Richard Jochum (Wien)
Abstract:
Generell gilt: Selbstabschließung kultureller Formationen (Wissenschaft ist nur eine
davon) führt zu Innovationsresistenz. Komplexe Problemstellungen sind durch
Spezialisierung nicht fruchtbar zu bearbeiten; sie verlangen Ansätze, die Überblick mit
Informiertheit verbinden; Forschungspolitik i.S. der veränderten Anforderungen forciert
anwendungs- und d.h. disziplinübergreifende Wissenschaftspraxis. Eine verstärkte
Unterstützung doppelter Bildung wäre (bildungspolitisch) wünschenswert. Gerade darin
ist der Beitrag von Michel Serres auch für die deutschsprachige Wissenschaftsentwicklung
fruchtbar zu machen.
Komplexität ist zu einem Modewort geworden. Offenbar entwickelt sich die Wissenschaft nach einer wechselnden Abfolge von Leitbegriffen. Daß heute viel von Komplexität gesprochen wird, gilt aber nicht nur für die Wissenschaften oder ihren Output, sondern für die gesellschaftliche Debatte insgesamt - quer durch die Formationen. Man kann von daher durchaus auf eine Kohärenz zwischen den Formationen schließen.
Überblick. Im folgenden präzisiere ich einige Verwendungsmilieus für den Begriff. - Ich beginne mit dem gesellschaftlichen, sprechsprachüblichen oder normalsprachlichen Gebrauch des Komplexitätsbegriffes, werde sodann auf den wissenschaftlichen, fachsprachlichen Gebrauch eingehen, um schließlich einen philosophischen Ansatz von Komplexität vorzustellen, wie ihn der französische Wissenschaftstheoretiker, Philosoph und Mathematiker Michel Serres entwickelt und praktiziert.
2.1. Der gesellschaftliche Begriff von Komplexität
Soweit es die Gesellschaft betrifft, wird Komplexität vor allem mit Problemen assoziiert. Das heißt, von Komplexität ist im Alltag immer dann die Rede, wenn man von Problemen spricht, für die man keine (einfache) Lösung sieht. Komplexität bedeutet auf diese Weise Konfrontation mit Unsicherheit und mündet zumeist in die Bereitschaft, den Einsatz und die Mittel zur Problemlösung zu forcieren bzw. - zumindest - die Forderung nach Problemlösemustern zu erheben. - Damit stoßen wir auf ein interessantes und verbreitetes Phänomen: Die Korrelation von Komplexität und Strategie.
2.2. Der wissenschaftliche Begriff von Komplexität
In den Wissenschaften gibt es eine zu große Zahl von Komplexitätsbegriffen, als daß es möglich wäre, sie auf einen einzelnen Nenner zu bringen. Deshalb ist das Folgende von einer gewissen, notwendigen Pointiertheit oder Vereinfachung geprägt. Grob gesprochen kann man einen quantitativen und einen qualitativen Komplexitätsbegriff festmachen. Quantitativ sind jene Ansätze, die Komplexität hinsichtlich einer bestimmten großen Zahl definieren. Und zweifellos berührt das auch eine Eigenschaft von Komplexität: die große Zahl der Elemente bzw. ihrer Relationen.
Um ein Beispiel zu bringen: In der sogenannten Komplexitätstheorie (Paul 1978) - es handelt sich dabei um einen Zweig der theoretischen Informatik bzw. angewandten Mathematik - wird Komplexität unter Bezugnahme auf Minimalalgorithmen definiert. Was ist der kleinste gemeinsame Teil einer gegebenen Zahlenfolge, wenn man die Redundanzen eliminiert? - Die Weltformel ist durchaus so ein Minimalalgorithmus, d.h. trotz bestimmter qualitativer und verschlüsselter Wünsche ein quantitativer Begriff.
Um im Beispiel zu bleiben: Die Ressourcen einer datenverarbeitenden Maschine (und damit berühren wir mit unserem Topos verwandte Problemzonen der künstlichen Intelligenzforschung) lassen sich nach Programmgröße, Laufzeit und Speicherplatz berechnen; eben diese drei Maße werden Komplexitätsmaße genannt (vgl. Kornwachs et al. 1984).
Ähnliche Quantifizierungsversuche finden wir in vielen wissenschaftlichen, resp. naturwissenschaftlichen Disziplinen.
In gewisser Weise korreliert die qualitative Komplexitätsbestimmung mit der quantitativen. Komplex ist etwas nicht nur hinsichtlich der großen Zahl, sondern auch in bezug auf seine Struktur oder innere Organisation der Verknüpfungen. In diesem Sinne läßt sich Komplexität mit Verwobenheit, Verschlungenheit und Verflochtenheit "übersetzen".
Diese Eigenschaft hat Konsequenzen. Deshalb wird z.B. Komplexität oft mit einem prinzipiellen Informationsmangel identifiziert (Kornwachs et al. 1984). Die Vorhersagbarkeit eines bestimmten Systems ist begrenzt, weil nicht alle Faktoren abschätzbar sind. - Auch diese Eigenschaft läßt sich übrigens quantifizieren; allerdings nur negativ: durch Messung jener Informationsmenge, die notwendig ist, um eine Zustandsbeschreibung oder Veränderungsprognose zu erstellen.
Komplexität tritt hier als Erkenntnishindernis in Erscheinung. Die Ursachen dafür können verschieden motiviert sein: materiell, logisch, strukturell (Dubenkropp et al. 1989). Auch Autologie, also Selbstbezüglichkeit, ist eine mögliche Ursache für Komplexität (Topel 1988).
Diese Selbstbezüglichkeit z.B. motiviert Niklas Luhmann zu der Feststellung: Komplexität ist "für eine begriffliche Wiedergabe zu komplex" (Luhmann 1984, 45) - Was nichts daran ändert, daß er es dennoch versucht. Überhaupt kann man sagen, daß der Komplexitätstopos seit gut 20 Jahren sich eng mit der Systemtheorie, und d.h. v.a. mit Niklas Luhmann verknüpft, der eine elaborierte Theorie der Beobachtung 2. Ordnung entwirft, wobei ihm Komplexität als Begriff und Problem entscheidend zur Ausdifferenzierung verhilft.
Für Luhmann ist Ausdifferenzierung alles, worauf es ankommt. Sie geschieht gerade unter dem Druck von Komplexität. Wenn man bestimmte Einheiten als komplex bezeichnet (und das ist die Unterscheidung, mit deren Hilfe er Komplexität begrifflich zu fassen versucht: Element und Relation) dann erzwingt dies Klarstellungen darüber, was jeweils als Element und was als Relation fungiert. Mithin erbringt das Beobachten unter dem Blickwinkel von Komplexität informationstheoretische Präzisierungen (Luhmann 1990).
Wenn man Komplexität nicht relationiert, wird sie groß und global. Unter Umständen ontologisiert die Zuschreibung von Komplexität dann ein Problem, das sich in weiterer Folge verselbständigt und hypostasiert.(1) Lyotard etwa bedient sich einer solchen Ontologisierungsstrategie, wenn er - was sich durchaus analogisieren läßt - abhebend von einem Rechtsstreit (der sich beilegen läßt) von einem "Widerstreit" (différend) spricht (der sich nicht beilegen läßt).(2)
Luhmanns Komplexitätsbegriff ist fundamental: d.h., die Alternative zu etwas Komplexem ist nicht mehr etwas Einfaches. Darin finden sich Parallelen zu neueren Entwicklungen in den Naturwissenschaften. Auch dort wird seit einigen Jahren oder wenigen Jahrzehnten die Komplexität als grundlegendes Merkmal (bestimmender Faktor) entdeckt (Eilenberger 1990, Prigogine und Stengers 1993, Nicolis et al. 1987, Dörner et al. 1983).
Einfaches und Komplexes greifen ineinander. Die Annahme eines statischen Gleichgewichtes - für die Geschichte der Wissenschaften nicht unbedeutsam - erweist sich seit der Entdeckung des Zweiten Hauptsatzes der Thermodynamik, also analog zur Entwicklung der Wärmelehre durch Fourier als zusehends revolutioniert. Um es präziser zu sagen: Der Gleichgewichtsfall wird zu einem singulären Ereignis, nun auch theoretisch.
Gleichgewichtsferne Systeme sind instabile Systeme, gleichzeitig sind sie empfindlicher für ihre Umgebung, und d.h. flexibler. Die Praxis der Wissenschaft wird - von dieser Warte aus gesehen - zu etwas Unvorhersehbarem. Das nehmen nun zahlreiche Proponenten für eine positive Entwicklung. Komplexität steht paradigmatisch für die Öffnung der Wissenschaften und neue Möglichkeiten der Heuristik. Gleichzeitig wird sie dadurch zu einem Hoffnungsprojekt, zu einem Wissenschaftsparadigma: anleitend zu einem neuen Dialog mit der Natur - wie ihn Stengers und Prigogine beschrieben haben - und einer Zusammenarbeit der Disziplinen untereinander.
Damit kommen wir zu dem 2., bereits angekündigten Abschnitt: zu Michel Serres.
3.1. Überblick
Serres, geb. 1930 in Agen (Südfrankreich), ist Professor für Wissenschaftsgeschichte und unterrichtet an verschiedenen amerikanischen Universitäten (John Hopkins; Stanford) und in Paris. An Publikationen liegen etwa zwei Dutzend Bücher zu Fragen der Wissenschaftstheorie, Geschichte der Wissenschaften, Interpretationen zu Werken von Carpaccio, Turner, Bonnard etc. vor, die in den letzten Jahren zu einem guten Teil auch ins Deutsche übersetzt worden sind. Überhaupt nimmt die Rezeption im Deutschsprachigen jetzt einen großen Aufschwung, wenngleich bislang noch keine größere monographische Arbeit dazu erschienen ist. Sein Werk steht für den Versuch einer Passage zwischen den Wissenschaften vom Menschen und den exakten Wissenschaften.
Serres wurde oft als Strukturalist bezeichnet, bisweilen auch als Poststrukturalist. Das sind Probleme der Klassifikation, für die sich tatsächlich jeweils Parallelen finden lassen. In gewisser Weise muß man ihn jedoch als Einzelgänger bezeichnen. Und darauf scheint er auch selbst in Ablehnung von Schulen und Theoriebildungen - die er gerne unter dem Phänomen des Gangstertums rubriziert - Wert zu legen. Sein Ansatz ist Produktions- und nicht Kritik-orientiert. Die Unterscheidung (Produktion versus Kritik) hat polemischen Charakter. Und im wesentlichen liegt hier auch das Moment, warum er sich nicht ungern von den Humanwissenschaften und auch dem, was Philosophen gerne tun, distanziert: Sie stellen laufend Forderungen, ohne zu produzieren. Das logische Resultat: Lärm.
Es geht aber darum, ein Werk hervorzubringen und nicht bloß Kritik und Überwachung. Die Humanwissenschaften sind Polizeiwissenschaften. Als Thales in seiner Neugier gegenüber den Phänomen des Himmels und der Natur in das Loch fällt, lachen die thrakischen Wäscherinnen (Serres 1993b).
Die Naturwissenschaften beobachten feinsinnig und loyal, in den humanen Wissenschaften wird überwacht und, wenn es nötig erscheint, nach den Bedingungen der Machtmaximierung (eines Gewinnspiels) auch betrogen.
Mit der Polemik dreht Serres die Perspektive zumindest um. So beklagt er vehement den Verlust von Welt, Objekt und Natur v.a. in jenen Wissenschaften, die sich so viel Wert auf ihre Bildung und Kultur legen.
Daß es eine Kluft gibt zwischen den beiden Wissenschaftskulturen, läßt sich ausmachen - darauf wurde bereits wiederholt hingewiesen (Snow 1959); und wie bereits im Zusammenhang Luhmanns und eines naturwissenschaftlichen Komplexitätsverständnisses wie bei Prigogine erwähnt, steht auch für Serres, wenn man so will, der Komplexitätsbegriff für das Erfodernis einer Synthese oder Passage zwischen den Wissenschaften.
"Nordwest-Passage" ist Serres' spezifischer Ausdruck für diesen fast unmöglichen Versuch, den allein als Forderung zu erheben bei weitem nicht genügt (Serres 1994a). Im Norden von Alaska führt besagte Passage über eine sehr komplizierte, meist zugefrorene Meeresstraße, die zu bereisen weniger eine Frage von Theorie, denn von Erfahrung und Praxis ist.(3)
3.2. Fundamentale Komplexität
Der Komplexitätstopos läßt sich bei Serres aus der Tradition der französischen Wissenschaftsphilosophie, resp. Epistemologie, heraus einführen. Als besonderer Bezugspunkt erweist sich dabei Gaston Bachelard (vgl. Serres 1992a; Bialas 1990, 71f.). Der große Unterschied zwischen Bachelard und Serres besteht darin, daß der eine den gesunden Menschenverstand als Quelle der Irrtümer in den Wissenschaften kritisiert (vgl. Bachelard 1978), während der andere ihn zum Ausgangspunkt nimmt (vgl. Serres 1991b). Außerdem erweitert Serres das Feld der Anwendung. Die Verschiebung, die darin zum Ausdruck kommt, ist bemerkenswert und wesentlich: Es ist der Übergang von einer deskriptiven zu einer fundamentalen Komplexität (vgl. Bachelard 1988; Serres 1992a). Eine Wissenschaft (resp. Heuristik), die dem allgemeinen Menschenverstand nicht zugänglich ist, wird zu einer Angelegenheit enzyklopädisch festgelegter Experten. Übergänge sind dann schwer denkbar. Auf die Übergänge kommt es allerdings an.
Für Michel Serres ist eine Sprache dann philosophisch, wenn sie mehrere Eingänge hat (Serres 1984, 15). Das trifft mustergültig auf seinen Komplexitätsbegriff zu, der eine Vielzahl unterschiedlicher Facetten miteinander verbindet.(4) Im wesentlichen bedeutet Komplexität für Serres in Ermangelung einer Königswissenschaft die Öffnung der Wissenschaftsdisziplinen untereinander - und zwar nicht theoretisch, sondern praktisch.(5) Komplexität ist für ihn deshalb kein Anspruch, keine Forderung oder ein Programm, sondern, was einen Unterschied macht, gängiger Usus der Wissenschaftspraxis, auf die lediglich die Theorie nur noch nicht angemessen genug reagiert hat. Deshalb sagt Serres, daß der de-facto Zustand Auswirkungen auf den Zustand de jure haben sollte - Serres 1992a, 38 -, und beschreibt er das Fehlen jener Theorie der Relationen (vgl. Serres 1984, 333), deren Erarbeitung er sich selbst zum Ziel setzt.(6)
Weil es weder im Wissen noch in der Kultur eine erste oder letzte Instanz gibt (Serres 1994a, 202), ist Komplexität der letzte (formale) Bezugspunkt für Serres.(7) Im übrigen ist eine gewisse Unbestimmtheit prinzipiell und aus heuristischen Gründen von zentraler Bedeutung.(8)
Die Enzyklopädie ist unabgeschlossen und unabschließbar. Die wechselseitig sich informierenden Netze agieren interreferenziell. Das Subjekt hat keinen spezifischen Vorteil mehr. Es kann sich in das globale Weltnetz der Information (und Interobjektivität) einschalten und ausschalten; die Dinge informieren sich im übrigen aber von selbst: in einem unablässigen Dialog (des Materials / der Objekte). Die menschliche Intelligenz ist nur noch ein winziger Teil der objektiven Intelligenz, das Rationale ein Spezialfall des Realen, die Ordnung eine lokale Ausnahme in einem Meer von Unordnung. Das Bild des Netzes oder des Labyrinths wird zu einer zentralen Metapher (Serres 1992a).
3.3. Anwendung
Die Feststellung von Eigen 1988, 40: "[...] die Komplexität des Lebens beherrschen zu lernen, das bedeutet: in die unermeßlichen Dimensionen des Informationsraumes einzudringen" trifft die Intentionen von Serres - allerdings mit einer noch ausstehenden Erweiterung: Der Informationsraum ist nur ein Raum unter anderen; die Topologie der Mannigfaltigkeit (Serres 1993a) zeigt, daß es eine Fülle von Räumen gibt, für die eine Fülle von Gesetzen gelten; dasselbe gilt für die Zeit: Raum und Zeit sind beide in einer komplexen Verfassung.
Serres' Ansatz ist anwendungsorientiert.(9) Die Wissenschaft ist eine Sprache und kein Wort (Serres 1992a, 46), ihre Arbeitsweise problemorientiert und nicht disziplinär (vgl. Felt et al. 1995, 176, vgl. Lepenies 1978a und 1978b). Serres geht es nicht um Hermeneutik und Erklärung, aber um die Produktion von Passagen: zwischen dem Globalen und dem Lokalen; zwischen den verschiedenen kulturellen Formationen, von denen die Wissenschaft lediglich eine davon ist(10); zwischen den gegenüber einander ressentimentgeladenen Wissenschaftskulturen.(11)
Anwenden oder produzieren heißt für Serres, geduldig nach einer Passage zu suchen, ohne den Weg abzukürzen: "Wenn man den Weg abkürzt oder ausläßt, wird man auf der einen Seite Leute vorfinden, die sehr exakt über die Welt sprechen, jedoch Geschichte und Kultur völlig vergessen haben; auf der anderen Seite Leute, die in gänzlicher Unwissenheit über die Welt und ihre Veränderungen unbeirrbar Humanwissenschaften betreiben." (Serres, zit. nach Guillebaud 1981, 157) Ausgleichend bedarf es gebildeter Dritter, Leute mit doppelter Bildung, die bereits selbst eine Passage zwischen den Wissenschaftskulturen mitbringen oder vollzogen haben. Der Komplexitätsbegriff steht beispielhaft und pragmatisch für eine derartige Annäherung zwischen den humanen und exakten Wissenschaften.(12)
Serres fordert nicht nur, er produziert.(13) Dazu ist es notwendig, in die wirkliche Arbeit der Wissenschaft einzutreten und die Distanz aufzulösen (Serres 1992b, 217). Das impliziert auch eine Passage zwischen der Wissenschaft und ihrem Recht. "Die Ethik der Erkenntnis tritt zutage; auf einmal wartet die Moral nicht mehr auf die Wissenschaft in der Biegung deren Weges zur Anwendung, sondern sie wird zur ständigen, schattentreuen Begleiterin all ihrer Bewegungen, Versuche, spekulativen Entwürfe. Wird Wissen gleich Wählen, werden Biologe und Mediziner Moralist." (Serres 1988, 12).(14) Damit erübrigen sich auch alte Unterscheidungen und Berufszugehörigkeiten: Seit wir in die Welt eingreifen, "unterscheiden sich Philosophen, Wissenschaftler, Juristen und Politiker nicht mehr voneinander" (ebd.).(15)
Auch das Wort "politisch" verliert fortan seine Präzision, denn es bezog sich zuletzt nur noch auf die Stadt, die öffentlichen Räume und organisatorische Verwaltung von Gruppen. "Aber wer nur immer in der Stadt bleibt, früher Bürger genannt, der weiß nichts von der Welt. Von nun an muß der Regierende sich aus den Humanwissenschaften herauswagen, aus den Straßen und Mauern der Stadt, muß er Physiker werden, sich vom Bann des Gesellschaftsvertrages lösen und einen neuen Naturvertrag erfinden" (Serres 1994c, 77). Das gilt auch umgekehrt: Der Physiker nähert sich dem Politiker, die Nordwest-Passage entwirft die Grundzüge einer (geo)politischen Wissenschaft.(16)
Serres entwickelt im wesentlichen kein Programm, aber die Leitlinien dessen, was sich verändert. Seine Diagnose besagt nicht, daß die Wissenschaft sich klare Ziele stecken könnte (vgl. o.) oder mittels bestimmter, ausgemachter Komplexitätsbewältigungsstrategien Problemfronten in saubere Lösungen verwandeln kann.(17) Die Situation der Wissenschaft bleibt komplex. Sie entwickelt sich, indem sie nach vorwärts irrt (vgl. dazu Charpa 1995, 204ff.).(18) Es mag Ziele geben, aber die trägt die Wissenschaft in sich(19); extern sind sie nicht erkennbar (vgl. Serres 1994a, 163). So sind ihre Entscheidungen auch niemals endgültig: "weshalb das empfindliche Netz zittert und schwankt" (Serres 1994b, 27). Die Offenheit echter Forschung geschieht vor dem Hintergrund von Unwissenheit: "Wer forscht, weiß nicht, sondern tastet sich vorwärts." (Serres 1994b, 35) Trotzdem muß die Wissenschaft eine Wirkung haben; anderenfalls lohnt sie sich nicht (vgl. Serres 1993a, 206; Serres 1991a, 35).(20)
Für einen Beobachter hat Komplexität immer die Form von Unsicherheit, vgl. Morin 1974, 571. Dabei sehen wir uns nicht nur mit Unsicherheiten in bezug auf Quantität, Probleme der Kalkulation etc., aber auch mit konzeptuellen, theoretischen und logischen Unbestimmtheiten konfrontiert. Deshalb trägt Komplexität immer zumindest zwei Werte.(21) Entweder hindert uns etwas, das wir als "komplex" bezeichnen, am Erkenntnisfortschritt. Das trifft für alle jene Fälle zu, in denen wir den Komplexitätsbegriff ausschließlich korrelativ zum Begriff der Strategie verstehen. Oder aber, Komplexität wird zu einem "ausgezeichneten Hilfsmittel des Wissens und der Erfahrung" (Serres 1991a, 23). Das gilt dann, wenn wir uns - und sei es auch nur im Rekurs auf Brillouin und d.h. aufgrund der Grenzen, die jeder Strategie in bezug auf ein Objekt auferlegt sind - dazu entschließen, Komplexität und Strategie zu entkoppeln, und d.h. Wissenschaft als etwas dynamisch (zwischen Ordnung und Unordnung etc.) Schwankendes (zu) begreifen.
Serres verbietet sich das strategische Durcharbeiten: Für gewöhnlich setzen Systeme "die Ausschließung jener Nicht-Ausschließung voraus, die eine Voraussetzung der Mischung ist", unbeschadet aller Vorzüge der Einschließung.(22) Aber bestimmte Formen von Kunst oder Fabrikation können "nur außerhalb jener Philosophien überleben, die urteilen und aufteilen" (Serres 1989, 79).
An die Komplexitätsdiagnose Serres' schließt sich Kritik an. Guillebaud 1981, 161 findet in Serres Büchern "eine Lobrede auf die Komplexität", verbunden mit einer Kritik an simplifizierenden Ideologien. Damit sind die zwei herausragenden Merkmale der Philosophie von Michel Serres beschrieben. Was Komplexität für ihn bedeutet, haben wir umrissen. Was die Kritik betrifft ebenfalls; "die Produktion von Konzepten bleibt eine Seltenheit. Nun weiß ich zwar nicht, wo der rechte Weg [...] hindurchführt, aber ich weiß, welchen Weg die Macht und das operative Handeln einschlagen." (Serres 1994a, 157).
Das Wissen ist durch die Strategie mit der Macht verbündet (Serres 1992a, 307). Es gilt aber, "für immer mit jeglicher Strategie zu brechen". Da es keine Antistrategie geben kann, die nicht selbst strategisch wäre, besteht die "nichtthanatokratische Lösung" darin, "den Raum zu fragmentieren und die Konzentration der Energien aufzuheben. Die einzig mögliche, das heißt dem Leben dienende Philosophie besteht in der Ablehnung des Universellen. In Pluralismus und Polymorphismus. Dort stößt man wieder auf Leibniz und hinter ihm auf Epikur." (Serres 1993a, 304) (23)
Komplexität und Strategie sind offenbar miteinander verknüpft: Für Luhmann bedeutet Komplexität deshalb äquivalent Selektionszwang. Wenn man komplexe Problemstellungen strategisch reduziert, treten Probleme auf, die erneut auf das Konto der Komplexität gehen. Komplexität provoziert Eingriffe, die ihrerseits Komplexität provozieren. Das ist ein bedenkliches (bemerkenswertes) Phänomen. Derart ist zu verstehen, wenn Serres im Anschluß an eine Fabel von La Fontaine paraphrasiert: "Wie glücklich waren wir doch, Margot, weißt du noch, als unsere Probleme, wie man das nennt, noch nicht gelöst waren ..." (Serres 1984, 137)(24)
© Richard Jochum (Wien)
Anmerkungen: Literatur
(1) Schenzel 1991 liefert dafür ein Beispiel, indem er die abhanden gekommene Orientierung beklagt, komplexe Systeme als in ihren Folgen, was richtig ist, als unabsehbar beurteilt und, was nicht richtig ist, alle Vermeidungsbemühungen für zu spät kommend erachtet; s.E. bedürfte es der Einsicht in die Prinzipien, nach welchen unsere Umwelt als Ganzes funktioniert. Dabei handelt es sich aber um einen nicht lokalisierbaren Anspruch, für den das Adorno-Zitat gilt: "Die fast unlösbare Aufgabe besteht darin, weder von der Macht der anderen, noch von der eigenen Ohnmacht sich dumm machen zu lassen." (Adorno 1951)
(2) Vgl. Lyotard 1987; Lyotard 1989, 89ff.; Jochum in Hütter et al. 1992, 115ff.
(3) Serres war übrigens Marineoffizier, daher diese und andere nautische Metaphern.
(4) Das beginnt mit der wissenschaftstheoretischen Fassung in Serres 1992a. Dazu gehört sodann sein vielfach abgewandeltes Konzept des Rauschens, das einer Verbindung zwischen einem algorithmischen und einem erkenntnistheoretischen Komplexitätsbegriff entspricht. Auch berücksichtigt er, vgl. Nicolis et al. 1987, 258, die Komplexität physikalisch-chemischer Systeme etc. - Die Macht des Verbindens ist wohl eine der herausstechendsten Eigenschaften von "Komplexität"; vgl. dazu Jyrki Luukkanen, 1995: Role of Planning Philosophy in Energy Policy Formulation: In Search of Alternative Approaches. Dissertation. Tampereen Teknillinen Korkeakoulu (Finland).
(5) Übersetzt lautet die philosophische Definition von Komplexität sodann: Eine Sache hat mehrere Eingänge. Beispiele: *Oregon wurde zum Zeitpunkt seiner Besiedlung drei- bis vierfach erforscht. *In einem kriegerischen Konflikt gibt es immer zumindest zwei Parteien; wenn man sich mit beiden beschäftigt, gibt es zumindest (bereits) eine dritte Position.
(6) Daß die Wissenschaft faktisch komplex agiert, finden wir in Morin 1974, 556ff. bestätigt. Vgl. dazu ebenfalls Mußmann 1995, 9, der mehrdimensionale Betrachtungsweisen und eine wissenschaftliche Rationalität im Plural konzediert. Oder Nowotny in Mußmann 1995, 85, die die Wissenschaft für intern viel realistischer hält als die Öffentlichkeit es wahrhaben will. Oder Coveney und Highfield 1992, 279, die in den Selbstorganisationstheorien eine Zusammenarbeit zwischen den Disziplinen entdecken. Oder Döring 1992, 205, der die Wahl der Methoden und Theorien praxisgeleitet vorfindet. Oder König 1974, der zahlreiche Ansätze kommentiert, die einen Methodenmix praktizieren. Oder auch Peckhaus 1990, der im Hilbertprogramm eine Form der Zusammenarbeit zwischen Mathematik und Philosophie beschreibt. Schließlich: Gräfrath 1991, 1. 143.
(7) Die Wissenschaft hat keine äußere Referenz. Es gibt keine Königswissenschaft. Die Zellen der Enzyklopädie überschneiden sich. Die Disziplinen sind offen füreinander; Schnittpunkten gleich verbindet (produktive) Forschung mehrere Wissenschaften in sich. Das passiert längst de facto. (Norbert Wiener hat es zum erstenmal in bezug auf die Erforschung Oregons zum Zeitpunkt seiner Besiedlung gezeigt; vgl. dazu Serres 1992a und Wiener 1963.)
(8) Serres 1992a bezieht sich auf ein Beispiel Zolas: Das perfekte Warenhaus ist nicht jenes, das über eine gute Ordnung in seinen Regalen verfügt, sondern durch ein bestimmtes Maß an Unordnung zur Konsummation anregt. Vgl. auch von Hayek 1972, 34ff.: Die Bedeutung unserer Unwissenheit ist eminent. Die Suche nach der totalen Erkenntnis ist ein Aberglaube. Die Idee des Gesetzes im üblichen Sinne bietet für die Theorie komplexer Phänmomene kaum Anwendungsmöglichkeiten. Deshalb ist auch eine Vernaturwissenschaftlichung der sozialen Wissenschaft aus seiner Warte nicht wünschenswert.
(9) Anwendung schafft eine besondere Verbindung zur Komplexität: Sie tritt nämlich v.a. "in jenen Wissenschaftsbereichen auf, die sich um eine praktisch umsetzbare oder realitätsnahe Theoriebildung bemühen" (Frank 1990, 40). - Toulmin 1991, 306 will hier eine Wende feststellen: Auch von seiten der Naturwissenschaften, der sozialen und politischen Praxis sieht er eine Hinwendung zu Fragen der "Anpassung".
(10) Vgl. Gernot Böhme in Mußmann 1995, 157: Die Wissenschaft ist nur eine von mehreren Wissensformen; nichtwissenschaftliche Wissensformen sind zu rehabilitieren, die Erwartungen an die Wissenschaft insgesamt zu reduzieren; vgl. auch Ray Charron, 1993: A Philosophical Perspektive on the Problems and Implications of the Communications Theory of Harold Innis. Dissertation. Concordia University (Canada): "To Innis, the real crisis is modernity's narrow definition of knowledge which excludes the institutional and socail recognition of a certain type of ethical knowledge [_]."
(11) Der Komplexitätsbegriff als interdisziplinäres Programm: Vgl. Mußmann 1995, 341; Dubenkropp et al. 1989, 9: Komplexität als Ausdruck des Bedürfnisses nach interdisziplinärem Dialog und "neues Denken"; Laszlo 1989, 153: Heute gibt es neben der spezialisierten auch eine interdisziplinäre Wissenschaft (Serres würde widersprechen: Die Wissenschaft arbeitet zwischen den Disziplinen; also gibt es nicht nur spezialisierte und darüber hinaus noch interdisziplinäre Wissenschaft.); vgl. auch Czayka 1974, 14f. Und kontroversiell schließlich: Mohr in Ebbinghaus und Vollmer 1992, 65: Hier wird Interdisziplinarität überhaupt bezweifelt, auch in den Naturwissenschaften; Mohr führt an, daß kein einziger Philosoph tatsächlich auf die neueren Forschungen der exakten Wissenschaften reagiert.
(12) Vgl. dazu auch Pietschmann 1995, 129: Komplexitätserkenntnis setzt einen neuen Akzent in dem Bemühen um eine Wissenssynthese. Mußmann 1995, 11 spricht von Selbstorganisationstheorien, die diese Annäherung praktizieren. Peak und Frame 1995, 13: Beschäftigung mit Komplexität kann diverse Wissenschaftsgebiete zusammenführen. Haken 1990, 371: Synergetik und Synergie als Versuche, den Graben zwischen den weichen und den harten Wissenschaften zu überbrücken. Bubner et al. 1990, 7ff.; Dürr 1992, 26f.; Felt et al. 1995, 170f.
(13) Essayismus allein - als Vorwurf an die Rhetorik Serres' gerichtet - würde Serres zurückweisen: Wenn das Wissen "sich auf diese Vielfalt einläßt, multipliziert das Wissen seine Strenge" (Serres 1991b, 12).
(14) Zum erstenmal in der Geschichte steht jenes Poincar-Prinzip in Schach, das in seinem Kern besagt, daß man von einem Ist- nicht auf einen Soll-Zustand schließen könne. - "Niemand, sagte er, könne aus einem Wissen, das im Modus des Indikativs gehalten ist, eine Vorschrift ableiten, deren Modus der Imperativ ist." (Serres 1988, 11) - Diese Trennung zwischen Moral, Recht und Wissenschaft sieht Serres in der Entwicklung der molekularen Biologie, die ihm dabei nur als ein Beispiel dient, überfällig werden. Der Wissenschafter ist nun ein Moralist. Bereits das Wissen ist ein Eingriff (vgl. dazu auch Luhmann 1987, 114) - in der neuen Welt des Möglichen. So trifft wieder zu, was Adorno einmal sagte: "Es gibt nichts Harmloses mehr." (Adorno 1951, 21)
(15) Die Angleichung der Berufsstände, ihre Herauslösung aus dem alten Schema der Disziplinen geht auf die veränderte Situation zurück: Die Menschheit ist zu einem Gesamtkomplex von Menschenmasse geworden (vgl. dazu auch Markl 1989, 102ff.). Weil diese als solche nicht denkt oder weidet, aber belastet, muß "der Fürst, einst Hirte von Tieren, Pilot oder Kybernetiker werden, jedenfalls also Physiker" (Serres 1994c, 38). - Auch Derrida 1985, 101 konstatiert das Verschwinden der Grenze zwischen den verschiedenen Tätigkeiten.
(16) Auch hier geht es um einen Übergang.
(17) Vgl. dazu auch Böhme in Mußmann 1995, 157 mit seiner Kritik an der Zielorientierung (Nützlichkeitsmaxime) der Wissenschaft und ihrer Naturherrschaft; oder Balzer in Hoyningen-Huene et al. 1988, 55: "Man weiß zwar, daß auch theoretische Arbeit zu nützlichen Gütern und Aktivitäten beiträgt, aber man ist oft nicht in der Lage, einen solchen Beitrag genau anzugeben, einfach aus Komplexitätsgründen."
(18) Vgl. auch Luhmann 1990, 371: "Mit Systemdifferenzierung verankert demnach die Wissenschaft ihre Funktion, neues Wissen zu ermitteln, in der Welt, wie sie sie sieht. Das bedeutet aber auch, daß die Distanz von Wissen und Wissenswertem sich laufend vergrößert und daß die Wissenschaft kein Wissensziel mehr ausfindig machen kann, in dem sie, wenn sie es erreichte, zur Ruhe käme. Das System kann sich selbst dann schließlich nicht mehr teleologisch begreifen, sondern nur noch autopoietisch: als sich selbst fortsetzende Unruhe. Wissenschaft wird so zu dem Mittel, durch das die Gesellschaft die Welt unkontrollierbar macht."
(19) Deshalb sagt Serres, daß das Neue nicht von außen kommen kann: weil es kein Außerhalb gibt.
(20) In diesem Sinne behaupten wir, daß es Serres um ein anwendungsorientiertes Konzept gehe; Appell und Lamento genügen nicht.
(10) Serres pointiert das u.a. anhand seiner Parasitenmetapher. Die Landratte verzieht sich beim ersten Geräusch; die Stadtratte, an den Lärm gewöhnt, bleibt oder kehrt wieder zurück. Lärm ist der Begleiter, das Zeichen für Komplexität. Solange es Lärm gibt, gibt es auch Komplexität - "und die Zeichen stehen heute günstig dafür", Luhmann 1990, 364. Das Ziel, überall Ordnung einzuführen, scheitert am Ereignis, am Lärm. Vgl. Serres 1984, 137.
(22) Folgt man Joachim C. Fest, wurde der Nationalsozialismus weitgehend durch die Unfähigkeit vorbereitet, kognitive Komplexität unreduziert zu bewältigen. - Man kann sich von der Komplexität paralysieren lassen - oder auch nicht. Serres tut es nicht. Ungeachtet der historischen Tatsachen bzw. Interpretationen kann man feststellen, daß Komplexität ein Phänomen in zumindest zwei Richtungen ist.
(23) Vgl. dazu weiterführend die Kritik und Zustimmung von Castoriadis 1981, 176ff.
(24) Das Beispiel von der Land- bzw. Stadtratte haben wir paraphrasiert. Einer zweiten Fabel von La Fontaine bedient sich Serres im Blick auf unseren Topos: Der Gärtner und sein gnädiger Herr. Kurzgefaßt: Ein Gärtner lebt mit seiner Frau auf dem Lande, außer einem Hasen in ihrem Garten ist ihr Glück ziemlich komplett; um den Hasen zu vertreiben, rufen sie den gnädigen Herrn, der mit seiner Jagdgesellschaft kommt, sich fürstlich bedienen und bezahlen läßt, die Tochter des Hauses gegen ihren Willen liebkost und bei der Jagd nach dem Hasen, der rasch durch eine kleine Öffnung verschwindet, den gesamten Garten verwüstet und die Hecke zerstört.
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