Ist die gegenwärtige europäische Literatur ängstlich darauf bedacht, den eingefahrenen Bahnen zu folgen, oder gibt es ein Aufbegehren gegen die etablierte Literatur und gegen die Literatur des vergangenen Jahrhunderts? Dies lässt sich gerade an den Literaturdebüts zeigen. Welche Autorin oder welcher Autor wird als Debütant gefeiert? Wie stellen sich die neue Autoren zu dem vorhandenen Kanon? Versuchen sie nicht eher ihm zu entsprechen oder rebellieren sie gegen ihn auf? Oder gehen sie davon aus, dass es ihn sowieso nicht gibt und man darum schreiben kann, wie man will. Ist nur langweilige Literatur gute Literatur, während unterhaltsame als kommerzielle Literatur abgestempelt wird? Gibt es ein neues Bestreben auf interessante Sujets bzw. Fabeln zu setzen?
In der Sektion kann an einzelnen Autoren gezeigt werden, ob sie Archaisten oder Novatoren sind oder waren und welchen Platz sie darum in der gegenwärtigen Literatur einnehmen. Das Ziel der Sektion wäre ein Querschnitt durch alle Genres und Gattungen, wie auch durch die Nationalliteraturen. Ist 1989 auch für die Literatur Europas eine Epochenschwelle oder betrifft dies nur Literaturen bestimmter Regionen und Nationen. Zugleich soll die Sektion zeigen, auf welchem Stand die gegenwärtige Lyrik oder das heutige Theater ist. Dabei sollten und können die Beiträge sowohl den Focus auf eine literarische Gestalt oder ein Thema richten als auch verallgemeinernd mehrere oder alle Literaturen Europas einschließen und so die große Synthese liefern. Der Unterschied zwischen Archaisten und Novatoren kann auch an einzelnen Themen oder Themenkomplexen gezeigt werden (z.B. lässt sich so der Unterschied zwischen Dissidenten und Autoren, die erst in den neunziger Jahren debütiert haben, gut aufzeigen). Aber auch Beiträge, die die Sprache einzelner Autoren oder des Mainstreams an sich untersuchen, sind willkommen. Der Gegensatz von Archaisten und Novatoren ging ja ursprünglich von der Herausbildung der modernen russischen Schriftsprache zur Zeit Puschkins aus. So werden auf der linguistischen Ebene für die Sektion auch Beiträge der Translationswissenschaft interessant, wenn danach gefragt wird, wie die Jugendsprache in literarischen Texten in anderen nationalen Sprachen adäquat dargestellt werden kann.
Ort der Sektion:
Dokumentationsstelle für ost- und mitteleuropäische Literatur
Spengergasse 30-32
1050 Wien
www.doml.at