ABSTRACT:
Josia, der König von Juda (639-609 v. Chr.) war für die alttestamentliche Geschichtsschreibung eine der Schlüsselfiguren. Als Initiator und Hauptakteur der sogenannten deuteronomistischen Reformbewegung hat er eine zentrale Rolle in der Religionsgeschichte Israels gespielt. Es war um so schmerzhafter, als er 609 v. Chr. bei Megiddo unter ungeklärten Umstände unerwartet gestorben ist. Die deuteronomistische Geschichtsschreibung versuchte diese Tatsache (der Liebling vom Gott Israels ist gestorben!) als zeitgenössische Gedankenrichtung zu interpretieren (2 Kön 23, 29-30) - offensichtlich ohne Erfolg. Die richtige, Josia würdige Interpretation ist erst rund hundert Jahre später entstanden (2 Chron 35,20-24). Wie sind diese Texte im Zusammenhang miteinander - als lecture und relecture - zu betrachten?