|
„Von Dunkel zu Dunkel“
Paul Celans Dichtung zwischen Fremd- und SelbstbestimmungLucia Cepoi (Bukarest)
Email: luciacepoi@yahoo.de
ABSTRACT:
Man lebt in seiner Zeit und lebt zugleich gegen sie, wenn man weder die Realität der historischen Ereignisse noch die Gründe akzeptiert, die sie herbeigeführt haben(1) – der aus Bukowina stammende Dichter Paul Celan wird sein ganzes Leben unter seinem Judentum leiden. Ein Exilierter und Verbannter, als Außenseiter geltend und zu einer Minorität gehörend, ein deutscher Jude – Schalom Ben-Charin versteht unter „deutschen Juden“ „[…] natürlich auch die Juden Österreichs und Böhmens, aber zum Teil auch der Bukowina, aus der der letzte große jüdische Lyriker deutscher Sprache, Paul Celan, Überlebender des Holocaust, aber wie viele Autoren der Emigration den Freitod suchend, stammte“(2).
Was wäre geschehen, wenn er kein deutscher Jude gewesen wäre bzw. wenn es keinen Holocaust gegeben hätte? Gehört er eigentlich zu den sogenannten deutschen Juden? Sein Frühwerk war vom französischen Symbolismus sehr beeinflusst – ohne Shoah hätte er die Tradition Baudelaires fortgesetzt? Was ist selbst- und was ist fremdbestimmt bei Celan? Hat er überhaupt seine Identität gefunden? Das Private, seine persönlichen Beziehungen und die Dunkelheit haben eine wichtigere Rolle gespielt als sein Engagement, seine Ideologie oder die Geschichte? Wir werde versuchen, auf alle diese Fragen einzugehen.
1 Jean Bollack, Paul Celan – Poetik der Fremdheit, aus dem Frz. von Werner Wögerbauer, Wien: Paul Szonlay Verlag, 2000, S. 32
2 Schalom Ben-Chorin, Zwischen neuen und verlorenen Orten, München: dtv, 1988, S.14
|