Trans Internet-Zeitschrift für Kulturwissenschaften 9. Nr. Dezember 2000


Goethe im Internet

Naoji Kimura (Tokio/Regensburg)
[BIO]

 

Im Jahre 2000 feiert man schon die 250. Wiederkehr von Bachs Todestag und spricht kaum mehr vom Goethejahr 1999. So war es ebenfalls mit dem Heine-Jahr von 1997 und dem Brecht-Jahr 1998. Goethe scheint also in den weiten Kreisen der Gebildeten wieder vergessen zu sein. Der verbreitete Gedächtnisdiskurs ist für mich nur ein Indiz dafür, daß die meisten Menschen sehr vergeßlich sind, ja eigentlich vieles gern vergessen möchten. Als Goetheforscher denke ich aber nach wie vor an den größten Dichter der Deutschen und will noch einmal öffentlich von ihm sprechen, zumal er auf der Homepage der Universität Bergen als Autor des Faust mit seiner Biographie festgehalten ist. Diese Goethe-Biographie in englischer Sprache ist denn auch auf der Leitseite des Goethe-Instituts in Extra-Links zum Goethejahr angeführt.(1)

Im Laufe der Vorbereitungen für das Goethejahr 1999 sind zahlreiche Webseiten über Johann Wolfgang von Goethe eröffnet worden, und im Goethejahr selbst sind sie immer mehr systematisch zusammengestellt und den Benutzern zur Verfügung gestellt worden. Je später diese Arbeit geleistet worden ist, desto umfangreicher und übersichtlicher sieht sie freilich aus. Durch die Suchmaschinen kann man auf diese Weise zwar Hunderttausende von Homepages mit verschiedensten Goethe-Titeln erfassen. Aber sie gehen ins Uferlose, und man kann nicht mehr einen richtigen Überblick über sie gewinnen. Es geht im Grunde nur um eine Auswahl nach gewisser Quantität und literaturwissenschaftlicher Qualität. Dabei werden grundsätzlich sechs Kategorien in Frage kommen: 1) Link-Listen und Bibliographien; 2) Hauptveranstaltungen des Goethejahres; 3) Institutionen zur Goetheforschung; 4) Werke von Goethe im Internet; 5) Goethes biographische Einzelheiten; 6) Rezensionen zur Goethe-Literatur.

1) Es gibt zunächst übergeordnete Webseiten über die Germanistik überhaupt wie z.B. die der Universität Karlsruhe(2), Deutsche Literatur im Internet(3) oder Links Page zur Goethezeit(4), die unter dem ausgesprochen fachwissenschaftlichen Gesichtspunkt eingerichtet sind. Als richtungsweisend in allgemeinverständlicher Form erwies sich m.E. das in Ilmenau hergestellte Goethe-Net, das auch Links zu weiteren interessanten Goethe-Webseiten enthielt.(5) Damit konnte man sich rechtzeitig über die wichtigsten Ereignisse im Goethejahr informieren. Ihm folgten dann etwa die Goethe-Bytes der Deutschen Welle(6) oder die Webseite "Goethe, Göttingen und die Wissenschaft"(7) mit vielen Links zu Goethe im Netz. Am umfangreichsten sind allerdings die Goethe-Links der Freien Universität Berlin,(8) die in die folgenden Spalten gegliedert sind: Institutionen, Umfassendes, Bibliographien, Kurzbiographien, Werke, Spezial-Themen, Schulprojekte, Rundfunk- und Zeitungstexte, Rezensionen, Jost Noltes Goethe-Materialien.

Inhaltlich reicht die Skala der Textqualität, offen gestanden, vom Höchsten bis zum Niedrigsten. Beim ersteren handelt es sich um beachtenswerte Texte mit Beschreibungen wissenschaftlicher Themen, Projekte oder Institutionen, und beim letzteren um einfache Einführungen, gängige Werkerklärungen oder biographische Anekdoten. Wertneutral sind dagegen Mitteilungen reichhaltiger Veranstaltungen sowie verschiedene Nachrichten als solche. Interessant sind Leserbriefe über aktuelle Probleme, wie sie im NetNews von WEB.DE ausgesendet werden. Sie wurden beispielsweise lebhaft geführt anläßlich der Goethe-Rede, die der deutsche Altbundespräsident Roman Herzog am 14. April 1999 im Kaisersaal des Frankfurter Römer gehalten hatte, und die seinerzeit auf der Homepage des Bundespräsidenten veröffentlicht wurde. Sie eröffnete eine hochkarätig besetzte Vortragsreihe im Jubiläumsjahr, die das Frankfurter Dezernat Kultur und Freizeit gemeinsam mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung ermöglichte, um die weltumspannende Bedeutung Goethes am Ende des 20. Jahrhunderts sichtbar zu machen. Über diese Vortragsreihe hieß es:

Die Themenauswahl und die hohe Qualität der Referenten dokumentieren, daß Frankfurt das Universalgenie Goethe nicht nur würdig zu feiern, sondern sich auch angemessen mit seinem Gesamtwerk auseinanderzusetzen weiß.(9)

2) Im Rahmen des Programms "Weltbürger Goethe - Weltoffenes Frankfurt" wurden damals aktuelle Termine, Ereignisse und Veranstaltungen in Frankfurt am Main laufend im Internet bekanntgegeben. Im offiziellen Programmheft fanden sich über 300 Einzelveranstaltungen von mehr als 70 Instituten, städtischen Einrichtungen und privaten Organisationen. Die 54seitige Broschüre mit einem Zitat aus Goethes "Zauberlehrling" als Motto: "Die ich rief, die Geister, werd‘ ich nun nicht los" lag in einer Auflage von 100.000 Exemplaren vor und wurde kostenlos ausgeteilt. Zu Goethes 250. Geburtstag inszenierte die Stadt Frankfurt ebenfalls eine 5-tägige Kulturreise auf den Spuren Goethes in Richtung Straßburg, Zürich und Verona. In einem eigens umgebauten Theaterzug wurden die Reisenden auf der rund 980 km langen Etappe mit Aufführungen, Konzerten und Aktionen auf die Ankunftsorte und deren Bedeutung für Goethe eingestimmt. Alle Einzelheiten sind heute noch in einer Datenbank zu finden.

Weimar, die Vorgängerin der Stadt Bergen als der Europäischen Kulturstadt, feierte das Goethejahr 1999 noch großartiger als Frankfurt. Das Kulturstadtjahr der bis dahin kleinsten Kulturstadt Europas wurde am 19. Februar 1999 offiziell mit der Festveranstaltung im umgebauten Deutschen Nationaltheater eröffnet. Wie der Eröffnungstag unter Anwesenheit von Bundespräsident Roman Herzog überaus feierlich verlaufen war, erfuhr man auf neun Seiten im Internet. Darüber hieß es:

Weimar hat in den kommenden zehn Monaten die einzigartige Gelegenheit, den Brückenschlag von der Provinz zur Welt zu wagen. Gerade auch in seiner Kleinheit liege die Chance Weimars, das nicht, wie viele große Städte, im eigenen Ballungsraum zu verschwinden drohe.

Eines der ambitioniertesten Projekte im Kulturstadtjahr war eine originalgetreue Kopie von Goethes Gartenhaus im Park an der Ilm. Über ihre Enthüllung wurde zwar im Internet gleich berichtet, aber eine Montage-Photoaufnahme, in der Original und Kopie nebeneinander stehen, ist wohl nur auf meiner eigenen Leitseite in Tokyo zu sehen.(10) Über sonstige Veranstaltungen oder verschiedene Zeitungsmeldungen berichtete die Webseite "Vivat! Vivat!" des Veranstalters Kulturstadt GmbH.

Gelegentlich der Eröffnung des Weimarer Kulturstadtjahrs 1999 wurde in einem "News-Spezial"(11) berichtet, daß der deutsche Bundespräsident Roman Herzog in seiner Rede die Bedeutung der ostdeutschen Kleinstadt in Thüringen betont hat. Die deutsche Kultur sei ohne die Stadt Goethes und Schillers nicht denkbar. Es wurde ferner darauf hingewiesen: Herzog sagte: "Hier konzentriert sich vieles von dem, was unser Land, unsere Kultur und unsere Tradition ausmacht." Weimar sei aber auch eine Stadt, in der nicht nur Kultur und Geist, sondern auch Unkultur und Barbarei zu Hause waren. Das nahegelegene nationalsozialistische Konzentrationslager Buchenwald bleibe eine schreckliche Erinnerung und Mahnung zugleich. Wohl dadurch angeregt meldeten sich etwa zwei kritische Stimmen im Internet: "Weimar ist Ansichtssache. Kulturstadt Europas. Der Musenhof definiert sich unentschlossen"(12) sowie "Mythos Weimar".(13) Unabhängig davon bemerkt ein Artikel über die Weimarer Klassik:

Die Weimarer Klassik war unpolitisch und befaßte sich nur philosophisch mit den blutigen politischen Ereignissen. Die nationalen Ideen des Sturm und Drang werden dann erst wieder in der Romantik aufgegriffen.(14)

Hier verdient ein Aufsatz von Stefan Ripplinger in NetNews viel Beachtung: "Goethe und die Kollektivschuld. Ein Rückblick auf den Jaspers-Curtius-Streit im Frühjahr 1949".(15) Der Aufsatz schließt mit dem lapidaren Zitat aus Richard Alewyns Rede: "Zwischen uns und Weimar liegt Buchenwald" und macht den Satz über die Germanistenkreise hinaus bekannt.

3) In Weimar befinden sich immerhin die bedeutendsten Institutionen für die Goetheforschung. Die Dachorganisation Stiftung Weimarer Klassik heißt auf der ersten Webseite die Internet-Besucher herzlich willkommen und stellt sich wie folgt vor:

Zur Stiftung Weimarer Klassik gehören neben dem Goethe-Nationalmuseum mit dem Wohnhaus Goethes, dem Schiller-Haus, dem Liszt-Haus, dem Nietzsche-Archiv und 16 weiteren Schlössern und Erinnerungsstätten die Herzogin Anna Amalia Bibliothek und das Goethe-Schiller-Archiv mit ihren reichen und teilweise einmaligen Beständen sowie fünf Parkanlagen in Weimar und Umgebung.(16)

Als das Goethe-Nationalmuseum am 30. April 1999 wiedereröffnet wurde, berichtete der Mitteldeutsche Rundfunk darüber:

Das Goethe-Nationalmuseum in Weimar erlebte am ersten offiziellen Öffnungstag einen wahren Besucheransturm. 8000 Gäste kamen am Sonntag in die neue Ausstellung im Haus am Frauenplan.(17)

Für die Benutzung des Goethe- und Schiller-Archivs ist eine Webseite mit Abruf-Hinweisen sehr gut eingerichtet.(18) Von allgemeiner kultureller Bedeutung ist die Goethe-Gesellschaft in Weimar, die im Jahre 1885 gegründet wurde und trotz der europäischen Spaltung nach 1945 ihren Sitz in der Stadt beibehielt.

Aufgrund ihres internationalen Charakters und dank der Anstrengung ihrer Mitglieder um Liberalität und Toleranz vermochte die Goethe-Gesellschaft die Teilung Deutschlands ungeteilt zu überstehen.(19)

Über das Freie Deutsche Hochstift mit Frankfurter Goethe-Museum/Goethe-Haus sowie über das Goethe-Museum der Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung in Düsseldorf kann man sich durch AsKI (= Arbeitskreis selbständiger Kultur-Institute e.V.) informieren.(20) Nähere Einzelheiten über das Goethe-Museum in Frankfurt sind selbstverständlich auch auf der eigenen Webseite abrufbar.(21) Nicht zu vergessen sind The Goethe Society of North America sowie das Goethe-Museum in Düsseldorf, die regelmäßig Goethe Yearbook und Goethe News herausgeben,(22) und Casa di Goethe in Rom, in dem wieder ein Goethe-Museum eingerichtet ist.(23) Für die wissenschaftliche Goethe-Philologie sehr wichtig ist die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften mit der 4. Kommission für das Goethe-Wörterbuch, weil die Gemeinschaftsarbeit seit den fünfziger Jahren im geteilten Deutschland noch lange nicht abgeschlossen ist.(24) Ansonsten wurde ein Goethe - Gesamtprojekt 1999 angekündigt. Es soll die endgültige Goethe-Monographie präsentiert werden, sie dürfte aber als visuell-auditive Medien nicht streng wissenschaftlich gestaltet sein.(25)

4) Es bildet sich allmählich eine sog. Computer-Philologie. Im technisch vernetzten globalen Zeitalter gibt es eigentlich nichts dagegen zu sagen. Aber in der Philologie sind Belege und Quellenangaben von entscheidender Bedeutung. Wenn heutzutage sogar die Weimarer Ausgabe in Taschenbuch-Ausstattung preiswert erworben werden kann, findet man es doch etwas bedenklich, wenn Goethes Werke im WWW angeboten werden.(26) Auch wenn die philologische Arbeit durch technische Suchhilfen weitgehend erleichtert wird, hat nicht jeder Zugang dazu.(27) In englischer Sprache kann z.B. Bomis "Goethe Ring" sicherlich manche nützliche Auskünfte über Goethes Leben und Werke geben.(28) Aber wer im Projekt Gutenberg-DE als Leser gedacht ist, ist nicht einleuchtend. Denn die biographische Einführung ist zu einfach, um nicht zu sagen, primitiv, abgesehen von den falschen Angaben der Studienjahre:

Goethe wurde am 28.8.1749 in Frankfurt (Main) geboren. Er begann sein Studium der Jura 1768 in Leipzig [recte:1765], das er aber wegen einer schweren Krankheit unterbrach und 1771 [recte: 1770] in Straßburg fortsetzte. Auf Einladung von Herzog Carl August zog er nach Weimar, wo er ab 1776 im Staatsdienst arbeitete. 1786-1788 erste Italienreise, 1790 zweite Italienreise. Goethe starb am 22.3.1832 in Weimar.(29)

Wenn man selber ein Liebhaber Goethes ist, möchte man wahrscheinlich seine literarische Freude mit den anderen teilen, wie es bei der vielfach gepriesenen Homepage von Katharina Eiermann der Fall ist. Dazu sind kurze und doch abgeschlossene Gedichte am besten geeignet. So richtet ein Informatik-Fachmann für sein Hobby eine sog. Goethe’s Homepage ein und bietet in einer Spalte unter mehreren Goethes Gedichte und Erzählungen an. Ein anderer Liebhaber bietet 201 Goethe-Gedichte von Liebe, Tod und Zauberei an und versieht sie noch mit Goethe-Biographie und Goethe auf Englisch.(30) Jemand hat Freude daran, den ganzen Text von Goethes "Reineke Fuchs" auf eine Webseite zu bringen.(31) Am reichhaltigsten ist freilich das Gutenberg-Projekt: Gedichte von Goethe alphabetisch nach Titeln sortiert, dessen vorhandene Texte sich im März 2000 auf 327 beliefen.(32) Im Unterschied zur Lyrik finden sich über Goethes Romane oder Dramen ab und zu längere Aufsätze. Ein in Athen abrufbares Programm WERTHERsWELT enthält z.B. eine ausführliche Erläuterung des Werther-Romans unter dem Gesichtspunkt von Inhalt, Hintergrund, Wirkung & Rezension, Stil & Formales sowie Interpretation und wird sich etwa für Schüler-Hausarbeiten als nützlich erweisen.(33) Dagegen behandelt Adam McLean ein spezielles Thema wie "The Alchemical Drama of Goethe’s Faust" und nimmt dafür sein Copyright in Anspruch.(34) Wenn nur das Urheberrecht wie im Buch sichergestellt ist, erscheint in der Tat die Veröffentlichung einer größeren wissenschaftlichen Abhandlung wie Dissertation im Internet zukunftsweisend, da die neuen Erkenntnisse sofort und ohne viel Unkosten in die ganze Welt verbreitet werden können.(35) Im übrigen meldete der ZDF im Internet-Newsletter vom 13. August 2000 mit einem Stieler-Goetheporträt vor dem Computer:

Goethe schreibt bei Amazon. Bei dem Internet-Buchhändler gibt es Wirbel um gefälschte Autorenkommentare. Britney Spears schreibt Kommentare bei amazon.de. Goethe auch - seine neue Email-Adresse: goethe@himmel.de.(36)

Bei Goethe gibt es neben den literarischen Werken auch Schriften zur Kunst und zur Naturwissenschaft. Während seine klassische Ästhetik vielen veraltet und überholt erscheint, interessiert man sich heute in hohem Maße für den Naturforscher Goethe. Deshalb hat die Universität Frankfurt am Main vom 7.-9. Mai 1999 ein wissenschaftliches Festival mit dem Thema: "Durchgeistete Natur. Ihre Präsenz in Goethes Dichtung, Wissenschaft und Philosophie" veranstaltet. An dem Programm arbeiteten zwei Jahre lang Philosophen und Chemiker, Juristen und Germanisten, Biologen und Geologen, Physiker und Psychologen. In der Einleitung heißt es:

Die Veranstalter lassen sich von der Idee leiten, daß Goethes Blick auf die Natur den starren Gegensatz von Geist und Stoff hinter sich läßt. Ihr Wesen ist weder durch bloße Empirie noch rein begrifflich zu erfassen. Die Frage nach der Natur bei Goethe erschließt die Universalität seines Denkens.(37)

Im Mittelpunkt des Interesses stand überall Goethes Farbenlehre.(38) Es gab u.a. auch ein Projekt für eine computertechnische Realisierung der physiologischen Farbversuche aus Goethes Farbenlehre mittels Multimedia.(39) Aber auch über den Zwischenkieferknochen, auf dessen Entdeckung Goethe sehr stolz war, wurde eingehend berichtet.(40) Goethes naturwissenschaftliches Interesse galt ebenfalls der Botanik.(41) Seine kühne These: "Alles ist Blatt" beruhte letzten Endes auf einer ganzheitlichen Phänomenologie.(42) Diese Lehre der sog. Urpflanze und ihrer Umbildung besang der Dichter für Christiane in dem Gedicht "Die Metamorphose der Pflanzen", die Udo Klinger ausführlich zu interpretieren versucht hat.(43) Nicht zuletzt interessierte sich Goethe auch für Geologie und Mineralogie(44) sowie Chemie.(45) Schließlich muß man erneut nach dem Sinn der Goetheschen Naturforschung fragen.(46)

5) Goethes biographische Einzelheiten werden genealogisch, lebensgeschichtlich oder anekdotisch gern behandelt. An so fundamentalen Angaben über Goethes Leben und Werke werden doch erkennbar, wie wenig man gegenwärtig über Goethe weiß, gar nicht vergleichbar mit dem oft verpönten Goethe-Wissen des Bildungsbürgertums im 19. Jahrhundert, und daß jetzt unter den Deutschen nach dem Krieg oder nach der Wiedervereinigung Deutschlands ein großer Nachholbedarf an Wissen über ihren größten Dichter vorhanden ist. Sonst würde man nicht versuchen, eine solche Unmenge Informationen über Goethe im Internet zu verbreiten. Als offizielle Mitteilung gelten die Daten über "Johann Wolfgang von Goethe - das Leben des Dichterfürsten" des Presse- und Informationsamtes der Stadt Frankfurt am Main.(47) Dann kann man beliebig zu verschiedensten Webseiten, die von Goethe-Liebhabern mehr oder weniger dilettantenhaft eingerichtet worden sind, übergehen wie z.B. "Goethejahr 1999 Johann Wolfgang von Goethe. Deutschlands größter Dichter"(48) oder "Biographie des Johann Wolfgang von Goethe und seine Zeit in Weimar".(49) Aber bei der Information, Goethe sei der natürliche Sohn Kaiser Karl VII. gewesen, usw.(50) schüttelt man den Kopf und bekommt eine Ahnung davon, wie die Medien im Internet weltweit mißbraucht werden können. In einem anderen Sinne muß man allerdings auch über die Gründlichkeit der Recherche "Goethes Herkunft aus dem Kyffhäuserkreis. Mit Literaturverzeichnissen zur gesamten Goethe-Genealogie"(51) staunen.

Im Zusammenhang mit Goethes Biographie stehen Berichte über seine mannigfaltigen Reisen, insbesondere die Italienreise und die drei Schweizer Reisen. Sehr ausführlich informiert z.B. das Gutenberg-Projekt über Goethes "Italienische Reise".(52) Goethes erste Reise in die Schweiz ist in einem Schul-Programm für Unterrichtszwecke gut beschrieben.(53) Goethes sonstige kleinere Reisen sind auf einer japanischen Webseite schon für touristische Zwecke als eine 380 km lange Goethe-Straße zusammengefaßt, die die Städte Frankfurt am Main, Fulda, Eisenach, Erfurt, Weimar, Jena und Leipzig verbindet.(54) Goethes einzelne Lebensstationen wie z.B. Sesenheim, Bad Lauchstädt, Kickelhahn, Malcesine oder seine Badeaufenthalte in Böhmen werden sich unendlich viel im Internet auffinden lassen.

6) Zuletzt soll noch auf die erste Internet-Zeitschrift für Literaturkritik hingewiesen werden. Sie bespricht Neuerscheinungen aus der Belletristik sowie den Literatur- und Kulturwissenschaften. In ihrer Nr. 2/3 vom März 1999 ist tatsächlich eine Rubrik, die Rezensionen über vier neue Bücher auf dem Gebiet der Goetheforschung enthält.(55) Es handelt sich dabei um 1. Mit Goethe durch das Jahr, 2. Aus der Peripherie ins Zentrum. Gerhard Pickerodt über Gerhard Schulz‘ "Exotik der Gefühle", 3. Unmittelbare Wahrheit statt Dichtung. Gerald Koll über Sigrid Damms "Christiane und Goethe" sowie 4. "Mein Lebenswerk ist das eines Kollektivwesens" Manu Slutzky über Siegfried Unselds Goethe-Bücher. Von einer Datenbank kann man außerdem die Inhaltsverzeichnisse des Goethe-Jahrbuchs und sonstige Zeitschriftentitel ohne weiteres abrufen.(56) Sehr nützlich erweist sich schließlich die aktuelle Webseite "Literaturwissenschaftliche Links zu Goethe", da sie alle bisher von mir angesprochenen Rubriken umfaßt und nicht nur Rezensionen, sondern auch Aufsätze sowie Vorträge erfaßt, die eventuell noch vor der Drucklegung im Internet veröffentlicht werden.(57) Ebenso umfassend gestaltet ist die amerikanische Web-Seite "Internet Resources for Germansits".(58) Natürlich gibt es auch eine WEbseite für detaillierte Goethe-Forschungsliteratur 1947-1995 in Japan, die aber in japanischer Sprache gehalten ist.(59) Alles in allem stehen heute so viele philologische Daten für die Goethe-Studien bereit, so daß es nur darauf ankommt, wie man damit umgeht, und was man daraus für Forschung und Lehre macht.

© Naoji Kimura (Tokio/Regensburg)

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Anmerkungen:

Da es sich bei den angegebenen Internetquellen zum Teil um Resourcen mit Aktualitätswert aus den Jahren 1999/2000 handelte, sind nicht mehr alle dieser Resourcen via WWW verfügbar. Ausdrucke der genannten Quellen befinden sich im Archiv des Autors.

(1) http://www.iuj.ac.jp/media/stokes/goethe.htm u. http://www.goethe.de/z/10/goethe99/deglin.htm

(2) http://www.rz.uni-karlsruhe.de/Outerspace/VirtualLibrary/43.de.html

(3) http://www.lib.virginia.edu/wess/germtext.html

(4) http://www.speke.ukc.ac.uk/secl/german/ge509lk.html

(5) http://www.goethe-net.de/ Vgl. auch http://www.serve.com/shea/germusa/goethe.htm

(6) http://www.goethe-bytes.de/cgi-bin/goethe

(7) http://www.gwdg.de/~goethecd

(8) http://www.ub.fu-berlin.de/goerdten/goethe.html

(9) http://www.goethe1999.de/deutsch/aktuell.html

(10) http://www.weimar1999.de/programm/ sowie http://infowww.cc.sophia.ac.jp/g-areas/Naoji-Kimura.HP.htm

(11) http://www.newswindow.ch/artikel/990221/990221spez30.html

(12) http://www.freitag.de/1999/11/99111301.htm

(13) http://www.jungewelt.de/1999/03-11/005.shtml

(14) http://www.cip.fak14.uni-muenchen.de/~mheinric/ratte/klassik.html

(15) http://net…/!cmd=article&group=cl.geschichte.allgemein&item=453&id=990511-10653-0

(16) http://www.weimar-klassik.de/sprache.html

(17) http://www.mdr.de/weimar99/daten_de/inhalt_weimar99_de_1555@html

(18) http://www.weimar-klassik.de/gsa/pg00.html

(19) http://www.Goethe-Gesellschaft.org/

(20) http://www.aski.org/institute/fdh.htm sowie http://www.askin.org/institute/gmdrf.htm

(21) http://www.goethe1999.de/deutsch/goethemuseum.html sowie http://www.rg.fr.bw.schule.de/stewe/projekte/goethe/duesseldorf.html

(22) http://www.hnet.uci.edu/tpsaine/gsna.html und http://www.wnet.nci.edu/tpsaine/gyb.html

(23) http://www.casadigoethe.it/ Vgl. ferner spanische Webseiten: http://www.ub.es/filoal/Goethe/goethe.htm, http://www.goethe.esc.edu.ar/Q-goethe.htm, http://www.bib.uab.es/human/goethe.htm

(24) http://www.bbaw.de/vh/index.html Vgl. ferner http://www.sign-lang.uni-hamburg.de/fb07/berichtarbst/goethe.html

(25) http://www.uni-giessen.de/g929/goethe.htm Vgl. ferner http://www.zum.de/Faecher/D/Saar/gym/z50goethe.htm

(26) http://goethe.chadwyck.com/

(27) http://www.hti.umich.edu/german/goethe/

(28) http://bomis.snap.com/ring_home.fcgi?ring=goethe

(29) http://www.gutenberg.aol.de/autoren/goethe.htm

(30) http://209.68.42.32/goethe/index.htm Vgl ferner http://www.econ.jhu.edu/People/Fonseca/goethe.htm

(31) http://www.bis.uni-oldenburg.de/havekost/needer/reineke.htm

(32) http://gutenberg.aol.de/goethe/gedichte/Ohtmldir.htm

(33) http://www.geocities.com/Athens/Acropolis/8/25/wertherd.htm

(34) http://www.levity.com/alchemy/faust.html

(35) http://archiv.ub.uni-marburg.de/diss/z1999/0069/inhalt.htm

(36) http://www.zdf.msnbc.de/news/58722.asp?ref=newsletter Unberücksichtigt sind hier eine Reihe Buchanzeigen der Buchhandlungen über Neuerscheinungen im Goethejahr 1999.

(37) http://www.rz.uni-frankfurt.de/presse/goethe.html

(38) http://www.goethe-net.de/farbenlehre.htm Vgl. ferner http://www.datacomm.ch

(39) http://www.inf.hs-anhalt.de/Medienlabor/Goethes_Farbenlehre/inhalt.htm

(40) http://www.uni-bielefeld.de/biologie/Studenten/Schaedel/zwischenkiefer.html

(41) http://www.goethe-net.de/botanik.htm

(42) http://www.uni-koblenz.de/~odshass/spiralen/www-goethe/goethe.html

(43) http://members.aol.com/litwiss/inhalt.htm

(44) http://www.goethe-net.de/geo1.htm

(45) http://www.springer.de/chem-de/books/goethe/index.htm

(46) http://gate.cruzio.com/~euyes/euyes.main/goetheanscience.html

(47) http://www.goethe1999.de/deutsch/biographie.html

(48) http://derweg.org/mwberdeu/goethe.htm

(49) http://www.ikg.rt.bw.schule.de/virkla/names/schuels/deutsch2/goethe/strtsite.html Vgl. ferner: http://www.esh.uni-linz.ac.at/~goethe/goethe/goethe.html, http://www.mehr-licht.de, http://www.wm.edu/CAS/modlang/gasmit/ger302/goethe/bio.htm, http://www.imagi-nation.com/moonstruck/clsc20.html, http://www.grafikstudio.de/goethe/biografi.htm

(50) http://www.hpi.de/~baus/home.htm

(51) http://www2.genealogy.net/gene/reg/THU/KYF/goethe/

(52) http://www.gutenberg.aol.de/goethe/italien/italien.htm Vgl. über das Goethe-Denkmal in Rom http://www.hann-muenden.net/spontan/eb_goeth.htm

(53) http://www.zum.de/Faecher/D/Saar/gym/goetschw.htm Vgl. über die zweite Schweizer Reise http://schiller.germanistik.uni-sb.de/goethe/

(54) http://hot.netizen.or.jp/travelmall/germany/germany8.html

(55) http://www.literaturkritik.de/inhalt-02-1999.html

(56) http://computerphilologie.uni-muenchen.de/zeitschriften/1996/goethe96.html

(57) http://www.biblint.de/goethe.html

(58) http://polyglott.lss.wisc.edu/german/irfg/

(59) http://www.seinan-gu.ac.jp/~akao/goethe-index.html


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