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Das Fremde und das Eigene
Zu Entwürfen der kulturellen Identität der deutsch schreibenden AutorInnen tschechischer HerkunftRenata Cornejo (Jan-Evangelista-Purkyně–Universität, Ústí nad Labem, Tschechien) [BIO]
Email: cornejo@pf.ujep.cz
ABSTRACT:
Der Beitrag geht von der These aus, dass sich die Alterität und Identität als zwei dichotome Begriffe gegenseitig bedingen. Die Abgrenzung und Ausgrenzung des Fremden bildet nicht nur die Voraussetzung für die Konstitution der eigenen Identität, sondern das „konstitutive Außen“ ist zugleich immer auch ein Teil des sich „konstituierenden Ich“. So dient die Andersheit zur In-Fragestellung des angeblich Mit-sich-selbst-Identischen, zu dessen kritischer Überprüfung und zum neuen Überdenken der eigenen Identitätskonzepte.
Die Funktion von Alterität für die Konstitution und Konstruktion von Identität soll am Beispiel der „Grenzgänger zwischen den Kulturen“, der deutsch schreibenden tschechischen AutorInnen wie Libuše Moníková, Jiří Gruša, Jan Faktor, Stanislav Struhar oder Michael Stavaric untersucht werden, die ihr Land nach 1968 verlassen haben und in der BRD oder Österreich ihre „literarische Heimat“ fanden.
Die Gratwanderung zwischen zwei Sprachen und Kulturen ermöglicht die „eigene“ Welt aus der Perspektive des „Anderen“ zu lesen. So funktioniert das Fremde nicht nur als komplementäres Gegenteil zum Selbstidentischen, sondern das bis dahin Mit-sich-selbst-Identische wird dekonsturiert und in seinem Bezug zum Fremden bzw. als ein Teil des Fremden erfahren.
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