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Herausgeber: Herbert Arlt (INST)

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Band 14
Astrid Kohlmeier

flüstere mir mein meer glatt
Gedichte

Nachwort
Herbert Arlt

Die Idee für diesen Lyrik-Band entstand dieser Tage im August 2015 auf einem offenen Platz in Wien an einem sonnigen Sommermorgen. Der Grundgedanken war, Lyrik im Internet-Zeitalter neu zu positionieren. Und gerade die Gedichte von Astrid Kohlmeier entstammen keiner „Lyrik-Maschine“, sondern lassen ein Subjekt in einer Zeit hervortreten, die Jura Soyfer in einem Lied folgendermaßen charakterisierte: „Wir sind die Nummer im Katasterblatt“.

Es sind Gedichte, die im Kontext einer Polyphonie von Begegnungen mit Menschen entstanden sind, die in den Gedichten nachvollziehbar gemacht werden, indem Namen oder zumindest Abkürzungen von Namen genannt werden. Und die Gedichte entstehen im Kontext einer Polyphonie von Künsten. Die Wörter, die Verszeilen, die Gedichte haben nicht nur intertextuelle Bezüge, sondern Musik klingt an, Bilder werden eingebaut, zu Bildern wird Bezug genommen. Und dennoch entfaltet sich Sprache.

Das entspricht ganz dem, wie ich Astrid Kohlmeier und Ihre Kunst kennengelernt habe: In Georgien mit einem Referat, am Landestheater Schwaben in Memmingen mit ihren Texten, dramaturgischen Arbeiten, Inszenierungen, immer wieder auf dieser Welt mit Gesprächen. – Wichtig war mir das Erwachen aus der „Winterstarre“, von der nicht nur einzelne Personen betroffen sind, sondern die Menschen in der Globalisierung scheinen angesichts der Überwachung und bürokratischen Kontrolle, der Gewalt, des Terrors, der neuen Kriege ohne Grenzen und zum Teil in Form von Finanzmanipulationen durch eine Winterstarre befallen. Dass Liebe noch eine Rolle spielt, hebt die Gedichte von Astrid Kohlmeier gerade in unserer Zeit hervor. Denn die Bilderwelt des Internets suggeriert, dass Lust die Beziehungen zwischen Mann und Frau bzw. überhaupt die Sexualität präge und der Lustgewinn durch Gewalt entstünde. So präsentiert sich die Welt der Pornographie, deren gesellschaftliche Relevanz keineswegs durch Nacktheit entsteht. Aber auch im Main Stream ist die Gewalt als Lustgewinn angekommen – nicht nur in Filmen wie „Fifty Shades of Grey“, der im Kontext der Literatur (z.B. Marquis de Sade), von Filmen wie „Die Geschichte der O“ oder „Die Tage von Sodom und Gomorra“ harmlos anmutet. Aber im Gegensatz zu Pasolinis Film wird die Unterdrückung nicht evident, die Unterdrücker werden nicht als das gekennzeichnet was sie sind. Die Unterwerfung als Lust wird für ein Massenpublikum aufbereitet.

Davon heben sich die Gedichte von Astrid Kohlmeier grundsätzlich ab. Sie setzt sich nicht wie Elfriede Jelinek in „Lust“ mit der Brutalität des Patriarchats mit Zitaten in Kontexten auseinander. „Flüstere mir das Meer glatt“ ist eine andere Welt, die doch in dieser Welt sprachlich sehr genau sich mit den Beziehungen von Menschen auseinandersetzt.

Präsentiert wird dieser Band erstmals am 15. September 2015. Im Mittelpunkt stehen persönliche Begegnungen, aber auch die Multimedialität – mit der Lesung verbunden sind Musik und Live-Malerei. – Es ist ein erstes Experiment, das angesichts dieses Bandes zu gelingen scheint.

Präsentiert wird dieser Band aber auch im Rahmen des INST-Verlages. Das INST ist ein Projekt, das Anfang der 1990er Jahre begannt. Am 14. November 1994 wurde der gemeinnützige Verein INST (www.inst.at) gegründet. Etwa 10.000 WissenschafterInnen und KünstlerInnen aus über 100 Ländern sind an diesem Projekt beteiligt. – Im Rahmen von INST–Veranstaltungen wurde in vielen Ländern der Welt die Nutzung des Internets in die Kulturwissenschaften bzw. Künste eingeführt. Einiges wurde versucht, um die Winterstarre zu durchbrechen, einen Frühling nicht nur für ein Land zu ermöglichen, sondern zu einer Globalisierung mit humanem Gesicht beizutragen.

Der Band „Flüstere mir mein Meer glatt“ hat daher Bedeutung nicht nur für sich. Er dokumentiert nicht nur die polyphone Kunst von Astrid Kohlmeier in ihren polyphonen Beziehungen. Er ist auch ein Experiment, eine jahrtausendealte Kunstform in einer veränderten Welt neu zur Geltung zu bringen.

ISBN 978-3-902899-22-4
Buchladenpreis: 16,00 Euro
File-Book: 6,00 Euro
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Diese Seite wurde erstellt/zuletzt inhaltlich geändert am: 2015-09-10       Location (URL): http://www.inst.at/burei/fb-lyrik_bd1_fluestere_nachwort.htm
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