Antarktis und Arktis - als südliche und nördliche "Ränder" unserer Welt - kurbeln seit der Antike die Fantasie des Menschen an. Gemeinsam haben sie dies mit dem "oberen" "Rand" der Welt - dem dritten Pol, seit seiner Entdeckung Mount Everest genannt. Von der Antarktis zum Beispiel hielt sich bis zu James Cooks Entdeckungsfahrten im 18. Jahrhundert die Vorstellung, sie sei ein tropisches Paradies, besiedelt von geheimnisvollen Geschöpfen, reich an Bodenschätzen und Edelsteinen.
Vorstellung und Realität klaffen bezüglich Antarktis, Arktis und am dritten Pol seit jeher weit auseinander - der Beitrag will dies durch Einzelbeispiele aus Literatur, Kartografie etc. verständlich machen. Antarktis, Arktis, der Everest - bis heute werden sie als Bilderwelten der Klar- und Reinheit betrachtet - die Überreste des Atomreaktors Nukey Poo nahe dem Observation Hill in der Antarktis, die starke Belastung der Inuit durch DDT oder Müllprobleme sowie das höchste Internetcafe der Welt am Everest tun diesen Vorstellungen keinen Abbruch.
Polar- und Expeditionsliteratur erleben in den letzten Jahren einen intensiven Aufschwung. Die vormals weißen Flecken des Globus füllen unzählige Buchseiten. Weshalb aber bildet sich der Mensch grundsätzlich ein, dass ihm etwas offenbar wird, wenn er buchstäblich die Enden der Welt berührt? Ohne zusätzlichen Schutz ist er dort weniger wehrhaft als eine Flechte. Und - provokant gefragt - hat den Mensch gerade das Überleben der Eiszeiten kognitiv so verortet, um selbst eine Klimakatastrophe zu verursachen?