raum realisiert.

Mit dem Preisgeld des „Rank Xerox“- Graphikwettbewerbes, kaufte er sich den „Grünen Heinrich“, einen alten Polizeiautobus und wie seine Freunde berichten, auch einen großen Sombrero, in der Absicht eine mobile Galerie zu machen. An einen Freund in Novi Sad schrieb er; „Ich habe mir einen Autobus gekauft, um heineinzugehen wann ich will, und nicht wenn sie mich dazu zwingen...“ Vor einem raumtheoretischen Hintergrund gesehen hat Branko den Bus als repräsentativen Raum, wie auch als politisches Signifikat umfunktionalisiert, oder anders ausgedrückt, handelt es sich um eine Transformation der in ihm  eingeschriebenen Macht und gesellschaftlich konstruierten Bedeutung. Der foucaultsche Heteropos, hermetisch abgeriegelter Raum für Straftäter, wird zu einem offenen Raum zur Präsentation von Kunst.

.

Abb. 21: Polizeiautobus als Galerie

4.5 Film

Die ersten Drehbücher und Auseinandersetzungen mit dem Film an der Wende von den 60er zu den 70er Jahren, in deren Kontext er mit Dusan Makavejev, Karpo Acimovic Godina und Zelimir Zilnik zusammenarbeitete, haben bei ihm eine große Vorliebe für den Film hervorgerufen und eröffneten ein weiteres Feld seines folgenden künstlerischen Schaffens. Der Kurzfilm Litanei für heile Leute (Regie: Karpo Acimovic Godina), an dem er mit Karpo Acimovic Godina bei der Produktion von Text und Musik beteiligt war, bekam den ersten Preis beim Kurzfilmfestival in Belgrad und den Journalistenpreis in Oberhausen. Nicht nur als Autor von Underground- und konzeptuellen Filmen (z.B. Atlantis) war Branko Andric bereits in den 60er/70er Jahren tätig, sondern auch als Schauspieler. Einige Beispiele seines Schaffens im Bereich Film sollen nun näher behandelt werden. 

4.5.1 „James Dean meets Yves Montand“

1993 entsteht in dem mit Videokasseten überfüllten Wohnzimmer des Filmkritikers Otto Reiter der Film James Dean meets Yves Montand.  In diesem sechzehnminütigen Film kommt Brankos paralinguistische Körpersprache zum Vorschein und sie genügen als  Mittel um den filmischen Raum mit Substanz zu füllen.  Der zweite Protagonist ist Yves Montand, der jedoch raumzeitlich von Branko getrennt ist, trotzdem findet ein Dialog zwischen einer virtuellen und einer reellen Figur statt, die für den Betrachter beide virtuell sind. Eine verschachtelte Situation.  Der Film ist in vielerlei Hinsicht ästhetisch, wobei die „schlechte“ Qualität des Homevideos nur noch einen Layer der Besonderheit hinzufügt.

.

Abb. 22: James Dean meets Yves Montand – Filmstill

4.5.2 Drehbücher und Drehbuchskizzen

Das einzige bislang verfilmte Drehbuch ist „Tako se kalio celik“, aus dem der Regisseur Zelimir Zilnik 1988 einen Spielfilm machte. Der Film beschreibt das Leben eines Fabrikarbeiters, reflektiert die Umstände des Arbeitermilieus in Novi Sad und des zu Reichtum gelangten Fabriksdirektors. Die Gastarbeiterthematik ist genauso Bestandteil des Films wie die Liebe. Der Film hat Kultstatus und lässt den besonderen Humor von Branko Andric durchleuchten.

Zu den unverfilmten Drehbüchern gehört Omis Schlössl, ein Film der in Wien spielen sollte, Albert Einstein und Mileva Maric und schließlich auch ein autobiografischer Film mit dem Arbeitstitel Andrla-Film, an dem er in den letzen Monaten seines Lebens gearbeitet hat.

4.5.3 Schauspielerische Tätigkeiten von Branko Andric

Zwischen 1994 und 2000 ist Branko Andric in vier bedeutenden Produktionen als Schauspieler zu sehen. Diese sind Stadt aus Stein (1994) –  ein Film von Reinhard Jud, Before Sunrise (1995) – ein Film von Richard Linklater, Jugofilm (1996) von Goran Rebic und Gelbe Kirschen (2000) von Leopold Lummerstorfer.

 

4.6 Malerei und Graphik

Das immer wiederkehrende Motiv in den Graphiken und Ölbildern von Branko Andric ist der Rahmen. Eine zeitgenössische Interpretation seiner verschiedenen, auf Rahmen basierenden Strukturen, ist im Ausstellungstext der  im Oktober 2007 stattgefundenen retrospektivischen Ausstellung  an der Akademie der Bildenden Künste Wien, unter dem Titel Im Rahmen der Kunst – Am Rand der  Politik, zu finden: „Der Rahmen repräsentiert darin eine Welt der Bedingungen und Umgebungen, die selbst zum Gegenstand der Rahmung werden. Der Rahmen rahmt in seinem Fall die Rahmenbedingungen. Was als Motiv erscheint, ist letztlich nur das Produkt seiner Bedingungen. Die Leerstellen, die von den Rahmen eingefasst und evoziert werden, liefern nur wieder neue Einblicke in die nächste Dimension von Rahmen und Bedingungen."

. .
Abb.23: Tuschezeichnung 1, Dim. 100x70 Abb. 24: Tuschezeichnung 2, Dim. 100x70

Was dann am Ende erscheint, erinnert an einen obsessiven Versuch, die Leerstellen zu schließen, um damit nur noch mehr neue Rahmen zu eröffnen. Dieser Horror Vacui hat einen symptomatischen Kern, der politische und kulturelle Aspekte genauso mit einschließt, wie eine subjektive Befindlichkeit zwischen Angst, Verschwörungstheorie und Flucht. Die Durchgängigkeit des Rahmens folgt dem Prinzip der Wiederholung: Was aussieht wie Repetition ist nur ein Ausdruck fürs Insistieren auf die scheinbar endlose Wiederkehr.

Von der gleichen Repetition zeugen auch seine literarischen Werke, die zwischen konkreter Poesie und tragikomischen Variationen von Bedeutungskonstruktionen pendeln.“ (Andreas Spiegl, 2007 im Text zur Ausstellung).

Bilder und Graphiken befinden sich in der Sammlung der Albertina, sowie der Stadt Wien und auch der ehemals Neuen Galerie Linz, heute Lentos. Auch private Sammler sind in Besitz seiner Arbeiten und das Museum für Zeigenössische Kunst Vojvodina mit dem Sitz in Novi Sad bewahrt in ihrer Graphischen Sammlung drei Arbeiten von Branko Andric.

Ölbild 1 Ölbild 2
Abb. 25: Branko Andric – Ölbild 1
Abb.26: Branko Andric – Ölbild 2

5. Kulturelles Engagements in Novi Sad und Wien

Als Reisender zwischen zwei Städten – Novi Sad und Wien – bekam Branko Andric zugleich auch die besondere gesellschaftliche Funktion eines Vermittlers, welcher den Kulturtransfer zwischen den beiden Kulturregionen auf verschiedenen Ebenen unterstützte. Sein selbstloses Engagement im Bereich des kulturellen Austausches zwischen den beiden Kulturzentren, welches zahlreiche Künstler aus verschiedenen künstlerischen Disziplinen unterstützte, soll nun anhand von einigen Beispielen aufgezeigt werden.

Bereich Musik

Eines der ersten Konzerte, welches Branko Andric in Wien ermöglicht hat, war der Auftritt der Vojvodiner Blues Band in der Wiener Arena, bei deren Gründung er zuvor beteiligt war. Einige Jahre später, in den 80ern, organisierte er ebenfalls in der Wiener Arena das Musikfestival YU-WAVE auf dem sechs der bekanntesten New-Wave-Bands Jugoslawiens gespielt haben; Grad, Obojeni Program, Kontraritam, Boye (eine Frauenband), Imperivm of Jazz und Luna.

.

Abb. 27: Plakat YU-WAVE

1991 kurz vor Kriegsausbruch und dem Zerfall Jugoslawiens veranstaltete er diesbezüglich in der Arena das Musikfestival „es geht auch anders“, auf dem vier, aus jeweils verschiedenen Städten und heute Ländern stammende Bands gespielt haben: Sexa aus Zagreb (Kroatien), Mizar aus Skopje (Mazedonien), Imperivm of Jazz aus Novi Sad (Serbien) und Bombe aus Ljubljana (Slowenien).

. .
Abb. 28: Videobild vom Konzertmitschnitt, Branko Andric und der Sänger von "Sexa" zusammen auf der Bühne Abb. 29: Ankündigungsplakat des Festivals "es geht auch anders"

 

5.2 Bereich Bildende Kunst

Im Jahr 1988 fand in der großen Galerie des Novosader Kulturzentrums eine Ausstellung statt, die zeitgenössische österreichische Zeichnungen zur Schau stellte. Die teilnehmenden Künstler waren; Karl Heinz Klopf, Gunter Damisch, Franz Blaas und Karl Heinz Ströhle.

.

Abb.30: Plakat zur Ausstellung "Zeigenössiche österreichische Zeichnung"

An der Ausstellung „STOP THE VIOLANCE!!!“, welche als Reaktion auf den Krieg in Serbien im Jahr 1998 an der Akademie der Bildenden Künste in Wien realisiert wurde, war er mit der Graphik „Desaster of Chaos“ beteiligt.

In Jahr 2004 realisierte er zusammen mit dem Künstler Ulrich Gansert das Buchprojekt Kriegsruinen in Jugoslawien, für das er den Text schrieb und Ulrich Gansert dabei unterstützte, Fotos von Novi Sad, Subotica und Belgrad zu machen, mit dem Focus auf die Kriegsruinen, welche die NATO-Bomben hinterlassen hatten. Die Präsentation des Buches fand sowohl in Novi Sad als auch in Wien statt.

. .

Abb. 31: Fotografieausstellung von Ulrich Gansert und Dusan Zivkic in den Ausstellungsräumen der SPÖ-Landstraße in in Wien

Abb. 32: Buchpräsentation in der Galerie des "Foto und Kino Klubs" von Vojvodina

 

Bereich Film

Das Wiener internationale Filmfestival Viennale, veranstaltete 1992 eine Filmreihe unter dem Titel Abschied von Jugoslawien – Schatten und Lichter tanzen Tod. Filme aus den Jahren 1946 – 1992. In dem von Otto Reiter unter dem gleichen Namen herausgegebenen Publikation, ist unter den Danksagungen auch ein Dank an Branko Andric gerichtet. In letzten Jahren vor seinem Tod, versuchte er aktuelle österreichische Filmproduktionen, welche auf der Diagonale Graz gezeigt wurden, auch in die Kinosäle von Novi Sad  zu bringen.

Bereich Literatur

1998 übersetzte Branko Andric die Stücke Vineta, Astoria und Weltuntergang erstmals ins Serbische.

 

6. Literaturnachweis

 

7. Quellen


3.11. Das Künstlerbild und das Künstlerproblem in der Ost-West-Literatur / The Idea of the Artist and the Problem of the Artist in Literature, East and West

Sektionsgruppen | Section Groups | Groupes de sections


TRANS   Inhalt | Table of Contents | Contenu  17 Nr.
INST

For quotation purposes:
Branko Andric jun: Branko Andric - Einblick in das Leben und Schaffen eines Künstlers und Schriftstellers - In: TRANS. Internet-Zeitschrift für Kulturwissenschaften. No. 17/2008. WWW: http://www.inst.at/trans/17Nr/3-11/3-11_andric17.htm

Webmeister: Gerald Mach     last change: 2010-06-13