ABSTRACT:
In dem Beitrag sollen tourismuspsychologische Aspekte im Zusammenhang mit terroristischen Anschlägen theoretisch und empirisch analysiert werden. Exemplarisch soll dies anhand des Reiseverhaltens von Touristen dreier betroffener Regionen (Madrid und Katalonien - Spanien, Bali - Indonesien und Sinai - Ägypten) erfolgen.
Im Zentrum der tourismuspsychologischen Fragestellungen steht die weit verbreitete These, daß sich aufgrund des Terrorismusphänomens eine "globale Angstkultur" (Beck, 2003, S. 281) entwickeln könnte. Auch im Tourismus und im interkulturellen Kontakt könnten diese kognitiven und affektiven Prozesse wirken. Um diese Änderungen festzustellen, wurden die kulturvergleichenden Werteanalysen von Schwartz (1992, 1994) auf Reisende aus ausgewählten Nationen übertragen, die in unterschiedlichem Maße vom Terrorismus betroffen sind. Es wird davon ausgegangen, dass eine starke Betroffenheit und eine starke Präsenz des Terrors in der nationalen Kultur zu einer Verschiebung der Wertestruktur von Autonomie in Richtung Konservatismus führt. Zusätzlich wurde als Basis für die quantitative Befragung von Reisenden ein theoretisches Modell erstellt, das darstellen soll, welche verschiedenen Einflußkräfte auf touristische Einstellungen und Verhaltensweisen wirken könnten. Zahlreiche unabhängige und abhängige Faktoren wurden aus der Literatur gesammelt und operationalisiert, um auf diese Weise Analysen über mögliche Wirkfaktoren auf Reisende in vom Terrorismus bedrohten Gebieten durchführen zu können.
Ziel dieses Forschungsprojekts ist es, zugrundeliegende Faktoren von unterschiedlichen Verhaltensweisen der Touristen in vom Terrorismus betroffenen Regionen festzustellen und deren Einfluß zu erfassen. Die präsentierten Daten von Sharm El Sheik geben Auskunft über die Effektstärken dieser Faktoren und führen zu wichtigen Erkenntnissen über Einstellungs- und Verhaltensänderungen von Touristen in Zeiten des Terrorismus.