ABSTRACT:
"Bei einem Denker sollte man nicht fragen: welchen Standpunkt nimmt er ein, sondern: wie viele Standpunkte nimmt er ein? Mit anderen Worten: hat er einen geräumigen Dankapparat oder leidet er an Platzmangel, das heißt: an einem System." - Egon Fridells polemisch zugespitzte Gegenüberstellung von flexiblem und systemorientiertem Denken entspricht in der Sache der folgenreichen Unterscheidung von "esprit systématique" und "esprit de système" in der Vorrede D’Alemberts zur großen Encyclopédie. Zugleich steht mit dieser Unterscheidung die Alternative einer Mischung von Texttypen, kommunikativen Gattungen, Stilen einerseits und der konsequenten Abgrenzung von verschiedenen Textsorten andererseits zur Diskussion.
Diese Alternative von klarer Trennung unterschiedlicher Textsorten mit jeweils spezifischen Textcharakteristika auf der einen und der Mischung von Gattungen auf der anderen Seite gehört zu den gegenwärtig bedeutsamen Phänomenen der Medienentwicklung: so wird beispielsweise der zunehmende Einsatz von Hybridformen der Werbung in der Medienwissenschaft als Gefahr für die Glaubwürdigkeit des redaktionellen Teils diskutiert. Im Hintergrund steht dabei die Kategorisierung von Wissenstypen - mit den Kategorien von "statischem" vs. "dynamischem" respektive "pragmatischem" Wissen - im Verhältnis zu ihren Vermittlungsformen und Anwendungsfeldern.
Die Grundlegungen textlinguistischer Forschung können hier zu einer Klärung beitragen, indem die sprachlich gegebenen Möglichkeiten sowohl der klaren Abgrenzung von Wissenschaftssprachen und anderer Varietäten dargelegt werden als auch der Mischung von Stilen, Registern und Varietäten. Die Darstellung von kommunikations- und stiltheoretischen Bedingungen der Differenzierung sowie der Integration von Wissenstypen und ihren Vermittlungsformen soll Gegenstand des Beitrags sein.