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<<< European Identities, European Realities / Europäische Identitäten, Europäische Realitäten
Die Neu-Entdeckung Europas durch die Literatur
Marja-Leena Hakkarainen (Turku, Finnland) [BIO]
Email: maleha@utu.fi
ABSTRACT:
Als Folge der Globalisierung und der Massenmigrationen ist in den letzten Jahrzehnten eine neue Art europäischer Literatur entstanden, die die Grenzen der nationalen Identitäten und Kulturen überschreitet. Diese Literatur wird hauptsächlich auf englisch, deutsch und französisch geschrieben und gelesen, ihre AutorInnen kommen jedoch aus verschiedenen Kontinenten und stehen in Verbindung mit vielen Ländern und Kulturen. In meinem Beitrag untersuche ich Emine Sevgi Özdamars Der Hof im Spiegel (2001) und Yoko Tawadas Sprachpolizei und Spielpolyglotte (2006) als Beispiele transnationaler Literatur. Ausgehend von den Begriffen „Deterritorialisierung“ und „Reterritorialisierung“ von Gilles Deleuze and Félix Guattari konzentriere ich mich in meiner Analyse auf die Rolle der intertextuellen Bezüge auf europäische Kultur und Literatur.
Während die sprachliche Deterritorialisierung die nationalen Literaturen mit neuen Elementen konfrontiert, bewirkt die Reterritorialisierung kulturelle Synthesen und Verflechtungen. In Özdamars Erzählungen werden Anspielungen auf die europäische Literatur vorwiegend mit persönlichen Reise-Erlebnissen und mit der Konstruktion multikultureller Identitäten verbunden, Tawada wiederum konzentriert sich auf kulturelle Übersetzung und Neu-Interpretation deutschsprachiger Literatur. Beide Texte dekonstruieren europäische Denkweisen und abgegriffene Klischees und konzipieren darüber hinaus neue Lesarten zu Europas kulturelle Vergangenheit. Indem die Erzählungen die Binaritäten von Ost und West und vom Fremden und Eigenen spielerisch erschüttern, enthüllen sie auch, dass Europa schon immer eine multikulturelle Bühne für transnationale Begegnungen gewesen ist.
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