Trans Internet-Zeitschrift für Kulturwissenschaften Zurück zur Hauptseite des Beitrags März 1998

GUSTAV MEYRINK IN BULGARIEN

Der Golem (1915)

1926 - "Golem". Übers. von S. Minkov.

Unveröffentlichte Übers. von G. Milev.

1988 - 2. Aufl. Vorwort von B. Nonev. Verlag Narodna kultura.

Der weiße Dominikaner (1921)

1931 - "Belijat dominikanetz. Iz dnevnika na edno nevidimo saschtestvo." Übers. von S. Minkov. Verlag "Iv. Ignatov I sinove".

1992 - 2. Aufl., Verlag "Evrazia".

Erzählungen

1927 - "Kardinal Napellus. Razkazi." Übers. von S. Minkov.


Rezensionen zu den Übersetzungen von Gustav Meyrinks Werken ins Bulgarische:

Bogomil NONEV, Gustav Meyrink i prevodite mu. [Gustav Meyrink und seine Übersetzungen]. In: Literaturna misal, 3 (1983), S. 91-116.

Der unveröffentlichten Übersetzung des "Golem" von Geo Milev, einem der hervorragenden bulgarischen Dichter der Moderne und Kenner deutschsprachiger Literatur, spricht der Verf. einen "expressiveren", emphatischeren Ausdruck zu im Vergleich zu dem "beherrschteren und zurückhaltenden" Stil der Übersetzungen von S. Minkov.

Fedja FILKOVA, Bezcennijat vlog na Svetoslav Minkov. [Der unüberschätzbare Beitrag von Svetoslav Minkov] In: ABV, 50 (13.12.1988), S. 4.

* * *

Der futuristische Effekt in Meyrinks Prosa entspringt den unerwarteten Beziehungen von "optischen Punkten aus zwei Welten". Die Einsicht des Übersetzers Svetoslav Minkov in diese Ambiguität ermöglicht die adäquate und ungezwungene Übertragung ins Bulgarische der Übergänge zwischen Realien und Phantasmen, der gleitenden Metamorphosen der Figuren, des wechselnden Erzähltempos von Beschreibungen und plötzlich einbrechenden dramatischen Traumvisionen. Dank der sehr guten Übersetzungen ist das Bekannteste aus Meyrinks Schaffen auch dem bulgarischen Publikum zugänglich gemacht worden. In Hinsicht auf die vollständigere Darstellung der genremäßigen Vielfalt deutschsprachiger Literatur wäre die Veröffentlichung auch der Simplizissimus-Erzählungen empfehlenswert, die mit phantastisch-ironischen Mitteln die romantische Ästhetisierung von Lebenswelt und Folklore parodieren und den geistigen Verfall zu Beginn des 20. Jahrhunderts anklagen.


Andere Veröffentlichungen zu Gustav Meyrink:

Bogomil NONEV, Gustav Meyrink i negovite balgarski prevodatschi. [Gustav Meyrink und seine Übersetzer ins Bulgarische.] In: Golem. Sofia: Narodna kultura, 1988, S. 7-21?.

Mit G. Meyrinks Selbstporträt leitet der Verf. in die biographischen Zusammenhänge des Schriftstellers ein, um seine beziehungen zum "Blauen Reiter", "Die Brücke" und "Simplizissimus" besonders hervorzuheben. Eine Übersicht der Meyrink-Rezeption in Deutschland baut auf den verständigen Kommentar von "Der Golem" im Vergleich zu Shellys "Frankenstein" und Hoffmanns Erzählungen auf. Die bulgarische Rezeption von Meyrink ist unter vielfachen Verweisen auf spezifische kulturpolitische Verhältnisse der 20er und 30er Jahre dargestellt. Der unveröffentlichten Übersetzung des "Golem" von Geo Milev, einem der hervorragenden bulgarischen Dichter der Moderne und Kenner deutschsprachiger Literatur, spricht der Verf. einen "expressiveren", emphatischeren Ausdruck zu im Vergleich zu dem "beherrschteren und zurückhaltenden" Stil der Übersetzungen von S. Minkov. Die ausgesprochene Ablehnung der Meyrinkschen "philosophisch-ästhetischen Auffassungen" durch den Verf. beeinträchtigt nicht wesentlich die informative Bedeutung der Veröffentlichung, ist aber ein Indiz für spezifische ideologische Einstellungen zu dieser Zeit.

Nikolina BURNEVA, Auf meyrinkschen Spuren in Svetoslav Minkovs frühen Erzählungen. In: Jura-Soyfer-Jahrbuch, 199 .

Im München der goldenen 20er Jahre begegnet der bulgarische Student Svetoslav Minkov dem 'magisch inspirierten' Autor Meyrink. Über die persönliche Bekanntschaft hinaus erwächst das Interesse für den grotesk-phantastischen bzw. parodiert realistischen Stil, das den jungen Literaten zunächst zu Übersetzungsarbeiten anregt. Die apologetische Befolgung Meyrinkscher Muster in Minkovs ersten Erzählungen (Rosenkreuzer-Ideologeme ,vergleichbare theosophische bzw. gnostische Einstellungen, bis hin zu Kalken aus dem Deutschen) wird zunehmend von der Frivolität im Umgang mit den Perspektiven der Phantastik abgelöst (dekorative Funktionen der astrologischen Bildhaftigkeit und der Requisite aus dem urbanen Milieu, Erzähltechniken des Jugendstils), um in den parodistischen Übertreibungen der Groteske die Schreibweise zu konstituieren, die S. Minkov als einen der wenigen 'humoristischen Phantasten' in der bulgarischen Literatur auszeichnet.

 

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© Nikolina Burneva

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