Ehrenschutz: Bundespräsident Dr. Heinz Fischer

KCTOS: Wissen, Kreativität und
Transformationen von Gesellschaften

Wien, 6. bis 9. Dezember 2007

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Die Erzählbarkeit der Geschichte. Metanarrative Reflexionen in Alfred Döblins historischem Roman November 1918

Adriana Florentina Cutieru (Université de Montréal) [BIO]

Email: adriana_florentina@yahoo.de

 


 

ABSTRACT:

In seinen Aufsätzen zur Literatur betont Alfred Döblin die Eigenständigkeit des Romanautors gegenüber dem Historiker bezüglich der Darstellung der Geschichte. Er macht darauf aufmerksam, dass der Historiker eine Illusion des historischen Geschehens aufbaut, ohne den erzählerischen Vorgang zu reflektieren. Der Autor historischer Romane sei aus diesem Grund der wahre Wissenschaftler, denn im Gegensatz zum Historiker thematisiere er den Akt des Erzählens ganz bewusst. Diese Metanarration stellt nichts Geringeres als eine Reflexion über unsere Art des Zugriffs auf Vergangenes und die Darstellbarkeit von historischer Wirklichkeit dar. Döblin war damit dem Konzept der historiographischen Metanarration, das im Zeichen der Postmoderne sowohl in der Geschichtsschreibung als auch in der Literaturproduktion anzutreffen ist, um Jahrzehnte voraus.

Die Stimme des Erzählers im Novemberroman pendelt zwischen der allwissenden Stimme des Dichters bzw. Historikers und der Stimme eines Beteiligten an der Geschichte, der ihren Wirrnissen nicht entfliehen kann. Daher entsteht eine Spannung zwischen Ambivalenz und Kohärenz, die nicht nur auf der Ebene der erzählten Geschichte erkennbar ist, wo die Art der Darstellung historischen Geschehens zwischen Illusionsbildung und – durchbrechung schwankt, sondern auch auf der Ebene der metanarrativen Äußerungen. Indem in vielen metanarrativen Betrachtungen der Erzähler über die Darstellbarkeit der Geschichte reflektiert, ohne „die Fiktion [der] faktualen Erzählung zu verletzen“ (Scheffel, Formen selbstreflexiven Erzählens, auch Nünning, Mimesis des Erzählens) und den Eindruck bestärkt, dass die Geschichte sich selber erzählt, gibt es andere Stellen, wo der Erzähler explizit die Fiktionalität seiner Geschichtsdarstellung bloßlegt und die Zugänglichkeit zur historischen Wirklichkeit in Frage stellt.


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Wien, 6. bis 9. Dezember 2007