In den letzten Jahrzehnten wurden viele Großbetriebe dezentralisiert und reorganisiert, ausgelagert, Teile der Produktion wurden und werden fremd vergeben. Management- Buy- Out- Firmen, Filialnetzwerke und Gründerfirmen sowie Industrieparks entstehen, andererseits haben die Privatisierungsentscheidungen in größeren Unternehmen des Öffentlichen Dienstes zu neuen Netzwerken kleiner Betriebe geführt. In so einer Situation könnte das Unternehmen der Zukunft von einer geschlossenen räumlich sozialen und technischen Einheit zu einem produktiven Zusammenhang kleinerer Betriebseinheiten mutieren. Dazu kommt, dass die Produktionsbereiche langsam und stetig an Bedeutung verlieren, die meist kleinbetrieblich strukturierten Dienstleistungsbereiche schnell an Beschäftigung gewinnen.
Nach wie vor gibt es in der Diskussion über die Bewertung der industriellen Beziehungen in Klein- und Mittelbetrieben große Unterschiede. Die einen halten die Welt der Kleinen für ein zukunftsweisendes Vorbild: Für manche ExpertInnen soll hier sogar der Gegensatz zwischen Kapital und Arbeit aufgelöst sein. Hier würden Teamgeist und soziale Nähe zwischen Chef und ArbeitnehmerInnen alle Probleme lösen, Konflikte erst gar nicht aufkommen. So sei auch eine Vermittlung durch eine hinzukommende Vertretungsinstitution wie den Betriebsrat nicht notwendig, da jeder Mitarbeiter und jede Mitarbeiterin jederzeit jeden Wunsch mit dem Chef und/oder der Chefin selbst besprechen könne.
In Gewerkschaftskreisen heißt es, der Anteil ungesicherter Arbeitsverhältnisse steige dort an, die Beschäftigungssicherheit werde geringer, weil schneller gekündigt werde. Z.B. hat sich seit Beginn der 90er Jahre die arbeitsrechtliche Beratungsfrequenz in der AK Wien etwa verdoppelt. Eine besondere Problemgruppe sind gerade Beschäftigte in Kleinbetrieben. Sie laufen doppelt so häufig wie Beschäftigte in größeren Betrieben Gefahr, zu Kunden der AK-Rechtsberatung zu werden. Schließlich ließen sich deutliche Unterschiede zwischen kleineren und größeren Betrieben auch hinsichtlich betrieblicher Sozialleistungen und Löhnen nachweisen.
Darüber hinaus ist es der Institution Betriebsrat nicht gelungen im klein – und mittelbetrieblichen Bereich ihren Einfluss auszudehnen. Als Grund hierfür wird seitens der Gewerkschaften ein komplexes Geflecht von Hindernissen gesehen: die Wahl von Betriebsräten werde aktiv und unter Einsatz aller Machtmittel - wie etwa der Kündigung von BetriebsratskandidatInnen - bis zur Drohung der Betriebsschließung, verhindert; häufig komme es auch nicht zur Wahl, weil ArbeitnehmerInnen in Kleinbetrieben weniger organisationsbereit seien als ihre Kollegen in größeren Betrieben. ArbeitnehmerInnen hätten gerade in Klein-und Mittelbetrieben Angst vor Nachteilen durch einen Konflikt mit dem Chef, und schließlich sei der Aufwand für potenzielle BetriebsratskandidatInnen viel Freizeit und persönliches Engagement in eine Sache mit ungewissem Ausgang zu investieren und dabei noch Risiken für das eigene berufliche Fortkommen in Kauf zu nehmen zu groß.
Die Arbeitsgruppe „Die Welt der Kleinen“ soll einen Beitrag leisten, um folgende Bereiche zur Diskussion zu stellen:
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Arbeitsbedingungen der Menschen in Klein- und Mittelbetrieben: („ Welches sind die zentralen Probleme der Menschen in Klein- und Mittelbetrieben?“).
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Anforderungen an die Interessenvertretung: („Was soll die Interessenvertretung für Menschen in Klein- und Mittelbetrieben leisten).
Sie ist gerichtet sowohl an fachkundige ExpertInnen, WissenschaftlerInnen,
InteressenvertreterInnen, alle ArbeitnehmerInnen in Klein- und Mittelbetrieben
als auch UnternehmerInnen.