Internet-Zeitschrift für Kulturwissenschaften
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Herbert Arlt, Donald G. Daviau, Gertrude Durusoy, Andrea Rosenauer (Hrsg.):

TRANS. Dokumentation eines kulturwissenschaftlichen Polylogversuchs im WWW (1997-2002).

Röhrig Universitätsverlag: St. Ingbert 2002.

Inhalt
Einleitung
Schwerpunkte, WWW-Adressen und Abstracts


Einleitung

Im August 1997 erschien die Internet-Zeitschrift für Kulturwissenschaften, TRANS, das erste Mal. Die Zielsetzung des INST (Institut zur Erforschung und Förderung österreichischer und internationaler Literaturprozesse) war damals, ein Forum im WWW zu schaffen, um regionale, internationale und transnationale Prozesse kulturwissenschaftlich zu begleiten und in diesem Sinne ökonomische und politische Prozesse nicht nur hinzunehmen, sondern sich auch selbst als (kleiner) Akteur in einer weltweiten Öffentlichkeit zu konstituieren.

Ein Schritt in diese Richtung war die Konferenz "Europäische Literatur- und Sprachwissenschaften" vom 22. bis 26.9.1997 in Innsbruck. Ihr ging ein Memorandum zur Förderung der Kulturwissenschaften, beschlossen in St. Petersburg (1996), sowie ein Gespräch mit der damaligen EU-Kommissarin Cresson 1996 in Brüssel voraus, der dieses Memorandum überreicht wurde. Die Beiträge zur Innsbrucker Konferenz wurden in vier Nummern publiziert, um die Arbeitsabschnitte transparent zu machen. Und auch die Archivierung in der Österreichischen Nationalbibliothek sollte in dieser Weise erfolgen. Doch andere Strukturen erwiesen sich als praktikabler (Update-Info, Verzeichnisse nach Schwerpunkten und AutorInnen u.a.).

In der Zwischenzeit sind 13 TRANS-Nummern erschienen, die immer in Bezug zu Begegnungen standen (siehe dazu auch den Anhang in diesem Buch, wo die jeweiligen Schwerpunktthemen angeführt sind, S.233ff.). Die Anerkennung zeigt sich durch Abfragen von bis zu 20.000 Hosts aus über 100 Ländern pro Monat. TRANS wird von diversen Bibliographien auswertet, durch rund 1.000 Links beworben (s. dazu die Daten und Darstellungen im Beitrag von Angelika Czipin und Andrea Rosenauer, die auf den monatlichen Statistiken von ARGE DATEN bzw. neuerdings ARGES TEMPO beruhen). TRANS hat aber nicht nur seine Anerkennung im Wissenschaftsleben gefunden, sondern auch in einer breiten Öffentlichkeit. Durch diese WWW-Zeitschrift wurden Printmedien, Radio und Fernsehen auf das INST und seine Projekte aufmerksam.

Der Neologismus "Polylog", der im Titel dieser Dokumentation zum fünfjährigen Jubiläum von TRANS verwendet wird, wurde in die INST-Diskussion vom damaligen Präsidenten Anil Bhatti in der Vorbereitung der Konferenz "Internationale Kulturwissenschaften" vom 15. bis 19.9.1999 in der UNESCO-Zentrale in Paris eingeführt (http://www.inst.at/studies/l_04_d.htm). Der Begriff Polylog erfaßte und erfaßt sehr gut die Arbeitsweise des INST. Denn das INST ist rechtlich ein österreichischer wissenschaftlicher Verein, aber in seiner Arbeitsrealität eine weltweite Wissenschaftsassoziation, die sich auf Konferenzen und in Projekten zusammenfindet. Und gerade die Form der Assoziation ist eine ausgezeichnete Basis, um einen Polylog zu realisieren (vgl. dazu: Kulturwissenschaft - transdisziplinär, transnational, online in dieser Buchreihe: Bd.6, 2. Auflage, St. Ingbert 2001).

Daß die Dokumentation der Entwicklung von TRANS nun in dieser Weise erfolgt, hat - wie vieles in der INST-Arbeit - wissenschaftstheoretische und praktische Gesichtspunkte. Wichtig für die Wissenschaft und Forschung ist es, Zitate überprüfbar zu machen und zu halten. Das wurde in allen 5 Jahren berücksichtigt. Von Anfang an gibt es eine Dokumentation der verschiedenen TRANS-Varianten durch das INST, aber auch die Österreichische Nationalbibliothek bewahrt eine Reihe von TRANS-Varianten auf. Das Problem besteht darin, daß eine Online-Archivierung von TRANS vom INST durchaus nicht gewünscht wird, weil eine Parallelisierung der Zeitschrift im WWW aus verschiedenen Gründen nicht sinnvoll erscheint. Eine Archivierung in nur wenigen Institutionen, wie dies derzeit der Fall ist, erfordert bei der Überprüfung eine Anreise wie bei einem bibliophilen Gegenstand und entspricht nicht der Zugänglichkeit via WWW, deren Vorteile für den Wissenschaftsprozeß klar auf der Hand liegen. Es wurde also der Zwischenweg gewählt, ein Buch zu TRANS zu machen: mit Beiträgen zu TRANS und einer Archivierung der Beiträge auf CD. Auf der diesem Buch beiliegenden CD sind nun 273 Beiträge von 179 AutorInnen aus 40 Ländern, die bis zum August 2002 in TRANS publiziert wurden, dokumentiert. (Nach wie vor werden aber alle diese Beiträge online zugänglich sein.)

Das TRANS-Buch als gedruckte Fassung wurde in drei Teile gegliedert: Unter Schwerpunkten (Abschnitt 1) sind zu den 11 bisherigen thematischen Schwerpunkten Beiträge erschienen. Es sind keine Beiträge, die den jeweiligen Schwerpunkt selbst im Detail besprechen. Es sind vielmehr Beiträge, die auf unterschiedliche Weise zeigen, daß die Schwerpunkte gerade auch heute noch ihre Aktualität haben, unmittelbarer Bestandteil der wissenschaftlichen und öffentlichen Diskussion sind. Vor allem der Beitrag von Katérina Stenou, Direktorin der Division of Cultural Policies der UNESCO, sieht das INST- bzw. TRANS-Projekt in einem engen Zusammenhang mit gegenwärtigen weltweiten Entwicklungen. Die weiteren Beiträge zu den Schwerpunkten dokumentieren auch die Vielfalt der kulturwissenschaftlichen Zugänge. Im Beitrag von Arlt wird der Zusammenhang mit der sich entwickelnden transnationalen Wissensgesellschaft herausgearbeitet. Penka Angelova hinterfragt die Konstruktionen gesellschaftlicher Einheiten. Peter Horn setzt sich mit Weltkultur und Diversität auseinander. Heinz Hauffe zeigt, wie wichtig Datenbanken in heutigen Wissenschaftsprozessen bleiben. Anil Bhatti spezifiziert den Polylog als einen vielsprachigen Diskurs, wobei er von vergleichenden kulturwissenschaftlichen Studien - Europa/Österreich, Deutschland - ausgeht. Ulf Birbaumer schreibt über Begrifflichkeit und Theater in der "Globalisierung" (mondialisation). Herbert Hrachovec analysiert die Möglichkeiten und Grenzen der neuen Publikationsformen. Rabeh Sebaa verweist auf die komplexen Zusammenhänge zwischen Sprachen, gesellschaftlichen Konstrukten und Literaturen. Koba Arabuli zeigt Zusammenhänge zwischen kulturellen Entwicklungen und Tourismus auf. Und Ruth Wodak fragt nach homogenen oder multiplen Identitäten. Diese Vielfalt kulturwissenschaftlicher Ansätze wird ergänzt durch einen zweiten Abschnitt mit dem Titel Aspekte. Beiträge von Andrea Rosenauer, Donald G. Daviau und Gertrude Durusoy heben die Bedeutung des neuen kulturwissenschaftlichen Mediums hervor und Max Kaiser sowie Alfred Schmidt reflektieren die Geschichte und die Perspektiven der Archivierung elektronischer Medien. Und es erfolgt auch eine detaillierte Auseinandersetzung mit dem wissenschaftlichen Kommunikationsprozeß im Zusammenhang mit TRANS. Im Anhang (3. Abschnitt) sind nicht nur Kurzbiographien zu den AutorInnen enthalten, sondern auch Abstracts zu den 11 bisherigen Schwerpunkten von TRANS in den drei TRANS-Sprachen: Deutsch, Englisch, Französisch, ebenso ein Inhaltsverzeichnis aller auf der CD enthaltenen Beiträge.

TRANS ist somit ein früher Versuch, wissenschaftliche Beiträge nicht nur im WWW in drei Sprachen zu publizieren, sondern auch jenen Realitäten gerecht zu werden, die durch das WWW geschaffen werden. Damit wird keine neue (virtuelle) Welt geschaffen. Zu eng sind die Bindungen an die (alte) Welt. (So wird die Dokumentation von TRANS im Rahmen der Ausstellung zur Frankfurter Buchmesse "Bridges for a World Divided" im Oktober 2002 ebendort erstmals präsentiert.) Aber TRANS ist ein Schritt, nicht nur die Divergenzen wahrzunehmen, wie dies auch vom INST auf der Basis des UNESCO-Dokuments "Our Creative Diversity" (1995) viele Jahre gemacht wurde, sondern im Rahmen von neuen Fragestellungen gerade auch das Verbindende der Kulturen (http://www.inst.at/kulturen) herauszuarbeiten. Oder anders formuliert: auch in diesem Falle wird nicht von einer Mechanik der Prozesse ausgegangen, sondern von einer Gestaltbarkeit, die gerade angesichts eines ansteigenden Irrationalismus und Populismus einer öffentlichkeitswirksamen wissenschaftlichen Kritik durchaus bedarf. Mit TRANS kann dazu ein bescheidener Beitrag geleistet werden.

 

 


buinst.gif (1751 Byte) © Institut zur Erforschung und Förderung österreichischer und internationaler Literaturprozesse

Letzte Änderung 05.09.2002