ABSTRACT:
Im Titel kommt als Vorsilbe zweimal "trans" vor. Das erste Mal mit Bezug auf ein Gesellschaftsphänomen und das zweite Mal mit Bezug auf das Paradigma der Transdisziplinarität oder jenem der archimedischen Perspektive. Auf die Relevanz dieses zweifachen Vorkommens von "trans" werde ich später zurückkommen. Zunächst ist der Zusammenhang zwischen dem Gesellschaftsph änomen der Transmodernität und der Innovation sowie der Produktivität und der Reproduktion zu skizzieren.
Innovation ist ein Begriff, der gegenwärtig als Schlagwort für alles Mögliche verwendet wird. Es ist der sogenannte Zeittrend, der in allen gesellschaftlichen Bereichen Innovation fordert: In der politischen, ökonomischen, wissenschaftlichen, rechtswissenschaftlichen, künstlerischen, sozialen, religiösen und welcher sonst noch erdenklichen sogenannten problemorientierten innovativen Diskussion. Innovation heißt Neues einführen und Neues durchführen. Die Verwirrung bleibt jedoch bestehen und nimmt ihren Lauf. Reicht es aus, etwas einfach als Innovation zu deklarieren? Beispielsweise für Werbezwecke und als Propaganda.
Ist die Innovation eine Illusion, so dass nur die Illusion der Innovation neu ist, während sich die Wirklichkeit zur Dystopie entwickelt?
Damit diese Innovation in allen Bereichen der Gesellschaft zum Nutzen für eine möglichst große Zahl von Menschen eingesetzt werden kann, ist der Übergang von der Innovation zur Produktivität und Reproduktion von besonderer Bedeutung. Darin zeigt sich gemäß der Definition des gegenwärtigen Zeittrends der demokratische Anspruch der Gesellschaften. Jeder sollte Zugang zur Innovation haben. Information, Produktivität und Reproduktion stellen die technischen und die multimedialen Massenmedien die institutionellen Voraussetzungen dafür dar.
Das Innovative ist das Moderne. Das täglich Neue. Die Moderne ist nicht neu; sie ist so alt wie die Geschichte unseres Kosmos. Bereits im zehnten Jahrhundert erscheint eine explizite Abgrenzung zwischen "via moderna" und "via antiqua" durch die wissenschaftliche und gesellschaftliche Hinwendung zum Realismus und zu den Naturerscheinungen. Die Moderne als eine kulturelle Erscheinung wird von dem aus Berlin nach Wien zurückkehrenden Hermann Bahr, dem sogenannten "Organisator der Moderne", um etwa 1891 ausgerufen. Im Mittelpunkt steht das Subjekt in seiner Auseinandersetzung mit einer gesellschaftlichen Realität, in die es nicht mehr zu hineinzupassen scheint. Das Subjekt nimmt diese unüberwindbare Kluft als einen Bruch wahr, als eine unüberwindbare Zerstörung seiner Identität. Das moderne Subjekt passt nicht mehr in die Welt. Es ist das Subjekt, das nach Lukács seine Zertrümmerung empfindet ohne in der Lage zu sein, diese abwenden zu können. Das postmoderne Subjekt tritt gegen diese Zerstörung auf.
Das transmoderne Subjekt ist das institutionalisierte Subjekt, es hat sich den Institutionen angepasst, die es produziert und reproduziert haben. Die Innovation besteht in der Produktivität und der Reproduzierbarkeit. Das Innovative zeigt sich in der Wiederholbarkeit, in der Klassifizierbarkeit und der Berechenbarkeit. Eine Zukunft wird es nicht geben.
Das transmoderne Subjekt begegnet uns beispielsweise im Orwellschen Roman "1984". Es ist durch die etablierten und sich etablierenden Institutionen produzierbar und reproduzierbar. Wie dies machbar ist, wird durch die Hauptfigur "Smith" veranschaulicht. Das transmoderne Subjekt existiert in Form eines institutionalisierten Bewusstseins, es hat nicht nur keine eigene Identität, sondern es tritt vehement gegen eine solche zugunsten einer Institution auf. Das transmoderne Subjekt denkt und handelt nach den Vorgaben irgendeiner sogenannten mächtigen Institution, es erfasst sich selbst als ein beliebig manipulierbares Objekt in einem Gesamtgefüge, in dem es etwas zu gewinnen zu geben scheint. Der Gewinner ist Mitglied solcher Institutionen, der Gewinner gehört dazu. Darin erschöpft sich die alltägliche Lebensform und die Produktion von Wissen, Ethik und Ästhetik des transmodernen Subjektes.
Die Transmodernität ist der gegenwärtige kulturelle und gesellschaftliche Zustand.
Die Vorsilbe "trans" kommt in "Transmodernität" in ihrer dystopischen Bedeutung zu tragen, ganz im Gegensatz zu ihrem Vorkommen in "Transdisziplinariät", die im wörtlichen Sinne jenseits der Transmodernität wurzelt.
Das Paradigma der Transdisziplinarität - siehe http://www.inst.at/trans/15Nr/01_6/01_6inhalt15.htm - befindet sich jenseits der Transmoderne.
Ziel dieser Sektion ist die Erfassung der Transmoderne und des transmodernen Subjektes im Paradigma der Transdisziplinarität.
Relevant sind
- bewusstseinstheoretische,
- sprachphilosophische,
- strukturalistische,
- literaturtheoretische,
- musiktheoretische,
- psychologische,
- soziologische,
- biologische,
- kriminologische,
- grund- und menschenrechtliche,
- staatstheoretische,
- religionswissenschaftliche und
- künstlerische
Annäherungen an das Thema.
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ABSTRACT:
There appears the prefix "trans" in the title twice. The first time with respect to a phenomenon of societies and the second time with respect to the paradigm of transdisciplinarity or that of the Archimedean perspective. Later I come back to the relevance of the double occurrence of "trans". At first the relationship between the social phenomenon of transmodernity and innovation as well as that of productivity is to picture out.
Nowadays innovation is a concept that is used as a parole for everything imaginable. It is the so-called contemporary trend that demands in all the possible social areas innovation: In the political, economical, scientific, legal, social and religious discussion, in arts and in whatever problem-orientated innovative discussion. Innovation means to introduce something of a kind of new and to carry it out, at least somehow. The confusion, however, persists and takes its way. Is it sufficient simply to declare something as innovation? For instance, for the purpose of advertisement and propaganda.
Is the innovation an illusion, such that only the illusion of the innovation is new, whereas reality mutates into a dystopia?
In order to bring this innovation into power in all areas of the society in favour of an utility for an as high number of people as possible the move from innovation to production and reproduction is of particular relevance. In this the claim for democratic societies is shown, according to the contemporary trend. Everybody should have access to innovation. To achieve such a situation, information, productivity, and reproduction do provide the technical preconditions and the multi-median mass media the corresponding institutions.
The innovative is the modern. The daily new. The modern is not new; it is as old as the history of our cosmos. There appeared already in the tenth century an explicit distinction between the "via moderna" and the "via antiqua" because of the scientific and social change of direction towards realism and the phenomena of nature. The modernity as a cultural phenomenon was declared by Hermann Bahr, the coming back from Berlin to Vienna, he is regarded as the so-called "organiser of the modernity". This happened about the year 1891. In the focus of the modernity there is situated the subject that is concerned with a social reality, in which she or he seems no longer to fit in. The subject conceives this unbridgeable gap as a crash, as an irreversible destruction of her of his identity. The modern subject does no longer fit into her or his world. It is the subject that according to Lukács conceives her or his ruination without being able to turn it away. The postmodern subject speaks out against this ruination.
The transmodern subject is the institutionalised subject, she or he has herself or himself adjusted to the institutions, which have produced and reproduced the subjects in terms of objects. The innovation consists in productivity and reproductablity. The innovative is exemplified in the repeatability, the classifyability and the predictability. There will be any future any more.
We meet the transmodern subject, for instance, in Orwell’s novel "1984". It can be produced and reproduced by the established and the establishing institutions. The main character, namely "Smith", shows how this can be realised. The transmodern subject exists in the shape of an institutionalised consciousness, it has not just any own identity, but it also vehemently speaks out against an own identity in favour of an institution. The transmodern subject thinks and acts because of the requirements and orders by a so-called powerful institution, it grasps herself and himself as an arbitrarily manipulable object within a general construction, in which something seemingly can be won. The winner is member of such an institution; the winner is part of it. Within such a construction the everyday life and the production of knowledge, ethics and aesthetics of the transmodern subject is exhausted.
The transmodernity is the contemporary cultural and social state of affairs.
The prefix "trans" appears in "transmodernity" in its dystopic meaning, contrary to its occurrence in "transdisciplinarity" that - in the literary sense - roots beyond the transmodernity.
The Paradigm of Transdisciplinarity - see http://www.inst.at/trans/15Nr/01_6/01_6inhalt15.htm - is situated beyond the Transmodernity.
The aim of this section is a grasping of the features of the transmodernity and that of the transmodern subject within the Paradigm of Transdisciplinarity.
The following approaches to the issue in question are of relevance:
- Philosophy of mind,
- Philosophy of language,
- Structuralism,
- Theory of literature,
- Theory of music,
- Psychology,
- Sociology,
- Biology,
- Criminology,
- Basic and Human Rights,
- Political Theory,
- Theory of Religions and
- Arts.
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